martialis schrieb:Ja genau, es gibt Meinungen. Hat sich überhaupt schonmal jemand von euch "Widersachern" mit Astrologie so beschäftigt wie ich?
Problematisch ist dabei nur, dass wir gerade in der heutigen Zeit meinen, dass wir auf Grund unserer großen Gedanken- und Meinungsfreiheit, zu allem eine eigene Meinung haben müssen und weil wir eben alles denken dürfen auch bei allem anfangen irgendwie zu denken. Das führt leider dazu, dass wir teilweise auch fantasieren und weil wir es ja gedacht haben, dies auch irgendeine übergeordnete Relevanz haben müsste.
In der Wissenschaft gibt es aber eine Grenze der Meinungsfreiheit und das ist auch gut so. Man kann zwar meinen, die Erde sei nach wie vor eine Scheibe, aber da sie es nachweislich nicht ist, so kann man zwar auf diese persönliche Meinung bestehen, einen Wahrheitscharakter bekommt diese dadurch aber trotzdem nicht.
Eine Meinung ist eben nur eine Meinung. Ähnlich verhält es sich mit dem Glauben.
Die Wissenschaft versucht aber persönliche Meinungen und Glaube außen vor zu lassen und Sachverhalte so zu beschreiben, dass sie eine allgemeine Gültigkeit haben, so dass sie auch für die Menschen relevant sind, die etwas anderes meinen oder glauben.
Es wird sicher noch in vielen entlegenen Teilen des Erdballs genügend Menschen geben, die die Erde für flach und die Erde für das Zentrum vom allen halten und wir als Wirbeltiere mit einen komplexen neuronalen Netz hätten eigentlich die verdammte Pflicht auch dem letzten zu erklären, warum dies nicht so ist. Das müsste man zwar bei jedem etwas anders veranschaulichen und formulieren, aber es ist möglich, so gut wie jedem zu zeigen, dass die Erde rund und nur einer von vielen Himmelskörpern ist.
Erlaube mir eine Zwischenfrage: Wenn ich mich richtig erinnere, dann hattest du dich vor 15? Jahren zuletzt richtig intensiv mit dem astrologischen Gedaneknkonstrukt auseinandergesetzt?
Nun, ich weis wie teilweise in Amerika Debatten bezüglich der Lehre von Evolutionstheorie und der Schöpfungslehre ablaufen und sich dort gerne "Experten" zur Schöpfungslehre, die in der Regel auch Gegner der Evolutionstheorie sind, auf Sachverhalte berufen, die teilweise 20-30 Jahre alt sind und zwischenzeitlich eindeutig widerlegt wurden. Die Verfechter der Schöpfungslehre scheinen davon aber zumeist irgendwie nichts mitbekommen zu haben, weil sie eben vor 20-30 Jahren aufgehört haben sich intensiv mit ihrer Materie zu beschäftigen und zwischenzeitlich lediglich gefechtet und nicht weiter gelernt haben.
martialis schrieb:Wie willst du mir aber beweisen, dass Astrologie nicht funktioniert?
Ich greife erneut auf das Bild vom Apfel der vom Baum fällt zurück. Galilei hatte ja die damals noch wage These, dass es irgendeine Kraft gibt, die von der Erde ausgeht und alle Objekte auf der Erde an ihr dran hält. Er hat sicher auch viel spekuliert und womöglich, in der Zeit, als er anfing dieses Thema genauer unter die Lupe zu nehmen, irre Gedankenspiele gehabt.
Er konnte aber allein durch Eperimente wie dieses
http://www.awg.musin.de/facharbeiten/galilei/Fallrinne.html sehr klare Ergebnisse erhalten, die unter Berücksichtigung von Messfehlern doch eine sehr auffällige Regelmäßigkeit zeigten.
Übernehemen wir diesen Algorithmus in die Astrologie. Es steht also die These im Raum, dass gewisse Sternkonstellationen gewisse charakterliche Züge beim Menschen verursachen.
Spekuliert wird viel, wie allein wir hier sehen.
Die großen Feldstudien, die alle paar Jahre immer wieder abliefen sind Experimente, die zumindest teilweise überprüfen wollten, ob sich auch ohne komplett manifestierte theoretische Grundlage, irgendeine Form eines Zusammenhangs erkennen lassen kann.
Und hier muss man einfach hinnehmen, dass in einer Vielzahl von Messungen einfach keine eindeutige Verbindung herstellen lies - im Gegensatz zu den Messreihen bei Galileis Problem.
Natürlich kann man diesen Studienleitern nun Fehler bei den Erhebungsmethoden unterstellen oder sogar die gesamte Studie und ihren Ablauf in Frage stellen (auch wenn das immer etwas hilflos wirkt
:) ) aber das Problem aus Sicht der Wissenschaft bleibt trotzdem, dass sich ja wenigstens irgendeine überwiegende Regelmäßigkeit zeigen müsste, wenn dieser Zusammenhang wirklich da wäre.
Astrologie in der Gesamtheit betrachtet mag funktionieren, weil sie auf einer Form des Glaubens basiert und aber eben nur durch diesen funktioniert.
Blendet man die Glaubens- und Meinungskomponente aus, so bleibt nur eine totale Willkür übrig.
Astrologie funktioniert zwar, aber ist kein Naturgesetz, was für alles eine Relevanz hat.
Und die Eingangsfrage aber war eben, ob Astrologie gewissermaßen ein Naturgesetz ist, was jeden betrifft, egal, was er glaubt oder meint und das lässt sich momentan einfach nicht bestätigen.
Jetzt betrachten wir noch kurz einen Sachverhalt, den ich neuerdings immer bei derartigen Diskussionen anbringe:
Menschen, die zwanghaft eine Glaubensform wie die Astrologie beweisen wollen, die wollen die Menschen auch zum Glauben zwingen. Schließlich fordert man so etwas ja nur in der Hoffnung, dass es bewiesen wird und man dann jedem erzählen kann, dass es bewiesen ist und man dran glauben muss.
Menschen, die zwanghaft die Astrologie widerlegen wollen, wollen die Menschen dazu zwingen ihren Glauben aufzugeben. Denn, wenn man nachweislich sachen kann, dass die Astrologie widerlegt wurde, kann man die Menschen auch missionieren und sie von diesem Glauben abbringen.
Das sind aber Formen des Zwangs und somit sind solche Forderungen, sofern sie wirklich aus dem Brustton der Überzeugung geäußert werden, moralisch äußert fragwürdig.
Nun will ich als vorsichtig ausgedrückt, Mann der Wissenschaft, aber relativieren.
Mir persönlich ist es gleich, ob oder was Menschen glauben. Mir persönlich geht es bei der Hinterfragung solcher Modelle eben nur darum, herauszufinden ob dieser Sachverhalt auch für mich eine Relevanz hat, auch wenn ich nicht daran glaube.
Ich bin eben an einem Punkt, wo ich gewisse Studien und Erkenntnisse nicht ignorieren kann und zu dem Schluss komme, dass die Astrologie mir keine klaren Antworten bringt, jedoch ist es für mich vollkommen in Ordnung, wenn andere Menschen sich beraten lassen und ihre Motivation aus Himmelsmustern ziehen. Mein Gott. Warum nicht? Freiheit bedeutet auch glauben zu dürfen, was man will.
Jedoch werde ich in dem Moment grantik, wenn man versucht mir weis machen zu wollen, die Astrologie würde auch mich betreffen, obwohl ich nicht an sie glaube. Das ist eben der Moment, wo man mehr oder weniger versucht mich überzeugen oder gar missionieren zu wollen.
Für die, die wirklich nur daran glauben, wäre es eigentlich vollkommen irrelevant, ob die Wissenschaft irgendwann irgendwas beweist.
Werden dann aber von Seiten der Gläubigen dann entgegengesetzte Beweisforderungen geäußert, ist das der Moment, wo ich ihre Ernsthaftigkeit und ihre Loyalität ihrem Glauben gegenüber in Frage stelle.
Ich hoffe das war wertungsfrei genüg vorgetragen, so dass mir dafür jetzt keiner an die Gurgel springt, weil ich mich erklärte. Vorsorglich: Wer sich vom letzten Teil provoziert fühlt, der hat scheinbar nicht verstanden, was ich zum Ausdruck bringen wollte und sollte es lieber noch einmal lesen. ^^