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Das Poltergeist-Phänomen

3.378 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Geist, Spuk, Physik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Poltergeist-Phänomen

29.11.2013 um 19:47
@anonyheathen

Vielen Dank für deine Geschichte des Poltergeist-Phänomens!

Sind dir eigentlich noch andere Fälle bekannt, bei denen die Gegenstände, die durch die Luft flogen als heiß beschrieben wurden?


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Das Poltergeist-Phänomen

29.11.2013 um 20:30
Zitat von BoogeyfanBoogeyfan schrieb:wow machst du nie fehler? bist du allwissend?
doch klar mach ich manchmal welche und dann bin ich froh, wenn mir jmd sagt, wie das richtig geht, damit ich es nicht ein zweites mal falsch mache. aber wie heißt es doch so schön ? zeig einem schlauen menschen einen fehler und er wird sich bedanken, .. und so weiter.
Zitat von BoogeyfanBoogeyfan schrieb:und das ist doch nur die wahrheit.
darum kann sich der TE kümmern, der ist ja erfreulicherweise wieder da -.-"


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Das Poltergeist-Phänomen

29.11.2013 um 20:37
@pi18
meinst du mit dem sprichwort vielleicht dich selber? und ja der ist wieder da.


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Das Poltergeist-Phänomen

30.11.2013 um 11:08
@Tajna
Zitat von TajnaTajna schrieb:Sind dir eigentlich noch andere Fälle bekannt, bei denen die Gegenstände, die durch die Luft flogen als heiß beschrieben wurden?
Ja, das kommt "relativ" oft vor. In Annekatrin Puhles kurzer zusammenfassender Darstellung von sechs historischen Poltergeistfällen aus dem 18. Jahrhundert in Deutschland, in der sie insgesamt 128 oder mehr einzelne Vorfälle zählt, wird immerhin fünf Mal erwähnt, das die unerklärlich bewegenden oder plötzlich wie "aus dem Nichts" auftauchende Gegenstände sich nachher beim Anfassen heiß anfühlen. Auch im Fall des Enfield Poltergeistes wird davon berichtet und wie gesagt in einigen anderen Fällen mehr. In den Berichten, die ich in den nächsten paar Wochen hier einstellen möchte, wird dieser Umstand ebenfalls immer mal wieder erwähnt. Ich werde dann auch entsprechend darauf hinweisen.


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Das Poltergeist-Phänomen

30.11.2013 um 11:17
So, jetzt wie versprochen ein paar Ausschnitte aus "Lithobolia; or The Stone-Throwing Devil" von Richard Chamberlain, zur Zeit der Vorfälle Sekretär der Kolonie New Hampshire, der damals gerade - wie scheinbar einige weitere Beamte - bei der Familie Walteon logierte:

Den ganzen Text im englischen Original kann man, wie gesagt, hier lesen:
http://w3.salemstate.edu/~ebaker/chadweb/lithoweb.htm

„Als ich vor einiger Zeit in den Diensten Seiner damaligen Majestät in Amerika war, logierte ich im Hause des besagten George Walton, eines Pflanzers daselbst, und in einer Sonntagnacht gegen 10 Uhr hörten wir, ich selbst und die Familie, viele Steine, die mit viel Gelärm gegen das Dach und alle Seiten des Hauses schlugen. Hierauf ging er, besagter Walton, an seinen Zaun, welcher zwischen ihm und seinem Nachbarn verlief, einem gewissen John Amazeen, einem Italiener um nachzusehen, denn es war wiederum, wie schon vordem, aus den Angeln gerissen und zu Boden geworfen worden, und als er dort stand, und auch während er mit andern Personen zusammen zum Hause zurückschritt, wurden sie alle eine kurze Schussweite vom Tore entfernt mit einem Hagel von Steinen überschüttet (die, wie wir annahmen, von den nahen Felsen stammten), und zwar von ungesehenen Händen oder Urhebern. Denn zu dieser Zeit war ich zu ihnen hinabgekommen, da mich die seltsame Unruhe, so alle erfasst, aus dem Bett geholt hatte, und weiß, daß alle andern so scharf Wache hielten wie ich selber und wie man es überhaupt nur vermochte (an einem so hellen Morgen wie jenem), allein nichts entdecken konnten.

Hierauf kamen viele Steine, und zwar recht große, manche so groß wie meine Faust, in den Hauseingang oder Flur; wir zogen uns in das Zimmer neben dem Flur zurück, ohne dass jemand
Verletzungen erlitten hätte (dank der allmächtigen Vorsehung, denn sicher hatte der höllische Anstifter, der böse Feind der Menschheit, Tod oder Verstümmelung gewollt, wäre ihm dies nicht verwehrt geblieben), nur zwei Jünglinge wurden getroffen, der eine am Bein, der andere an der Hüfte, obwohl die Steine so dicht und gewaltsam an die Wände des engen Zimmers schlugen. Dieweil wir noch ganz verwirrt ob des Geschehens dastanden, glaubte das eine Mädchen gesehen zu haben, daß die Steine aus aus dem Flur neben uns kamen. Als wir dort (und im Keller darunter) nachsuchten und niemanden fanden, bemerkten ich und ein anderer, wie zwei kleine Steine kurz nacheinander auf den Boden schlugen, die kamen wie von der Decke über uns, und so schlossen wir, es müsse gewisslich eine außernatürliche und zauberische Macht im Spiele sein.“

(...)

«Mehrere angesehene Personen, die damals auf dem Felde waren (und deren Namen hierunter zu finden sind), um Mr. Walton dortselbst zu besuchen, sind Zeugen desselbigen Steinewerfens sowohl auf dem Acker wie danach im Hause an jenem Abend, darunter ein Mr. Hussey, Sohn eines Ratsherrn daselbst, welcher einen, der erst auf dem Boden aufgeschlagen und dann von dort zurückgeprallt war und ihn an der Ferse getroffen hatte, aufhob und mitnahm, um ihn andern vorzuzeigen. Hauptmann Barefoot hat einen andern, jenen nämlich, welcher (mit andern Steinen zusammen) in den Flur geflogen kam und welchselben auch ich sah, wie er oben zur Türe hereinkam und mitten in die Kammer fiel und hiernach (obwohl ein wackerer Flachstein) um und um rollte, wie von Hand getrieben, und unter einem Bette derselben Kammer liegen blieb. Kurzum, diese Personen erboten sich, von der Sonderlichkeit solchen Geschehens höchlich erstaunt, für die Wahrheit desselben zu bürgen. Sie ersuchten mich, ihre Namen aufzunehmen, und ich tat dieses und machte ein Memorandum darüber, also lautend:

Die unterzeichneten Personen bestätigen hiermit gemäß der Wahrheit, dass sie Augenzeugen gewesen, wie zumindest ein Dutzend Steine an jenem Abend unsichtbar auf das Feld und in den Flur des Hauses, die Diele und eine der Bettkammern bei George Walton geworfen wurden, und zwar

Samuel Jennings, Statthalter von West-Jersey
Walter Clark, Vizestatthalter von Rhode Island
Arthur Cook
Matt. Borden von Rhode Island
T. Maul von Salem in Neu-England,
Oliver Hooton aus Barbadoes, Kaufmann
Hauptmann Walter Barefoot
John Hussey sowie desselbigen Gattin.»


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Das Poltergeist-Phänomen

30.11.2013 um 11:17
Und hier noch ein weiterer Ausschnitt aus "Lithobolia":

"Samstag, den 24. Juni, beobachtete ein Familienmitglied zu der gewöhnlichen Abendstunde, dass ein paar (höchstens ein halbes Dutzend) dieser natürlichen (oder vielmehr unnatürlichen) Waffen wie schon früher in die Küche geflogen kamen, doch zum Teil auf ungewohnte Weise, indem sie auf dem Beobachter zur Ruhe kamen oder so gemächlich anschwebten, dass er sie auffangen konnte. Sonst trug sich,wie ich glaube, an diesem Abend nichts Bemerkenswertes zu. Doch als ob der boshafte Dämon sich seine Streiche für Sonntag und Montag aufgespart hätte, begann er nun wütender denn je mit einem schweren Steinwurf in der Küche, wo er zudem das Zinngeschirr usw. umherschleuderte. Ein großer Teil davon kam auch von selbst, d. h. ohne von einem Stein angestoßen zu sein, herab gepoltert. Gegen Mitternacht hatte dieses gottlose Treiben noch nicht aufgehört, sondern ging continuando weiter, und zwei sehr große Steine, jeder wohl 30 Pfund schwer (sie lagen für gewöhnlich in der Küche beim Kamin), kamen rasch nacheinander auf mein Schreibpult und die Wand im Vorzimmer geflogen. Dieses Donnergetöse brachte notgedrungen die unten schlafenden Männer herbei (ganz zu schweigen davon, dass es mich aufweckte), und sie berichteten mir, dass mehrere Bilder von der Wand gefallen und eine Menge anderer Gegenstände in meinem Kabinett disloziert worden seien. Die Wiederholung dieser Kanonade durch diese Donnermaschinen, die nun zum weiteren Gebrauche zur Hand waren, und ähnliche Störungen durch vier Ziegel aus dem Kamin im äußeren Zimmer (von denen einer, wie vermeldet, bereits am ersten Sonntagabend derart gebraucht worden) ließen mich an weiterem Schlafen verzweifeln und zwangen mich, das Bett zu verlassen. Als ich hierauf meine Tür offen fand, beobachtete ich auch, wie viele Steine und große Ziegel hereinflogen und die Fenster zerbrachen, bald von innen, bald von außen kommend, und derart auch gegen die Tür meines Kabinetts schlugen, als ich durchs Vorzimmer ging, und ganz nah bei mir zu Boden fielen, während ich die Kerze holte, welche dann ausgeblasen ward, als ich sie just entzündet hatte. Hiernach ging ich hinauf, eine andere Kerze zu holen, und vom andern Ende der Küche her schlug ein hölzerner Mörser mit großem Getöse zu meinen Füßen am untern Treppenabsatz hin, dicht an mir vorbeifahrend.
Nun die Nacht vom Montag, dem 26. Juni, eine der schwersten. Die Unruhe begann in der Küche mit Steinwürfen; dann, als ich zum Nachtessen hinaufging, barst das Fenster, an dem ich saß, nach innen zu in zwei oder drei Stücke, und einer der Steine, die das bewerkstelligten, flog herein, und ich hob ihn am andern Ende des Zimmers auf. Eine der viereckigen Scheiben war in neun oder zehn kleinere viereckige Stücke zerbrochen, als habe sich ein Arbeitsmann diese Vierecke genau vorgezeichnet, damit einige dieser kleineren Stücke mir ins Gesicht fliegen (Wie sie es denn taten) und mich erschreckten, wenngleich nicht verwunden möchten. Inzwischen ging es in der Küche, wohin ich mich zur Gesellschaft begab, lustig weiter, da die meisten Familienmitglieder und ein Nachbar dort verweilten und wo sodann viele Steine (darunter große) in dichter Folge zu je dreien auf uns zuflogen, desgleichen eine alte eiserne Harke aus der Gerätekammer daneben. Dann, als sei ich das vorbestimmte Ziel dafür, trafen mich die meisten der kleineren Steine, die anschwirrten (manche recht kräftig); es waren ihrer wohl an die zwanzig; und gleich ob ich fortrückte, saß oder ging, kamen sie auf mich zu (manchmal auch große) und fielen mir leicht auf Hände und Schoß, wenn ich saß, oder trommelten ganz dicht vor mir auf den Boden oder gegen die Wand, jedoch ohne mich zu berühren. Es ward auch eine obere Kammer betroffen, die zuvor ruhig geblieben, allwo viele Steine, die größer als gewöhnlich waren, über unsere Köpfe hinpolterten, und nicht nur über die unsrigen, sondern auch über die einiger Kinder, welche dort lagen, so dass sie sehr erschraken. Und zur Abwechslung wurde mitunter dreimal laut und deutlich geklopft, manchmal fünfmal hintereinander, als wie mit einem großen Schlegel.“


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Das Poltergeist-Phänomen

30.11.2013 um 16:54
@anonyheathen

Ich hatte die Vermutung, dass die Fähigkeit solche Phänomene hervorzurufen, für Lebewesen einen Überlebensvorteil bringen könnte und diese Lebewesen daher im Zug der Evolution begünstigt worden sein könnten.
Wobei man allerdings nicht von einer Fähigkeit im üblichen Sinn sprechen könnte, da sie nicht bewusst ist und nicht bewusst gesteuert werden kann.

Meine Frage ist daher, gibt es eigentlich Berichte bei denen solche Vorfälle für die Betroffenen von Vorteil waren und sie aus einer bedrohlichen Situation, beispielsweise bei einem Überfall, gerettet haben?


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Das Poltergeist-Phänomen

01.12.2013 um 11:39
Zitat von TajnaTajna schrieb:Meine Frage ist daher, gibt es eigentlich Berichte bei denen solche Vorfälle für die Betroffenen von Vorteil waren und sie aus einer bedrohlichen Situation, beispielsweise bei einem Überfall, gerettet haben?
Würde mir auf Anhieb kein Beispiel einfallen, wo die Phänomene "für die Betroffenen von Vorteil waren". Vielleicht mit Ausnahme einer Geschichte aus zweiter Hand, die sich im 18. Jahrhundert in dem Dorf Quarey bei Glogau in Schlesien ereignet haben soll: Die Nachfolgerin der verstorbenen Köchin eines katholischen Pfarrers soll "der unsichtbare Geist der Verstorbenen weder Ruh noch Rast" gelassen haben, bis diese kündigte. "Von nun an wurde das Feuer auf dem Herd, im Ofen gemacht, die Stube gekehrt und alle dergleichen Dienste geleistet (wie man es in manchen frühern Geschichten von sogenannten Hauskobolden liest) ohne das weder der Pfarrer noch andere Leute eine Person erblickten, die das that". Daraufhin soll König Friedrich II. einen Hauptmann der Garde zur Untersuchung in das Pfarrhaus geschickt haben. Nachdem dieser aber von einer unsichtbaren Hand eine kräftige Ohrfeige bekommen habe, soll er sich mit den Worten "Dat it mir zu tolle" wieder zurückgezogen haben.

Diese Geschichte (Justinus Kerner, Blätter von Prevorst, Erste Sammlung, Karlsruhe 1831, S. 124) die aus zweiter und dritter Hand überliefert ist, trägt allerdings manche Züge einer Sagen bzw. Anekdote - etwa die Parallele zur Geschichte mit den Hauskobolden oder Heinzelmännchen (Kölner kennen vielleicht die entsprechende Sage). Man kann das also kaum als ernstzunehmenden Beleg auffassen.

Ansonsten haben solche Poltergeist-Erscheinungen aber eher destruktiven Charakter. Bestenfalls kann man ihr Wirken noch als "Schabernack" bezeichnen, schlimmstenfalls wird erheblicher Sachschaden angerichtet (bis hin zu abbrennenden Häusern) und gelegentlich - wenn auch selten - Personenschaden. Häufig richten sich die Angriffe gegen die vermutliche Agentin (wenn wir mal davon ausgehen, dass die Vorfälle telekinetisch "verursacht" sind) und könnten dann als Fälle von "Autoaggression" gedeutet werden, etwa im oben genannten mittelalterlichen Fall der Christina von Stommeln oder auch in dem bekannten Great Amherst Mystery von 1878 ("Esther Cox, you are mine to kill").


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Das Poltergeist-Phänomen

03.12.2013 um 21:42
Florian Bertram Gerstmanns/ genaue und wahrhafftige/ Vorstellung/ Des Gespenstes/ Und/ Polter=Geistes/ Welches/ In der Kayserlichen/ und des Heil. Römischen Reichs/ Freyen Stadt Dortmund, und zwar in dessen Vatters/ D. Barthold Florian Gerstmanns Hause 4. Wochen weniger/ 3. Tages/ viele wunderseltzsame Auffzüge und Schaden verübet hat./ Nebst Anmerckungen und einem Theologischen Bedencken/ Zum Druck befordert./ Leipzig und Oßnabrück/ Verlegt von Michael Andreas Fuhrmann/ 1714.

Mit diesem 159-Seiten-Bericht ist eine akkurate und außergewöhnlich umfangreiche Poltergeist-Dokumentation aus dem frühen 18. Jahrhundert erhalten. Die Autoren sind Vater Barthold Gerstmann (Arzt), der die theologischen Zwischenkommentare abgibt, und sein Sohn Florian Gerstmann (Student), der in einem – zunächst auf Lateinisch abgefassten, im Buch aber auf Deutsch übersetzten – Tagebuch die eigentlichen Vorfälle erzählt. Der Fall spielt sich vom 5. Mai bis zum 2. Juni 1713 im Haus des bekannten evangelisch-lutherischen Arztes Barthold Florian Gerstmann in Dortmund ab. Wer eine kurze Zusammenfassung lesen will, sei auf Annekatrin Puhles Aufsatz „Sechs historische Poltergeistfälle aus dem 18. Jahrhundert in Deutschland“ verwiesen. (http://annekatrinpuhle.de/blog/?page_id=104 (Archiv-Version vom 22.03.2014))

(Schon der erste Absatz von Puhles Aufsatz ist lesenswert:
„Wer einen „Kobold, eine Nixe, oder ein anderes dergleichen Gespenst“ in seinem Hause, seinen Ställen, in Bächen und Teichen usw. einfängt und, lebendig oder tot, abliefert, erhält beim Oberjägermeister eine Belohnung von fünf Gulden, so geht es aus einem Gemeindeprotokoll der Stadt Hechingen vom 8.2.1525 hervor (Horst, 1825, S. 380). Etwa ein Vierteljahrtausend später wurde immer noch die Frage aufgeworfen: „Kann ein vernünftiger Mann Geister- oder Gespenstererscheinungen glauben“, wie der Titel eines 1764 erschienenen Buches lautet (Stuetzing, 1764). Eine diplomatische Antwort hierauf gibt ein Zitat aus dem 1750 erschienenen Poltergeistbericht Fleischers: „Denn ob ich gleich niemals so absurd gewesen, Gespenster und Geister zu leugnen, so habe ich doch dergleichen Begebenheiten, unter die raresten Dinge mitgerechnet“ (Fleischer, 1750, § 26 bzw. S. 33f.). )

Wer den ganzen Text von Gerstmanns „genauer und wahrhaftiger Vorstellung“ lesen möchte, kann das auch tun, da die Universitätsbibliothek Göttingen ihn digitalisiert und online gestellt hat: http://gdz.sub.uni-goettingen.de/en/dms/loader/toc/?PPN=PPN608381446&DMDID=DMDLOG_0000

Die Gerstmanns haben vier Wochen lang einiges über sich ergehen lassen müssen, „weil man den Thäter nicht sehen kan / seine Gewalt aber erfahren und außstehen muß“.

Die betroffenen Personen sind das Ehepaar Gerstmann und seine zwei Söhne, von denen der eine der Berichterstatter ist, während der andere lediglich als „kleiner“ Sohn bezeichnet, jedoch vom Vater als Zeuge akzeptiert wird. Ferner existiert eine Tochter, die kaum erwähnt wird, aber die erste ist, die auf die Phänomene aufmerksam wird, sowie eine ebenfalls im Schatten stehende Magd. Vor allem aber sind auch viele Zaungäste vorhanden, denen der Poltergeist kleinere Lektionen erteilt haben soll. Einer der besten Zeugen außerhalb des Familienkreises ist der Dortmunder Pastor Joh. David Brügmann, der in einer 48 Seiten umfassenden Publikation sein Zeugnis über den Poltergeist ablegt: Schrifft=/ und/ Vernunfft=mässiger/ Unterricht/ Was von denen äusserlichen/ Wirckungen der Gespensten/ insgemein/ und sonderlich des Dortmundischen/ insonderheit/ zu halten sey? Und durch welche/ heilsame Mittel/ denselben zu begegnen?

In seinen Kommentaren wendet sich Vater Gerstmann auch gegen „die verfluchte Rede / und verdammte Aufflage / man hätte alles selbst gethan / man hätte die Paruque selbst zerschnitten / des Kindes Rock selbst zerrissen / und was der boßhafftigen und verkleinerigen Nachreden mehr geschehen / da doch so viele glaubwürdige Zeugen / die diesem Trauer-Spiel beygewohnet / mich von diesem Argwohn / und recht zu nennen / Schelm-Stücken frey sprechen / und öffentliches Zeugniß darlegen können / und auf Erfordern thun werden.“


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Das Poltergeist-Phänomen

03.12.2013 um 21:43
Das Tagebuch beginnt folgendermaßen:

„In Jesu Nahmen! Amen.
Florian Bertram Gerstmans Tag=Buch.
Erster Tag / welcher war der 5. May / und zwar der Freytag.
Vormittages / nachdem es achte geschlagen / wurden zween Dach=Ziegelsteine / so durch die Pflaumen=Bäume nicht ohne Verletzung der blühenden Zweiglein getrieben / auff das neulich bey den Fenstern umgegrabene Krautbette geworffen. Auf diese folgete in demselbigen Augenblick ein geworffener Topffstein / welcher / nachdem er eine Scheibe zerbrochen / mit einem hefftigen Trieb in das Laboratorium hineintrang.“ (S. 1)

Florian Gerstman, der gerade im Garten beschäftigt war, ging auf Befehl seines Vater vor die Pforte, weil er „den jetzt fast gewöhnlichen Muthwillen der Knaben / welche auff den Gassen herumlauffen / und mit ihren Schläudern die Steine weit von sich werffen“ verdächtigte. Es war jedoch verlorene Mühe, Florian konnte keinen Urheber entdecken. Noch während er sucht, gehen zwei weitere Fensterscheiben und ein Ziegel durch Steinwürfe zu Bruch. Der andere Bruder wird daraufhin in den Dachbogen eines benachbarten Hauses geschickt, um dort „einen Ziegel auffzuziehen / und sowol zur Rechten / als zur Lincken umher zusehen / ob er erfahren könnte / woher der geworfene Stein käme.

§. 5. Er war nur fast ein Augenblick an diesem Orte gewesen / siehe / da wurden ihm über dem Haupte / und zwar über demselbigen Loche / durch welches er rings umher die Höffe und Gassen in der Nachbarschafft übersehen kunte / zweene Ziegel durch einen hefftiggeworffenen Topffstein zerbrochen / so daß die Stücke vom Dache auff die Erde fielen.

§. 6. Darauff kam mein Bruder gantz bestürzt herunter / erzehlte zwar mit blassem Gesichte / daß die Ziegel zerbrochen / hätte aber nicht gesehen / woher eigentlich der Wurff geschehen. Dieses ist des Nachmittags um 4. Uhr passiret.“ (S. 2 f.)

Erneut suchte Florian die benachbarten Straßen, Winkel, Gärten und Dächer ab, „bewogen durch die vorgefasste Meynung / als wenn solche Boßheit von den Knaben / so sich etwa an einem verborgenen Orte auffhielten / außgeübet wurde; aber auch diese Arbeit lieff fruchtloß ab.“ Eine Stunde lang hielt er sich in einem oberen Stockwerk eines Nachbarhauses auf, um die Herkunft der Steinwürfe, die bis in den späten Abend anhielten, zu entdecken – allein vergeblich. „An diesem Tage sind 4. Dach-Ziegel und 7. Fenster-Scheiben entzwey geworffen / und 20. Würffe gezehlet worden.“

(In seinen Anmerkungen zum ersten Tag sagt Vater Gerstmann, dass „dieses Trauerspiel“ seinen Anfang etwa 14 Tage vorher genommen habe, als die Hühner gegen Mitternacht aus dem Hühnerhaus gestöert wurden, „darauff 2. starcke Fälle gehöret / auch 2. mahl geruffen worden: O JEsu / O JEsu / so meine Tochter gehöret“. Die Hühner hätten danach „lange Zeit nicht wieder auff ihr Hünerhauß gewolt“. (S. 4)

Am nächsten Tag gehen die Steinwürfe weiter, wobei nicht nur weitere Fensterscheiben zu Bruch gehen, sondern auch einer der Gerstmann-Brüder an der Stirn und der Vater im Rücken getroffen werden. Und wieder hören die Vorfälle gegen neun Uhr Abends auf und die Nacht bleibt ruhig. „An diesem Tag habe ich mehr als 40. Würffe und 13. zerbrochene Scheiben gezehlet.“
Am nächsten Morgen um 7 Uhr ging es wieder los – und diesmal ging es bis in die Nacht weiter: „Mit was vor einem Wüten aber / und mit welcher Boßheit das teufflische Gespenst von 10. biß 12. Uhr des Nachts getobet / vermag ich nicht vollkömmlich zu beschreiben.“ Wieder geht es morgens los: Auf Vater Gerstmann, der „in dem breiten Gange des Hoffes auff einem Stuhl saß“, wurden 15 Steine geworfen, von denen einige den Stuhl trafen – ein Stein so heftig, dass „die frembde Zuschauer an dem ergriffenen Stein den Stuhl aufheben (…) kunten“ – andere „aber gerade vor dem Gesichte auff die Erde fielen“. Sohn Gerstmann wird in einer Gartenlaube angegriffen, wo er sich zum Studieren zurückgezogen hat (er schreibt genau, welche Bücher er dabei hat) und dabei ebenfalls von Steinen auf Rücken und Schulter getroffen, „doch ohne Empfindung des Schertzens“. Auch „glaubwürdige Bürger“, die zu der Zeit bei den Gerstmanns waren, könnten die zahlreichen Steinwürfe dieses Tages (90 Würfe, 30 zerbrochene Scheiben) bezeugen.

Am nächsten Tag werden die Brüder Gerstmann wieder von herabfallenden Steinchen „incommodiret“, unter anderem wieder in der mit einem Laubdach umflochtenen Gartenlaube: „Es ist gewiß auch eine Wundervolle Sache / daß die Steine ohn einiges Geräusch und Anstossen NB. durch die Reiser und Zweiglein / welche doch oben in der Krümme fest sind zusammen gebunden / getrieben seyn“.


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Das Poltergeist-Phänomen

03.12.2013 um 21:44
Schnitt: Anderer Kontinent, anderes Jahrhundert – selbes Phänomen:
Ein gewisser W.G. Grottendrieck sandte unter dem Datum des 27. Januar 1906 folgenden Erlebnisbericht an die Society for Psychical Research (abgekürzt SPR) (Journal of the S.P.R., Bd. XII, S. 250):

„... Im September 1903 war ich Zeuge einer anormalen Erscheinung, die ich mit größter Genauigkeit und in jeder Einzelheit beobachten konnte. Ich hatte mit 50 javanischen Eingeborenen zu Forschungszwecken den Dschungel von Palembang und Dschambi (Sumatra) durchquert; bei meiner Rückkehr fand ich meine vorherige Wohnstätte besetzt; deshalb mußte ich in meinem Schlafsack in eine andere, noch nicht ganz fertiggestellte Hütte tragen, die aus zusammenhängenden Balken gebaut und mit großen getrockneten und übereinandergelegten „Kadschang“-Blättern gedeckt war. Die Hütte lag in beträchtlicher Entfernung von der anderen Wohnung, die der Ölgesellschaft, in deren Diensten ich stand, gehörte.

Ich legte den Schlafsack auf den Holzboden, schlug das Moskitonetz rings herum auf und war bald eingeschlafen. Gegen ein Uhr nachts erwachte ich halb von dem Geräusch eines Gegenstandes, der außerhalb des Moskitonetzes bei meinem Kopfkissen niedergefallen war. Zwei Minuten später war ich vollständig wach und sah mich um, um festzustellen, was denn da ständig aus der Höhe fiel; ich bemerkte schwarze Steinchen von etwa zwei Zentimeter Länge. Ich stand auf, ergriff die am Bettende aufgestellte Lampe und hielt Ausschau. Dabei entdeckte ich, daß die Steine in einer parabolischen Kurve von der Zimmerdecke kamen und in der Nähe meines Kopfkissens aufschlugen.
Ich ging in ein anderes Zimmer, um den malaiischen Burschen aufzuwecken, den ich hatte. Ich befahl ihm, den Dschungel rings um die Hütte zu durchsuchen; und während er das tat, half ich ihm, indem ich das Blätterwerk mit einer elektrischen Laterne ableuchtete. In der Zwischenzeit hatten die Steine im Innern ihren Fall fortgesetzt. Als der Bursche zurückkam, ließ ich ihn in der Küche Wache halten; ich selbst kniete mich, um den Steinfall besser beobachten zu können, neben das Kopfkissen und versuchte, die Steine im Flug aufzufangen; das war aber unmöglich, da die Steine auszuweichen schienen, sobald ich zugriff. Nun kletterte ich auf die Scheidewand, die mein Zimmer von dem des Burschen trennte, und untersuchte die Zimmerdecke, von der die Steine kamen. Ich stellte fest, daß sie aus der Schicht von „Kadschang“-Blättern kamen, ohne daß diese irgendwo durchlöchert wurde. [vgl. oben Gerstmann: „ daß die Steine ohn einiges Geräusch und Anstossen NB. durch die Reiser und Zweiglein / welche doch oben in der Krümme fest sind zusammen gebunden / getrieben seyn“] Ich versuchte erneut, sie beim Durchgang an dieser Stelle zu erhaschen, wiederum vergeblich.

Als ich hinabstieg, kam der Bursche aus der Küche mit der Meldung, dort sei niemand. Ich war aber überzeugt, daß sich irgendwo einer verborgen halten müsse, der mich foppen wollte; darum nahm ich mein Mausergewehr und schoß fünfmal durch das Fenster in den Dschungel; damit erreichte ich nur den gegenteiligen Zweck, denn im Innern fielen die Steine mit größerer Häufigkeit.
Ich hatte aber den Erfolg, daß mein Bursche, der zuvor schwerfällig und schläfrig gewesen war, vollständig aufwachte. Kaum sah er die Steine, als er schrie, sie seien vom Dämon geworfen, und sich mitten in der Nacht durch den Dschungel flüchtete. Kaum war er verschwunden, da hörte der Steinfall auf; der Bursche kehrte aber nicht mehr zurück, und ich verlor ihn für immer. Die Steine wiesen nichts Ungewöhnliches auf, nur daß sie bei der Berührung wärmer als normal erschienen.
Bei Tagesanbruch fand ich die Steine auf dem Boden, und am Fenster lagen die fünf Patronenhülsen. Ich untersuchte die Decke an der Stelle, wo die Steine durchgedrungen waren, nochmals, konnte aber nichts entdecken, nicht einmal den Schatten eines Risses in der „Kadschang“-Blätterschicht. In der kurzen Zeit der Erscheinung waren 18 bis 22 Steine gefallen. (…) Zunächst glaubte ich, es handle sich um Meteorsteine, da sie bei der Berührung warm waren; wie sollte man sich aber dann erklären, daß sie die Decke durchschlugen, ohne sie zu durchlöchern?“

Auf Fragen des Führungsrats der SPR gab Grottendrieck noch die folgenden Erläuterungen:

„Ich war mit dem Burschen allein im Hause, welches völlig vom Dschungel umgeben war.
Von seiten des Burschen ist eine Betrugsmöglichkeit völlig ausgeschlossen, da zwei Steine fielen, während ich mich über ihn beugte, um ihn zu wecken (er schlief auf dem Fußboden bei der Türe); die beiden Steine fielen nacheinander, und ich sah und hörte sie fallen, da die Türe offenstand.
Die Steine fielen mit bemerkenswerterer Langsamkeit, so daß, selbst wenn man einen Betrug annehmen wollte, etwas Rätselhaftes übrigblieb. Sie verhielten sozusagen in der Luft, wobei sie eine parabolische Kurve beschrieben und mit Gewalt auf den Boden aufschlugen. Auch das Geräusch, das sie dabei verursachten, war nicht normal, da es im Verhältnis zur Langsamkeit des Falls viel zu stark war.

Wie bereits erwähnt, war mein Bursche bis zu dem Augenblicke, da die Schüsse ihn aufweckten, schlaftrunken; dieser Zustand wurde aus der ungewöhnlichen Langsamkeit deutlich, mit der er alle Bewegungen ausführte. Er hatte sich erhoben, war in den Dschungel gegangen und wieder zurückgekehrt, alles in außergewöhnlich träger Weise. Und die Langsamkeit seiner Handlungen hatte auf mich denselben seltsamen Eindruck gemacht, den ich bereits von der Langsamkeit, mit der die Steine fielen, erhalten hatte.“


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Das Poltergeist-Phänomen

06.12.2013 um 22:34
Hier noch zusammengefasst der weitere Inhalt von Gerstmanns "genauer und wahrhafftiger Vorstellung" über den Dortmunder "Poltergeist" von 1713:


Auch im Laboratorium kommt es, obwohl die Fenster und Türen geschlossen sind, ein paar Tage später zu Steinwürfen. Vorsichtshalber lässt Gerstmann sr. die gläsernen Laborkolben raus schaffen. „Als solches geschehen / wurde die Apothec gleichsam zur Schaubühne der teufflischen Tragoedie gemacht.“

Auch am achten Tag geht das „Werfen“ weiter; diesmal fliegt u.a. „ein grösseres Stück vom Brandstein“ ins Laboratorium, „welches NB. mit nassem Dreck besudelt war / als wenn es so gleich aus dem Kothe gekommen wäre“. – Vorschau auf kommende, ziemlich eklige, „Attraktionen“.

„Eine Flasche / so aus Indianischen Bley gegossen / wurde durch mehr denn 10. Würfe dergestalt zerstossen / daß es auch schiene / als wann sie durch Hammerschläge in einen ungleichen Klumpen wäre zusammen geschlagen. Darauff wurden 2. Grosse Dosen-Deckel / so im Laboratorio hingen / in 10. Stücke zerbrochen. Ein Crucibel oder Schmeltz-Tiegel / welcher am Fenster stund / wurde herunter geworffen und zerbrochen in 3. Stücke / das Sieb wurde auch durchgeworffen.“

Gerstmann sr. Ergänzt die Tagebuchausführungen seines Sohnes: [Das Gespenst] „warff nichts durchs Fenster entzwey / auch waren die Thüren nicht offen / sondern alle Würffe geschahen im Laboratorio, mit grosser Geschwindigkeit und Stärcke / ja die Steine / da es einmahl mit geworffen / nahm es selbst wieder auff / und warff damit etzliche mahl.

Die Steine / so es brauchete zu denen Würffen / waren im Garten auffgelesen / auch aus der Mauer genommen / als Ziegelsteine / Kalck / Mauer-Steine / auch waren bißweilen harte Erden-Klumpen und alte Nägel darunter.“

„Um 6. Uhr wurde der Wind-Ofen / welcher von gantzen und dicken Brandsteinen zusammen gesetzet / und mit starcken eisernen Bänden umgeben / von einer Seite gantz durchbohret / nicht aber durch einen Steinwurff / sondern auf eine mir unbekandte Weise / mein Bruder aber / welcher in selbigen Augenblick / als solches geschehen / in das Laboratorium gekommen / und vielleicht zufälliger Weise seine Augen auff selbigen gewendet / bejahete beständlichlich / daß er einen schwartzen Schatten / in gestalt eines Mannes / gesehen hätte / NB. welcher um diesen Ofen herum geschwebet / und desselben Loch gleichsam mit Fingern grösser gemacht habe / so daß die Stücklein aus demselben auff die Erde gefallen.“ (44 f.)

Am 15. Mai weiten sich die Geschehnisse von Laboratorium und Apotheke in des Sohnes Studierstube aus, die etwas abseits vom Haus in der Scheuer eingebaut ist.

Einige Kommentatoren, so Gerstmann sr., „dorfften sich nicht schämen mit dem Webstero, der ein Sadducäischer Verneiner der Gespenster / öffentlich zu sagen / man bildete sich solches nur ein / es könnte nicht seyn / ja / man thäte es selbst / es wäre schwer dicke Geblüte / das solche Affecten hervor brächte. Andere wolten behaupten / es wären solche Sachen niemahl erhöret / und alte Fabulen.“ (S. 47) Um letztere Behauptung, zu widerlegen, führt Gerstmann Glenville und den Trommer von Tedworth an, sowie weitere ihm bekannt gewordene Poltergeist-Fälle. „Frommer Gott / du weissest / daß mir dieses alles wiederfahren / was ich kürtzlich erzehle.“

Schließlich machte der Fall in der Gegend Furore und zieht Neugierige an: „Nach dem Abend-Gebeth gieng das Poltern und Toben erst recht an / welches so grausam war / daß etliche 100. Personen herzugelauffen kamen / und solches so wohl in- als auch ausser der Pfarre ansahen und höreten; Alle waren bestürzt“. Viele raten den Gerstmanns, aus dem Haus auszuziehen; aber der will sich von einem "Teufelsgespenst" nicht aus Haus und Hof treiben lassen.

„Das Rumoren gienge alsdann recht an. Es riß das Pflaster in dem Hause und im Hofe auf / und warff mit den Steinen / das Feder-Vieh flohe elendiglich im Hause von einem Ort zu dem anderen herum / und hatte keine bleibende Stätte. Mit den Eyern warff es dergestalt im Hause herumb / daß die Wände gleichsam gemahlet wurden. Was in den Stuben und Kammern lag oder hienge / von allerley Haußgeräthe und Sachen / dasselbe warff es hin und wieder.“

Insgesamt werden von Sohn Gerstmann akribisch 760 Steinwürfe und 147 zerbrochene Fensterscheiben dokumentiert.

„Das Werffen der Steine war ganz wunderlich. Man sahe die Steine nicht eher bis sie entweder eine Scheibe durchbohrten und alsdann auff den Boden, oder im Garten, auch wenn sie auff das Pflaster im Vorhause fielen, konnten auffgelesen und erkant werden. Sie trafen Niemand, nur wurden sie geworfen, daß sie Schaden thaten, und das meiste was sie traffen verwüsteten."

Vom 16. Tag ab wurde es noch ärger.

Es wurde mit Töpfen und Scherben, die mit Menschenkot gefüllt waren, geworfen. Alle Gegenstände und Wände wurden mit Unflat aus dem „Sekret“ - sprich: der Toilette – des Hauses besudelt. „Es findet“, so A. Puhle, „ein regelrechtes Fäkalien-Spektakel statt“. Beispiel gefällig?:
„Zwischen 9. und 10. Uhren wurden die Wände auff der mittelsten Stuben (darauff vorher die Medicin war verwahret) von der Menge des Menschen-Drecks / welches für dieselbe geworffen wurde / gleich als mit einem Tünchwerck überzogen / ingleichen wurde der schwere Tisch / so auff derselben Stuben bey dem Fenster stund / für die Thür gesetzet / als wenn das Gespenste die Thür auff solche Weise versperren / und den Eingang in die Stube verbieten wolte.“
Eine schwarze Katze sprang aus dem Sekret durch die Brille hinauf und schwang sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf eine Mauer; als sie mit einen Degen verfolgt wurde, verschwand sie.

Allerlei Gegenstände wurden in das Sekret geworfen, die Röcke der Anwesenden mit Unflat geschmiert, dem jüngeren Sohne eine Speckschwarte auf den Rücken geheftet mit einer Nadel, die mit dem Knopf inwendig saß. Dann wurden dem Sohne die Hinterschöße vom Rocke gerissen, ohne dass er etwas davon gespürt hätte. Des Vaters Perücke verschwindet aus einem verschlossenen Gemach und wird ganz durchschnitten wiedergefunden

Am 20. Tage wurde in Anwesenheit des Pastors Brügmann ein Mörser-Stößer vielmals weggeworfen und das verursachte „ein großes Schrecken, davon wir bewogen wurden mit dem Pastor in die Küche zu treten und zu beten. Wie denn auch, da das Uebel noch anhielt, in denen Kirchen davor öffentlich täglich gebetet worden.“

Das Sekret wurde mit Brettern und großen Nägeln wiederholt zugenagelt, aber geheimnisvoll mit großem Krachen wieder aufgebrochen. Nachdem am 25. Tage dem jüngeren Sohne im Saal der Rock am Leibe von vorn und hinten in kurze Stücke gerissen war, ohne dass er die Risse gemerkt hatte, hat „zwischen 4. und 5. Uhren (...) endlich das Gespenst in dem kleinen Sommerhause zum Abzug geblasen; Denn mein Bruder / der in dem breiten Gange in dem Krauthofe stund / sahe in dem bemelten Sommerhause einen schwebenden Schatten / welcher folgendes Wort sechs mahl geruffen: Beschlus! Beschlus! Heute Beschlus! Heute Beschlus! Etc.“ Noch mehrmals hört man die Stimme rufen: „Beschlus! Schlechten Beschlus! Gar schlechten Beschlus!“ Schließlich „in der Küche mit gantz feiner Stimme ruffen: Stinck=Beschlus!“ Damit ging der Spuk ebenso unvermittelt zu Ende, wie er begonnen hatte.

Letztlich, so der ältere Gerstmann, sei es egal „wer mich geplaget / ich habe es überstanden / mit / und durch GOttes Beystand / dancke demselben auch für seine Gnade / Güte und Barmhertzigkeit / und sage:

Polter-Geist sey wer er sey /
Ich bin froh / daß ich bin frey.“ (S. 17)

(Für Dortmunder: Das „Spukhaus“ der Gerstmanns lag links von der Betenstraße, rechts von der Kleppingstraße, der Garten wurde von der Olpe begrenzt.)


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Das Poltergeist-Phänomen

07.12.2013 um 22:45
Bis jetzt hatten wir sehr häufig das Phänomen des "Steine-Werfens", der "Lithobolia". Das ist in der Tat eines der häufigsten Poltergeistphänomene (schon unser erster Fall aus dem 6. Jh. n.Chr. beinhaltete ja einen "Schauer" von Steinen). Man könnte noch viele weitere Beispiel anführen, aber fürs Erste will ich nur noch einen aus den 1920er Jahren anführen:

1928 erhielt der englische Jesuitenpater und Gelehrten Fr. Herbert Thurston (1856-1939), der sich unter anderem mit paranormalen Phänomenen beschäftigte, den Brief eines Kollegen, eines Jesuitenpaters aus Bratislava (Tschechoslowakei), der darin einen Vorfall schilderte, der den Dorfgeistlichen der Gegend allerlei Rätsel aufgab. Aus dem Brief war zu sehen, dass weder die Dorfgeistlichen noch der Schreiber selbst eine Ahnung hatten, dass jemals anderswo schon Ähnliches geschehen war. Da der Pater ganz richtig annahm, Thurston verstehe kein Tschechisch, fasste er sein Schreiben auf Lateinisch ab. Hier die Übersetzung (zweifache Übersetzung: erst aus dem Lateinischen ins Englische, dann vom Englischen ins Deutsche):

«Am 11. August 1927 waren ein junger Mann und ein 13-jähriger Knabe fischen gegangen. Gerade wollten sie nach Hause zurückkehren, als plötzlich neben ihnen ein Stein niederschlug. Ihm folgte ein zweiter, dann immer weitere. Sie erschraken und liefen rasch davon. Dabei begegneten sie einem unaufhörlichen Hagel von Steinen, die erst 30 cm vor ihnen sichtbar wurden und nicht mit großer Heftigkeit auftrafen (non habebant ictum gravem). Die beiden flüchteten sich in eine Schenke, aber da die Steine sie auch dorthin verfolgten, warf man sie gleich wieder hinaus mit der Begründung, sie seien sicher vom Teufel besessen. Als sie heimkamen, traten weitere Manifestationen auf. Von der Decke schienen Steine herunterzufallen. In einem Raum, wo der Vater des Jungen sich eine Sammlung merkwürdiger Kiesel und geologischer Stücke angelegt hatte, fingen diese plötzlich an, umherzufliegen, in andere Zimmer einzudringen und auf den Boden zu fallen. Am nächsten Tage segelte ein Stück Kohle aus der Küche durch deren Glastüre und zerbrach dabei eine Scheibe. Am Nachmittag flatterte ein Spiel Karten vom Tische auf und zwischen die anwesenden Besucher. Am dritten Tage schließlich fielen Geldstücke von irgendwoher - alles in allem 10-20 Münzen, aber auch ein Zwanzigkronenschein war darunter. Hinterher stellte sich heraus, dass das Geld einem der Hausbewohner gehörte. Die fallenden Steine waren von der Art, wie sie allgemein in der Gegend vorkommt. Es wird festgestellt, dass der 13-jährige Knabe als Medium an verschiedenen Séancen in andern Landesteilen teilgenommen hatte; diese besonderen Manifestationen aber waren etwas Neues und hatten sich nur in diesem seinem Heimatdorf zugetragen.››

Thurston schreibt dazu: „Ich war nicht in der Lage, die Genauigkeit dieses Tatsachenberichts zu überprüfen, allein die übereinstimmenden Punkte zwischen dieser und andern Poltergeschichten sind auffallend; und ganz bestimmt war der slowakische Dorfgeistliche, der die eigentliche Informationsquelle gewesen zu sein scheint, kein Mann, dem die einschlägige Literatur bekannt gewesen sein dürfte.“ (Herbert Thurston SJ, Poltergeister, Luzern 1955, S. 18)

Was Thurston offenbar nicht wusste: Außer dem Jesuitenpater gab es noch jemand anderen, der einen Bericht über die Vorfälle verfasst hat, die er zumindest teilweise auch selbst miterlebt hat. Der Verfasser dieses Manuskripts, Hans Wratnik aus Brünn, von Beruf Fachlehrer, hielt sich zufällig während der Ereignisse in der betroffenen Familie auf. Er hat seinen Bericht an den Münchner Mediziner und Parapsychologen Albert von Schrenck-Notzing geschickt (über „Thomas Manns Geisterbaron“ - so der Titel einer neuen Biographie Schrenck-Notzings – will ich später noch etwas mehr erzählen). Schrenck-Notzing veröffentlichte den Text in der Zeitschrift für Parapsychologie, 3 (Januar 1928), S. 1-8. Zeuge Wratnik hebt darin mehrmals hervor, dass die sehr einfachen Bewohner des Dorfes Kotterbach den Erscheinungen wie einem über sie verhängten Unglück gegenüberstanden, dass sie nur schwer zu bewegen waren, in der auffallend starken medialen Veranlagung des dreizehnjährigen Knaben Tibor keinen Teufelsspuk zu sehen. Da sie nie im Leben etwas gehört hatten von derartigen Phänomenen, gaben sie aus Scheu vor böser Nachrede schließlich überhaupt keinen Einblick mehr in die Geschehnisse und leugneten sie trotz tiefgehendster Bestürzung und Hilflosigkeit.

Wir lassen dem seinerzeitigen Beobachter, Hans Wratnik, nun selbst das Wort:

„Zu Beginn meiner Ausführungen muß ich erklären, daß ich mich vorher nie mit okkultistischen oder spiritistischen Studien befaßt habe und daher bis vor kurzem von diesen Dingen nur so viel wußte, wie jeder andere, der für Fragen des täglichen Lebens Interesse hat. Ich habe es abgelehnt, die okkultistische Literatur einzusehen, nachdem es in meiner Absicht lag, gänzlich unvoreingenommen, nur auf Grund persönlicher Beobachtungen das Studium nachfolgender Fälle zu betreiben, um mich vor dem Vorwurf zu bewahren, meine Urteilskraft sei durch übermäßiges Befassen mit der einschlägigen Literatur getrübt oder einseitig beeinflußt worden.

Ich kam nach Kotterbach zufällig infolge einer Ferieneinladung. Unsere Wohnung grenzte an die des Forstverwalters Koszänyi. Dieser kündigte mir im August die Ankunft seines dreizehnjährigen Neffen Tibor an, der auf einige Wochen zur Erholung nach Kotterbach kommen sollte. „Er ist zwar ein schwaches Bürschl, sonst aber munter und fest.“ Das waren seine Worte. Der Knabe würde auch einen guten Spielkameraden für meine Tochter abgeben. Als dann der Knabe wirklich kam, waren meine ersten Worte zu meiner Frau: „Der Bursche gefällt mir nicht, er hat einen ganz eigenartigen Blick, direkt zum Fürchten.“ Auch aus dem Spielen wurde nichts, nachdem der Junge nur Ungarisch und Slowakisch sprach und nur wenig Intelligenz zeigte. Täglich gingen wir zusammen ins Werkbad. Die erste Woche hindurch waren keinerlei Veränderungen an dem Knaben zu bemerken. Er plätscherte mit anderen Kindern im Wasser umher und lernte schwimmen. Aus dieser Zeit stammt auch eine Gruppenaufnahme aus dem Bade. Auf ihr ist außer Tibor auch dessen 28-jähriger Vetter Lazy zu sehen, der am ersten Tage der Erscheinungen mit ihm den Ausflug nach Porac unternahm, d. h. demjenigen Zeitpunkt, an welchem Tage die mediale Kraft des Knaben zum Durchbruch kam.

Von großer Wichtigkeit scheint mir die Feststellung, daß die Erscheinungen erst zwei Tage nach der Ankunft der 23-jährigen Tochter Koszänyis, Anika, zum ersten Male auftraten, welche jedenfalls als die zweite, dem Medium sympathische Persönlichkeit zu betrachten ist. Anika war bis zu diesem Tage verreist. Etwas abweichend von der Theorie ist allerdings der Umstand, daß die ersten Erscheinungen in Gesellschaft des Vetters Lazy auftraten, der aber ebenfalls dem Medium sehr zugetan ist.

Das Dorf Porac liegt einen Kilometer südlich von Kotterbach und ist mit seiner Seehöhe von etwa 900 Meter eine der höchstgelegenen Ortschaften der Tschechoslowakei. Es ist von Kleinrussen, hier Rusniaken genannt, bewohnt und bietet denselben Anblick wie alle Ortschaften ihrer Stammesbrüder in Wolhynien, die den meisten Kriegsteilnehmern noch in Erinnerung sein dürften. Südlich von Porac erstreckt sich ein einsames Tal mit steilen felsigen Abhängen, und dorthin führt auch die äußerst lohnende und romantische Partie nach Slowinka, die Lazy in Gemeinschaft mit seinem Vetter Tibor am 12. August unternahm. Sie befanden sich gegen Abend schon auf dem Rückwege, als während einer Rast die ersten Steine auf sie zugeflogen kamen. Es waren zunächst nur kleinere Steine und der erste Eindruck war, es sitze irgendwo versteckt ein Hirtenknabe, der die Steine würfe. Trotz eifriger Umschau konnte aber niemand erblickt werden. Die Steine wurden immer größer. Daß jemand in höhere Lagen des Tales steigend die Steine ins Rollen gebracht hätte, konnte man auch nicht annehmen, nachdem solche Steine schon von weit oben durch ihren Aufschlag beim Kollern sich ankündigen müßten, was hier keineswegs der Fall war. In der ganzen Umgebung selbst herrschte Totenstille, die nur durch den Aufschlag der einzelnen Steine unterbrochen wurde. Da die Sache immer unheimlicher wurde, beschloß man schleunigst den Aufbruch, welcher zuletzt in eine wilde Flucht ausartete. Die Steine verfolgten die beiden Ausflügler mit derartiger Hartnäckigkeit, daß sie, gellende Rufe ausstoßend, davonrannten. Wohl hatten sie schon eine dunkle Empfindung von der Eigenartigkeit des Vorganges, weil noch keiner von ihnen ernstlich verletzt war, trotzdem die faust- und kopfgroßen Steine mit ansehnlicher Wucht auf den Boden aufschlugen. Man hatte aber dabei immer die Empfindung: dieser Stein war noch ein Streifschuß, der nächste oder übernächste wird schon der Volltreffer sein. So kamen sie abgehetzt und völlig erschöpft in Porac an.

Dort ließ der Steinhagel eine Zeitlang nach und die beiden traten ins Gemeindegasthaus ein, um sich dort zu stärken und den Einwohnern ihre Erlebnisse zu erzählen. Bei den Gästen sowie auch jetzt überall, wo diese Geschichten zum ersten Male erzählt werden, ernteten die beiden mitleidiges Lächeln, man zweifelte an ihrem normalen Geisteszustand. Auch fehlte es nicht an allerlei spöttischen Bemerkungen. Der Spott verging aber den biederen Rusniaken sehr schnell, als plötzlich mitten in die Gaststube mit schwerem Gepolter der erste Stein auffiel. Alle standen sprachlos da. Rasch wurde noch die Türe geschlossen (die kleinen Fenster sind, wie in jeder rusniakischen Bauernstube immer geschlossen) in der Meinung, es hätte jemand den Stein von draußen hereingeworfen. Doch bald schlug ein zweiter, ein dritter Stein mitten zwischen den Bauern ein, andere Steine flogen zwischen die Gläser auf dem Wandgestell, daß die Scherben klirrend zu Boden fielen.

Das war für die braven Poracer zu viel. Ein jeder schlug noch in aller Eile ein Kreuz und draußen waren sie alle. Der Gemeindevorstand selbst, ein sonst mutiger Mann, hatte Angst um seine Einrichtung und obzwar er immer, wie alle dortigen Einwohner den Herren gegenüber stets die größte Freundlichkeit und Unterwürfigkeit an den Tag legte, nötigte er doch die beiden jungen Leute in energischer Weise zum Verlassen des Gasthauses. Die Tür wurde zugesperrt und niemand wagte es bis früh, die verhexte Gaststube zu betreten.

Am anderen Tage waren die Steine aus der Gaststube verschwunden bis auf einen, der vom Gastwirt als Andenken aufbewahrt wird. Zwei Gläser waren merkwürdigerweise glatt über dem dicken Fußteil abgeschlagen, die Scherben lagen im Zimmer verstreut. Der Gemeindevorsteher von Porac, sowie alle beteiligten Bauern bestätigten mir vollinhaltlich die Richtigkeit dieser Angaben."


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Das Poltergeist-Phänomen

07.12.2013 um 22:46
"Wieder auf der Straße angelangt, beschlossen die beiden den ihnen bekannten Poracer Oberlehrer Kanuczak aufzusuchen, um bei ihm Rat und Hilfe zu suchen. Dieser wußte zwar keine Aufklärung zu geben, ging aber ein Stück des Weges mit. Als er aber selbst von einigen dieser unheimlichen Steine getroffen wurde, trat er den Rückweg an und so standen nun die beiden einsam und hilflos in der Dunkelheit da. Sie fingen wieder an zu laufen, aber jetzt erst setzte der Steinhagel mit aller Wucht wieder ein. Dieser letzte Teil des Weges bleibt besonders dem älteren Koszänyi in schrecklicher Erinnerung.

(Ich ging am nächsten Morgen mit Lazy die Straße ab, auf welcher in der Nacht die Flucht erfolgt war. Sie war Schritt für Schritt mit Gesteintrümmern übersät, an deren Aussehen und frischen Bruchflächen man genau konstatieren konnte, daß sie erst vor kurzer Zeit auf die Straße aufgefallen sein mußten. Viele davon hatten die Größe eines Kindskopfes und hoben sich deutlich auf der wohlgepflegten Straße von den kleinen Schottersteinen ab, die wohlgeschichtet hie und da eine Vertiefung der Straße ausfüllten.) So erfolgte die Ankunft im Forsthause. Aber auch hier war keine Rettung zu finden, kaum hatten die beiden die Türe hinter sich geschlossen und wollten gerade mit der Schilderung des Erlebten beginnen, so fielen auch schon die Steine ins Wohnzimmer. Man flüchtete ins Speisezimmer, ins Schlafzimmer, immer kamen die Steine nachgeflogen. Wenn man sich vergegenwärtigt, welchen dröhnenden Aufschlag solche Steine im Zimmer verursachen, kann man sich leicht vorstellen, daß besonders die Frauen beständig Angst- und Hilferufe ausstießen.

Am ersten Tage waren die meisten Erscheinungen ungestüm, so daß auch einzelne Fensterscheiben zertrümmert wurden, so z. B. eine kleine Scheibe im Zimmer und zwei Scheiben in der Küchentüre. Der knapp anliegende, an dem Fensterrahmen mit Reißnägeln befestigte feine Vorhang blieb gänzlich unversehrt, ein deutlicher Beweis, daß der Stein in entmaterialisiertem Zustande beim Durchdringen eines Gegenstandes diesen in keiner Weise beschädigt, sobald er aber seine Materie zurückgewinnt, wie jeder andere Stein ein Fenster zerschlägt. Der kleine Vorhang schloß das Fenster so dicht ab, daß in den seitlichen Fügen kaum ein Samenkorn, geschweige denn ein faustgroßer Stein durchkommen konnte.

Am ersten Abend beteiligten sich an dem Treiben hauptsächlich Steine sowie auch Kohlenstücke aus der Küche. Auch diese wanderten durch alle Türen bis ins Schlafzimmer und fielen dort nieder. Sie zerschlugen dabei auch zwei Fenster in der Küchentüre. Die Steine nahmen den Weg sowohl ins Zimmer hinein als auch aus demselben hinaus. Auch die im Zimmer sich befindende Mineraliensammlung wurde in das Treiben mit hineingerissen: die einzelnen Stücke wandelten von Zimmer zu Zimmer. Da man die Befürchtung hegte, die Gläser und Porzellangegenstände würden in Trümmer geschlagen, so warf man die Steine und Kohlenstücke aus der Wohnung hinaus. Es flogen aber immer wieder andere herein.

Endlich kam man auf den Gedanken, der 13-jährige Tibor habe das Unheil über die Familie gebracht und es wurde beschlossen ihn noch in der Nacht aus dem Forsthaus zu entfernen. Der 28-jährige Lazy, dem der eben auf der Straße überstandene Schrecken noch in dm Gliedern saß, weigerte sieh, den schwierigen Gang in der Nacht noch einmal zu machen. Er meldete sich dazu die
23-jährige Cousine Anika, die den Knaben sehr gerne hatte. Dies war die zweite dem Medium sympathische Persönlichkeit. Auf dem Wege zum Kotterbacher Lehrer Graviansky begleitete beide der gleiche Steinhagel wie auf dem Wege von Porac, Es gereicht dem Fräulein sehr zur Ehre, daß sie tapfer an der Seite des Knaben aushielt, während z. B. der Poracer Gemeindevorsteher und der dortige Oberlehrer davonliefen.

Die Veranda des Lehrers Graviansky zeigte sieh am nächsten Morgen mit faust- und kopfgroßen Steinen besät, welche dort hingefallen waren, als die beiden vor der Tür standen und Einlaß begehrten. Kaum schloß der Lehrer ein Fenster auf, als er auch schon von einem Stein getroffen wurde, dem weitere folgten. Er nötige daher die beiden Flüchtlinge, zu ihm ins Zimmer zu kommen.

Im Forsthause war unterdessen Ruhe eingetreten und der Forstverwalter holte die Kinder ab. Der Lehrer begleitete sie dann auf der Straße und bekam auch seinen Teil zu verspüren. Er, der den ganzen Weltkrieg mitgemacht hat, verglich diesen Gang mit einem Marsch im Trommelfeuer. Als der Forstverwalter wieder die gleichen Erscheinungen sah, schickte er den Knaben mit dem Lehrer ins Lehrerhaus zurück, Anika begleitete ihren Vater und dann erst trat Ruhe ein.

Als Tibor am Morgen in das Forsthaus zurückkehrte, also wieder in die Nähe der sympathischen Verwandten kam, nahmen die Erscheinungen ihren Fortgang.

Dies alles ist mir durch die Erzählung der beteiligten Personen bekannt geworden. Am zweiten Tage setzten meine persönlichen Beobachtungen ein. Ich traf in der Frühe zuerst mit Lazy zusammen und ließ mir von den Erscheinungen der Vornacht erzählen. Er zeigte dabei auf den Knaben, der unweit auf der Straße mit seiner Cousine Anika stand. Auf einmal hörte ich den Knaben schreien „Schon wieder einer!" Ich trat näher und es dauerte nicht lange, so wurde auch ich von dem ersten Stein getroffen. Ich hob ihn auf, er fühlte sich warm an. Der Stein ging von Hand zu Hand. Jeder überzeugte sich, daß derselbe eine höhere Temperatur hatte als alle übrigen Steine der Umgebung.
Später kühlte er sich ab. Auch der Wasserstrahl, der einige Tage später beobachtet wurde, war warm. Das Wasser wurde plötzlich in Höhe von etwa einem halben Meter über dem Boden sichtbar.

Man könnte annehmen, daß beim Materialisieren, wie beim Dematerialisieren und der damit verbundenen Aenderung des Aggregatzustandes ähnlich wie bei anderen physikalischen Vorgängen Wärme erzeugt wird.

Von welcher Seite der Stein gekommen war, konnte ich beim ersten nicht feststellen, weil das Ganze zu überraschend und unerwartet kam. Ich untersuchte zunächst die ganze Umgebung. Es war aber kein Mensch zu erblicken. Solange man der sonderbaren Art des Auffliegens nicht auf die Spur gekommen war, war man geneigt, zu glauben, es könnte jemand werfen. Als ich später den leisen Aufschlag dieser bis faustgroßen Steine verspürte, kam ich zu der festen Ueberzeugung: so kann kein Mensch werfen. Der Stein war im Augenblick der Berührung gewichtslos, erst später bekam er seine Schwere wieder. Um genauer beobachten zu können, setzte ich den Knaben samt seiner Cousine vor mich auf einen sonnigen Rasen und beobachtete den ganzen Vormittag. Ich hatte das Glück, eine ganze Reihe von Steinen sehen zu können, darunter auch einige während des gewichtslosen Fluges. Diese Flugbahn war nicht wie die eines jeden Körpers parabolisch, sondern vollständig wagerecht. Manche bekamen zuerst Farbe und Form und dann das Gewicht zurück, waren also einen Teil des Weges sichtbar, als sie noch kein Gewicht hatten. Manche bekamen ihr Gewicht zurück, ohne einen der Anwesenden zu berühren. Mitten in ihrer wagerechten Flugbahn wurden sie wieder vollgewichtig und brachen diese Bahn rechtwinklig nach abwärts ab.

Frau Koszanyi trieb die Kinder in der Frühe, als der Steinhagel mit dem Eintreffen Tibors wieder begann, hinaus vor das Haus und sperrte die Zimmer ab. Plötzlich hörten wir durch die geöffneten Fenster das Geklirr von auffallenden Porzellangegenständen. Wir öffneten das Zimmer, in welchem sich niemand befand. Die ganzen Nippsachen lagen auf dem Fußboden, keines aber war beschädigt. Wir stellten alles wieder an Ort und Steile. Ich nahm einzelne Stücke zur Hand und versuchte festzustellen, aus welcher Entfernung vom Fußboden diese Gegenstände ein ähnliches Geklirr verursachen könnten, wie das soeben gehörte. Das Resultat meiner Untersuchung war, daß die Gegenstände etwa in einer Entfernung von einem halben bis einem Zentimeter vom Fußboden ihr volles Gewicht wieder erlangt haben konnten. Aus einer Entfernung von fünf bis zehn Zentimeter mit vollem Gewicht auffallend, würden die zarten Nippsachen in hundert Stücke zerschellen. Aehnlich könnte es sich sich mit den Steinen verhalten haben. Ein Aufschlag von mehr als einem Zentimeter Entfernung müßte unbedingt Verletzungen zur Folge haben, welche aber nicht zu verzeichnen waren. Erst als der Knabe ohne Strümpfe einherging und ihn einer der bereits materialisierten Steine am Fuße streifte, war eine gewöhnliche Abschürfung zu sehen.

Man empfand die Berührung durch die einzelnen Steine übrigens nicht in gleicher Weise, bei manchen schien der Schlag schon etwas empfindlicher, bei anderen war die Berührung wie mit einem Papierwürfel, je nach der Entfernung vom Körper, in welcher der Stein sein volles Gewicht zurückbekam. Den Weg, welchen die einzelnen Steine wahrscheinlich in wagerechter Flugbahn zurückgelegt hatten, konnte ich am besten an den einzelnen Stücken der Mineraliensammlung feststellen, von denen jedes Stück der Besitzerin bekannt war. Wie erwähnt wurden am Abend alle Steine aus dem Forsthaus durch die Bewohner in den Garten befördert, um endlich die Bewegung dieser Gegenstände zum Stillstand zu bringen. Das Fräulein erzählte mir dieses und zeigte mir einzelne im Garten verstreut liegende wertvolle Stücke. Als wir dann etwa hundert Schritte von der Wohnung entfernt in einem anderen Hause eine Besorgung machen wollten, flogen uns auf der Straße einzelne Steine nach, von denen Anika die Stücke ihrer Sammlung erkannte. Auch von diesen behielt ich mir einige als Andenken zurück. Etliche derselben sah ich zwischen dem Fräulein und mir in Brusthöhe daherkommen und als sie das volle Gewicht zurückerlangt hatten, im rechten Winkel plötzlich abbiegen und zu Boden fallen.

Aus diesem Beispiel konnte man untrüglich feststellen, daß die Steine, welche im Garten verstreut lagen, von der uns noch unbekannten Kraft entmaterialisiert, in diesem Zustande über einen Weg von hundert bis zweihundert Schritt wahrscheinlich in wagerechter Flugbahn weiterbefördert wurden und erst gegen Schluß ihres Weges, also in unserer Nähe Farbe und Form, und zuletzt meist erst das Gewicht zurückerlangten, so daß man bei einigen derselben einen halben bis einen ganzen Meter ihrer Flugbahn wahrnahm.

Am nächsten Tage konnte eine ganze Reihe von Personen die Erscheinungen beobachten. Sie waren Zeugen der Tatsache, daß Gegenstände durch zwei bis drei geschlossene Räumlichkeiten in entlegene Zimmer getragen wurden. So flog ein zartes Parfümfläschchen aus dem Salon ins Speisezimmer und wurde sichtbar, als es etwa in Kniehöhe das Bein eines Herrn berührte, dann fiel es mit leisem Aufschlag zu Boden.

Wenn der zurückzulegende Weg ein kurzer war, so unterblieb oft die Unsichtbarmachung und man konnte den ganzen Flug des Gegenstandes verfolgen. So kam ich in die Lage, gemeinsam mit Anika den Weg einer Porzellanschale vom Tisch herab auf den Fußboden beobachten zu können. Das Bild ließe sich etwa mit einer langsamen Kinoaufnahme vergleichen. Weitere Erscheinungen bestanden in dem Ausbreiten von Karten. Den Weg, den dieselben vom Spieltisch bis zu den Füßen einer Frau am entgegengesetzten Ende des Zimmers zurücklegten, hat niemand gesehen. Die Karten wurden dort eine nach der anderen sichtbar.

Wir gingen dann wieder von Zimmer zu Zimmer, um neue Veränderungen festzustellen. Im Speisezimmer lag auf dem Boden das Tintenfaß, daneben eine geöffnete Zigarettendose, links davon eine umgestülpte Aschenschale. Die Asche war merkwürdigerweise nicht verschüttet, sondern sie lag geordnet unter der Schale. Ebenso war kein Tropfen Tinte verschüttet, nicht einmal die Federstiele auf der Schale waren verschoben.

In der Speisekammer lag ein frischer Gugelhupf, der vorher auf der obersten Stellage stand, samt dem Teller auf dem Boden, daneben rechts und links statt Messer und Gabel zwei Damenschuhe aus dem Schlafzimmer, welche den Weg durch vier Räumlichkeiten zurücklegen mußten, um in die Speisekammer zu gelangen. Auf dem Sitzbrett des Klosetts fanden wir schon längst vermißte Gegenstände: Gewichte der Wage, eine Seifenschale mit Seife und ein Reibsackl aus der Küche, alles symmetrisch aufgestellt.

Versuche, die Ereignisse in einem uns günstigen Sinne zu beeinflussen, machten weiter keinen Eindruck. Aber am nächsten Tage kam auf dem Kirchgang Geld geflogen. Es flatterten Geldstücke sowie auch Papiernoten den Kirchgängern vor die Füße, aber niemand meldete sich auf Nachfrage als Verlustträger. Das Geld wurde der Kirche gespendet. Geld wanderte auch von einer Börse in die andere, Schlüssel verschwanden und kamen wieder.

Während ich mit den von zu Hause fortgeschickten Kindern im Bade weilte und versuchte, eventuelle Erscheinungen mit meinem photographischen Apparat aufzunehmen, geschah überhaupt nichts, aber der alte Koszänyi kam nach einer Viertelstunde und teilte mit, daß im Forsthause die Erscheinungen sich fortgesetzt hätten.

Als der Knabe schon drei Tage in seiner Heimat Topolcany weilte, also abgereist war, ereignete sich noch ein Fall, der wohl als vereinzelte Nachwirkung anzusehen ist. Während mir nämlich Anika erzählte, sie und Tibor würden bezichtigt, Geld aus der Warenhalle herausgelockt zu haben, flogen in derselben Halle, 2 km von unserem Standort entfernt, bei geschlossenen Türen und Fenstern Steine herein, und zwar auch in den Raum der Kassiererin, die hinter einer allseits geschlossenen Glaswand sitzt. Niemand weilte in der Halle, als das Geschäftspersonal.

Soweit der Fall Kotterbach. Leider konnte ich keinerlei weitere Mitteilungen mehr erhalten, trotzdem ich mit der Familie auf gutem Fuße stehe, denn die Leute verschließen sich vor der Welt, da sie das Gespött der Leute fürchten."


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Das Poltergeist-Phänomen

12.12.2013 um 22:08
Nach diesem Ausflug in die 1920er Jahre, nun wieder ein Fall aus dem 18. Jahrhundert. Diesmal ist der direkte Augenzeuge und Autor der Aufzeichnungen ein Pfarrer. Die folgende Geschichte, die sich Anno 1718 in Gröben in Thüringen (in der Nähe von Jena) zutrug, hat 2013, anlässlich der Festwoche „725 Jahre Gröben“, sogar ein „ländliches Musical in drei Akten“ inspiriert, „Die Gröbener Spukgeschichte“. Natürlich hat man die Geschichte dabei entschärft und auf eine konventionelle Auflösung getrimmt (wem will man schon einen „echten“ Spuk zumuten?), so dass in dem Stück die Steinwürfe auf das Dach des Pfarrhauses „nur ein Streich der Studenten von Jena waren und nur auf das prall gefüllte Kirchensäckel abzielten“ (Ostthüringer Zeitung, 19.08.2013). Die wahre Geschichte, wie sie Pfarrer Jeremias Heinisch aus erster Hand überliefert, lässt sich freilich nicht so einfach auflösen.

http://stadtroda.otz.de/web/lokal/detail/-/specific/Grusel-Musical-in-Groeben-Gebt-den-Maennern-was-des-Geistes-1890307157

Jeremias Heinisch, aus Bernau in der Mark, war vom 24. Juni 1714 bis Johanni 1736 Pfarrer in Gröben; nachdem kam er als Pfarrer an an die St. Katharinenkirche in Magdeburg. Während seiner Amtsführung ereignete sich in der Zeit vom Juni bis September 1718 der Spuk im Pfarrhaus, der weithin großes Aufsehen erregte und den er in einer ausführlichen Schrift schilderte („Das Zeugniß der reinen Wahrheit von den Sonder- und wunderbaren Wirkungen eines insgemein sogenannten Kobolds oder Unsichtbaren Wesens in der Pfarrwohnung zu Gröben nebst einem zur Prüfung übergebenen Versuch, wie weit in der Erkäntniß dieser Sache zu gelangen. Jena 1723“) , deren Inhalt bei Weglassung alles Nebensächlichen hier wiedergegeben sei.

(Eine Zusammenfassung gibt es wieder in Annekatrin Puhles Beitrag über „Sechs historische Poltergeistfälle in Deutschland“)

Vom 17. bis 21. Juni wurden von unsichtbarer Hand Steine auf das Dach eines Stalles im Hofe geworfen. Die Steine waren nicht sehr groß, verursachten aber auf den dürren Schindeln einen sehr starken, weithin hörbaren Schall. Das Steine werfen begann zu verschiedenen Zeiten, meistens zwischen 6—9 Uhr vormittags und hielt dann mitunter mehrere Stunden lang an. Die Nachricht davon verbreitete sich bald in den umliegenden Dörfern, setzte manche Gemüter in Angst und Schrecken; es sammelten sich viele Neugierige, um die Erscheinung zu beobachten, und gerade wenn viele Leute da waren, erfolgten die Würfe am häufigsten.

Obgleich trotz aller Aufmerksamkeit nicht erkundet werden konnte, woher die Würfe kamen, glaubte der Pfarrer nicht an etwas Übernatürliches, sondern sprach seine Überzeugung aus, daß hier nur ein Schabernack gespielt werde, und da vom 22. Juni an kein Wurf mehr fiel, pflichteten auch die anderen seiner Meinung bei. Aber am 29. Juli fing das Werfen wieder an, und zwar häufiger als vorher, auch waren die Steine viel größer. Auch da gab der Pfarrer seinen Verdacht, daß nur sträflicher Mutwille vorliege, nicht auf. Er postierte über zwanzig Personen zur Beobachtung an die verschiedensten Steilen, trotzdem war es nicht möglich, einen Stein eher zu sehen, als bis er mit starkem Knall auf das Dach auftraf. — Da geschah etwas Unerklärliches. Als der Pfarrer am 31. Juli, den siebenten Sonntag nach Trinitatis, nach vollendetem Nachmittagsgottesdienst aus dem geöffneten Fenster einer Stube im oberen Stockwerk in tiefen Gedanken über das Werfen hinunter in den Hof blickte, sah er, daß ein Stein aus der Erde im Hofe in die Höhe stieg und dann auf das Dach des Stalles fiel, und zugleich wollten auch andere Leute gesehen haben, wie Steine aus dem Baumgarten, aus einem Winkel und aus der Mauer der Wohnung gekommen seien.

Weiter schreibt der Pfarrer wörtlich: „Am 1. August ging das Werfen früher an, und weil ich an einem verdeckten Orte im Hause, den Täter zu bemerken, lauerte, mußte ich des Morgens zwischen 6 und 7 Uhr sehen, daß etliche Steine von der Erde im Hofe, all wo doch vorhin keine lagen, aufstiegen und aufs Stalldach trafen. Und da ich nunmehro in acht haben soviel eifriger und begieriger wurde, sahe ich ganz eigentlich, daß einige Steine aus der Mauer des dem Stalle gegenüberstehenden Hauses hinüber aufs oft bemeldete Dach flogen, und man wurde doch in der Mauer keine Öffnung oder Riß gewahr, vielmehr blieb sie ganz unversehrt und vollkommen, wie sie vorhin gewesen. Ja was noch mehr: ich erblickte, wie etliche Steine aus dem Gange bei der Baumgartentüre um die Scheunenecke herum und folglich in einem halben Circul auf die Seite hinaus umhergeschmissen wurden.

An eben diesem 1. August ereignete sich weiter dieses sehr Merkwürdige: Nämlich ich hatte in dem Gange bei der Baumgartentüre mit unerschrockenem Mute das verborgene Wesen befragt: Wer da sei und werfe? Darauf schien es von diesem Orte hinweggewichen zu sein. Dagegen aber kamen von außen, vorn über die Hofmauer die Steine dermaßen geschwinde und häufig einher aufs Dach geflogen, daß es schien, als ob es Steine regne, besonders wenn ich mich beim Viehstall hinstellte und das verborgene Wesen herausforderte. Ja, es schien, als wäre es heftig darüber entrüstet, in Maßen es einen Stein von außen über die gedachte Mauer gerade auf mich zuwarf, sobald aber solcher über die Mauer in vollem Fliegen war, fiel er gleich als ermattet und zurückgehalten inwendig nahe der Hofmauer nieder zur Erde?“ — Das erschütterte denn doch den bis dahin festen Glauben des Pfarrers, daß es keine Spukgeister gebe und beunruhigte seine Hausgenossen und die Dorfbewohner aufs höchste.

Wo die Steine her waren, war nicht zu ersehen, manchmal klebten graue Haare daran, einmal war auch einer mit Garn umwunden. Einmal, am 3. August, warf es dreimal zu gleicher Zeit, im Kuhstall, wo es die Viehmagd sah, im Keller, wo die Hausmagd war, und im Waschgewölbe, wo das Kindermädchen war.


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Das Poltergeist-Phänomen

12.12.2013 um 22:08
Es war aber bisher wenigstens in der Nacht ruhig geblieben und auch kein Schaden entstanden. Bald kam es aber anders, wie der weitere Bericht sagt: „Am 2. August, vormittags, wurde bald an der Haus-, bald an der unteren Stubentür, teils inwendig, teils auswendig geworfen, und solches geschahe mit erstaunendem Krachen. Am meisten kam von jetzo dies den Hauseinwohnern entsetzlich und graußerlich vor. Wenn wir allesamt in der unteren Stube beisammen waren, kamen Steine oder Kalkstücke von dem Ofen her, flogen mitten unter uns durch, vor unser aller Augen vorbei und schlugen inwendig mit durchdringendem Schall an die Stubentüre, und zwar meistenteils auf das Schloß der Türe im mittleren Felde. Als ich aber den Spruch I. Mosis 3, 13 [„des Weibes Samen soll der Schlange den Kopf zertreten“] in solches Feld schrieb, warf es nicht ein einzig Mal wiederum an solchen Ort hin, sondern entweder in das obere oder untere Feld mehrbesagter Stubentür. Besonders trieb es dann das Werfen am meisten, wenn der T i s c h z u m E s s e n zubereitet wurde, oder wir uns zum Essen niedergesetzt hatten. Und wenn sodann unvermutet einher geschmissen wurde, entsetzten wir uns und verloren allen Appetit, stunden auch mehrmalen ungegessen wieder auf, wodurch wir dann merklich an Leibeskräften abnahmen.

Wenn wir uns zur Ruhe ins Bette begeben hatten, pflegte es aufzuhören, sobald aber der Tag ein wenig angebrochen, ging es wiederum an, und zwar wechselweise, bald im Hause, bald draußen aufs Stalldach. Nächstdem blieb es nicht allein bei dem Werfen im Vorderhause und in der unteren Stube, sondern ein Gleiches begab sich auch in der oberen Vorderstube und auf dem Saale, und zwar ereignete es sich wechselweise, auch nicht selten mit unbegreiflicher Hurtigkeit nacheinander. Als auch diesen Abend zwo Mägde in ihre Kammer sich zur Ruhe begeben wollten, und die Türe hinter sich zugemacht haben, schmeißt es inwendig an die Türe mit grausamem Schalle einen Stein, daß die Mägde ausrissen und herunter kamen, auch vor Furcht schrien und bebten. Ich lief sogleich hinauf, fand einen ziemlichen Stein inwendig neben der Türe liegen, aber weiter nichts, so sehr ich mich auch bemühte, alle Winkel durchzukriechen.

Wann ich mich nun aus dieser wunderbaren Begebenheit nicht herauswickeln, noch darinnen raten konnte, so reiste ich den 4. August frühmorgens nach Jena, um mich bei einem und anderen vornehmen und gelehrten Manne zu beratfragen, hieß Weib, Kinder und Kindermädchen unterdessen aus dem fest vermachten Hause in eine andere Wohnung gehen, die beiden anderen Mägde waren aufs Feld bei den Schnittern, und befahl das Haus durch herzliches Gebet dem obersten Hausvater an. Sobald nun des Mittags meine Leute wieder ins Haus treten, geht das Werfen recht erstaunenswürdig an, maßen es nun anfängt die Fensterscheiben in der unteren Stube zu zerschmettern. Zugleich wird auch noch mit Werfen aufs Stalldach, wie nicht minder hin und wieder im Hause fortgefahren, womit bei meiner Rückkunft von Jena kontinuiert wurde. Hierüber entstunde ein Zusammenlauf vieler Zuschauer. Ich bediente mich solcher Gelegenheit und machte aus ihnen zweene Haufen, ein Haufe mußte in der gedachten Stube dem Fenster gerade gegenüberstehen und in den Hof hinabsehen, die andere Partie ließ ich im Hofe gleichfalls den Fenstern gegenüber hintreten. Ich gesellte mich zusammt meinen Hausgenossen bald zu diesem, bald zu jenem Haufen. Da mußten wir allesamt mit äußerster Bestürzung sehen, wie bald von innen heraus, bald von außen hinein mit vielfältig unbegreiflicher Geschwindigkeit hintereinander her durchs Fenster geschmissen wurde, und man wurde nicht eher einen Stein gewahr, als bis er mit erstaunendem Krache durchs Fenster brach. Hier hätten wir alle müssen stockblind sein, wenn wir nicht den Urheber hätten sehen und finden wollen; allein da war nichts weiter zu merken, noch zu erblicken außer die Steine, welche durchs Fenster obbeschriebener Maßen brachen. Dabei war dieses etwas Sonderliches: Wenn wir in der Stuben ganz nahe an das Fenster hintraten, so zerschmetterten zwar die Steine die Scheiben mit großem Krache, allein sobald sie hindurchgebrochen waren, fielen sie nahe beim Fenster, wie ermüdet und zurückgehalten nieder. Trat man aber vom Fenster hinweg, weiter in die Stube hinein, so flogen die eingeschmissenen Steine auch wohl bis mitten in die Stube hinein.

Auf gleiche Weise geschahe es auch mit den Steinen, welche aus der Stube durchs Fenster in den Hof geworfen wurden. Stunden die Zuschauer im Hofe nahe beim Fenster, so fielen die Steine gleich beim Fenster zur Erde. Traten diese aber im Hofe von Ferne, so flogen die Steine weit in den Hof hinein, und kein Mensch von beiden hingestellten Haufen konnte etwas anderes sehen, als das Durchbrechen der Steine und das Zerbrechen der Scheiben im Fenster.


Indem wir nun also im Begriff waren, diese Geschichte zu betrachten und unsere Spekulationen darüber machten, hörten wir einen großen Wurf in der oberen Vorderstube. Ich und einige mit mir liefen eilends die Treppe hinan, fanden die Stube wohl verwahret und von allen Menschen entblößet, aber mitten drin ein Stück Eisen liegen, womit denn außer allem Streite der stark knallende Wurf geschehen war.

Den 20., 21. und 22. August war es recht erstaunend und schauerlich, wie große und viele Steine, auch Stücken Eisen es durch die Fenster des unteren Hauses bald von innen hinaus, bald von außen hinein warf, und geschähe solches gleichfalls mit gar besonderer Geschwindigkeit und starkem Krachen, sogar daß die untere Stube und das vordere Unterhaus ganz unbrauchbar wurde, weil die Fenster ganz vernichtet waren. Bei solchen Umständen sahe ich mich gezwungen, diese bedenkliche Begebenheit höheren Ortes zu berichten. Hier kann ich nicht ausdrücken, wie es im Unterhause mit Werfen tobte und wütete, als ich in meiner Studierstube die Berichte abfaßte, gerade als wüßte es mein Beginnen und wollte es nicht leiden, so daß die Meinigen genötigt wurden, mich herunter zu rufen, damit ich mich dem unsichtbaren Wesen durch Gebet und Vorstellung seiner Unseligkeit entgegenstellen möchte.


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Das Poltergeist-Phänomen

12.12.2013 um 22:09
Die Nacht war bisher noch die angenehme Zeit unserer Ruhe gewesen, allein nun ließ dies unruhige Wesen uns keinen Frieden weder bei Tage noch bei Nacht. Maßen es am 23. August mit Fensterzerschmeißen vor Tage fortfuhr, und des Nachts fing es auch an, uns zu alarmieren. Denn da wir uns zum Schlafe niedergelegt hatten, erregte es in meiner Schlafkammer an meinem Kleiderschrank einen großen Schall, als wenn man mit starken Klauen daran kratzte, und warf mit Steinen sowohl vor, als auf mein Bette nieder und störte auf solche Weise meine Ruhe. Ein Stück Blei wurde den August des Tages oft dem Gewichte der Uhr in der unteren Stube hinweggenommen und auch wieder an meiner Frauen Stubentür oder auf dem Saal vor der Stube mit großer Heftigkeit einhergeschmissen, und man hörte und sähe doch niemals die Tür der unteren Stube öffnen. Nicht minder wurden nun ziemliche Steine bald in der unteren Stube, bald oben auf dem Saale mit schauerlichem Knalle einhergeworfen. Und das Zerschmettern der Scheiben in den Fenstern des Unterhauses geschahe sehr heftig und häufig. Solches erweckte bei den Hausgenossen Furcht, so daß einige unter den Mägden anfingen, auf die Flucht zu denken.

Es ging nun an ein Töpfe- und S c h ü s s e 1 z e r b r e c h e n. Auch raubte es der Viehmagd beim Aufwaschen einen Topf unter den Händen weg, welcher aber nicht gleich wieder einhergeschmissen wurde. Merkwürdig ist es auch, wenn an diesem Tage im Waschgewölbe ein an der Hühnersteige angebundenes und mit sogenannten Quarkkäse ausgefülltes Säcklein heruntergerissen wurde, und obgleich die Türe, durch welche man aus diesem Gewölbe ins Vorderhaus gehet, zugeriegelt war, dennoch solcher Käse in diesem Vorderhause hingeschüttet, das Säcklein umgekehrt, und in dem Käse wie mit Hundspfoten gescharrt war. Des Nachts darauf wurde in der Schlafkammer ein Schall erregt, als kratze es mit großer Heftigkeit bald an meinem, bald an meiner Frauen Kleiderschrank,
ließ uns dabei durch Werfen keine Ruhe noch Frieden, sondern tobte und beunruhigte uns also durch Kratzen und Werfen, daß wir die Kammer verlassen und uns in meiner Frauen Stube begeben mußten. Hierinnen waren nun unser zehn Personen, vier Männer aus den beiden Gemeinden als Wächter, eine Frau als Wärterin und Pflegerin meiner Frau, und dann unsere fünf Hausgenossen. Wir sangen, beteten und riefen Gott herzinbrünstig an, sowohl um Offenbarung, als auch um Schutz und Rettung. So trieb es denn diese Nacht durch in unserer Sehlafkammer sein Wesen mit graußerlichem Ungestüm fort durch Kratzen und Werfen. Insonderheit als das Gesinde, nur ein wenig Ruhe zu genießen, sich hingelegt hatte auf den Boden in meiner Frauen Stube, kratzte es inwendig an der Kammertüre so durchdringend, daß wir obgedachte zehn Personen außer uns gesetzt wurden, in Erwägung, daß kein Mensch in der Kammer war, auch nicht hinein kommen konnte. Und gegen Morgen des folgenden Tages schlug es an dieser Tür so entsetzlich, daß die eingeschlossene Tür mit Gewalt aufsprang.

Als der Tag des 25. August völlig eingebrochen war, ging es an ein erstaunendes Topf- und Schüsselzerbrechen her. Vor unseren Augen schmiß es ein irdenes Handbecken im Vorderhause aufs Steinpflaster nieder, und weil solches nicht völlig in Stücken zerbrach, nahm es das Kindermädchen und stürzte es wieder auf seinen gewöhnlichen Ort. Und indem wir Alle meinen, wir sehen das Handbecken noch an seinem früheren Orte stürzen, wurde es schon wieder vor unseren Füßen nieder und in kleine Stücke zerschmissen, ohnerachtet wir nichts eher davon erblickten, bis es aufs Pflaster schmetterte. Neue Töpfe, welche in der oberen Küche aufs Topfbrett hingestellt waren, wurden im Unterhause vor unseren Augen zerschmissen. Ob wir gleich unten an der Treppe stunden, allwo wir hätten können hören und sehen, wenn die Küchentüre eröffnet würde oder jemand oben vor der Treppe stund, oder die Treppe herabkäme.

Unter anderen war dieses überaus curieux anzuschauen, als unser etliche im Vorderhause bei dem Speiseschranke standen und sehen mußten, wie von solchem Schranke an, vor uns hin bis zur Haustüre hinaus Quarkkäse verzettelt und endlich der irdene Napf, worinnen solcher Käse in dem verriegelten Schranke aufbehalten worden, vor unseren Füßen nieder- und zerschmissen wurde. Der Schrank wurde von uns eröffnet und wir befanden, daß das irdene Schüsselchen mit dem Käse aus demselben entführt war, hatten aber den Speiseschrank nicht eröffnen sehen noch hören, auch erblickten wir weder Napf noch Käse eher als bis beides aufs Steinpflaster traf.

Sobewandten Umständen nach mußte ich mich wider meinen Willen endlich entschließen, den mir längst erteilten wohlmeinenden Rat eines altbewährten Theologi und hocherfahrenen Medici zu folgen, und Weib und Kinder, auch einiges Hausgeräte zur Sicherheit in eine andere Wohnung zu schaffen. Während dem Ausräumen über war es so stille, daß man nicht die geringste Wirkung gesehen, gehört und vermerkt hatte.


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Das Poltergeist-Phänomen

12.12.2013 um 22:09
Den Tag nach der zum Teil Geschehenen Hausräumung, den 26. August, wurde schon wiederum hier und dort im Hause einhergeworfen, insonderheit auch in der oberen Vorderstube wurden große Steine einhergeschmissen. So auch wurden ziemliche Steine in der Unterstube gefunden. Nachts darauf hat es die Wächter mit oftmaligem Werfen und auf andere Art beunruhigt. Auf gleiche Weise fuhr es den 27. ej. fort. Im Keller riß es die auf die Spundlöcher der Bierfässer geschlagenen Stückchen Lehm herunter und warf damit bald an diesem, bald an jenem Orte des Hauses herum; dadurch schlug die Luft ins Bier, und wurden viertehalb Eimer verderbet. In der im Keller aufbehaltenen Milch schmiß es allerhand Unflath. Mußte aus solchem Bewegsgründe Bier und Milch in ein anderes Haus schaffen lassen.

Den 28 August wurde mit größeren Steinen denn vorhin einhergeschmissen, und eine junge Henne an dem Orte im unteren Vorderhause, allwo es am meisten zu wüten pflegte, mit abgerissenem Kopfe gefunden. Das untere Vorderhaus und die untere Stube waren durch die häufig dahin geworfenen Steine, Scherben usw. sehr verunreinigt. Deshalb ließ ich am 9. September bemeldete Orte säubern und auskehren. Sobald die Mägde zu reinigen angefangen hatten, tobte es gräulich, es warf wiederum durch die Fenster Steine, Eisen usw. daselbsten hin, allwo ausgekehrt wurde. Und das geschahe mit ganz unbegreiflicher Geschwindigkeit und sehr starkem Krachen. Weil nun die Mägde bei der Reinigung des Hauses durch das Werfen vielfach verhindert, auch die gesäuberten Orte von dem abermals eingeworfenen Eisen, Steine usw. von neuem verunreinigt wurden, breitete ich mich über die Fenster aus und bote dem unsichtbaren Wesen Trotz. Solange ich nun übers Fenster gebreitet stunde, hatten die Mägde zum Aussäubern Ruhe, sobald ich aber vom Fenster hinwegging, wurde wiederum durch die Scheiben geschmissen. Nach der Reinigung des Hauses ließ ich gleichfalls den Hof säubern, und fing es abermals mit Werfen aufs Stalldach an, welches lange Zeit nicht war gehört worden. Es geschahen die Würfe so geschwinde hintereinander her, und die Steine fielen so häufig vom Dache herunter, daß es das Aussehen hatte, als wenn Steine regnete. Es schien demnach, als wenn es die unsauberen Örter nicht wollte reinigen lassen. Den 7. September Nachmittags ließen wir im Ofen der unteren Stube zu unserer Bedürfnis Feuer machen, da wurden einige Stücke von Back- und Mauersteinen, die in dem Ofen lagen, im Hause herumgeworfen. Bevorab ist dies sehr merkwürdig, es wurde ein ziemlich Stück eines glühenden Backsteins aus dem Feuer im Ofen herausgenommen und mit Ungestüm durch das Fenster des vorderen Unterhauses in den Hof geschmissen, daß Blei und Windstangen sich einbiegen mußten. Solches hat man wegen besorgender Feuersgefahr ablöschen müssen.

Den ganzen Tag durch des 8. September hat man nicht die geringste Wirkung vermerkt, außer des Abends wirft es neben den einen Wächter in der unteren Stube genau hin. Und nunmehr war die Stunde der göttlichen Erlösung gekommen.“

— Der Spuk hatte ein Ende.


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