Alternatives Leben
24.08.2013 um 21:38
Deine Wuensche an die Gesellschaft der Zukunft finde ich sehr richtungsweisend, habe selbst in den 80er Jahren als Jugendlicher ein alternatives Gesellschaftsmodell entworfen und saehe auch immer noch gerne ein Netzwerk aus autarken Gemeinschaften/Doerfern. Im Grunde ist es eine Absage an das bestehende System, in dem sich alles um das Thema Geld dreht und der Einzelne sich als Einzelner machtlos empfindet und somit auch nicht Verantwortung fuer sein Handeln bereit ist zu uebernehmen. Inzwischen sind dreissig Jahre vergangen, meine Hoffnungen von damals sind leider - ich hatte es ehrlich gesagt auch nicht anders erwartet - Hoffnungen geblieben. Geaendert hat sich nicht viel, zumindest nicht an Einsicht, Bereitschaft, andere Wege zu gehen, man lebt weiterhin lieber im gemuetlichen Nest, und sei es auch noch so beschmutzt, geniesst den letzten Rest von Sicherheit und sieht dem Bevorstehenden mit offenen Augen entgegen, tatenarm, traege.
Meine Nachbarn verhoehnten mich damals ob meiner Verweigerung, einen Fuehrerschein zu machen und meiner Liebe zu meinem Fahrrad, der Vater meiner ersten Freundin meinte, ich muesse eine Macke haben, 220 km mit dem Rad zu seiner Tochter zu fahren, nicht den Zug zu nehmen usw.....
Die Studenten diskutierten lieber als konkrete Schritte zu wagen, da gab ich meinen Traum von Gemeinschaft auf und setzte selbst um, was ich mir fuer die neue verantwortungsbewusste Gesellschaft wuenschte: ich kaufte mir zwei Kuehe, spaeter noch ein Arbeitspferd und wurde Bauer in Polen. Hier arbeiteten noch viele Bauern zu jener Zeit mit Pferden, so dass ich leicht an Maschinen und das noetige knowhow herankam.
Bauer bin ich immer noch, drei Kuehe habe ich jetzt, die ich nach wie vor von Hand melke, das Pferd hat seine letzten Rentenjahre noch bei mir verlebt, mein Brennholz saege ich immer noch von Hand.
Leider habe ich mir doch vor 5 Jahren ein Auto zugelegt, um das ich auch froh bin, denn ohne dem waere es fuer mich heute schon sehr beschwerlich, manche Dinge zu organisieren - wohne 20 km von der Stadt entfernt.
Der kleine Hof wuerde super so ohne Maschinen funktionieren, waere ich nicht mit meiner Frau alleine ohne Eltern und Kinder wie etwa bei einer Grossfamilie. So zu zweit kommen wir schon sehr an unsere Grenzen und muessen manchen Kompromiss machen, den ich als Jugendlicher nie bereit gewesen waere zu akzeptieren.
Ich denke, man sollte einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik zulassen. Ein Mensch muss nicht in erster Linie aus Gehirn bestehen und alles daran setzen, Bewegungen, die Muskelkraft erfordern, zu vermeiden bzw. nur dann fuer anerkennungswert zu befinden, wenn diese gesellschaftsfaehig sind wie etwa im Sport....
Gluecklich wird sich der schaetzen, der ein eigenes Stueck Land haben wird, das er weiss zu bebauen, der eine eigene Wasserquelle haben wird und der weiss, wie er sich gegen die Kaelte des Winters zur Wehr setzen kann. Essen, Trinken, Atmen, dies werden einst die Dinge sein, um die sich alles drehen wird.
Arm werden die sein, die abhaengig sind, weil sie die bequeme Abhaengigkeit der unbequemen Unabhaengigkeit vorgezogen haben.
Schoen zu sehen, dass es vereinzelte Menschen gibt, die sich ernsthaft Gedanken machen, wie man etwas veraendern kann und die den Mut haben, sich dem Spott unmutiger Zeitgenossen auszusetzen
"Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen "NEIN"!" Kurt Tucholsky