Hallo,ich lese seit mehreren Tagenin diesem interessanten Thread und würde gerne teilnehmen, wenn es okay ist, wenn ich auch nicht mit Bildern 'aufwarten'kann- jedenfalls nicht sofort, irgendwo müssen aber noch welche sein; auf sie komme ich noch zurück- sondern vor allem, um meine Gedanken mit euch zu teilen. Ich habe auch mit solchen Bildern im Laufe meines Lebens Erfahrungen gesammelt, das Posting wird, wenn ich das auf einmal schreibe, aber zu lang
:) Ich möchte also gerne 'portionsweise' schreiben.
Warum ich, bevor ich am Ende des Threads angekommen bin, nun doch schon schreibe: Die hier oft geäüßerte Ansicht, dass damals der Tod eines Kindes nicht schwer ins Gewicht fiel, stimmt NICHT!!! Nicht nur, dass ich zum Beleg den Link zu Rückert geben möchte, dessen Trauer bis heute so schlimm zu lesen ist, dass es einem die Tränen in die Augen treibt; zb :
Du bist ein Schatten am Tage,
Und in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage,
Und stirbst im Herzen nicht.
Wo ich mein Zelt aufschlage,
Da wohnst du bei mir dicht;
Du bist mein Schatten am Tage,
Und in der Nacht mein Licht.
Wo ich auch nach dir frage,
Find' ich von dir Bericht,
Du lebst in meiner Klage,
Und stirbst im Herzen nicht.
Du bist ein Schatten am Tage,
Doch in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage,
Und stirbst im Herzen nicht.
(
http://gutenberg.spiegel.de/buch/5068/1, sind viele, sollte man aber dennoch, m. E. ungefähr ab Lied 20,komplett lesen; lt Wikipedia: ''Der Historiker und Schriftsteller Hans Wollschläger nannte die Kindertodtenlieder „die größte Totenklage der Weltliteratur“.Dazu gehört eigentlich eine Art Prolog, den ich leider nur in einem Buch habe und nicht im Internet finde, in dem er VOR dieser Katastrophe an einem Neujahrsmorgen Gott dankt, noch seine Kinder besitzen zu dürfen und ihn anfleht, ihm niemals eins zu nehmen) in meiner Familie ist auch 1901 ein Achtjähriger gestorben. Er, der ältere Bruder meiner Goßmutter, wird bis heute in der Familie in liebevoller Einnerung bewahrt und ich weißvon meiner Mutter, dass, als der Kleine starb (an Rheuma, das bei Kindern ja das Herz schädigt) seine Mutter sichmit ihm vollerVerzweiflung ins Bett legte und ihn im Sterben immer und immer wieder wachschüttelte im verweifelten Versuch, ihn zu retten. Sie war NICHT begütert, man könnte also, wie hier oft geschrieben, denken, es wäre nur ein Esser weniger gewesen. Nein,sie ist daran fast zerbrochen. Mein Großvater war ein Jahrgang mit dem Kleinen, hat, da sie zufäälig Klassenkameraden waren, ihn mit zu Grabe getragen, und in unserem Besitz befindet sich bis heute ein Schulheft mit den Erinnerungen meiner Urgroßmutter an diesen Tag, der Aufzeichnung vom geschlechtsneutral abgeänderten 'Das Mägdlein schläft' von Gerok mit dem Zusatz: ''Dieses Lied haben die Schulkinder am Grabe unseres Kindes gesungen''. Sie hatte auch bis in ihr Todesjahr 1945, als eine einquartierte Flüchtlingfrau über alles Erlebte wahnsinnig wurde und das Zimmer anzündete, die Kranzschleifen des Kleinen an der Wand. Wären sie nicht verbrannt, ich hätte sie immer noch in meinen Familiendingen. Sie bewahrte sie übrigens nicht, um sich daran irgendwie zu ergötzen, sondern weil es das letzte war, dass sie von ihm wieder mit heimnehmen konnte.
An dieses Gerok-Lied denke ich hier bei einigen geposteten Bildern. Es stammt ja aus dieser Zeit und erklärt für mich sehr, warum die Kinder oft wie im Spiele eingeschlafen abgebildet wurden.
http://gedichte.xbib.de/Gerok_gedicht_Das+M%E4gdlein+schl%E4ft..htmDer Name des gestorbenen Kleinen wurde übrigens zum zweiten Namen des Erstgeborenen meiner Großmutter und meine Urgroßmutter empfand es so, als wäre in dem Kind ein Teil ihres Jungen nochmal zur Welt gekommen.
So, ich hoffe, dass es nicht Ärger gibt, dass mein erster Betrag zu diesem Thema nicht völlig in den Bereich Fotografie fällt, außer mit dem Gerok-Gedicht, das mir wie eine literarische Beschreibung mancher Bilder erscheint; die Ansicht, die Menschen damals hätten den Tod ihrer Kinder nur als Randnotiz zur Kenntnis genommen, kann ich aber irgendwie nicht mehr lesen..
:( Sie haben ganz, o Kind, um das wir trauern,
Mit Blumen dich und Kränzen überdecket;
Die werden tief nun, wo du liegst gestrecket,
Mitmodernd, deinen Leib nicht überdauern.
Und wann des Frühlings Lüfte wieder schauern,
Sind neue Blumen deiner Gruft erwecket;
Die werden blühn, von keinem Aug' entdecket,
Und welken hinter freudelosen Mauern.
Dein Vater aber, der sich nennt ein Dichter,
Er möchte dich, und dauerhafter, krönen;
Sein ganzes Leid für dich in Kränze flicht er.
O bliebe nur ein Ton von diesen Tönen
Durch Göttergunst entzogen dem Vernichter,
Ein ew'ges Denkmal früh verblichnem Schönen!
http://gutenberg.spiegel.de/buch/5068/21