Samijo schrieb:Ich habe am Anfang gedacht das er es speziell bei mir macht weil ich ja auch arbeiten gehe und er somit die "verlorene" Aufmerksamkeit nachholt. Er macht es aber auch bei der Oma und beim Opa und bei meinem Lebensgefährten (der aber nicht bei uns wohnt und nur am Wochenende da ist).
Das ist der Fall den ich versucht habe zu erleutern. Da dein Kleiner ja kein Dummbatz ist, hat er gelernt, seine Umwelt mit diesem "Trick" zu steuern
:D Er denkt sich: "Hm, wenn das ganze bei Mutti klappt, versuch ich´s auch bei Omi und Opi!"
Hattest du schon beschrieben, wie oft er diesen Mann sieht? Denn bei meiner Tochter war es zu der Zeit, als wir uns für professionelle Hilfe entschieden hatten, schon sehr arg ausgebildet. Da war es keine Seltenheit, das dieser Mann mehrmals und vor allem unter der Woche, wenn ich abends in meinem "Arbeitszimmer" über Unistoff grübelte, auftauchte. Das gleiche war der Fall, wenn meine Partnerin über längere Zeit beschäftigt war. Durch die psychologische Beratung wurde uns dann dieses gewisse Brett vorm Kopf deutlich: nämlich das unsere Tochter mehr Zeit mit uns verbringen wollte.
So, nun zu dem Leitfaden. Dieser ist im Prinzip eine Anleitung, wie man mit seinem Kind in solch einer Situation umgehen soll. (ich kürze den Text etwas, da sich dieser im Original immer Auf Beispiele bezieht) Grundlegend ist dabei, Situationen zu filmen, in denen sich das Kind vor einem Raum, einem Möbelstück (Kleiderschrank) o.ä. fürchtet.
Schritt Eins:Nimm dein Kind durchaus Ernst, denn es soll die Erfahrung machen, ernstgenommen zu werden. Sprich mit deinem Kind über das Erlebte; ist das vermeintliche Monster, das Gespenst oder der böse Schatten noch da? Wenn ja, halte die Kamera drauf! Mit diesem Filmmaterial kannst du dein Kind konfrontieren; zeig ihm das Filmchen, damit es sieht, das dort nichts ist. Oft begreifen die Kinder dann, das es keinen Grund gibt, sich zu fürchten.
Schritt Zwei:Falls ihr Kind Ausflüchte sucht, indem es behauptet, dass das "Etwas" ganz einfach unsichtbar sei, dann geht es daran, die Angst vor dem "Bösen" aufzuarbeiten. Zeigen sie ihrem Kind, das sie sich nicht fürchten. Dabei nicht vergessen, das die Ängste ihres Schützlings trotzdem real sind. Schimpfen sie mit den Angstgegenständen ihres Kindes, vermitteln sie dominanz, sodass sich ihr Kind beschützt fühlt. Seien sie erfinderisch! Entwickeln sie "Schutzgegenstände", Dinge wie Kettchen, Anhänger, eine einfache Nachtlampe oder Kuscheltiere. Suchen sie sich Gegenstände aus, die nur schwer zu verlieren sind!
Schritt Drei:Wenn all das nichts hilft, sollten sie auf Ursachenforschung gehen. Haben sie in der Vergangenheit (damit sind nicht nur die letzten Wochen gemeint, Kinder haben ein beeindruckendes Gedächnis!) evtl. für ihr Kind aufregende Dinge erlebt? So zum Beispiel eine überfüllte Wohnung bei einer Geburtstagsfeier, ein Besuch bei für das Kind fremden Verwandten, ein Unfall, Todesfall usw... Auch sollten sie Probleme im Kindergarten/Vorschule oder anderen Tageseinrichtungen ausschließen. Vielleicht hat ihr Kind Probleme mit anderen Kindern oder dem angestellten Personal.
Wenn sie dann etwas gefunden haben, reden sie mit ihrem Kind! Dabei ist es wieder wichtig, das "mystische" aus dem Thema zu nehmen, aus etwas für das Kind zu aufregendem/seltsamen, etwas natürliches zu machen.
Tägliche Rituale sind für Kinder besonders wichtig. Oft fürchten sie sich in der Dunkelheit oder in nicht alltäglichen Räumen (Keller usw...) So hilft es ihnen, wenn sie solche Probleme gemeinsam angehen. Bringen sie ihr Kind täglich mit einem festen Ritual zu einer festen Uhrzeit ins Bett, singen sie ein Lied zusammen, lesen sie vor oder spielen sie mit den Kuscheltieren Kasperletheater und setzen sie die Geschichten jeden Abend fort. Hier ist kreativität gefragt!
Nebenbei gesagt, ist ein strukturierter, für das Kind durchsichtiger und bekannter Tagesablauf grundlegend. Kündigen sie Arztbesuche oder andere Termine vorher an und besprechen sie diese, wird sich ihr Kind damit beschäftigen und evtl. sogar darauf freuen.
Schritt Vier:Schritt Vier besteht aus Wiederholung und Festigung von Struktur im Alltag. Öffnen sie sich ihrem Kind, sprechen sie auch über aktuelle Probleme im Haushalt, dem Job oder andern Bereichen, dann wird sich ihr Kind ihnen gegenüber auch mehr öffnen. Denn oft traut man Kindern zu wenig zu. Sie begreifen und realisieren Probleme auch dann, wenn man versucht, diese zu vertuschen oder herunterzuspielen, wodurch ihr Kind natürlich belastet wird. Kinder sind klug! Sie wissen was es bedeutet, Verlustängste zu haben, oder wie es sich anfühlt, wenn man von anderen unterdrückt wird usw. Wenn sie für sich erkennen, das ihre Probleme, wenn diese natürlich weitreichender und bedrohender sein können, im Grunde genommen auf dem selben Prinzip wie die ihres Kindes beruhen, dann werden sie auf ganz anderen Wegen versuchen können, sie zu lösen.
Falls alles nichts hilft oder sie sich professionelle Hilfe wünschen, dann trauen sie sich den Gang zum Kinderarzt oder Kinderpsychologen zu. Dort wird man ihnen mit Rat und Tat beiseite stehen!
...
So das ist eine sehr kurze Zusammenfassung von dessen, was sich in diesem hübschen Heftchen verbirgt. Natürlich steht da noch einiges mehr drin, doch möchte ich nur ungern 34 Seiten exzerpieren^^ Diesen Leitfaden habe ich kostenlos bei meinem Kinderarzt bekommen. Dieser hat uns auch zu einem Kinderpsychologen weitergeleitet. Ging alles wunderbar
:D