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Richtige und falsche Hilfe
19.03.2012 um 11:21Ich mache mir ja unter anderem gerne Gedanken über politische, soziale und wirtschaftliche Fragen.
Schon vor einigen Jahren hatte ich einige Überlegungen zu richtiger und falscher Hilfe gegenüber bedürftigen Menschen, sei es nun in Deutschland oder anderen Ländern.
Durch diesen Artikel hier ist mir das Thema wieder in den Sinn gekommen:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13929154/Deutsches-Helfersyndrom-weckt-Entwuerdigungsaengste.html
Stichwort ,,Richtige und falsche Hilfe".
Ich denke, es kann niemand bestreiten, dass Deutschland ziemlich freigiebig ist, was Entwicklungs- und Nothilfen angeht. In der Vergangenheit wurden insgesamt viele Milliarden Euro bzw. DM an verschiedenste Länder und Hilfsorganisationen vom Staat gegeben, aber auch von den Deutschen als Privatpersonen gespendet.
Zum Kauf und der Versendung von Lebensmitteln, Zelten und Decken, AIDS-Aufklärungen, Aufbau zerstörter Dörfer, Brunnenbau und was weiß ich noch alles.
Schätze, jeder kennt diese Werbebilder, wo kleine Kinder, Frauen oder Männer traurig mit großen Augen einen angucken und dazu beispielsweise der Spruch steht:,,... möchte so gern in die Schule. Stattdessen muss er in einer SKlavenfabrik arbeiten. Helfen sie ihm."
Oder die Bilder zeigen Leute, die hoffnungsvoll lächeln und aussagen:,,... will ihr Dorf wieder aufbauen. Geben Sie ihr die Mittel dazu."
Angesichts dieser Bilder, genauso wie der ,,bewegenden" Briefe, die von Schicksalen von Menschen in anderen Ländern erzählen, rühren sich doch Emotionen, man denkt sich, wie gut es einem ja im Vergleich dazu geht und es ja schließlich auch nur eine kleine Spende ist, um die geboten wird... Also gibt man das Geld oder das alte Zelt und läuft dann im Bewusstsein, was gutes und tolles getan zu haben, weiter.
Ich sage: Diese Art von Hilfe ist grundfalsch.
Zumindest dann, wenn man tatsächlich möchte, dass sich widrige Verhältnisse in Ländern mit großer Armut ändern.
Warum? Hänge ich wirklich so sehr an 5€, dass ich sie nicht für ,,Brot für die Welt" oder ,,Unicef" spenden will, damit jemand auf der Welt was zu essen hat oder sich sauberes Trinkwasser besorgen kann?
Wer das denkt, hat nichts verstanden.
Denn GERADE weil ich wirklich eine Verbesserung der Verhältnisse z.B. in einem armen, afrikanischen Land wünsche, spende ich nicht für Projekte, die einfach nur fertige Produkte verschenken oder sinnfreie Projekte alimentieren.
Auf den ersten Blick mag es ja toll und humanitär sein, wenn wieder ein Flugzeug auf einer staubigen Piste landet und hungrige Menschen Care-Pakete geschenkt bekommen.
Unmittelbar stimme ich dem zu - klar wird der Hunger dann für den Moment gestillt.
Oder die Obdachlosigkeit.
Oder das Verlangen nach sauberem Wasser.
Oder Krankheiten können behandelt werden.
Aber langfristig tut man mit dieser Art von Hilfe nichts gutes.
Denn man kreiert eine starke Abhängigkeit und einen Entwicklungsstillstand bzw. verlangsamt Entwicklung gewaltig, sowohl gesellschaftlich, als auch wirtschaftlich, als auch politisch im betreffenden Land.
Weshalb?
Weil die Botschaft ist: Wenn es euch schlecht geht, kommt jemand angeflogen und schenkt euch, was ihr braucht. Garantiert.
Nett? Nein, nicht wirklich. Denn es unterstützt Antriebslosigkeit. Wenn ich weiß, dass mir sowieso immer wieder was gebracht wird, dann habe ich geringeren Antrieb, mich aus meinen Schwierigkeiten zu befreien.
Insbesondere dann, wenn die Hilfe nur in solch einem Maße geschieht, dass es grade so für den nächsten Tag oder die nächste Woche reicht.
Ich behaupte: In solch einem Klima kann kein produktives, selbstbewusstes Verhalten entstehen, wodurch die Bedürftigen zur Selbstständigkeit gelangen.
Denn die Gedanken richten sich nur immer auf das Naheliegendste. Darauf, ob man wirklich wieder was geschenkt bekommt, was wenn nicht, wie überstehe ich den nächsten Tag oder die nächste Woche...?
Auch wirtschaftlich ist es nicht sinnvoll, permanent fertige Produkte zu schenken.
Okay, schön, Zelte, Decken, Klamotten werden verschenkt - Zelte, Decken und Klamotten, die NICHT einheimisch hergestellt werden. Weshalb Arbeitslosigkeit zementiert wird, weshalb z.B. Weber oder Schneider nichts verkaufen können, was sie in Armut hält und in die Abhängigkeit von Hilfslieferungen treibt.
Denn wer zahlt schon für sowas, wenn er ohnehin wenig Geld hat und alles geschenkt bekommt?
Oder die eigene Nahrungsmittelversorgung: Bauern bleiben auf ihren regionalen Erzeugnissen sitzen, diese verderben, die Bauern nehmen nichts ein, gehen Pleite und geraten in die gleiche Abhängigkeit von ausländischen Nahrungsmittellieferungen, die dafür gesorgt hat, dass sie nichts verkaufen können.
Denn warum beim Bauern kaufen oder selbst was anbauen, wenn man doch immer wieder Hilfslieferungen bekommt?
Nun die politische Komponente: In vielen Staaten mit hoher Armut bestehen auch oft Korruption und autoritäre Verhältnisse. Dadurch, dass wir diese Staaten alimentieren und beispielsweise das Volk in großen Teilen mitversorgen, halten wir Regime an der Macht, die unserem Rechtsempfinden widersprechen.
Leider ist Deutschland oft so dumm, einfach ,,an das Gute im Menschen" zu glauben und sieht nicht, dass in so manchem Land die politischen Machthaber gerne die Hilfsgelder nehmen und vll. noch Danke sagen - und dann in ihre neue Luxuskarre einsteigen und zu ihrer tollen Villa fahren, die mit Geldern bezahlt wurde, welche eigentlich für die Trinkwasserversorgung von Dörfern gedacht waren.
Zu welchem Schluss bringt mich das nun? Sollen wir überhaupt keine Entwicklungs- oder Nothilfe mehr leisten?
Keineswegs.
Statt der eben beschriebenen, falschen Hilfe müssen wir uns auf ,,richtige" Hilfe verlegen.
Heißt: Unser Ziel muss sein, dass sich die Bedürftigen selbst versorgen können!
Sie nicht mehr angewiesen sind auf unsere Gelder und Hilfsgüter!
Bauern sollte vernünftige Technik zur Verfügung gestellt werden, anständiges Saatgut und Vieh, moderne, nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden.
Statt abgetragene Hosen, wo noch das Markenlogo drauf prangt, als Kleiderhilfe zu schicken sollten wir vielmehr traditionell hergestellte Hosen aus dem Land, dem geholfen werden soll, kaufen. Zu einem fairen Preis. Denn dies sichert Arbeit, die Menschen dort haben einen Gewinn, können stolz auf ihre Leistung sein, sind aufgefordert, es noch besser zu machen und Selbstvertrauen zu entwickeln.
Gefördert werden sollen Bildungseinrichtungen.
An Staaten dürfen nur noch dann Hilfsgelder verschenkt werden, wenn diese sie auch nachweislich zweckgebunden einsetzen. Falls sie sich dies mit ,,Einmischung in innere Angelegenheiten werden nicht akzeptiert" verbitten - fein, dann gibt es auch kein Hilfsgeld.
Nothilfen mit Nahrungsmitteln, Wasser, Zelten und dergleichen sollten auch wirklich NOThilfen bleiben. Kurzfristige Hilfen, die dann geleistet werden, wenn meinetwegen beispielsweise gerade eine Naturkatastrophe stattgefunden hat.
Sie dürfen jedoch kein Permanentzustand sein.
Denn damit helfen wir nicht wirklich. Sondern zementieren nur widrige, oft menschenunwürdige Zustände.
Dies ist meine Diskussionsgrundlage zum Thema ,,Richtige und falsche Hilfe".
Was sagt ihr zu meinen Thesen und Ausführungen? Warum stimmt ihr ihnen zu oder auch nicht, was seht ihr genauso, was anders? Was sollte man zusätzlich wissen?
Was sind Gründe für richtige und falsche Hilfe, wie kann man sinnvoll ,,richtig helfen"?
Schon vor einigen Jahren hatte ich einige Überlegungen zu richtiger und falscher Hilfe gegenüber bedürftigen Menschen, sei es nun in Deutschland oder anderen Ländern.
Durch diesen Artikel hier ist mir das Thema wieder in den Sinn gekommen:
http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13929154/Deutsches-Helfersyndrom-weckt-Entwuerdigungsaengste.html
Stichwort ,,Richtige und falsche Hilfe".
Ich denke, es kann niemand bestreiten, dass Deutschland ziemlich freigiebig ist, was Entwicklungs- und Nothilfen angeht. In der Vergangenheit wurden insgesamt viele Milliarden Euro bzw. DM an verschiedenste Länder und Hilfsorganisationen vom Staat gegeben, aber auch von den Deutschen als Privatpersonen gespendet.
Zum Kauf und der Versendung von Lebensmitteln, Zelten und Decken, AIDS-Aufklärungen, Aufbau zerstörter Dörfer, Brunnenbau und was weiß ich noch alles.
Schätze, jeder kennt diese Werbebilder, wo kleine Kinder, Frauen oder Männer traurig mit großen Augen einen angucken und dazu beispielsweise der Spruch steht:,,... möchte so gern in die Schule. Stattdessen muss er in einer SKlavenfabrik arbeiten. Helfen sie ihm."
Oder die Bilder zeigen Leute, die hoffnungsvoll lächeln und aussagen:,,... will ihr Dorf wieder aufbauen. Geben Sie ihr die Mittel dazu."
Angesichts dieser Bilder, genauso wie der ,,bewegenden" Briefe, die von Schicksalen von Menschen in anderen Ländern erzählen, rühren sich doch Emotionen, man denkt sich, wie gut es einem ja im Vergleich dazu geht und es ja schließlich auch nur eine kleine Spende ist, um die geboten wird... Also gibt man das Geld oder das alte Zelt und läuft dann im Bewusstsein, was gutes und tolles getan zu haben, weiter.
Ich sage: Diese Art von Hilfe ist grundfalsch.
Zumindest dann, wenn man tatsächlich möchte, dass sich widrige Verhältnisse in Ländern mit großer Armut ändern.
Warum? Hänge ich wirklich so sehr an 5€, dass ich sie nicht für ,,Brot für die Welt" oder ,,Unicef" spenden will, damit jemand auf der Welt was zu essen hat oder sich sauberes Trinkwasser besorgen kann?
Wer das denkt, hat nichts verstanden.
Denn GERADE weil ich wirklich eine Verbesserung der Verhältnisse z.B. in einem armen, afrikanischen Land wünsche, spende ich nicht für Projekte, die einfach nur fertige Produkte verschenken oder sinnfreie Projekte alimentieren.
Auf den ersten Blick mag es ja toll und humanitär sein, wenn wieder ein Flugzeug auf einer staubigen Piste landet und hungrige Menschen Care-Pakete geschenkt bekommen.
Unmittelbar stimme ich dem zu - klar wird der Hunger dann für den Moment gestillt.
Oder die Obdachlosigkeit.
Oder das Verlangen nach sauberem Wasser.
Oder Krankheiten können behandelt werden.
Aber langfristig tut man mit dieser Art von Hilfe nichts gutes.
Denn man kreiert eine starke Abhängigkeit und einen Entwicklungsstillstand bzw. verlangsamt Entwicklung gewaltig, sowohl gesellschaftlich, als auch wirtschaftlich, als auch politisch im betreffenden Land.
Weshalb?
Weil die Botschaft ist: Wenn es euch schlecht geht, kommt jemand angeflogen und schenkt euch, was ihr braucht. Garantiert.
Nett? Nein, nicht wirklich. Denn es unterstützt Antriebslosigkeit. Wenn ich weiß, dass mir sowieso immer wieder was gebracht wird, dann habe ich geringeren Antrieb, mich aus meinen Schwierigkeiten zu befreien.
Insbesondere dann, wenn die Hilfe nur in solch einem Maße geschieht, dass es grade so für den nächsten Tag oder die nächste Woche reicht.
Ich behaupte: In solch einem Klima kann kein produktives, selbstbewusstes Verhalten entstehen, wodurch die Bedürftigen zur Selbstständigkeit gelangen.
Denn die Gedanken richten sich nur immer auf das Naheliegendste. Darauf, ob man wirklich wieder was geschenkt bekommt, was wenn nicht, wie überstehe ich den nächsten Tag oder die nächste Woche...?
Auch wirtschaftlich ist es nicht sinnvoll, permanent fertige Produkte zu schenken.
Okay, schön, Zelte, Decken, Klamotten werden verschenkt - Zelte, Decken und Klamotten, die NICHT einheimisch hergestellt werden. Weshalb Arbeitslosigkeit zementiert wird, weshalb z.B. Weber oder Schneider nichts verkaufen können, was sie in Armut hält und in die Abhängigkeit von Hilfslieferungen treibt.
Denn wer zahlt schon für sowas, wenn er ohnehin wenig Geld hat und alles geschenkt bekommt?
Oder die eigene Nahrungsmittelversorgung: Bauern bleiben auf ihren regionalen Erzeugnissen sitzen, diese verderben, die Bauern nehmen nichts ein, gehen Pleite und geraten in die gleiche Abhängigkeit von ausländischen Nahrungsmittellieferungen, die dafür gesorgt hat, dass sie nichts verkaufen können.
Denn warum beim Bauern kaufen oder selbst was anbauen, wenn man doch immer wieder Hilfslieferungen bekommt?
Nun die politische Komponente: In vielen Staaten mit hoher Armut bestehen auch oft Korruption und autoritäre Verhältnisse. Dadurch, dass wir diese Staaten alimentieren und beispielsweise das Volk in großen Teilen mitversorgen, halten wir Regime an der Macht, die unserem Rechtsempfinden widersprechen.
Leider ist Deutschland oft so dumm, einfach ,,an das Gute im Menschen" zu glauben und sieht nicht, dass in so manchem Land die politischen Machthaber gerne die Hilfsgelder nehmen und vll. noch Danke sagen - und dann in ihre neue Luxuskarre einsteigen und zu ihrer tollen Villa fahren, die mit Geldern bezahlt wurde, welche eigentlich für die Trinkwasserversorgung von Dörfern gedacht waren.
Zu welchem Schluss bringt mich das nun? Sollen wir überhaupt keine Entwicklungs- oder Nothilfe mehr leisten?
Keineswegs.
Statt der eben beschriebenen, falschen Hilfe müssen wir uns auf ,,richtige" Hilfe verlegen.
Heißt: Unser Ziel muss sein, dass sich die Bedürftigen selbst versorgen können!
Sie nicht mehr angewiesen sind auf unsere Gelder und Hilfsgüter!
Bauern sollte vernünftige Technik zur Verfügung gestellt werden, anständiges Saatgut und Vieh, moderne, nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden.
Statt abgetragene Hosen, wo noch das Markenlogo drauf prangt, als Kleiderhilfe zu schicken sollten wir vielmehr traditionell hergestellte Hosen aus dem Land, dem geholfen werden soll, kaufen. Zu einem fairen Preis. Denn dies sichert Arbeit, die Menschen dort haben einen Gewinn, können stolz auf ihre Leistung sein, sind aufgefordert, es noch besser zu machen und Selbstvertrauen zu entwickeln.
Gefördert werden sollen Bildungseinrichtungen.
An Staaten dürfen nur noch dann Hilfsgelder verschenkt werden, wenn diese sie auch nachweislich zweckgebunden einsetzen. Falls sie sich dies mit ,,Einmischung in innere Angelegenheiten werden nicht akzeptiert" verbitten - fein, dann gibt es auch kein Hilfsgeld.
Nothilfen mit Nahrungsmitteln, Wasser, Zelten und dergleichen sollten auch wirklich NOThilfen bleiben. Kurzfristige Hilfen, die dann geleistet werden, wenn meinetwegen beispielsweise gerade eine Naturkatastrophe stattgefunden hat.
Sie dürfen jedoch kein Permanentzustand sein.
Denn damit helfen wir nicht wirklich. Sondern zementieren nur widrige, oft menschenunwürdige Zustände.
Dies ist meine Diskussionsgrundlage zum Thema ,,Richtige und falsche Hilfe".
Was sagt ihr zu meinen Thesen und Ausführungen? Warum stimmt ihr ihnen zu oder auch nicht, was seht ihr genauso, was anders? Was sollte man zusätzlich wissen?
Was sind Gründe für richtige und falsche Hilfe, wie kann man sinnvoll ,,richtig helfen"?