@musikengel Mich schockt daran gar nichts. Diese Menschen sind halt einfach tot.
Und Augen können im Sterben jede mögliche Position einnehmen. Normalerweise versucht man ja auch, sie so schnell wie möglich zu schließen. Denn gerade Augen lassen Menschen besonders lebendig erscheinen. Diese Diskrepenz zwischen dem, was man weiß, "der ist tot", und dem, was man fühlt, "ui, er guckt ja noch", kann schon ziemlich irritierend sein.
Ich denke aber, dass es gerade unsere Nichterfahrungen mit dem Tod und den Toten ist, die dazu führt, dass viele Menschen von solchen Bildern geschockt sind. Der Tod ist in der Tat eine Sache, der wir alle gerne ausweichen würden, aber nicht können. Daher haben sich im Laufe der Zeit mentale und geistige Mechanismen entwickelt, den Tod irgendwie aus dem Denken und dem sozialen Leben auszulagern. Ihn professionell anderen zu überlassen. ZB Krankenhäusern und Bestattern. Verstorbene liegen einfach nicht mehr tagelang zu Hause rum. Es kommen auch keine Verwandten mehr, um sich noch einmal zu verabschieden. Wir setzen auch die trauernden Familienmitglieder nicht neben die Leiche und machen ein Foto.
Stattdessen wird die Leiche möglichst schnell möglichst hygienisch entsorgt.
In Zeiten, in denen das noch nicht möglich war, hielt man den Tod eben auch zu Hause aus. Man musste es einfach. Hielt Totenwache. Ein Brauch, der entstand, weil Leute damals wie heute nichts so sehr fürchteten, wie lebendig begraben zu werden. Nach drei Tagen Totenwache kann man sich eigentlich ziemlich sicher sein, dass ein Verstorbener auch wirklich tot ist.
Erst das Auslagern des Sterbens und des Todes aus der Familie machte es möglich, beides ziemlich weit weg von sich zu schieben. Was dann eben Totenbilder heute makaber oder eklig oder grauslich erscheinen lässt.