@georgerusprovokant provokant deine these. nicht wirklich wahr aber auch nicht völlig daneben. olympia birgt so manche schattenseite und so manches feuer, das sie mit dem faschismus teilt, beispielsweise die identifikation, die fanatik und den kampf.
das wesentliche erkennungsmerkmal für faschismus ist für mich immer das fehlen von menschlichkeit. vorwiegend ist es in kollektiven zu finden, in denen verantwortung so lange weitergeschoben wird, bis das kollektiv blind dafür geworden ist. kaum etwas kann so fatal sein wie ein kollektiv mit selektiver wahrnehmung. in einem der interessantesten forschungsfelder über den faschismus, der ponerologie, besteht die these, dass kampf, anfeindung, hetze und heldentum psychischen störungen entspringen, die gar evolutionsbedingt das ende der menschheit einläuten. vielleicht ist deswegen die ponerologie auch ein bisschen unter den tisch gefallen um nicht zu sagen unter den teppich gekehrt worden.
olympia stimuliert wohl bei vielen das selbe fieber, dass einst völker und nationen gegeneinander aufbrachte. dieser wahn brachte oft erbarmungslosigkeit mit sich. charlie chaplin spricht in seiner grandiosen rede am ende von "der große diktator" von den "maschinenmenschen", vor denen wir uns in acht nehmen müssen.
sind manche sportler manchmal nicht sogar so erbarmungslos und eifernd wie maschinen? müssen sie es nicht gar sein? vielleicht ist olympia ja eine spielerische auseinandersetzung der menschheit mit ihren dämonen...
faschismus ist für mich zwang, durchsetzung, konzentrierte macht und kontrolle über alle ethischen grenzen hinweg.
im modernen kollosseum spielt man mit diesen uns innewohnenden impulsen.
und wie du schon schreibst, bringt es in so manchen unter uns auch die hässlichste seite hervor, die unbedingt den sieg will und auf alles gehässig herabblickt, was es ihm streitig machen will. das mögen wohl jene psychopathen sein, von denen die ponerologen schrieben.
aber es sind zugleich auch einfach die missratenen eiferer, die nie gelernt haben, mit dem verlieren umzugehen, geschweige denn einem geteilten sieg. ihr problem ist einfach, dass sie zu streng mit der welt und wohl auch mit sich sind. und ganz sicher war das ein wichtiger grundpfeiler in den zurückliegenden schattenkapiteln der geschichte.
schaust du dir aber genau an, welche blüten die sport-fanatik sonst noch treibt, wirst du eine viel größere masse an begeisterten entdecken, die neben dem angestachelten trieb und blutrausch verstehen, ihr hirn hinzuzuschalten und ohne stierendem tunnelblick auf die eigenen auch die konkurrenten und das spektakel ansich zu würdigen wissen.
und widerum noch viel mehr menschen, die sich zwar freuen, wenn ihre nation gewinnt, aber sich vielmehr die rekordhaften sportlichen leistungen aller vor augen halten und in jeder sonst noch so fernen kultur und rasse gleichwertige menschen erkennen.
es ist von der perspektive abhängig, ob du in olympia etwas gutes sehen willst oder etwas schlechtes. olympia ist ganz sicher kein spiel des geistes, sondern ein spiel der körperlichen leistung. es kann kein faschismus sein, weil es die menschen zusammenbringt - auf einer augenhöhe, alle mit den selben chancen.
olympia ist DAS spiel der menschen. aber sicher nicht das spiel aller menschen.