Grabkult der Deutschen

@GalleyBeggar

GalleyBeggar schrieb: Ich weiß noch, dass hier an Allerheiligen die Straße zum Friedhof wegen Überfüllung gesperrt war. Da haben die Leute auf beiden Straßenseiten alles zugeparkt, dass kein Auto mehr durch kam (naja, evtl. schon, nur durfte kein Gegenverkehr auftauchen, weil es nichtmal Buchten zum Ausweichen gab. Sogar die Einfahrten standen zu

Du scheinst bei mir in der Nähe zu wohnen ;)

Ich kann mich daran noch gut erinnern.
Auch daran, dass alle in Schwarz gekleidet waren, das lag sicher nicht an der Jahreszeit .

Verwandte reisten an, um den Friedhof zu besuchen, wurde abgesprochen auf welchen man zuerst geht .
Kinder mußten natürlich auch mit .

Dann wurde ich auch noch von meinem Bruder verschimpft, weil ich nicht auf den Friedhof wollte .
Dieser Heuchler

Und wie unterscheidet sich die Lästerei über die angeblich "heuchlerischen" Friedhofsbesuche von der Lästerei über die angebliche Gleichgültigkeit den verstorbenen Verwandten gegenüber?

@blutfeder
@Alarmi

Ich gehe auch zu meinem Großvater ans Grab und gieße die Blumen, dabei ist es mir egal wie andere Gräber aussehen.

Und wenn andere Leute sagen "wie sieht das den aus" dann muss es ja nicht böse gemeint sein, vielleicht sagen sie es einfach nur weil sie es schade finden das sich keiner drum kümmert!

Ich gehe jedenfalls zu meinen Opa das Grab machen weil ich ihn geliebt habe und er mir immer noch sehr viel bedeutet und nicht damit andere Leute nichts zum lästern haben!

Und tut mir leid das dein Vater so denkt!

@.lucy.
@GalleyBeggar


Ich weiß noch, dass hier an Allerheiligen die Straße zum Friedhof wegen Überfüllung gesperrt war.


Aber so schlimm wie auf den Philippinen wird`s nicht gewesen sein?


http://www.tagesthemen.de/multimedia/bilder/allerheiligen136~_mtb-1_pos-5.html#colsStructure



Übrigens, Respekt allen hier, die noch Traditionen pflegen.


Das Volk ist nicht edel, das seine Toten nicht ehrt.


Adolf Friedrich Graf von Schack, (1815 - 1894), deutscher Schriftsteller, schrieb Gedichte, Epen und Dramen; Übersetzungen aus dem Spanischen, Persischen und Indischen

Und warum sollte man das eigentlich nicht auch zeigen?

@peggy_m
Doch, man darf es ruhig zeigen. Da spricht nichts gegen.
Aber müssen die das alle an einem Tag im Jahr tun? Haben die dafür die restlichen 364 Tage keine Zeit?

@GalleyBeggar
Die werden da mit Sicherheit auch Zeit haben. Nur gehen die Leute dann an verschiedenen Tagen und Uhrzeiten.
Aber an Allerheiligen gehen eben alle.Und meist zu einer bestimmten Uhrzeit. Man hält sich auch länger dort auf.

@GalleyBeggar

na ja, die meisten pflegen ihre Gräber auch an anderen Tagen, da verläuft es sich irgendwie. Die meisten Friedhöfe sehen doch sehr gepflegt aus.

Im Übrigen, Weihnachten feiern doch auch alle an einem Tag (oder 2) . So ist das nun mal, man soll die Feste feiern wie sie fallen, oder wie das heißt. ;)

Um einen Friedhof zu besuchen,Blumen zu bringen , Gräber zu pflegen ,setzt das nicht vorraus, dass man daran glauben muss, dass die Toten das mitbekommen ?
An diesem Ort sind ?
Dass die das so möchten ?
Dass man an ein Weiterleben nach dem Tot glaubt ?

Es werden Gräber besucht von Menschen die man kaum kannte
An meine Oma, Opa kann ich mich kaum erinnern .
Müßte ich jetzt Trauer heucheln ?

@.lucy.
Da gibt es ja auch noch den Grund, das man so ein Grab ja nicht verwildern lassen kann. Für was bezahlt man dann? Und ich würde mich schämen für ein ungemachtes Grab. Neben meiner Mutter ist ein Grab, wo sich wenig bis gar nicht drum gekümmert wird. Das tut mir immer so leid, das ich immer eine Blume drauflege. Von Schnee und Blätter befreie. Ist traurig wenn sich niemand kümmert.

@.lucy.
Einen Friedhof zu besuchen setzt nicht zwangsweise den Glauben an ein Weiterleben voraus. Es kann auch bedeuten, dass man die Verstorbenen einfach nicht vergessen möchte und mit Blumen und so weiter ein Zeichen setzt. Ich kannte meinen Opa überhaupt nicht, aber ich habe, als meine Oma noch lebte, oft mir ihr sein Grab besucht. Natürlich trauere auch ich nicht um jemanden, der Jahre vor meiner Geburt schon gestorben ist. Da musste ich auch keine Trauer heucheln, aber es waren einfach ein paar Minuten des Gedenkens an ihn. Ob die das mitbekommen oder nicht, mittlerweile sind meine Großeltern im Grab wieder vereint, weiß ich nicht, aber mir ist es einfach ein Anliegen. Ich denke, das kann jeder halten, wie er will. Aber ich würde niemandem unterstellen, er würde heucheln, denn ich kann niemandem in den Kopf und in die Seele schauen. Andererseits würde ich nicht um jeden Preis von meinen Kindern verlangen, sie müssten mit auf den Friedhof, wenn sie es nicht wirklich wollen. Aber die gehen ab und zu sogar freiwillig mit.

@.lucy.
Ich lege auch manchmal Blumen auf solche vergessenen Gräber.

http://www.strassederbesten.de/onlinefriedhof/virtueller_friedhof_grab_17357.html
Das ist das Grab meiner Mutter. Mittlerweile steht rechts noch ein großer Engel. :D
Ich weiss, viele finden das kitschig oder so. Aber ich finde es schön. Bin da auch ein wenig egoistisch. Glaube meiner Mum gefällt das nicht so unbedingt. Naja Engel und Gott und so. Aber sie weiss, das ich es gut meine.
Was lustig ist, ist : Als ich angefangen habe einen kleinen Engel aufs Kreuz zu legen. Haben es jetzt alle durchweg die Reihe auch. Auf ihren Platten und Kreuzen. :)

@ivi82

Für was bezahlt man dann? Und ich würde mich schämen für ein ungemachtet Grab.

Man bezahlt für die Grabpflege ?

( Vielleicht gibt es keine Verwandschaft mehr oder die Angehörigen wohnen zu weit weg ?)

Es ist heute öfter so, dass eine Firma für die Grabpflege beauftragt wird ..

Nach wievielen Jahren wird ein Grab umgebuddelt ?
Was ist dann ?
Macht das dann niemandem etwas aus , der jahrelang das Grab besucht und gepflegt hat ?
Oder ist es eine Erleichterung ?
Wo ist dann derjenige, dessen Grab man besucht hat ?

@.lucy.
Ich meinte es so. Wenn ich schon bezahlt habe, dann lasse ich es doch nicht verkommen.
Sicher gibt es Leute die sich nicht drum kümmern können aus den Gründen. Ich fahre auch 50 km hin. Obwohl meine Brüder in der Nähe wohnen. Aber sich nicht kümmern. :(
Aber eben, dann kann man jemanden beauftragen. Also ich könnte das nicht. Gar nix dafür tun.
Man kann immer wieder verlängern. Also bei einem Urnengrab. So lange man für bezahlt.
Viele lassen es dann sein. Weil sie nicht mehr können oder wollen.
Hmm was bei einer Einfriedung mit dem Leichnam passiert, weiss ich nicht.?

@ivi82

.lucy. schrieb: Wo ist dann derjenige, dessen Grab man besucht hat ?

ich meinte das eher symbolisch
In dem einen Jahr wurden noch Gestecke aufs Grab gelegt, Kerzen angezündet , im nächsten Jahr liegt jemand anderes vielleicht schon dort

@.lucy.


Die Grabkosten sind neben den Beisetzungsgebühren ein Teil der Friedhofsgebühren. Sie sind der Betrag, der gezahlt werden muss, um eine Grabstelle für eine gewisse Nutzungszeit überlassen zu bekommen, meist so 20 Jahre.

.lucy. schrieb:Man bezahlt für die Grabpflege ?

Ja, wenn du sie in Auftrag gibst. Kannst du aber auch selbst übernehmen.

@.lucy.
Du hast gefragt, ob es niemandem etwas ausmacht, der ein Grab gepflegt hat, wenn das Grab aufgelöst wird. Ich kann für mich antworten: doch es macht etwas aus, wenn das Grab plötzlich nicht mehr existiert. Hört sich ein bisschen blöd an, aber es ist, als wäre der Verstorbene noch ein bisschen toter. So ein Grab ist ein Andenken, ein Zeichen dafür, dass jemand gelebt hat und da war, und dieses Andenken ist dann plötzlich weg. Ich weiß aber auch, dass ältere Menschen, die ein Grab gepflegt haben, erleichtert darüber waren, dass ihnen diese Arbeit abgenommen wurde. Vor allem, wenn man nicht wirklich eine Beziehung zu einem Verstorbenen hatte und man selber auch schon älter oder gesundheitlich angeschlagen ist, kann Grabpflege eine Belastung sein und dann ist man wahrscheinlich froh, wenn das Grab aufgelöst ist.

@ivi82
So ein Grab wird in der Regel frühestens nach 15 Jahren aufgelöst. Man geht davon aus, dass der Leichnam dann zum größten Teil verwest ist. Mir wurde von einem Bestatter einmal gesagt, dass auf dem Friedhof, für den er zuständig ist, die Gebeine einfach im Grab bleiben. Sie liegen meistens ziemlich tief und "stören" niemanden. Ich habe zwar schon gehört, dass beim Öffnen eines Grabes für eine "neue" Beerdigung, Knochen mit nach oben gelangt sind, aber bestätigt hat mir das keiner. Auf jeden Fall lässt man die Knochen im Grab. Es gibt aber auch Friedhöfe, die sehr klein sind und nicht erweitert werden können. Da grub man früher die Gebeine aus und bringt sie in einen sogenannten Karner, ein Gebeinhaus. Ob das heute noch so gemacht wird,weiß ich nicht.

@myrna
Ah ok. Danke dir. Da bin ich doch zufrieden über die Urne.
Also ich habe erst mal für 10 Jahre bezahlt. Und kann immer weiter verlängert werden. Was ich auch machen werde.
Aber es ist schon Hammer was des alles kostet.

myrna schrieb: Ich habe zwar schon gehört, dass beim Öffnen eines Grabes für eine "neue" Beerdigung, Knochen mit nach oben gelangt sind, aber bestätigt hat mir das keiner.

Stimmt kann vorkommen passiert aber sehr selten.
Bei der Neubelegung einer Stelle werden evtl noch vorhandene Überreste normalerweise Tiefergebettet.

.lucy. schrieb: Gräber zu pflegen ,setzt das nicht vorraus, dass man daran glauben muss, dass die Toten das mitbekommen ?

Nein Überhaupt nicht.
Für mich ist die Grabpflege und Gestaltung eine Möglichkeit, meiner Umwelt zu zeigen, wie sehr ich diese Menschen auch über ihren Tod hinaus liebe. Es ist auch eine Möglichkeit sich damit auseinanderzusetzen das sie nicht mehr da sind und was sie mir Bedeutet haben.
Ich empfinde die Grabpflege eigentlich mehr als etwas das ich für mich tue, und nicht so sehr als etwas das ich für irgendjemand sonst tue!

kekscore schrieb:Und wenn andere Leute sagen "wie sieht das den aus" dann muss es ja nicht böse gemeint sein, vielleicht sagen sie es einfach nur weil sie es schade finden das sich keiner drum kümmert!

In manchen Faellen gibt es nunmal einfach keine Verwandten in der Naehe des Grabes. Ich finde, man sollte sowas einfach gut sein lassen. Geht doch keinen was an.

Missesfee schrieb:Für mich ist die Grabpflege und Gestaltung eine Möglichkeit, meiner Umwelt zu zeigen, wie sehr ich diese Menschen auch über ihren Tod hinaus liebe.

Mir reicht es, wenn ICH weiß, was mir zum Beispiel meine Eltern bedeutet haben, das muß ich nicht meiner Umwelt dokumentieren - das geht außer mir niemanden etwas an! Ich habe meine Mutter zu Lebzeiten zuhause solange gepflegt, wie es mir möglich war, das war und ist viel wichtiger, für mich jedenfalls.