Flatterwesen schrieb:Nur Frage ich mich beim Thema Selbstbewusstsein, ob die Leute die überall mit ihren selbstbewusstsein prahlen und zeigen müssen, ob die wirklich Selbst bewusst sind? Ich meine wenn jemand Selbstbewusst ist weiss er das und muss es nicht unter Beweiss stellen.
Das ist ja genau der Punkt. Und das stellt auch ein wichtiges Entstehungskriterium für narzisstische Persönlichkeitsstörungen dar. Durch mangelhafte emotionale Unterstützung während der Kindheit entsteht eben keine emotionale Sicherheit, auf der sich ein gesundes Selbstbewusstsein aufbauen kann. Diese Menschen haben die emotionale Sicherheit, die mit der Erziehung vermittelt werden muss, häufig niemals kennen gelernt. Das ist aber sehr wichtig, um ein stabiles Selbstbild zu errichten. Daher fürchten diese Menschen (unterbewusst) stets (sie haben ja gelernt, dass sie von niemandem unterstützt werden und fühlen sich daher tatsächlich hilflos) verletzt zu werden. Daher versuchen sie dem genau entgegenzuwirken, indem sie anderen vorgaukeln sie wären sehr selbstbewusst. Im Grunde ist diese Unsicherheit auch Treibstoff um sich mit allen Mitteln in eine Position zu bringen, in der man sich sicher fühlen kann. Also Statussymbole, welche als Selbstbestätigung dienen, da der Narzisst ein erhebliches Maß an Selbstunsicherheit besitzt, oder aber viele Frauen, einen durchtrainierten Körper. Doch alles in Allem ist alles dies nur eine Ableitung der eigenen Minderwertigkeitsgefühle, die ihr Ziel in der Regel nicht erreicht. Man hat es dann möglicherweise zwar zu materiellem Reichtum geschafft, man hat eine hübsche Frau, deren Verhalten man unter Kontrolle hat, und die zudem kritiklos zur Erfüllung der eigenen sexuellen Bedürfnisse dient, allerdings wird im Falle einer nicht erfolgenden Behandlung immer der Schatten der emotionalen Unbeholfenheit stehen, welche im schlimmsten Fall in kritischen Situationen zur Verzweiflung und in deren Folge zu Aggression, Wut und zuletzt Gewalt ausufert. Sei diese Gewalt nun physischer oder psychischer Art.
Tatsächlich ist diese Persönlichkeitsstörung aber, gerade weil sie die Menschen antreibt ihre Minderwertigkeitskomplexe durch materielle Werte zu kompensieren, ein evolutionsbiologischer Vorteil. Man muss sich vorstellen, dass diese Menschen gerade in einer Gesellschaft, in der im Grunde jeder das bekommt was er zum Leben braucht, diejenigen sind, die noch einen wahren Antrieb haben große Leistungen zu erbringen. Während ein normaler, psychisch gesunder Mensch sich oft ja sagt "ach, mir geht es gut, ich habe eine glückliche Familie, ich bin gesund, ich habe meine Liebsten um mich." kann jemand, der während seiner Kindheit niemals eine derart innige Bindung zu seiner Familie aufbauen konnte, diese Stütze nicht vorweisen. Und das ist ein enormes Minderwertigkeitsproblem, welches zu kompensieren unbedingt zur Erhaltung des eigenen Selbstbildes erforderlich ist. Daher haben diese Menschen ja den Druck, ihre eigene Minderwertigkeit durch reale, materielle Leistungen aufzubessern, welchen andere vergleichsweise in dieser Form nicht haben. Man muss also tatsächlich von einer psychischen Störung sprechen, die in der Tat einen Selektionsvorteil mit sich bringt. Und das ist eine ungemein spannende Angelegenheit.