Menschen neu erschaffen?

Wenn Menschen dysfunktional sind, so sind in der Regel dysfunktionale Beziehungen in der Kindheit dafür verantwortlich. Die Frage ist, kann man sie einreißen und durch neue ersetzen? Kann man einen bestehenden Charakter grundlegend verändern?

Im Militär wird das oft gemacht. Da werden Menschen gebrochen und dann neu aufgebaut.

Kleine Kinder, als Beispiel, können nicht für sich selbst entscheiden. Nicht erkennen, was gut für sie ist oder z.B. Gefahren richtig einschätzen. In dieser Phase haben sie ja noch das Modell der Eltern in sich, d.h. Entscheidungen treffen sie nicht selbst, sie handeln nur nach dem Modell der Eltern.

Wenn Mama sagt, das macht man nicht, dann macht man das nicht. Grundlegende Entscheidungen sind als ausgelagert, bei den Eltern. Wenn Kinder älter werden, entwickeln sie ein eigenes Modell und kapseln sich ab.

Was ist mit Kindern, deren Eltern dysfunktional waren?

Deren Kinder hatten niemals ein gesundes Modell der Eltern und konnten auch kein eigenes gesundes Modell entwickeln. Kann man das dysfunktionale eigene Modell, durch ein externes Modell ersetzen? Bei erwachsenen Menschen?

Sodass dysfunktionale Menschen, im Übergang zur Entwicklung eines eigenen Modells, auf ein externes zugreifen?

Um mal ein Beispiel zu geben: Frau ist dysfunktional und macht immer dieselben Fehler. Man reißt ihr eigenes Modell ein und ersetzt es, im Übergang, durch ein externes, z.B. das von einem Psychologen. Man installiert in ihrer Psyche die Moral des Psychologen so stark, dass es alles überstrahlt. Sodass sie nicht mehr ihre eigenen, sich selbst schadenden Entscheidungen trifft, sondern die Moral und Entscheidungen des Psychologen übernimmt. Solange, bis sie ihr neues Modell entwickelt hat, was nun das Modell des Psychologen zum Vorbild hatte und nicht mehr ihre dysfunktionalen Eltern.

Bisschen verwirrend geschrieben. Ich hoffe, ihr könnt mir folgen.

Man muss sich einfach nur des Lebens bewusst werden.
Lernen, dass Leben zu geniessen, ohne sich von der Negativitaet um sich herum beinflussen und herunterziehen zu lassen.

Du bist du. Und von dir selbst kann man nicht wegrennen. Also...iz es schon ganz sinnvoll sich mit sich und seiner Vergangenheit abzufinden und zu versuchen, das beste was da noch herauszukriegen iz, aus seinem Leben zu machen.

Dabei koennen sich schon viele um 180Grad wenden und ein neuer Mensch werden.

@KoMaCoPy
Ein wahres Wort!
Amen.

Ja dann hätten wir endlich die Möglichkeit, den Menschen nach dem Sozialistischen Idealbild zu schaffen.

Es klingt als ob du den Menschen aus einer ziemlich mechanischen Sicht sehen würdest, aber so einfach ist das psychische Gefüge nicht, sonst würden zum Beispiel sämtliche Menschen mit einer schlimmen Kindheit "dysfunktional", wie du es nennst, werden, aber so ist es nicht weil das Lebendige die entsprechende Rolle spielt, die Seele oder wie du es nennen magst, und durch diese inneren Kräfte kann man jeder eingebrannten Funktionsweise entkommen.

@GrandOldParty

Fantastisch!! Genial das jemand dieses Thema anreist!
Von dieser Theorie und Fragestellung halte ich unglaublich viel. Besonders das Unterbwusstsein spielt meines Erachtens hier die entscheidende Rolle, komisch warum du das nicht erwähnst, denn diese dysfunktionalitäten haben sich nunmal im Unterbewusstsein eingebrannt und es ist unglaublich schwer diese zu lösche/ersetzen.

Stellt euch einfach mal einen kleinen Aluminium Stab vor, der vollkommen zerbeult ist. Diese dysfunktionalitäten zu beheben kommt dem gleich diesen Stab wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen.

Ich bin der Meinung, dass man so vielen Menschen durchaus helfen könnte.
Man muss niht unbedingt seine komplette Persönlichkeit verändern, sondern nur die Verhaltensweisen ersetzen die einen menschen behindern und ihm schaden.

ANDERERSEITS....glaube ich, dass ein Mensch genug Willenskraft aufbringen kann um das eigenständig und selber zu schaffen.

KoMaCoPy schrieb:Man muss sich einfach nur des Lebens bewusst werden.
Lernen, dass Leben zu geniessen, ohne sich von der Negativitaet um sich herum beinflussen und herunterziehen zu lassen.

das mit dem bewusst werden stimme ich dir zu, aber der rest ist naiv.

KoMaCoPy schrieb:Vergangenheit abzufinden und zu versuchen, das beste was da noch herauszukriegen

falsch! abfinden nur in dem maße dass man nicht in depressionen verfällt, aber abhaken gilt nicht, man sollte fehler analysieren und abstellen sonst wiederholen sie sich egal wie viel man versucht "das beste was da noch herauszukriegen" ist hinzukriegen.

Genau, schädliche Verhaltensweisen durch neue zu ersetzen und zwar durch, im Übergang, dasselbe Modell was man bei Kindern findet. Die haben auch kein eigenes Modell zur Bewertung, sondern nutzen das externe ihrer Eltern.

Man überschreibt quasi das alte Programm durch ein neues.

GrandOldParty schrieb:Man überschreibt quasi das alte Programm durch ein neues.

Das ist aber in der Psychlogie/Psychatrie ein längst bekanntes und bei Bedarf angewendetes Verfahren.

Irgendwie muss ich bei diesem Thema an den Fall Kaspar Hauser denken.
Er soll ja als Kleinkind in einem völlig abgeschottetem Raum aufgewachsen sein.
Also hatte er selbst als Kleinkind nicht die Möglichkeit auf ein externes Bezugssystem (Eltern) zurückzugreifen.
Er soll aber nach seiner Auffindung als 16 jähriger ein relativ intelligenter und normaler Mensch
"geworden" sein.

@GrandOldParty

Versuch mal Buddhismus und Meditation. Im Buddhismus geht es unter anderem alte Strukturen der Persönlichkeit zu erkennen und sie aufzulösen. Bis hin zum ICH das in dieser Religion nicht existent ist, aber die Menscheit gerne als real sehen würde. Erst wenn man sich aller Energien und Abläufe im eigenen Geiste klar sein kann (durch Meditation z.B.) kann man auch auf sie einwirken und sie verändern. Optimalerweise auflösen. Denn erst dann kann man frei jeder Beeinflussung und ohne Wertung Leben und entscheiden und tut das was einen wirklich innerlich glücklich macht.

Willst du grundlegende Veränderungen deiner Persönlichkeit, bieten dir die verschiedenen buddhistischen Richtungen verschiedene Techniken und Möglichkeiten daran zu arbeiten. Aber versprechen kann ich dir eins. Wie bei anderen Möglichkeiten und Techniken wirst du Geduld brauchen.

@f4tm4n

Interessant.

@sonnenfunke

Es geht nicht um mich. Mit ein paar kleinen Ausnahmen bin ich ziemlich zufrieden mit meiner Persönlichkeit. Wobei, das, was ich beschreibe, habe ich zu einem gewissen Maß selbst bei mir angewendet.

Neu erschaffen wird nur im Sinne einer Verarbeitung des Gewesenen möglich sein,
denn dies ebnet den Weg in eine andere/neue Richtung, ist also bereits der Schaffensprozess.

Menschen können durch andere Personen(gruppen) jederzeit "gebrochen" und "umprogrammiert" werden, wenn der Betroffene für so etwas empfänglich ist, denke ich mal.

Wenn man es so sieht, habe ich mich auch neu erschaffen.
Bis zu einem gewissen Zeitpunkt war ich ein ganz schrecklicher Mensch, ich konnte weder mich noch sonst jemanden leiden.
Da lag wohl an der Art und Weise wie ich aufgewachsen bin.
Meine "Mutter" wollte mich nicht, sie hat sogar einen Abtreibungsversuch unternommen, hat aber nur meine Zwillingsschwester erwischt.
Seit ich denken kann waren Schläge, Lügen und Ablehnung, an der Tagesordnung.
Mein Vater hatte sich von meiner "Mutter" getrennt und ich wurde ab meinem 4. Lebensjahr in Schulen und Internate gesteckt.
Wenn ich in den Ferien nach Hause musste, wurde heile Welt gespielt, allerdings nur vor anderen.
Ich hatte auch niemanden mit dem ich darüber reden konnte. Alle sahen nur den schönen Schein: "Dir gehts doch gut, eigene Pferde, herumreisen, viel Geld, tolles Haus...bla bla..."
Was zu Hause bei uns abging, hätte mir keiner geglaubt.

Erst als mein Vater aus seinem Dienst ausschied, haben wir eine richtige Beziehung aufgebaut und das hat mir die Kraft gegeben, mich und mein Leben zu ändern. Ich machte mein Abi und zog mit 16 aus. Na ja, gelebt hab ich bei meiner "Mutter" eh nie wirklich.
Ich bin viel gereist, habe alle Eindrücke aufgesaugt wie ein Schwamm und mit den unterschiedlichsten Menschen geredet. Als ich wieder sesshaft wurde und mein Studium anfing, Psychologie, mehr weil ich meine eigene Psyche erforschen wollte als die andere Menschen, ging ich erst mal mit mir selbst hart ins Gericht. Ich war erwachsen und ich wollte auf keinen Fall, so wie viele andere, meine Kindheit für meinen Zustand verantwortlich machen.

Ich hab mir Zeit für MICH genommen, so strange wie das klingen mag, ich habe mich mit MIR eingeschlossen. Ein ganzes Wochenende, ohne Kontakt zur Aussenwelt. Kein Telefon, kein TV, kein PC oder sonst irgendwas. Ich, allein in einem Zimmer, im Dialog mit mir selbst. Ich hab mir alles vorgehalten, was mir an mir nicht gefällt ... und habe es nach und nach geändert.
Klingt simpel, war es aber ganz und gar nicht, da ich, wie wohl jeder andere Mensch auch, dazu neigt sich selbst zu belügen und viele unangenehme Wahrheiten lieber vergessen möchte.
Aber nein, entweder ganz oder gar nicht. Ich schrieb ALLES auf und las es immer wieder durch. Schmerzhaft, aber heilsam.
Natürlich habe ich auch weiterhin an mir gearbeitet.
Heute bin ich der Mensch, der ich immer sein wollte, sehr ausgeglichen und zufrieden mit mir.
Das Studium habe ich übrigens irgendwann abgebrochen, da ich es aus den falschen Gründen aufgenommen habe und habe das gemacht, was ich machen wollte.

@Crusi
da kenn ich auch sehr viele von früher, die ich erst einige Jahre später mal wieder getroffen hab und die sich ins genaue Gegenteil verändert haben. Teils oft auch ins schlechtere, wo ich niemals damit gerechnet hätte.

Da waren auch die neuen Freunde "schuld", war schon ein Schock im ersten Moment, aber man kann ja die Zeit nicht mehr zurück drehen.

@Xionara
die Methode sich zu "therapieren" indem man sich selbst betrachtet und alle möglichen Fehler aufschreibt, hat bei mir, bei manchen Sachen, auch geholfen. Jedoch nicht bei allen, aber ich arbeite dran... mal schauen ob sich noch was bessern kann...

Ja, denke mal das ist sehr gut möglich einen traumatisierten und/oder desillusionierten Person, die nicht weiß, was sie mit sich selbst und ihrem Leben anstellen soll von Grund auf ohne Widerstand neu aufzubauen, wenn man es schafft, dass sich diese Person einem gegenüber öffnet und das bisschen offen legt, das noch übrig ist.

@Avalona84

Wenn man es wirklich konsequent macht, kann es nur besser werden. Erhlichkeit zu sich selbst ist ja schon der erste und entscheidende Schritt zur Besserung.

@Xionara wenn deine Story wahr sein sollte, ziehe ich meinen Hut vor Dir.

Ich halte viel von Leuten, die sich selbst erkennen können und an sich arbeiten und sich verbessern wollen.

@Ryker10

Ich wünschte, sie wäre nicht wahr und ich hätte diese Erkenntnis nie nötig gehabt. Aber dann wäre ich wohl nicht die, die ich bin.

Männer die Hüte tragen find ich übrigens gut, also lass ihn auf ... ;)

@Avalona84
Also das hat nicht nur etwas mit dem Freundeskreis zu tun. Ich bin auch der Meinung, dass die ganze Gesellschaft oftmals Schuld daran ist, dass manche Menschen verkorkste Charakter entwickeln.

@GrandOldParty

Seinen Charakter neu erschaffen? Natürlich geht das. Man muss nur sein Unterbewußtes analysieren, seine Traumata aufarbeiten, kontraproduktive Verhaltensweisen erkennen und diese nach dem Vorbild formen, welches man sich genommen hat.

Dazu war bei mir viel innere Einkehr notwendig. Meditationstechniken haben mir geholfen und auch eine Psychotherapie, die ich gemacht habe, hat mich wirklich weitergebracht. Das wichtigste ist Selbsterkenntnis. Erkennt man, wer man wirklich ist, kann man damit beginnen, sich zu ändern. Dieses Sich-selbst-erkennen ist oft ein wahnsinnig schmerzhafter Prozess.


Gruß,

A.