@KausalDer Schwierigkeit des Verstehens von Zeit, Ewigkeit und Zeitlosigkeit liegt die irrtümliche Annahme zugrunde, dass die Zeit etwas eigenständiges wäre wie ein Tisch oder ein Regenwurm oder ein Planet. Also etwas, auf das man anschaulich gesagt, mit dem Finger zeigen und sagen könnte: "Das da ist die Zeit. Und das daneben ist sie nicht mehr". Diese irrtümliche Vorstellung von Zeit als eine Eigenständigkeit ist die Basis aller weiteren auf diesem Irrtum beruhenden falschen Schlussfolgerungen.
Es gibt keine Zeit, allein und für sich, ohne den Bezug zu etwas Konkretem. Und dieser Bezug ist immer etwas Räumliches. Albert Einstein hat, vereinfacht gesagt, das erkannt und demzufolge das bis dahin geltende Zeitkonzept von Isaak Newton korrigiert, in dem er den unverzichtbaren Bezug der Zeit zu etwas Räumlichen in dem neuen Ausdruck "Raumzeit" verband. Das heißt: Es gibt keine Zeit, ohne einen Bezug zu einer Räumlichkeit. Und es gibt ebenso wenig etwas Räumliches, was keiner Zeit unterliegt. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Das eine kann es nicht ohne das andere geben.
In unserem Alltag und auch in unserer Alltagssprache jedoch trennen wir weiterhin aus reiner Gewohnheit die Zeit und halten diesen Irrtum aufrecht.
Wenn wir beispielsweise fragen "Wie spät ist es ?" dann erwarten wir eine Zahl als Antwort. Und diese Zahl halten wir dann für die Zeit. Doch in Wirklichkeit drückt die Zahl keine Zeit aus, sondern eine Anzahl von Bewegungen der Erde um die Sonne. Der Bezug zu etwas Räumlichen, nämlich der Erde, ist zwar vorhanden, doch wir ignorieren das aus Gründen der Bequemlichkeit.
Uhren zeigen übrigens keine Zeit an, sondern immer nur das sogenannte Jetzt, - egal, wann du drauf schaust.
Die Beschreibung für den Eindruck einer voranschreitenden Zeit entsteht erst durch einen stillschweigenden Additionsvorgang, den wir gedanklich durchführen. In Wirklichkeit addieren wir Zahlen, aber keine Zeit. Denn die Zeit selbst verfügt deswegen über keine Zählbarkeit, weil es nicht mehrere davon gibt, eben weil sie keine Eigenständigkeit ist. Es gibt nur eine Raumzeit.
Kausal schrieb:Du bist doch nicht zeitlos.
Meine wahre Natur, "das, was ich wirklich bin", benötigt weder eine Zeit noch einen Raum, um zu sein. Ich besitze keine Form und kein Aussehen. Alles Raumzeitliche dagegen, wie beispielsweise der physische Körper, den ich für Kommunikationszwecke benutze, besitzt zwangsläufig eine Form und hat ein Aussehen. Er ist etwas Raumzeitliches.
Kausal schrieb:Dieser Text allein ist ja schon voll von Zeit. Ewigkeit, unaufhörlich, entsteht oder Zeitpunkt.
Dieser Text ist ebenfalls etwas Raumzeitliches, das stimmt. Aber er war, ist, und wird niemals ewig sein. Mit Ewigkeit bezeichnen wir irrtümlicherweise den kontinuierlichen Fluss der Zeit. Doch Zeit allein gibt es nicht und kann demzufolge auch nicht fließen. Das ist so ein Folge-Irrtum, den ich eingangs erwähnte. Ich selbst benutze zwar gelegentlich auch die Formulierung "die Zeit fließt", jedoch nur, um damit etwas Bestimmtes in einem Zusammenhang zu verdeutlichen wie etwa den Unterschied zur Zeitlosigkeit.
Ewigkeit hingegen ist der Ausdruck für die nicht endende Zählbarkeit von etwas Raumzeitlichem. Aber so etwas gibt es nicht. Denn alles, was der Raumzeit unterliegt, besitzt demzufolge eine Dauer, es hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Ohne das, wäre es nicht ewig, sondern zeitlos.
Kausal schrieb:Es ist dir offensichtlich garnicht möglich eine Zeitlosigkeit ohne Zeit zu beschreiben.
Stimmt.
Kausal schrieb:Findest du Zeitlosigkeit denn wirklich erstrebenswert?
Die Formulierung "erstrebenswert" ist ein Vorgang, dessen Ablauf Zeit bedarf. Zeitlosigkeit kann man nicht anstreben.
Kausal schrieb:Denn was bedeutet Zeitlosigkeit? Doch nur ewige Stagnation.
Wenn du mit Stagnation "Unvergänglichkeit" meinst, dann stimmt es. Das ist die berühmte Unsterblichkeit, die alle von uns anstreben. Und wer unsterblich ist, befindet sich keinesfalls in einem Zustand der Stagnation, sondern im Potenzial aller Möglichkeiten. Es ist also genau das Gegenteil von Langweiligkeit, Trägheit, Stagnation.
Kausal schrieb:Und der größte Fauxpas kommt ja erst noch: Denn auch im Begriff "bewegen" steckt ja eine zeitliche Veränderung. Zuerst liegt deine Aufmerksamkeit auf "A" danach auf "B". Das heisst, Deine Aufmerksamkeit auf "A" ist vergänglich. Also ist Aufmerksamkeit nicht zeitlos?
Doch, Aufmerksamkeit selbst ist zeitlos. Doch das, was sie bemerken kann, ist immer etwas Raumzeitliches.
Kausal schrieb:Aber alles was du bist ist doch Aufmerksamkeit, oder?
Stimmt.
Kausal schrieb:Heisst das, du bist vergänglich?
Nein.
Kausal schrieb:Oder anders ausgedrückt: Bist du deine eigene Illusion?
Nein. Ich bin derjenige, der Illusionen als solche entlarvt.
:)