@25h.nox Na du kennst dich ja aus, wa?
:DJe nachdem, was man für Fächer hat, muss man mehr oder weniger viel vorbereiten.
Pro Tag haben Lehrer durchschnittlich mindestens 6 Schulstunden a 45 Minuten. Man kann also ca. 4-5 Stunden reine Arbeitszeit mit den Schülern pro Tag rechnen. Mindestens.
Dann kommt noch hinzu, dass man den Unterricht vorbereiten muss. Die gegebenen Materialien sind manchmal fürchterlich mies, ich hab mir in meinem Praktikum fast alles selbst zusammengesucht, um etwas Quali in meinen Unterricht zu bekommen.
Je nachdem, wieviel verschiedene Klassen du hast und was für Themen dran sind, kommen da auch nochmal zwischen 2 und 4 Stunden hinzu. Wenn du guten Unterricht machen willst.
Dann noch, wie gesagt, Arbeiten korrigieren UND dem Anspruch nach fair und pädagogisch beurteilen, oft von mehreren Klassen. Ist zwar keine tägliche, aber eine häufige Aufgabe. Bei 23 Schülern kann das bis zu 5 Stunden und mehr in Anspruch nehmen.
Elterngespräche, Schülergespräche, Konferenzen, Organisation von Aktivitäten außerhalb der Schule, Abstimmung mit Kollegen, Recherchieren von Fördermaßnahmen für Schüler, die es benötigen...
Deine 45 Stunden pro Woche kommen bestenfalls bei einer sehr langweiligen Woche durch die gewöhnliche, tägliche Arbeit zu stande.
Alles selbst erlebt, wer guten Unterricht machen will, der hat real mit die längsten Arbeitstage aller Branchen.
@Fusselkater Fusselkater schrieb:Aber ein Lehramtsstudium umfasst nunmal auch viele erziehungspsychologische Aspekte. Ein Lehrer kommt auch nicht von der Uni direkt in den Job. Er muss erstmal eine Weile als Referendar arbeiten. D.h. viel zuschauen was andere Lehrer machen. Unter beobachtung selbst einen Unterricht führen und so weiter.
Ja und wo macht man dieses Referendariat?
Genau, an der Schule. Mitten im Unterricht. Und je nach Bedarf wird man einfach ins kalte Wasser geschmissen und gesagt:,,Wir haben für dieses und jenes Fach in Klasse XY keinen Kollegen - machen Sie das mal!"
Es ist eine Idealvorstellung, die nur an guten Schulen wirklich funktioniert, dass der Referendar einfach nur hinten zuschaut und mal 1 oder 2 Stunden die Woche unterrichtet und dabei schön von einem erfahrenen Mentor angeleitet wird.
Was die pädagogische und fachliche Qualität der universitären Ausbildung angeht: Also ich konnte kaum sinnvoll was im Praktikum nutzen, was ich auf der Uni gelernt hatte. Die Realität war deutlich anders, genauso ging es meinen Kommilitonen.
Die Lehrerausbildung der Unis lässt sehr zu wünschen übrig. Vielfach auch wegen Zeitdruck und fehlendem Realitätsbewusstsein.
Fusselkater schrieb:In beiden Fällen ist es doch sehr zynisch die Schuld dann zuerst bei den pubertierenden (d.h. sie brauchen vor allem Anleitung und sowohl sachlich als auch persönlich Unterstützung, und das weiß jeder Pädagoge) Jugendlichen zu suchen.
Es stimmt, dass pubertierende Jugendliche auch einfach mal so Scheiße bauen und versuchen, ordentlich zu provozieren.
Damit muss man als Lehrer umgehen können.
Aber wenn man permanent unter großem Streß steht aufgrund des ganzen drumherums, dann kann man nicht immer gütiges Verständnis dafür haben, wenn wieder irgendwelche blöden Sprüche kommen oder schlechtes Verhalten.
Man sollte nicht glauben, dass Lehrer jedes Mal zu hundert Prozent elanvolle Supermenschen sind.
Wir machen heute im (schulischen) Bereich und im Erziehungsbereich einen ganz großen Fehler: Vielfach gilt die Devise, dass Schüler gar nichts dafür können, dass sie sich schlecht benehmen oder faul sind oder sonstwas - sondern der Fehler IMMER bei dem Lehrer zu suchen sei.
Und man auch auf keinen Fall Disziplin oder Erziehung oder ähnliches einbringen dürfe, um die Entwicklung der Schüler nicht zu hemmen.
Das ist aber falsch. Ich bin noch nicht so lange aus der Schule, dass ich mich nicht daran erinnern könnte, wie es bei mir war. Und ich bin schon lange genug im Lehramtsstudium, um auch die Belastung für Lehrer etwas beurteilen zu können.
Kinder und Jugendliche sollen sich möglichst frei entwickeln können, das ist richtig. Aber es gibt genügend Situationen, wo sie WOLLEN, dass man sie anleitet. Ihnen beibringt:,,So kannst du dich nicht benehmen. Dieses Verhalten bringt dich nicht weiter, mach es anders. Sei pünktlich. Lass dir nicht alles gefallen, denk selbst nach, aber bleib höflich. Mach Schwächere nicht einfach fertig."
Das sind alles Erziehungssituationen, denen man sich als Lehrer stellen muss und in denen man den Schülern selbstbewusst einen Weg zeigen sollte.
Nur fällt das heute sehr schwer, da wie gesagt der falsche Glaube weit verbreitet ist, man müsse die Schüler einfach nur machen lassen und jeder Fehler schlechten Unterrichtes und schlechter Schulbildung liege bei den Lehrern.