Wie gefährlich ist Kiffen wirklich?
06.04.2011 um 09:40
Wirkstoffe
Für die
Wirkung von Cannabis und Haschischprodukten sind hauptsächlich
folgende drei Hauptkomponenten verantwortlich, die sich in ihrer
Wirkung wechselwirkend beeinflussen.
1. delta9-Tetrahydrocannabinol
(THC), welches zum Großteil den psychoaktiven Effekt von
Cannabis hervorruft.
2. Cannabinol (CBN) ist vorrangig für die muskelrelaxierende
(krampflösende) Wirkung verantwortlich.
3. Cannabidiol (CBD) wirkt nach neuesten Studien dem THC-Effekt
entgegen, schwächt damit dessen Wirkung und sorgt gleichzeitig
für eine längere Wirkungsdauer des Gesamteffekts auf
die körperlichen Prozesse. Ein hoher CBD-Anteil in den Trichomen
schwächt den allgemeinen psychoaktiven Effekt und führt
zu einer eher körperbetonten, sedierenden Wirkung, anstatt
zu einer bewusstseinserweiternden Erfahrung.
Hanfpflanzen
mit einer großen Anzahl von Trichomen (Pflanzenhaaren),
mit sehr hohem THC- und einem extrem niedrigen Cannabidiolanteil-Verhältnis
(in der Regel von der genetischen Varietät (Cannabis sativa
oder Cannabis indica) und vom Reifegrad abhängig), führen
demnach zum psychoaktiven Geisteszustand, den Konsumenten als
klar, sauber und bewusstseinserweiternd empfinden. Konsumenten
beschreiben den Rausch von Sativa-Gattungen meist als kopfbetont
und geistesanregend, Indica-Gattungen hingegen werden eher als
körperbetont und schmerzlindernd empfunden.
Nachweisbarkeit
von Cannabis:
Cannabis ist bei einmaligem Konsum 7-10 Tage, bei häufigerem
Konsum bis zu 8 Wochen im Urin nachzuweisen. Im Haar kann Cannabis
je nach Haarlänge noch mehrere Monate nachgewiesen werden.
Wirkspektrum von Cannabis
- Cannabis kann den momentanen Gefühlszustand verstärken,
sowohl positiv als auch negativ.
- bewirkt Gefühle wie Entspannung, innere Ruhe, Ausgeglichenheit,
Wohlbefinden, leichte Euphorie und eine Befreiung von Ängsten.
- erhöhte Kommunikationslust
- Steigerung des sexuellen Empfindens,
- Veränderung von akustischen, visuellen und taktilen Empfindungen
- Je höher die Dosis, desto größer die Antriebs-
und Teilnahmslosigkeit
Akute Risiken
- Prinzipiell: keine exakte Kenntnis der Inhaltsstoffe, unbekannter
Wirkstoffgehalt.
- Angst- und Panikgefühle
- Veränderung der Zeitwahrnehmung
- Orientierungslosigkeit
- Herzrasen
- "Gedankenchaos "
- Sinnestäuschungen
- Ausbruch latenter Psychosen
Langfristige Risiken
- Erkrankung der Atemwege (Erhöhung des Lungenkrebsrisikos)
- Einschränkung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit
(Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit, abstraktes
Denken, Kurzzeitgedächtnis)
- Bei vorhandener Disposition: Ausbruch von psychiatrisch behandlungsbedürftigen
Erkrankungen.
Suchtgefahren:
- Bei Cannabis entwickelt sich keine körperliche Abhängigkeit.
- Viel gravierender, da schwerer in den Griff zu bekommen, ist
die psychische Abhängigkeit. Sie kann bei regelmäßigem
Konsum von psychoaktiven Drogen entstehen, also auch bei Cannabis.
Der Konsum von Cannabis kann zur
Gewohnheit werden, weil die Wirkung als angenehm empfunden wird
und viele es gut finden, gemeinsam mit anderen zu
konsumieren. Irgendwann merken sie, dass sie mit dem Kiffen Stimmungen
beeinflussen können, z.B. ein Gefühl von
Entspannung und Abstand herstellen, wenn sie eigentlich ärgerlich
oder frustriert sind. Kurzfristig fühlen sie dadurch die
Spannung, den Ärger oder Frust zwar nicht mehr, langfristig
wird die Grundstimmung durch regelmäßiges Kiffen jedoch
schlechter, und es gibt immer mehr Anlässe zu kiffen. Wer
dies häufiger macht, verlernt nach und nach, anders mit Gefühlen
umzugehen. Cannabis ist zum ständigen Begleiter, zur Fluchtmöglichkeit,
zum scheinbaren Problemlöser geworden, man
kann gar nicht mehr ohne ...arbeiten, ...Konflikte austragen und
aushalten, ...Spaß haben, ...Leute kennen lernen,
...befriedigende Sexualität erleben usw..
- Ein höheres Risiko, abhängig zu werden, besteht auch
für sehr junge Menschen, da die Gefahr besteht, dass sie
andere
Möglichkeiten von Spaß und Freizeitgestaltung gar nicht
erst entdecken.
ADHS Cannabis
ADHS Cannabis bzw. dessen Konsum (Kiffen) wird derzeit häufiger
als weg Selbstmedikation beschrieben. Erwiesen ist
jedoch das gerade bei ADS ADHS Betroffenen ein erhöhtes Suchtrisiko
besteht und vorsicht geboten ist. Typische Zeichen
für eine psychische Abhängigkeit sind z.B.:
- regelmäßiger und dauerhafter Konsum
- sich nicht vorstellen zu können, den Alltag ohne Cannabis
gut durchzustehen
- innerlich unruhig zu werden, wenn nichts mehr zu rauchen da
ist
- nervös, gereizt und angespannt zu sein, vielleicht auch
ängstlich und depressiv zu werden, wenn man mit dem Konsum
von Cannabis aufhört
- sich zwar vorzunehmen, nicht mehr zu kiffen bzw. die Menge drastisch
zu reduzieren, es aber nicht zu schaffen.
Safer-use-Informationen
Risikofreien Konsum gibt es nicht. Wer die teils erheblichen,
akuten und langfristigen Risiken in Kauf nimmt, kann sich
höchstens mit safer-use-Informationen vertraut machen. Die
folgenden allgemeinen Hinweise dienen dem Ziel der
Schadensbegrenzung:
- Bedenke, dass beim Konsum von space cakes bzw. über den
Magen eingenommenes Haschisch die Wirkung erst nach
bis zu eineinhalb Stunden nach dem Konsum eintreten kann. Vorsicht
beim dosieren!
- Cannabis in Verbindung mit anderen Drogen verändert den
Rauschzustand und vergrößert die Risiken.
- Möchtest Du die Rauschwirkung mildern, so kannst Du dies
mit vitaminhaltigen oder zuckerhaltigen Getränke versuchen
- Bei Unwohlsein: Kühlung von Unterarmen, Nacken und Kopf
sowie ein ruhiger Raum und Kontakt mit Freunden
Vorbeugung von Suchtgefahren!
Konsummuster: wichtig ist der Blick auf die Art und die Häufigkeit
des Konsums, auf harte oder weiche Konsummuster:
- Der Probier- und Gelegenheitskonsum gelten i.d.R. als 'weiches
Konsummuster'. Dies trifft auf die überwiegende
Mehrheit aller jugendlichen Drogenkonsumenten zu. Der Drogenkonsum
hat bei dieser Gruppe keinen zentralen
Stellenwert im Alltag erlangt, sondern wird als Freizeitkonsum
zu bestimmten Anlässen betrieben. Der Konsum bleibt in
den meisten Fällen eine vorübergehende altersbedingte
Erscheinung, die später wieder deutlich in den Hintergrund
tritt und
entweder ganz verschwindet oder auf Gelegenheitskonsum beschränkt
bleibt.
- Ein 'hartes Konsummuster' liegt vor, wenn die Substanz dauerhaft
und gewohnheitsmäßig über einen langen Zeitraum
gebraucht wird und fest im Alltag integriert ist. Ein weiteres
Merkmal für ein hartes Konsummuster ist ein häufiger
zusätzlicher Gebrauch von Alkohol und/oder anderen illegalen
Drogen. Die Faustregel - Wenn überhaupt Alkohol- oder
Drogenkonsum, dann nur unter günstigen Umständen: wenn
es Dir gut geht - und nicht als Problemlösung. Wenn die
Umgebung stimmt. Wenn die Leute - von denen mindestens einer nüchtern
bleiben sollte - in Ordnung sind.
Gerötete
Augen und gesteigerter Appetit können bei Jugendlichen ein
Zeichen dafür sein, dass sie Haschisch oder Marihuana zu
sich nehmen. Mundtrockenheit lösen Cannabis-Produkte ebenfalls
in vielen Fällen aus.
«Jugendliche sind unter dem Einfluss von Cannabis auch häufig
müde und antriebslos», sagt Christa Schaff, Vorsitzende
des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie (BKJPP) in Berlin. Denn die Droge könne
die Stimmung in vielfältiger Weise beeinflussen - von Gleichgültigkeit
bis hin zu akuten Angstzuständen.
In Deutschland hat den Angaben zufolge etwa ein Drittel der 12-
bis 25-Jährigen bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht.
Dabei besitzt die Droge laut Schaff ein erhebliches Suchtpotenzial
und kann psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen
und Psychosen auslösen. «Darüber hinaus begünstigt
der Konsum von Cannabis den Einstieg in härtere Drogen wie
Heroin oder Kokain, da die Dealer oft auch diese Substanzen verkaufen.»
Große Gefahr besteht, wenn Jugendliche mit Schwierigkeiten
und Konflikten überfordert sind und das sogenannte «Kiffen»
zum scheinbaren Problemlöser wird. Ganz wichtig ist die Beziehung
zu den Eltern: «Denn die Gewissheit, mit allen Problemen
zu den Eltern kommen zu können, schafft eine wichtige Vertrauensbasis
und schützt Jugendliche vor einer Gefährdung durch Drogen»,
erklärt die Expertin