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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

12 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Vaterschaft ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

22.03.2012 um 19:43
Ausgang ist ein aktuelles Urteil:
Leibliche Väter haben nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) nicht in jedem Fall Anspruch auf rechtliche Anerkennung der Vaterschaft.

Der Straßburger Gerichtshof wies am Donnerstag zwei Klagen von Männern aus Deutschland ab, die als Vater anerkannt werden wollten. Nach deutschem Recht kann der biologische Vater die Vaterschaft nicht einklagen, wenn zwischen dem offiziellen Vater und dem Kind eine «sozial-familiäre Beziehung» besteht.

Die deutsche Regelung verletze weder das Menschenrecht auf Achtung des Privat- und Familienlebens noch verstoße sie gegen das Diskriminierungsverbot, entschied der EGMR. Die Mitgliedstaaten der Menschenrechtskonvention - darunter auch Deutschland - hätten in solchen Fällen einen weiten Beurteilungsspielraum. Der Gesetzgeber habe sich entschieden, dem bestehenden Familienverband zwischen dem Kind und seinem rechtlichen Vater Vorrang zu geben gegenüber der Beziehung zum leiblichen Vater (Beschwerdenummer 45071/09 und 23338/09).

Der EGMR hatte zuletzt in mehreren Entscheidungen die Position leiblicher Väter gestärkt, wenn es um das Recht auf Umgang ging - also darum, die Kinder zu sehen und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Die nun entschiedenen Klagen hätten jedoch ein weitreichenderes Ziel gehabt, so der Gerichtshof: «Sie waren auf ihre vollständige Anerkennung als rechtlicher Vater des jeweiligen Kindes ausgerichtet und somit darauf, die Vaterschaft des existierenden rechtlichen Vaters anzufechten.»

Die Konventionsstaaten seien zwar verpflichtet, den Umgang des leiblichen Vaters mit dem Kind zu ermöglichen, wenn dies im Interesse des Kindeswohls liege, so der EGMR. «Daraus folgt aber nicht notwendigerweise eine Verpflichtung (...), biologischen Vätern die Möglichkeit einzuräumen, den Status des rechtlichen Vaters anzufechten.»

Im ersten Fall hatte der in Berlin lebende Kläger ein halbes Jahr lang eine Beziehung zu einer Frau, die mit einem anderen Mann zusammenlebte. Ein paar Monate später bekam die Frau eine Tochter. Ihr Freund, mit dem sie zusammenlebte, erkannte die Vaterschaft an. Das Mädchen wächst bei den beiden auf. Der heute 41-Jährige zog vor Gericht. Ein Gutachter stellte fest, dass er der leibliche Vater ist. Doch die deutschen Richter wiesen die Klage ab: Es bestehe eine sozial-familiäre Beziehung zwischen dem rechtlichen Vater und dem Kind. Äußere Störungen sollten im Interesse des Kindes vermieden werden.

Im zweiten Fall hatte ein ebenfalls 41 Jahre alter Mann aus Willich in Nordrhein-Westfalen geklagt. Er war mit der Mutter des Kindes verheiratet, vier Monate nach der Scheidung bekam sie eine Tochter. Mehr als ein Jahr später erklärte sich ihr neuer Partner offiziell zum Vater des Kindes; kurz darauf heirateten die beiden. Auch hier lehnten die deutschen Gerichte die Klage ab. Da das Kind einen rechtlichen Vater habe, habe der Kläger auch kein Recht auf Feststellung seiner Vaterschaft durch einen Gentest.

Das Urteil des EGMR ist noch nicht rechtskräftig. Die Kläger können innerhalb von drei Monaten die Verweisung an die Große Kammer des EGMR beantragen.
http://news.de.msn.com/panorama/gericht-weist-klagen-leiblicher-v%C3%A4ter-ab


Was haltet ihr davon? Ist die genetische Vaterschaft der "sozialen" auf jeden Fall vorzuziehen? oder zieht ihr mit dem Gericht gleich, dass eine Vorhandene soziale Bindung wichtiger sei, als bloße Abstammung?

Ich selber bin der Meinung des Gerichtes. Für das Kind muss die soziale Situation bedeutend Gewichtiger sein, als die genetische.
Auch wenn es der nicht leibliche Vater ist, der für das Kind da ist, so ist entscheidend, dass er sich zusammen mit der Mutter darum kümmert.
Sollte der leibliche Vater das Kind vernachlässigen, dann sowieso.
Wobei es am Ende definitiv eine Einzelfallentscheidung bleiben sollte.
Scheidet die Ehe nach längerer Zeit, dann sollte der leibliche Vater nicht aus seiner Rolle gerissen werden.

Lasst euch aus.


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

22.03.2012 um 21:36
Ich bin der Meinung, dass das Kindswohl entscheiden sollte, ob der leibliche oder doch der gesetzliche Vater die Hauptrolle im Leben des Kindes spielen sollte.

Man stelle sich folgende Situation vor: Das Kind ist 4 Jahre, kennt nur den gesetzlichen Vater als "Papa" und plötzlich kommt da ein Wildfremder daher und beansprucht für sich das Recht, auch so genannt zu werden und Zeit mit dem Kind zu verbringen. Das verwirrt das Kind doch vollkommen.

Wenn man als leiblicher Vater irgend welche Rechte einklagen will, dann sollte man das direkt nach der Geburt tun und nicht erst dann, wenn das Kind schon eine soziale Bindung zu einem anderen Mann aufgebaut hat.

Im gleichen Schritt übernimmt der gesetzliche Vater damit aber auch eine große Verantwortung. Auch wenn die Beziehung zur Mutter des Kindes irgendwann in die Brüche gehen sollte, sich dann auch einfach aus dem Leben des Kindes zu verabschieden, wäre dann schon ziemlich dreist und für das Kind sicherlich auch traumatisierend.


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Paka ehemaliges Mitglied

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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

22.03.2012 um 23:05
Ich bin auch eher für das Kindswohl. Wer sich um das Kind kümmert, der ist der Vater, egal ob leiblich oder nicht.
Und wie schon @Cesair sagte, ist das von Fall zu Fall verschieden.


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

22.03.2012 um 23:50
Ich finde auch, dass das Kind zumindest ab einem gewissen Alter ein Mitspracherecht hat!


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 07:46
Zitat von CesairCesair schrieb:oder zieht ihr mit dem Gericht gleich, dass eine Vorhandene soziale Bindung wichtiger sei, als bloße Abstammung?
Auf jeden Fall! Zumindest wenn das Kind noch klein ist, da kann es sehr verstoerend sein wenn ploetzlich ein zweiter Vater auftaucht. Man sollte aber zu gegebener Zeit dem Kind erklaeren, dass Papa nicht der leibliche Vater ist, und dann das Kind entscheiden lassen ob es Kontakt wuenscht.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 12:20
Vater ist nach meiner Auffassung, wer sich als Vater fühlt und als Vater handelt - jenseits allen biologischen "Verursacherprinzips".


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 12:38
Schwierige Frage wie ich finde.

Ich möchte mal einen anderen Aspekt in die Runde werfen: das leibliche Kind hat Erbansprüche. Insofern wäre es doch unter Umständen durchaus im Interesse des Kindes, die leibliche Vaterschaft festzustellen. Ob sich aus einer evtl. festgestellten Vaterschaft dann wieder Ansprüche des Vaters ableiten lassen ist mal eine ganz andere Frage.

Aber ich denke, so ganz pauschal lässt sich das nicht mit ja ist immer so, oder nein ist immer anders beantworten.

Um es mal ganz plakativ zu machen: der Vater, der dem Kind nichts zu bieten hat (außer der gespendeten Samenzelle) braucht auch nach meinem Verständnis keine Welle zu machen, nur weil er seiner Ex das Glück mit dem Kind und dem neuen Mann nicht gönnt.

Der millionenschwere Fabrikant (ich weiß, sehr plakativ und sehr schwarz-weiß) hingegen, der sicherstellen möchte, dass auch dieses Kind seinen Erbteil erhält, hätte doch wiederum einen ganz anderen Anspruch, oder?

Ansonsten bin ich da durchaus bei @doors. Vater zu sein hat nur sekundär etwas mit Samenspende zu tun ;)


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 12:48
@Lufton
Der millionenschwere Fabrikant könnte sein Kind auch im Testament berücksichtigen ;)


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 12:52
@DeepThought
Testamente können angefochten werden. Leibliche Abstammung nicht.

Wir brauchen aber auch gar nicht diesen (konstruierten) Spezialfall zu diskutieren, ich wollte nur darauf hinweisen, dass es eben auch noch andere Abhängigkeiten gibt, die an der genetischen Abstammung dran hängen.


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 13:05
Also ich als Vater sehe dass wieder ganz anders!

Nehmt nur doch den zweiten fall! Der man wahr verheiratet nach der Scheidung bekommt die ex sein Kind und der neue erkennt die Vaterschaft an, er wurde also aus meiner sicht seines Kindes beraubt!
Beraubt um das recht seine Tochter/ seinen Sohn kennen zu lernen, mit ihr/ihm zeit zu verbringen es aufwachsen zu sehen!
Nein er muss auch noch akzeptieren dass sein Kind zu einem anderen Papa sagt weil ihm das recht genommen wurde eine Beziehung zu seinem Kind aufzubauen!

Und ein Mann der bis vor das Euro. Gericht zieht hat wohl auch den willen sein Kind zu sehen usw.!


Kurz zu mir, ich bin in einer solchen Familie geboren worden! mein Bruder hat erst mit 15 Jahren von seinem Sozialen Vater erfahren dass er nicht der richtige Papa ist! damals was der soziale Vater auch schon von meiner Mutter geschieden! es folgten lange harte Jahre für meinen Bruder, der sehr lange zeit nicht wusste wo er hin gehört usw.
Alles nur weil meine Mutter ihm nie von dem richtigen Vater erzählte!


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ivi82 ehemaliges Mitglied

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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 13:12
@flanger
es gibt eben verschiedene fälle. in deinem fall ist es natürlich scheiße von deiner mum. wenn der vater von anfang an den kontakt möchte und sich kümmert, sollte die frau auch dazu bereit sein. egal ob ein anderer mann da ist oder nicht. ich hasse solche frauen die ihren kindern die väter vorenthalten.

ich kenne es auch andersrum. der leibliche vater meiner tochter hat kein interesse an ihr. auch nachdem meine tochter mit 12 durchs jugendamt an ihn rangetreten ist. ich hab sie die erfahrung machen lassen. nun sagt sie selber was ein arsch. sie wußte von anfang an wer ihr leiblicher dad ist durch bilder ect. und sie sagte von ganz alleine zu meinem mann papa. und sieht ihn auch eher als diesen an.


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Vaterrolle: Füttern vs. Erzeugen

23.03.2012 um 13:25
@ivi82
der Leibliche Vater meines Bruders ist sicher nicht der Mann dem man sein Kind anvertraut hätte!
Aber dennoch stürze mein Bruder in eine tiefe Sinnkrise da plötzlich der bis dato Vater nicht mehr der Vater war wie ihn mein Bruder bis da hin gesehen hatte!

In deinem fall hast du ganz recht gehandelt und deine Tochter immer gesagt wer ihr echter Vater ist, sie selbst die Erfahrung machen lassen dass er keinen Kontakt zu ihr haben will und sie konnte mit dem Kapitel selbst abschließen und ihren Sozi. Vater als echten Vater akzeptieren!
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!


Jedoch glaube ich dass grade die beiden genannten Kläger sicher sehr viel Interesse an ihren Kindern haben, sonst würden sie sich sicher nicht bis zum eu. Gerichtshof durch klagen!


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