Missi schrieb:Hier stellt sich mir die Frage, wie kann ein Gehirn ohne Körper leben? Der Körper benötigt das Gehirn und das Gehirn den Körper.
Soviel ich weiss geht das nicht, dass ein Gehirn ohne Körper lebt und ebenso nicht, dass ein Körper ohne Gehirn überlebt. Das ist ja gereade mein Ansatz. Wenn das Gehirn irreversibel tot ist, dann ist der mensch tot und der Körper stirbt ab. Mittels Maschinen kann man den Körper noch eine Zeit beatmen und durchbluten aber das Gehirn, seine Funktionen, Erinnerungen und alles was den Menschen ausmacht kann nicht mehr wiederkomen, egal wie lange man den Körper noch versorgt.
Missi schrieb:Für andere sind das erlebte Erfahrungen, aus denen die Sichtweise erst entstanden ist.
Ja, die erlebten Erfahrungen. Welche genau sind das denn?
Missi schrieb:Hier stellt sich nicht die Frage, welches Leid schwerer wiegt.
Ich hatte ja ein Beispiel gegeben damit du und
@Sonnenblume91 das mal ausführlich erklären können. Auf der einen Seite der Dialysepflichtige, die jede Woche an ein oder zwei Tagen an Maschinen angeschlossen werden muss damit sein Körper sich nicht selbst vergiftet und auf der anderen Seite der Hirntote, der zugestimmt hat, dass seine Organe entnomen werden.
Wer erfährt das grössere Leid.
Der Vater, der ohne eine Spenderniere seine Kinder nicht aufwachsen sieht oder der Hirntote?
Missi schrieb:Dass der Organempfänger damit überlebt ist ja nicht sicher.
Ein Grund es gar nicht zu versuchen? Das ist z. B. ein Argument zum Fremdschämen.
Keine OPs mehr weil ja nicht sicher ist ob es ein Erfolg wird?
Keine Krebstherapie mehr weil es ja nicht sicher wird obs ein Erfolg wird?
Kannst du ja selbst beliebig fortsetzen und dann wird dir irgendwann aufgehen was du da verzapft hast.
Hoffe ich.
Die Geschichte mit deinem Mann tut mir leid.
Missi schrieb:Ich hätte jetzt entscheiden sollen, ob gleich bei Hirntod die Organe entnommen werden sollten. Mein Mann wollte einfach heim, friedlich sterben. Das Leid das ich hiermit meine, ist, dass du da jemand vor dir hast, der eventuell wieder belebt werden könnte.
Einen Hirntoten kann man nicht wiederbeleben. Es kommt auch nicht jeder Todesfall/jeder Tote als Organspender in Frage.
Ich weiss manchmal gar nicht was da durch die Köpfe der Menschen geistert. Dein Mann, so wie du das Sterben geschildert hast, wäre als Organspender gar nicht in Frage gekommen.
Dabei ist der Hirntod im Krankenhaus alles andere als wahrscheinlich: Bei mehr als 900.000 Todesfällen im Jahr sterben in Deutschland etwa 400.000 Menschen im Krankenhaus, also weniger als die Hälfte. Davon wird nur ein Prozent, also 4.000 Menschen, überhaupt als hirntot diagnostiziert. Das heißt: Weniger als 0,5 Prozent aller Verstorbenen kommen überhaupt als Spender in Frage – unabhängig davon, ob sie zu Lebzeiten für oder gegen die Organspende waren.
Von diesen 4000 wurden 2018 nur knapp 1000 tatsächlich zu Spendern, weil nur bei diesen die Organe noch in gutem Zustand waren und die Angehörigen der Organentnahme zugestimmt haben. Die meisten Organspender sind Unfallopfer, die auf der Intensivstation sterben.
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/medizin/organverpflanzung/pwiediagnosehirntod100.html#:~:text=Dabei%20ist%20der%20Hirntod%20im,Menschen%2C%20%C3%BCberhaupt%20als%20hirntot%20diagnostiziert (Archiv-Version vom 28.11.2020).
Sonnenblume91 schrieb:Worüber reden wir denn, seit ich Frau Greinert und ihre Geschichte hier gepostet habe? Ihre Geschichte (und vieler anderer), die du als übertrieben und unwahr darstellst, macht mir Angst
Das ist ja auch Sinn der Sache. Was meinst du warum G. so populistisch mit der Sache umgeht?
Weil sie neutral informieren will? Sie ist damit nicht fertig geworden und ihre Mission ist es jetzt bei anderen auch Ängste zu wecken.
Wenn sie eine generelle Erlaubnis erteilt, dann ist Entnahme jeglichen Organs rechtens. Die werden genutzt um anderen Menschen zu helfen. Oder meinst du Ärzte entnehmen mehr als sie brauchen können und legen den Rest in Spiritus ein?^^
Ein Arzt, der ein Organ entnimmt was nicht genehmigt ist hat mit ernsten Konsequenzen zu rechnen, strafrechtlich und berufsrechtlich.
Was da im Vorfeld an Papierkram läuft und xmal kontrolliert wird (Übrigens auch die Hirntoddiagnostik) davon macht sich hier anscheinend niemand ein Bild.
Sonnenblume91 schrieb:Ich sehe in dem Fall eher auch das Leid meiner Familie mich so gehen lassen zu müssen, ohne richtig Abschied nehmen zu können und auch für mich, dass ich, auch wenn es für dich wahrscheinlich egoistisch klingt, in Würde sterben möchte.
Kann es mehr Würde geben als selbst nach dem Tod anderen Menschen zu helfen?
Für einige anscheinend schon. Das ist das eigentlich Traurige.
Erklär mir doch mal den Unterschied bei der Würde.
Wir haben 2 hirntote Menschen. Der eine spendet seine Organe und rette mehreren Menschen (oder auch nur einem) das Leben und der andere lässt sich verbrennen bzw. endet als Würmerfutter.
Welcher Tod ist würdevoller, welcher macht mehr Sinn?
Sonnenblume91 schrieb:Und deshalb ist das mit der Organspende für mich eine unnatürliche Art in die Natur einzugreifen.
So wie der Einbau künstlicher Hüften? oder Herzklappen? Schrittmacher? Hornhaut? Alles totaaal natürlich?^^
Hanafubuki schrieb:Was unter anderem vermutlich auch damit zusammen hängt, dass Organspende gerne als glasklare Thematik dargestellt wird
Da geht schon der Ansatz in die Hose.
So sad.
Organspende wird kontrovers diskutiert. Wer das bis hierhin nicht mitbekommen hat sollte besser im Garten die Grässer schneiden als sich hier in Polemik zu ergehen.
Dafür ist das Thema zu ernst.
Missi schrieb:Das Problem ist, dass man die Angehörige in dieser ganzen Thematik vergisst.
Nein.
Auch für die sind sämtliche Informationen zugänglich. Ich kann da nnatürlich jetzt nur für meine Famile sprechen. Bei uns war es halt Thema, wir haben darüber gesprochen, ausführlich und nicht Eine(r) hat auf seinem Organspendeausweis der Organspende widersprochen.
Das Ding ist doch ganz einfach dass sich mit dem Thema viel zu wenig beschäftigt wird. Bildung ist nun mal eine Holschuld, man muss es wollen. Daran krankt es doch, nicht daran dass keine Informationen verfügbar wären.
Missi schrieb:Er wollte aus Glaubensgründen nicht, dass ihm Organe etc. entnommen werden.
Wäre die Spende nicht ein Akt gelebter Nächstenliebe gewesen?
Missi schrieb:Bei ihm wäre nichts mehr zu holen gewesen, weil alles hin war, außer das Herz. Das Herz hat es aber nicht mehr geschafft, ...
Dann kommt der Fall hier doch gar nicht zum Tragen.
Missi schrieb:Als mir jemand sagte, dass ich dann ja keine Organe mehr spenden könne, wurde mir erst mal klar, dass die Organe mit dem "Hirntod" entnommen werden. Ich war entsetzt, ich wusste das bis dato nicht, man hört nach dem Tod und macht sich keine Gedanken und macht das Kreuz hin, weil man ja denkt mit Tod ist man tot.
Tot heisst für dich Herzstillstand? Und dass der beim Hirntoten auch sofort eintritt wenn man die Maschinen abstellt bewertest du anders?
Warum und wie?