Ehrlich gesagt hat mich die Studie, die Scox hier eingestellt hat, nicht in Ruhe gelassen. Ich habe mich nochmal eingehender damit beschäftigt und muss mich zunächst in einer Hinsicht revidieren:
Man hat in dieser Studie tatsächlich auch Fälle einbezogen, die eine kombinierte Therapie erhalten haben. So viel erst mal dazu. Sehr ausführliche Kritiken am Studiendesign dieser Untersuchung findet ihr unter den folgenden Links.
Während der erste Link einen Wissenschaftsblog enthält, in dem wissenschaftlich Mängel an dieser Studie sehr korrekt und ausführlich dargelegt werden, enthält der zweite Blog eine nähere Beleuchtung der Studie durch eine Krebsbetroffene, die sich sehr eingehend und wissenschaftlich korrekt, jedoch in sehr verständlicher Art damit auseinandergesetzt hat. Beide Quellen erachte ich als hilfreich, wenn man die Kritikpunkte an der besagten Studie verstehen will:
http://scienceblogs.com/insolence/2011/09/16/two-percent-gambit-chemotherapy/https://anaximperator.wordpress.com/2009/09/02/only-3-percent-survive-chemotherapy/Darüber hinaus - und das klang nicht nur in diesen beiden Blogs an - hat mich die Frage beschäftigt, wie es sein kann, dass ein solcher Artikel, wie der Australische, der derartige eklatante Mängel aufweist, es überhaupt zur Veröffentlichung in der Forschungsgemeinde schaffen kann, da dies in Zeiten der Peer-Review weitesgehend unmöglich ist. Darüber hinaus ist es für seriöse Wissenschaft und Forschung sehr untypisch, Postulate aufzustellen, die in ihrer Aussage plakativ und populistisch sind ("Chemo bringt nichts", "so gut wie keiner überlebt mehr als 5 Jahre´, auch nicht mit Chemo").
Ich habe mir also die Studie in der Vollversion angeschaut und beziehe mich an dieser Stelle mal nur auf einen Umstand, der mich - gelinde gesagt - schockiert hat:
In dieser Studie wurden 22 Krebsarten eingeschlossen. Die Mehrzahl dieser Krebsarten betrifft dabei Tumorformen, die bereits "von Hause aus" eine überaus schlechte Prognose haben - egal welche Therapieform man anwendet und für die es bis zum heutigen Tage keine kurativen (=Heilungs-) Optionen gibt, wie z.B. bei Pankreaskarzinom, CUP (Cancer of unknown Primary), kleinzelliges Lungenkarzinom, Ösophagus-Karzinom etc. Darüber hinaus wurden sogar Karzinome eingeschlossen, bei denen Chemotherapie damals wie heute überhaupt nicht indiziert ist und auch nicht angewendet wurde und wird! Wie z.B. beim Prostata-Karzinom. Auch wurden Tumore eingeschlossen, bei denen man weiß, dass es keinen bzw. kaum einen Überlebensvorteil durch herkömmliche Chemotherapie gibt, da Chemotherapie kaum an die Region des Tumors gelangen kann, wie z.B. bei Hirntumoren.
Selbst der Nicht-Einsatz von Chemotherapie bei diesen Erkrankungen floss im Ergebnis mit ein, nach dem Motto: "wie man sieht brachte Chemo auch hier keinen Überlebensvorteil". Ja richtig! Geht auch nicht, wenn sie gar nicht erst zum Einsatz kam!
Allein dieser Aspekt ist nicht mal mehr erschreckend, sondern eine Dreistigkeit der Autoren, die Ihresgleichen sucht.
Ist das Zufall? Wie können es Onkologen (=Autoren der Studie) vor sich verantworten, eine Studie in den Raum zu stellen, die jeden Betroffenen völlig ratlos und erschüttert zurücklässt, und in der derart zielgerichtet ein bestimmtes Outcome angestrebt wurde, das pauschal zu der falschen Aussage führt, Chemo sei nahezu wirkungslos??
Ich habe ein wenig recherchiert und bin auf folgenden Artikel eines Mitglieds der angesehenen School of Hygiene and Tropical Medicine, London gestoßen, der etwas Licht ins Dunkel bringt, woher die befremdliche Stimmungsmache gegen Chemotherapie rührt bzw. rühren könnte. Und das ist eine Hausnummer, die man erst mal sacken lassen muss. Für diejenigen, die sich mit englischen Texten schwer tun: Der Autor legt recht transparent dar, wie ihm aus gewissen Anfragen der Pharmaindustrie ersichtlich wurde, dass der Zweig der Pharmaindustrie das Ziel verfolgt, namhafte Forscher und Forschungsinstanzen (wie z.B. den Karolinska Report) für sich zu gewinnen, um Studien zu betreiben, die ihrerseits in ihren Ergebnissen wiederum eine breite Basis der Allgemeinbevölkerung erreichen und verunsichern, damit nationaler Handlungsdruck entsteht, um zu erreichen, dass das Zulassungsprozedere und Zulassungsperiode für neue Medikamente vereinfacht und verkürzt wird.
Dass unter "Interessenkonflikte" in der Australischen Studie die Astra Zeneca Gruppe angeführt wurde, verwundert da nicht mehr.
http://annonc.oxfordjournals.org/content/18/9/1433.full.pdf