@thurbold Hallo - bei uns in Wien und Umgebund, aber auch im Waldviertel gibt es eine Menge Sagen und Legenden.
Die meisten stammen aus der Vergangenheit.
Wien liegt ja an 2 Flüsse und mehreren Donauarme. Das ist die Donau, der Donaukanal, einige Nebenarme, die Alte Donau und der Wienfluß, der in die Donau mündet. Daher war Wien immer vom Hochwasser betroffen. Ab 1870 gíbt es keine Hochwassertoten mehr.
Der Wienfluß war früher breiter, ungefähr 10-15 m breit. Entlang der Wien gab es alle paar Hundert Meter eine Mühle. Das Wasser wurde aufgestaut und ging als Wasserfall nieder - dort waren die tiefen Stellen im Fluß.
Man erzählt sich, daß zu jener Zeit der Mühlen, die es noch bis ins 19. Jahrhundert gab, daß in diesen tiefen Stellen Wassermänner hausten. Wenn sich Kinder beim Spielen zu nahe dem Wasserfall nährten, konnte es passieren, das ein Wassermann ein Kind packte und in das tiefe Wasser zerrte, in sein Reich. Dieses Kind sah man nie mehr wieder.
Nun kommt etwas historische Wahrheit:
Alle 30-50 Jahre gab es ein gewaltiges Hochwasser am Wienfluß. Die Häuser, Gärten und Mühlen standen unweit des Wienflußes. Alle 50-100 Jahre kam das extreme Hochwasser in der Nacht - der Pegel stieg in nur 1 Stunden gleich um mehrere Meter an. Einige Male in der Geschichte von Wien hat das Hochwasser mitten in der Nacht unzählige Menschen mit ihren Hütten und Mühlen weggeschwemmt. Vor rund 150 Jahren begann man schließlich mit der Regulierung.
Das Problem bei der Stadt Wien war, daß diese City von Wasser umgeben ist. Die Donau war noch nicht reguliert, es gab sehr viele Donauarme und Inseln, wo auch die Häuser standen.
In der Biedermeierzeit, im Jahr 1836 wurde es im Frühling in den Bergen extrem rasch warm. Gewaltige Mengen von Schnee und Eis schmolzen in nur kurzer Zeit. Das brachte das gewaltigste Hochwasser der letzten 1000 Jahre. Halb Wien war überschwemmt. Die Häuser auf den Donauinseln wurden weggeschwemmt und es gab unzählige Tote.
Der junge Kaiser Franz Josef beschloß endlich die Donau zu regulieren - bisher war es technisch noch nicht möglich. Doch um 1850 begannen sie das Bett der Donau, der Donauarme und das Flußbett der Wien zu vertiefen und mit einem Steinufer einzubetten. 20 Jahre später waren sie damit fertig. Trotzdem gibt es bis heute noch ein extremes Hochwasser, daß Stadtteile von Wien überschwemmt werden. Das letzte gewaltige Hochwasser war 2002, als auch im östlichen Deutschland, in Tschechien und Polen die Flüsse über die Ufer traten.
Eine bekannte Sage aus Wien: "Der Basilisk"
Es war im späten Mittelalter, die Stadt Wien bestand nur aus dem ersten Bezirk, aus der Inneren Stadt. Damals hatte noch jedes Haus seinen eigenen Brunnen. Es gab einen Brunnen, der von einem Tag auf dem anderen extrem zu stinken begann. Die Leute wunderten sich, sie tranken das Wasser nicht mehr, wegen der Gefahr an Ruhr zu erkranken.
Im Laufe der nächsten Tage breitete sich dieser Gestank in der gesamten Gasse aus. Niemand wollte mehr die Fenster öffnen, so daß der üble Geruch nicht in die Häuser kam. Einige Burschen ärgerten sich über diesen Mief und beschlossen hinabzusteigen und die Brunnen zuzuschütten.
Dieses Wasser wollte sowieso niemand trinken. Ein anderer Bursch meinte, daß vielleicht ein totes Tier im Brunnen liegt und es deshalb so riecht. Er beschloß, selbst nachzusehen - die Leute ließen ihn mit dem Strick hinunter.
Plötzlich hörte man einen fürchterlichen Schrei und danach Stille. Man blickte hinunter und sah den leblosen Körper dieses jungen Mannes. Nun hatten die Leute auch Angst.
Sie wußten nicht, was sie tun könnten. Bevor sie den Brunnen zuschütten, müssen sie den Leichnam bergen, das war Gesetzt. Den ein verwesender Körper, auch von einem Tier, konnte das gesamte Grundwasser in der Umgebung vergiften.
Man suchte nach einem sehr mutigen jungen Mann. Es gab sogar eine Belohnung für jenen, der den toten Körper bergen konnte und sich nicht vor dem Gestand grauste.
Nach 2 Tagen meldete sich ein Fremder, der extrem nach Schnaps roch. Er hätte den Mut den toten Burschen zu bergen, das Wasser eventuell von andern Abfällen zu reinigen. Alle freuten sich, daß sich endlich jemand bereit erklärte, ihnen zu helfen. Die Belohung waren 30 Taler, die alle Nachbaren zusammenlegten.
Dieser seltsame Mann um die 40 schmierte sich mit Kräuter ein, trank noch einige Schluck von seinem Schnaps und bat um einen Spiegel. Alle lachten und meinten, wozu brauche er einen Spiegel, wenn er in den Brunnen steige - dort unten gibt es keine hübschen Frauen.
Er lachte nicht, er meinte es toternst. Er sagte, daß sei seine Garantie zu überleben. Eine junge Frau gab ihm einen Handspiegel.
Die Männer ließen diesen, nach Schnaps und Duftkräuter riechende Mann hinunter. Nach einigen Minunten zogen die Männer die Leiche des jungen Mannes empor und übergaben ihn dem St Stephan Friedhof.
Dieser seltsame Mann war noch immer unten, man hörte kaum etwas. Doch er war am leben, man hörte ab und zu das Plantschen des Wassers.
Die Männer zogen wieder den Holzkessel empor, darin waren tote Katzen und ein toter Hund. Das war der Grund für den Gestank.
Dann wurde dieser Mann emporgezogen. Als er hinaufkam und aus dem Korb stieg, hatte er etwas in seiner Jacke eingewickelt. Die Leute fragten ihn, was das sei.
Er sagte, daß sei ein Basilisk. Dieses Tier ist so häßlich, daß alle daran sterben, wenn man dieses Tier nur ansieht. Er schilderte den Leuten, als er unten war, verband er sich die Augen, er vermutete, daß es solch ein Tier sein müsse. Er zeigte diesem Tier sein Spiegelbild - und es fiel sofort tot um.
Die Menschen wollten sich noch ausgiebig bei ihm bedanken, doch dieser seltsame Fremde war sofort weg, mit Belohnung und mit dem toten Basilisken. Man sah ihn nie mehr wieder. Trotzdem er gut den Wiener Dialekt konnte, merkte man, daß er einen leichten italienischen Akzent hat. Es kamen viele Menschen aus dem Mittelmeerraum
Zum Dank dafür wurde das Haus "Zum Basilisken" ernannt.
Etwas Erklärung und Geschichte:
Wien war schon im frühen Mittelalter eine Handelsstadt. Diese City war ein Knotenpunkt, zwischen Ost und West - Nord und Süd. Daher gab es immer viele Fremde in dieser Stadt bis ins 19. Jahrhundert. Man hörte die verschiedensten Sprachen und die verschiedensten Kleidungsstücke. Es kamen armenische Kaufleute, kroatische Gemüseverkäufer, böhmische Glasbläser, slowakische Spielzeughersteller, ungarische Fleischhauer, böhmische Köchinnen, norditalienische Baumeister, tiroler Bergknappen, baltische Bernsteinhändler...........usw.
Daher war es nicht ungewöhnlich, wenn man in Wien stets fremde Menschen traf. Viele konnten den Dialekt gut sprechen, da sie immer wieder für eine Weile in Wien Geschäfte machen. die auch gut den wiener Dialekt konnten. Am Hof sprach am Französisch und die Künstler sprachen Italienisch.
Nach dem 1 Weltkrieg brach alles zusammen und Wien begann für die nächsten Jahrzehnte zu schlafen. Erst ab 1990, erst nach dem Fall des Eisernen Vorhanges, kommen wieder genügend fremde
Vielleicht finde ich noch bessere Sagen, es gibt so viele im Nordosten von Österreich.
LG Peter