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Der Versuch, alles richtig zu machen

28 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Alles, Richtig, Mehr Fehler ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Versuch, alles richtig zu machen

28.04.2011 um 09:16
Ich denke es ist der Punkt gekommen, wo wir unterscheiden sollten zwischen "bewusst" und "unbewusst".
Es wurde hier in einem Posting zwar schon einmal angesprochen, aber ich bin der Meinung um es wirklich zu verstehen, müssen wir tiefer gehen.

Menschen bestehen ja bekanntlich aus Fleisch, Knochen und jede Menge Flüssigkeiten. Wir sind Hormon-gesteuerte Wesen.
Wenn wir etwas tun, wird eine bestimmte Dosis an "Drogen" (so nennen ich den Chemie-Cocktail
einfach mal der durch unsere Adern fließt und dem Blut beigemischt wird) ausgeschüttet.
Angenommen, in einem Streit mit meiner Partnerin würde ich ohne ein Wort zu sagen aufstehen und den Raum verlassen. Es wäre somit eine Gewohnheit. Diese Gewohnheit ist verknüpft mit Erinnerungen und vor allem schüttet diese Erinnerung wiederherum Drogen aus, die mich dazu veranlassen, es eben wieder zu tun.

Je häufiger, je regelmäßiger wir etwas tun, desto mehr gewöhnt sich der Körper eben an diese Drogen-Ausschüttung.

Soweit geht ihr noch konform?

Der Prozess, wenn wir etwas gewohntes tun, passiert also vollautomatisch - (meistens )ohne (große) bewusste Beeinflussung.
Es entscheidet somit auch nicht mehr der bewusste Verstand, sondern der unbewusste Geist, dem vom Körper, der ja genau in diesem Moment eine bestimmte Drogen-Dosis erwartet, gesagt wird, was zu tun ist.

Schalten wir aber nun einen Überwachungsprozess dazwischen, werden wir merken, was wir da eigentlich tun.
In dem Moment reden wir über Meme, sogenannte automatisierte Prozesse, die vom bewussten Verstand nicht mehr überwacht werden. Gelegentlich nennt man dies auch "Kurzschlussreaktion".

Um das nicht so negativ stehen zu lassen hier ein paar positive Beispiele:
- Toilette abspülen
- Tür/Auto abschließen
- bekannte Routen mit dem Auto fahren ("oh, schon da...")
- Begrüßungstext am Telefon
- usw.

Okay, soweit.

Wenn wir nun _versuchen_ etwas richtig zu tun, bzw. anders zu tun, benötigen wir wieder diese Prüfinstanz.
Wir müssen bewusst über den Prozess nachdenken. Dadurch vergeht Zeit.

Ein schönes Beispiel für die Herren: "Schatz, bring doch bitte eben den Müll runter".
Wenn wir es so oder so immer tun (und schön brav Befehle befolgen*), ist es kein großes Problem.
Ist dies aber eine ungewohnte Situation, beginnen wir erst drüber nachzudenken.
- Wieso tut sie es nicht selbst?
- Habe ich da gerade Lust drauf?
- Passt mir das gerade oder wollte ich eigentlich was anderes tun?
- Was passiert, wenn ich es nicht tue?
- Was passiert, wenn ich es tue?
- Gibt es eine Belohnung? ;)
- usw.

Egal was einem Mann nun dabei durch den Kopf geht: Es dauert Zeit. Diese Zeit ist es aber, die für eine "in-kongruente" Verhaltensweise sorgt. Die Partnerin wird stutzig, stellt fragen, und schon sind wir bei Loriot. ;)

Um nun auf den Punkt zu kommen:
Es ist nicht gut alles perfekt machen zu wollen.
Perfektionismus ist eine Krankheit.

Weiterhin darf man nicht außer Acht lassen, dass unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben.
Während (ans Beispiel gekoppelt) eine Partnerin es sehr begrüßt, dass der Mann "natürlich Schatz" sagt und den Müll runterbringt, könnte eine andere (aufgrund ihrer bisherigen Lebenserfahrung [ggf. mit anderen Männern]) fragen, weswegen wir er ohne Widerstand tun.

Daraus folgt aber nun, dass wir nicht perfekt sein können, da "perfekt" von Person zu Person unterschiedlich interpretiert wird.

Ein großes Problem mit Perfektionismus ist auch die Folgekrankheit: Man kann Projekte nicht zu Ende bringen - es ist ja nie perfekt.
Dies ist unter anderen ein Grund, weswegen Dinge nach einiger Zeit halb-fertig liegen gelassen werden.

Auch sollte beachtet werden, dass wenn wir zu 100% das tun, was der andere von uns erwartet, wir uns zu einem Sklaven machen und für den anderen uninteressant werden.
Beides ist nicht zu unterschätzen. Als "Sklave" sinkt unser Selbstwertgefühl was nachhaltige Folgen hat.
Wir trauen uns weniger Dinge zu, wir werden introvertierter.
Stellt sich dann unser Körper darauf ein, werden es harte Jahre werden aus diesen Prozessen wieder ausbrechen zu können. Hier müssen Glaubenssätze aufgelöst, und Gewohnheiten geändert werden.

Werden wir uninteressant, wird uns der Partner irgendwann verlassen. Ausnahme ist, wenn er es mag jemanden zum rumschicken zu haben.

Deswegen ist es wichtig das geeignete Maß zu finden. Natürlich sollte man in einer Partnerschaft nicht nur sich selbst betrachten, es ist aber LEBENSNOTWENDIG nicht die eigenen Ziele zu vergessen, und diese stets zu verfolgen. Mit einem geeigneten Partner funktioniert das wunderbar.

Auch im Job bringt es nichts, perfektionistisch veranlagt zu sein. Wer immer darauf bedacht ist es möglichst perfekt zu machen, wird sicherlich unter den Kritiken seiner Arbeitskollegen untergehen. ("Aber ich wollte es doch nur allen Recht machen")

ich bin nun etwas abgeschweift, aber ich denke es ist nur zum besseren Verständnis. :)


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Der Versuch, alles richtig zu machen

28.04.2011 um 13:46
Der Versuch alles richtig zu machen ist zum Scheitern verurteilt.
Menschen sind nunmal fehlbar -und es allen Recht machen ist ebenfalls unmöglich.
Allerdings halte ich es durchaus für sinnvoll, reflektiert durchs Leben zu gehen und sich somit darum zu bemühen, unnötiges Fehlverhalten zu vermeiden bzw. aus seinen bereits gemachten Fehlern zu lernen.
Wenn man dies ohne Perfektionswahn und unverkrampft versucht, glaube ich nicht, dass er mehr Schaden als Nutzen bringen wird. :)


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Der Versuch, alles richtig zu machen

28.04.2011 um 14:06
Ich glaube, dass liegt an der eigenen Unsicherheit, wenn halt der Gedanke auf kommt, alles richtig machen zu wollen, setzt man sich doch schliesslich selber unter Druck und man macht sogar noch mehr Fehler, manchmal sogar "dumme" Anfängerfehler. Dann gerät man natürlich noch mehr unter Druck.

Deshalb ist es z.B. in der Ausbildung wichtig, nen guten, loyalen Mentor zu haben, der solche "Problemchen" an der Wurzel erkennt und den Schüler dann richtig an die Hand zu nehmen weiss.
Also das würde für mich ein guter Mentor ausmachen, denn ein Schüler ist nur so gut, wie der Mentor selbst, es sei denn derjenige ist wirklich ein totaler N00b und in dem jeweiligen Buisness fehl am Platz.

Naja und wie schon angesprochen, hat jeder mal einen schlechten Tag und derjenige, der über einen Fehler dann übertrieben motzt wahrscheinlich gerade genauso.


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Der Versuch, alles richtig zu machen

28.04.2011 um 15:10
@Jake: Ein wirklich guter Beitrag. Und ich kann das so unterschreiben.


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Der Versuch, alles richtig zu machen

30.04.2011 um 13:08
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass, wenn man immer versucht alles richtig zu machen von anderen nicht wirklich ernst genommen wird und die dann einem eher ablehnend gegenüberstehen und einen dann loswerden wollen. Und erst recht dann, wenn man auch noch Erfolg hat bei vielen Dingen.


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Der Versuch, alles richtig zu machen

30.04.2011 um 14:13
@DarkRose375


...ich denke Schule und Ausbildung sind ja dazu da, dass man Fehler macht und sich bildet. Ansonsten halte ich es immer mit dem eigenen Königsweg. Mit anderen Worten, man sollte das bleiben was man ist und sollte nicht anfangen sich zu verstellen bzw zu versuchen alles immer perfekt zu machen. Solchen Blödsinn macht man meistens nie für sich selbst sondern eher für andere bzw um anderen zu imponieren oder besser zu gefallen. Wenn ich eines Morgens den Typ im Spiegel nichtmehr erkenne wärs fünf nach Zwölfe ;)


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Der Versuch, alles richtig zu machen

30.04.2011 um 23:46
Fehler sind da, um gemacht zu werden.

Nur durch Fehler können wir erfolgreich werden.
Thomas Watson (Gründer von IBM) sagte: "Um erfolgreich zu werden, musst Du Deine Fehlerquote verdoppeln."


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Der Versuch, alles richtig zu machen

01.05.2011 um 00:38
Welche Handlungen man als "falsch" betrachtet ist eine persönliche Defintion.
Daraus zu lernen heißt im Regelfall diese Situationen oder Taten zu vermeiden oder zu umgehen bzw. ganz eigene Strategien zu suchen um dies umzusetzen. Dabei lernt man aber nie aus, denn es gibt so viele mögliche, unvorhersehbare Situationen, die eine individuelle Anpassung dieser Strategien erfordern. Eine ultimative Lösung gibt es dabei einfach nicht, denn oftmals spielen einfach zu viele äußere Faktoren eine Rolle, die einen "Fehler" hervorrufen.

Die Kunst ist es zu leben und aus jeder Situation etwas für die Zukunft zu lernen, ohne dabei das Jetzt zu übersehen.


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