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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

914 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesundheit, Lügen, Diät ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

09.07.2021 um 23:07
Zitat von InterestedInterested schrieb: Das was Deine Eltern da verursacht haben, arbeitet unbewusst in Dir weiter. Das macht sich in diesen Anfällen bemerkbar. Drösel das auf, denn richtigen Kontakt habt ihr ja nicht mehr und sie ohnehin kein Gewissen. Ich kann mich an etliche Stories erinnern, die Du da schon erzählt hast, wie unterschiedlich und fremd sie euch behandeln und dann im Gegensatz dazu Deine jüngere Schwester, die mit Liebe und Fürsorge überhäuft wird. Lass Dich davon nicht fertigmachen. Man kann sich seine Eltern nicht aussuchen - aber man mit ihnen abschließen, wenn dermaßen viele Grenzen überschritten und so viel Schaden angerichtet wurde.
Das stimmt. Mr Mary und ich waren tatsächlich einmal bei einem Therapeuten und haben uns beraten lassen. Mr Marys Kindheit ist eine der schrecklichsten Geschichten, die man sich vorstellen kann. Er kommt aber ganz gut damit klar - verdrängt aber auch viel. Wir haben ein sehr sehr enges Band und eine sehr enge emotionale Verbindung, einfach, weil wir beide äußerst verstörende Dinge/ Strukturen erlebt haben. Er zeigt aber auch das Verhalten, dass er zu Leuten übermäßig freundlich ist und total viel arbeitet, um sich der Anerkennung seines Chefs sicher zu sein, etc. Unsere Kompensationsstrategien sind also ziemlich identisch.

Der Therapeut hat uns damals erklärt, dass, wenn wir eine Therapie beginnen, das natürlich auch Thema sein wird und dass wir vermutlich einfach auch lernen, unsere eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen - und er müsse uns fairerweise sagen, dass sei eine Klammer, die unsere Beziehung hält und uns auch so zusammenhält. Auch das würde sich verändern. Wir haben ehrlich Angst bekommen - Mr. Mary ist sehr sehr wichtig in meinem Leben. Ich habe Angst, dass wir uns dann so verändern, dass wir füreinander nicht mehr kompatibel sind .... Das war tatsächlich der Hauptgrund, keine Therapie zu machen. Wir sind ja auch Eltern und es war klar, dass wir wirklich die Fehler unserer Kindheit nicht wiederholen - dazu gehört für mich auch ein Elternpaar, das sich liebt und zusammen lebt.

Mit meinen Eltern habe ich (emotional) weitgehend abgeschlossen, aber ich weiß, dass eben meine Kindheit sehr prägend für sehr viele Verhaltensweisen nun im Erwachsenenleben sind. Die Kindheitserlebnisse mit meinen Eltern belasten mich heute nicht mehr so sehr. Ich habe die Woche meinen Vater getroffen. Er ist nun über 80 und baut merklich ab. Wir haben wieder ein paar belanglose Worte gewechselt, es war sogar nett. Nach ein paar Minuten ging jeder wieder seiner Wege ... Das macht emotional nichts mit mir. Ich war sogar gerührt, wie stolz er auf meine Tochter war, die ein super Abitur gemacht hat und wie sehr er sich auf den Abiball freut (nicht, dass er je auf dem Abiball von mir und meinem Bruder war :-)). Es ist mehr das angelernte Verhalten und die Muster, was nun das Problem ist.

Ich bekomme das Essen nicht in Griff, wenn ich nicht anfange, mich meinen Emotionen zu stellen und eben auch mal wütend, traurig, etc. bin. Ich bekomme es nicht in den Griff, wenn ich nicht aufhöre, immer andere Leute in den Mittelpunkt zu stellen ... Ich müsste praktisch mein gesamtes Gefühlsleben und meinen gesamten Mechanismus umstellen, wie ich mit negativen Gefühlen umgehe, wie ich Beziehungen gestalte, etc. Das macht mir total Angst.


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09.07.2021 um 23:11
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ich bekomme das Essen nicht in Griff, wenn ich nicht anfange, mich meinen Emotionen zu stellen und eben auch mal wütend, traurig, etc. bin. Ich bekomme es nicht in den Griff, wenn ich nicht aufhöre, immer andere Leute in den Mittelpunkt zu stellen ... Ich müsste praktisch mein gesamtes Gefühlsleben und meinen gesamten Mechanismus umstellen, wie ich mit negativen Gefühlen umgehe, wie ich Beziehungen gestalte, etc. Das macht mir total Angst.
Kann ich verstehen. Ich sage ja, Du bist sehr reflektiert und auch sehr, sehr ehrlich. Aber es gibt auch ein DU, was was wert ist. Ich weiß, hört sich an wie ne hohle Phrase - ist aber was dran. Die Ängste sind auch verständlich, aber Du bist auch ein wichtiger und wertvoller Mensch. Die Kindheit liegt hinter Dir - da konntest Du nicht ausbrechen und bekamst nicht die Anerkennung, Lob und wichtiger Liebe und Vertrauen. Heute kannst Du da raus. Sei wütend! Du hast jedes Recht dazu! Lass es raus und nicht immer nur rein.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 00:51
@MissMary

Danke für deinen sehr offenen und ehrlichen Bericht. Ich hoffe, daß du diese Essstörung irgendwann in den Griff bekommst, damit sie dein Leben nicht mehr so beeinflusst und dich fertigmacht.

Ich hätte eine Frage zu dem Szenario mit den Dönern, was du angesprochen hast. 2 Döner, danach das Mittagessen mit der Familie. Wie packt das der Magen ? Du sagtest ja, daß du nach dem ersten Döner eigentlich schon total satt wärst, irgendwann stellt sich ja auch Völlegefühl ein. Wenn dann weiter gegessen wird, müßte es nicht irgendwann zu erbrechen kommen ? Ich kann auch einen großen Döner mit Pommes und Salat essen, danach bin ich aber auch pappsatt. Einen zweiten, dann noch ein Mittagessen, würde ich, als guter Esser, niemals schaffen. Es ist die Sucht bei dir, klar, aber rein körperlich mütest du doch auch an Grenzen stoßen, bei einer solchen Menge ?


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10.07.2021 um 08:39
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Ich kann auch einen großen Döner mit Pommes und Salat essen, danach bin ich aber auch pappsatt. Einen zweiten, dann noch ein Mittagessen, würde ich, als guter Esser, niemals schaffen. Es ist die Sucht bei dir, klar, aber rein körperlich mütest du doch auch an Grenzen stoßen, bei einer solchen Menge ?
Ich glaube, man unterschätzt schnell die psychologische Seite, merke ich ja bei mir.
War wenn überhaupt im leicht übergewichtigen Bereich und dennoch habe ich immer noch manchmal Phasen, wo ich mehrere Teller wegputzen kann und das, obwohl ich nun wirklich kein Hüne bin. Ist schon erstaunlich, wie das überhaupt alles rein geht. Dann gibts Phasen, wo ich kaum etwas Esse und aufs Mittagessen verzichte - weil ich halt satt bin. Woher das kommt, keine Ahnung aber wenn das nur über einige Tage geht, ist das auch nichts schlimmes und muss es auch nicht unbedingt wissen. Das gleicht sich halt schlicht aus. Schätze mal lediglich, weil ich ein relativ chaotischer Charakter bin, der stark im Moment lebt und sich von seinen Launen treiben lässt (und das auch gern macht :D).

Als jemand, der davon nicht viel Ahnung hat 😊 (sehe überhaupt nicht ein, mich groß mit Futterfragen zu beschäftigen) würde ich @MissMary aber empfehlen mal einen Gang runter zu schalten, sich selbst und den Körper dran zu gewöhnen und auch keine Panik bekommen wenn unterdessen dann einige Kilos drauf kommen. Und dann in 2 Monaten oder so, die ganze Sache noch einmal angehen und die nächste Schicht Hüftgold in Angriff zu nehmen. Sich die Zähne auszubeißen ist rein psychologisch gesehen langfristig bestimmt auch nicht gut. Hat man nichts von, wenn man sich so lange frustriert bis man überhaupt kein Bock mehr hat.

Ich habe das ja auch letztes Jahr in Angriff genommen und jo, so im unteren normalbereich (vom BMI her) war dann schluss. Dann wieder einige Kilos hoch und dann wieder runter und siehe da, die Marke habe ich dann im zweiten Anlauf unterschritten.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 09:33
@MissMary: Vielen Dank für deine offenen Worte. Ich kann mich da auch in einigen Punkten wiedererkennen, über die ich so aus der Warte noch nie so richtig nachgedacht habe. Das war für mich auch eine sehr gute Anregung. Darum auch danke dafür.


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10.07.2021 um 09:49
Zitat von InterestedInterested schrieb: Kann ich verstehen. Ich sage ja, Du bist sehr reflektiert und auch sehr, sehr ehrlich. Aber es gibt auch ein DU, was was wert ist. Ich weiß, hört sich an wie ne hohle Phrase - ist aber was dran. Die Ängste sind auch verständlich, aber Du bist auch ein wichtiger und wertvoller Mensch. Die Kindheit liegt hinter Dir - da konntest Du nicht ausbrechen und bekamst nicht die Anerkennung, Lob und wichtiger Liebe und Vertrauen. Heute kannst Du da raus. Sei wütend! Du hast jedes Recht dazu! Lass es raus und nicht immer nur rein.
Danke. Das mit dem Selbstbewusstsein ist nun nicht mehr schlimm ... es war in meinen Jugendjahren sehr schlimm, weil ich ja von meinen Eltern keine Bestätigung bekam und dazu noch von meinem Bruder gedisst wurde. Ich bin ja mit 16 daheim ausgezogen und habe z.B. fast durchgängig einen sehr stabilen, tollen Freundeskreis mit vielen langjährigen Freundschaften. Da hat sich dann auch das Selbstbewusstsein aufgebaut. Glücklicherweise hatte ich fast 10 Jahre lang eine Beziehung mit einem weitaus älteren Mann, die in mehreren Hinsichten sehr problematisch war - aber er hat mir z.B. geholfen, mein Abi nachzumachen (hätte ich mir sonst gar nicht zugetraut). Glücklicherweise hat sich das mit dem Selbstbewusstsein regeneriert, sozusagen.
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Danke für deinen sehr offenen und ehrlichen Bericht. Ich hoffe, daß du diese Essstörung irgendwann in den Griff bekommst, damit sie dein Leben nicht mehr so beeinflusst und dich fertigmacht.

Ich hätte eine Frage zu dem Szenario mit den Dönern, was du angesprochen hast. 2 Döner, danach das Mittagessen mit der Familie. Wie packt das der Magen ? Du sagtest ja, daß du nach dem ersten Döner eigentlich schon total satt wärst, irgendwann stellt sich ja auch Völlegefühl ein. Wenn dann weiter gegessen wird, müßte es nicht irgendwann zu erbrechen kommen ?
Ja, es ist schon grenzwertig. Ich denke, es ist Veranlagung, ob es zur Bulimie kommt oder nicht. Mitunter wäre es aber eine totale Erleichterung, das Essen wieder loszuwerden. In einem sehr harten Binge esse ich wirkich, bis mir extrem schlecht ist und ich kurz vorm Erbrechen bin. Du isst ja auch sehr hochkalorische Sachen in rauen Mengen, es fühlt sich danach über Stunden so an, als ob du einen Backstein verschluckt hast und belastet merklich den Körper - auch noch ein oder zwei Tage später. Mitunter bekommst du einfach Durchfall - der Körper versucht sich da selbst zu helfen. Andere kotzen. Warum der eine das macht und er andere nicht? Keine Ahnung. Der Mechanismus ist 100% der gleiche.

Ich praktiziere das ja seit Jahren - mein Magen hat sich größenmäßig vermutlich entsprechend angepasst. Bevor ich nun das Problem einigermaßen in Griff zu bekommen habe, war es auch so, dass ich nie satt war. Ich musste mir das Essen wirklich abwiegen -glücklicherweise ist Mr Mary ja nicht essgestört, kocht und schöpft mir praktisch eine vernünftige Portion und kocht auch vernünftige Sachen. Würde ich alleine leben, dann würde ich mich phasenweise nur von Fast Food ernähren. Oft habe ich an "normalen Tagen" wo ich so um die 1800kcal esse (was meinem Ideal entspricht) oft immer leicht Hunger, weil mein Magen für normale Mengen inzwischen zu groß ist. Inzwischen ist es besser, da ich viel seltener Binge - vermutlich hat sich da was zusammengezogen.

Du darfst dir so einen Binge nicht wie ein genüssliches Essen vorstellen. Du isst extrem schnell und absolut zwanghaft. Das baut sich praktisch auf ... du erlebst irgendwas, das du nicht aus dem System bekommst. Es fängt an, in dir zu rumoren. Oft über mehrere Stunden, manchmal auch Tage. Es ist oft auch ein emotionaler Kampf - du weißt dann, du bist auf dem falschen Track, du weißt, was kommt, und manchmal kämpfst du massiv dagegen an. So ein Binge ist ja dann nur der traurige Höhepunkt des Ganzen. Das ist extrem kräfteraubend und du kommst dann in so einen Tunnel. Du kannst nur noch an Essen denken, gleichzeitig willst du nicht essen. Der Gedanken fängt aber an, dich zu kontrollieren. Gerade kann ich mir das auch nicht vorstellen, vermutlich muss man das erlebt haben, es ist ein temporärer Kontrollverlust. Irgendwann ist der Druck so riesig, der sich aufgebaut hat, dass du beschließt, ihm zu folgen. Es ist, wie wenn eine externe Macht die Kontrolle über dich und dein Handeln übernimmt. Du fühlst dich dabei absolut Scheiße.

Ich binge oft, wenn Mr. Mary nicht da ist (arbeitet Abends), die Kinder irgendwo unterwegs ist, damit es möglichst niemand mitbekommt. Mitunter stelle ich mir auch den Wecker und denke "ich versuche es noch 10 Minuten auszuhalten" und mache dann etwas anders. Manchmal klappt das auch. Manchmal rufe ich bewusst Leute an, lade sie ein, damit ich nicht in den Binge komme. Manchmal hilft das. Manchmal sitzen sie dann auf meiner Terasse und ich bin die ganze Zeit im Tunnel - ich weiß dann schon - wenn sie weg sind, dann geht es los. Manchmal habe ich danach keine Lust mehr. Ich habe aber den Mechanismus noch nicht durchschaut, warum sich dieser Suchtdruck -so nenne ich es mal- sich manchmal abbaut und manchmal nicht. Das würde mir schon sehr helfen, dagegen zu steuern.

Dann geht das ganz schnell - du wählst das, was am Unauffälligsten ist und wo du hinkommst (es hat überhaupt nichts damit zu tun, ob du gerade Hunger hast oder was du essen möchtest). Fast Food Drive in mache ich super gerne, weil es ein Stück von daheim weg ist, die Leute dort mich nicht kennen und es keinen interessiert. Die Dönerläden sind praktisch, weil die genau auf meinem Heimweg liegen und ein Döner ja praktisch normal ist, falls mich jemand sieht. Alternativ bleibt der Supermarkt - der ist meine Stelle für den Süßigkeitenbinge. Der Ablauf ist immer gleich. Ich bestelle auch immer das gleiche. Du fährst hin, gibst die Bestellung auf und bist schon total angewidert. Du willst das ja nicht. Aber du kommst aus dem Handlungsablauf nicht mehr raus.

Einmal habe ich die gerade gekaufte Tüte im Fast Food Drive in an Ort und in Stelle im Mülleimer entsorgt, es ist nicht so, dass du nicht weißt, dass es pathologisch ist, was du tust. Du kannst es aber nicht mehr kontrollieren. Du kannst nicht sagen "ich esse das jetzt nicht". Obwohl du rational weißt, dass es Blödsinn ist. Ich hatte also noch einen Moment der Kontrolle, fahre durch den Fast Food Drive in, kaufe mein Binge Meal, fühle mich schon total Scheiße. So Scheiße, dass ich auf dem Parkplatz halte und es wegwerfe. Ich fahre heim. Der Druck ist riesig, ich überlege sogar, ob ich zurückfahre und es aus dem Müll fische, aber ich habe Angst, dass mich jemand sieht. Stattdessen habe ich dann die zwei Dönervariante gemacht - in zwei verschiedenen Dönerläden. Hingefahren, ins Auto gesetzt, den Döner innerhalb kürzester Zeit inhaliert, zum zweiten Dönerladen, genau das gleiche. Akribisch die Spuren beseitigt. Heimgefahren. Dein Körper meldet dir, dass du total satt bist, du musst dir das trotzdem reinstopfen, bis alles aufgegessen ist. Es ist sehr barbarisch.

Das Problem beim Binge ist, in dem Moment, wo du anfängst zu essen, löst sich die gesamte Spannung. Die gesamten negativen Gefühle, die du hattest, lösen sich auf. Du hast einfach Ruhe. Das hält nur für eine Minute an. Dann fängst du tierisch an, dich zu schämen. Du fühlst dich schlecht - körperlich und seelisch, weil du wieder nachgegeben hast. Aber der Druck ist weg. Du bist dann wieder ausgeglichen - mit extrem schlechten Gewissen zwar, aber ausgeglichen. Deshalb machst du das, um diesen Zustand zu erreichen.

Ich weiß, das muss entsetzlich irre klingen für jemand, der das nicht erlebt bzw. drin steckt.
Zitat von YoooYooo schrieb: Und dann in 2 Monaten oder so, die ganze Sache noch einmal angehen und die nächste Schicht Hüftgold in Angriff zu nehmen. Sich die Zähne auszubeißen ist rein psychologisch gesehen langfristig bestimmt auch nicht gut. Hat man nichts von, wenn man sich so lange frustriert bis man überhaupt kein Bock mehr hat.
Das ist lieb, aber so haut das nicht hin. Ich habe in den ersten Jahren unserer Ehe einfach beschlossen, das in den Griff zu bekommen - das war das erste Mal, als ich es geschafft habe, die Situation über längere Zeit zu kontrollieren. Ich habe WWonline gemacht, in einem Jahr 30kg abgenommen und war im absoluten Normalgewicht. Alles war gut, ich fühlte mich super und habe in dem Jahr nur sehr selten Aussetzer gehabt, konnte aber am nächsten Tag ganz normal weitermachen.

Dann kam Weihnachten und es kamen ein paar Sachen zusammen: Die Feiertage haben meinen normal sehr strukturierten Alltag gestört, es gab nur Essen, was ich normalerweise nicht gegessen habe, aber sehr gerne esse und wir waren noch auf vielen Feiern eingeladen (Silvester, Geburtstag). Also alles Dinge, wo sich Leute treffen und gerne genüsslich zu viel essen - das war das Ende ... Ein Jahr später hatte ich die 30kg wieder zugenommen - es war nicht so, dass ich sagte "Scheiß drauf ....", es war so, dass ich es in dem Jahr nicht geschafft habe, dauerhaft Kontrolle über mein Essverhalten zu bekommen, egal, wie sehr ich es versucht habe.
Zitat von Lotte49Lotte49 schrieb:@MissMary: Vielen Dank für deine offenen Worte. Ich kann mich da auch in einigen Punkten wiedererkennen, über die ich so aus der Warte noch nie so richtig nachgedacht habe. Das war für mich auch eine sehr gute Anregung. Darum auch danke dafür.
Klar ... es muss nur sehr irre klingen ... :-). Das Umfeld spielt sicher auch eine Rolle. Ich habe wirklich einen großen Freundeskreis - und ein einziges Mal hat mich eine Freundin auf mein Gewicht abgesprochen - das war sehr mutig und sehr nett. Sie sagte "ich weiß, dass du vermutlich ein Problem hast - wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann rede mit mir. Ich kenne mich nicht aus, ich weiß nicht, was ich tun kann, aber ich tue es, wenn ich weiß was. Du weißt das jetzt, ich sage nichts mehr!". Ich habe ja nun auch 20kg abgenommen - da spricht auch niemand darüber, obwohl man es sieht.

Die gesamte Essstörung findet im Verborgenen statt - du isst ja auch heimlich. Ich habe total nette superschlanke Freunde, mit denen ich oft eintägige Wanderungen mache - die beiden essen extrem wenig und ich passe mich da völlig an. Es muss ihnen schon aufgegangen sein, dass irgendwas nicht stimmt, wenn ich 30kg mehr wiege als sie, aber auch mittags brav an einer Karotte kaue ... aber es wird nie thematisiert.

Somit ist die Essstörung auch dein geheimer Rückzugsort, an den dir deine Freunde nicht folgen.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 10:33
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Die gesamte Essstörung findet im Verborgenen statt - du isst ja auch heimlich. Ich habe total nette superschlanke Freunde, mit denen ich oft eintägige Wanderungen mache - die beiden essen extrem wenig und ich passe mich da völlig an. Es muss ihnen schon aufgegangen sein, dass irgendwas nicht stimmt, wenn ich 30kg mehr wiege als sie, aber auch mittags brav an einer Karotte kaue ... aber es wird nie thematisiert.
Wie der CEO Alkoholiker, mit dem ich mal zusammen war.^^
Nur, war es da das Saufen um den Stress auszuhalten.
Spricht halt für einer ungesunde Beziehung zu sich selbst, wenn man so etwas auch noch heimlich machen muss.
Aber das weißt du sicher sowieso.^^

Und dass sich die Gedanken um etwas kreisen, obwohl man es nicht will, findet sich auch bei Zigaretten usw.
Es ist schwer, gezielt aufzuhören, über etwas nachzudenken, wenn man nichts hat, worüber stattdessen die Gedanken kreisen. Hat man halt nicht viel Einfluss drauf, solange man nichts findet, wo es einfach klick macht und die Gedanken weg sind oder es so lange durchhält, bis es einfach weg ist und es (mit glück) nicht wieder anfängt.
Das Problem ist aber im Gegensatz zu Zigaretten, dass man essen muss und daher auch damit konfrontiert wird.
Ist daher schon kacke...


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 10:56
Zitat von RotmilanRotmilan schrieb:Ich denke, diese Menschen müssen ärztliche Hilfe in einem Adipositas Zentrum bekommen, evtl. eine OP mit Magenverkleinerung.
Mehr als 25 kg auf normalem Wege ( Ernährungsumstellung, Sport, evtl. Weight Watcher o.a.) kann man ohne fachliche Hilfe sicher kaum alleine schaffen.
Es kommt natürlich auch sehr auf den Ernährungsberater an!
Ich muss zugeben, eine Vollumfängliche Beratung ist bei mir schon fast zwei Jahrzente her. Damals war eben das Kredo: Kalorien reduzieren, weniger/kein Fett, einwenig Vollkorn hier und da und Sport... Hunger war jedoch ein ständiger Begleiter!

Abgenommen hab ich damals mit Fett, wenig bis keine Kohlenhydrate und die ersten 40kg hab ich ohne Sport abgenommen. Bei den anderen 40kg kam dann Sport dazu (wobei ich heute die notwendikeit anzweiflen würde). Hunger war kein Thema. Ich war immer satt!

Heute sehe ich diese Ernährung ebenfalls Kritisch bzw. ich habe diese stark Modifiziert aber eine Alternative war diese Ernährung definitiv!

Es mag sein, das man eine Ernährung auf jeden Menschen individuell anpassen muss. (Genotyp-Diät könnt vielleicht ein gutes Konzept sein?!) Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das sich die Konzepte über die Jahre so stark gewandelt haben, das Ernährungsberater grundsetzlich anderes (bei mir) empfehlen würden. Ich denke auch, das da nicht großartig unterschieden wird, sondern immer das gleiche herunter gebetet wird.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Um "funktionsfähig" zu bleiben, hat sie z.T. Schokolade geschmolzen und getrunken, damit sie nicht zittrig wird. Das Gewicht hatte sich innerhalb eines Jahres halbiert (120kg - 60kg). Allerdings kann sie dauerhaft kein Vollkornbrot mehr essen und auch viele Gemüsesorten bereiten ihr große Probleme. Sie nimmt hochdosiert Vitamine und Protein, um dieses Defizit auszugleichen. Durch OPs ließ sie alles straffen.
Das ist echt schrecklich! Deine Freundin ist wirklich ein Beispiel, was passiert, wenn das ganze richtig schief läuft. Der Nährstoffmangel, in unterschiedlich starker ausprägung, ist eine Folge der OP.

Die Haut bildet sich natürlich nur zu einem gewissen Gad zurück. Bei starkem Übergewicht (und mehr) ist eine OP fast schon zwingend (wenn nicht medizinisch begründet, dann sicher aus ästhetischer Sicht (oder man lebt eben dabeit)).

Und die Gefahr ist natürlich groß, das man es verpasst, die Ernährung umzustellen. Ein Standartspruch in diesen Kreisen: "Man operiert den Magen und nicht den Kopf".

Nur ganz wenige Menschen (wie viele waren das? 5%?) sollen ihr Gewicht, nach einer erfolgreichen Abnahme, auch tatsächlich halten.
Da wundert es mir schon, das da noch operiert wird, bzw. ich würde behaupten, das sich hier das Konzept ändern muss...


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 11:16
Zitat von NegevNegev schrieb:Aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, das sich die Konzepte über die Jahre so stark gewandelt haben, das Ernährungsberater grundsetzlich anderes (bei mir) empfehlen würden.
Naja, Ernährungsberater richten sich in der Regel nach den Empfehlungen der DGE und die haben sich tatsächlich kaum verändert.
Ist schon recht veraltet. Einen derart hohen Kohlenhydrat Konsum bei so wenig Bewegung wie sie die meisten heutzutage haben, halte ich für fraglich.


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10.07.2021 um 11:17
Zitat von RotmilanRotmilan schrieb:Gewichtsabnahme in der Größenordnung schaffen kann, wenn es um die Abnahme von 20 und noch viel mehr kg geht. Über die Abnahme von 40 oder 50 kg braucht man gar nicht zu sprechen.
Ich denke, diese Menschen müssen ärztliche Hilfe in einem Adipositas Zentrum bekommen, evtl. eine OP mit Magenverkleinerung.
Nein. 10-20-30 kg ist alles mit Sport und Ernährung machbar. Alles.
Dafür braucht man weder eine OP noch sonstige Eingriffe.
Es ist ggf anstrengender und langwieriger, aber es ist machbar wenn man konsequent und diszipliniert ist.

Du schreibst alles ab 100 kg wäre schon mit Vorsicht zu geniessen, auch das nicht richtig.
Das Gewicht an sich, sagt wie der BMI zunächst nix aus.
Die Konstitution ist relevant, KFA und Muskelmasse sind entscheidend


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10.07.2021 um 11:18
@pattimay

Die DGE berücksichtigt ja auch weiterhin den BMI, ich kann jegliche Studie die darauf beruht oder jede Empfehlung nicht ernst nehmen.
Der BMI ist so veraltet, daß er dringend aus den Köpfen muss.


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10.07.2021 um 11:20
Kurze Frage aus Unwissen, was ist falsch am BMI bzw warum kann man den Wert nicht ernst nehmen?


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10.07.2021 um 11:25
@Streuselchen

Der BMI berücksichtigt lediglich dein Gesamtgewicht und nimmt keine Rücksicht ob du zb 100kg Muskelmasse hast oder pures Fett.
Schwarzenegger hatte immer einen katastrophalen BMI, weil er zu schwer für seine Größe war.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 11:27
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Schwarzenegger hatte immer einen katastrophalen BMI, weil er zu schwer für seine Größe war.
Beleg?^^ :)


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10.07.2021 um 11:27
@Streuselchen
Bei Standard-Werten mag der BMI noch eine Richtung anzeigen.
Aber wer will heute noch "durchschnittlich" sein...? Ist doch alles so schon divers... 😉

Naja, okay: bei (Hobby-)Sportler funktioniert der BMI nicht mehr. Muskeln sind eben schwerer als Fett.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 11:28
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Der BMI ist so veraltet, daß er dringend aus den Köpfen muss.
Ich empfinde ihn immer noch als recht gutes Maß für die breite Masse.
Das er durch Muskelmasse derart verfälscht ist, ist nicht sehr häufig, wie gesagt, ich hatte es hier vor ein paar Seiten schon vor gerechnet.

Arnold Schwarzenegger hatte einen BMI von 30 als er seinen ersten Mr. Universum Titel gewann.

Die allermeisten Hobby Sportler im Krafttraining Bereich, werden kaum solche Ausmaße haben :D
Ich habe auch einen anderen Sportler gezeigt, der Youtuber ist, auch seine Maße waren in einem normalen BMI, trotzdem er Kraftsport betreibt.

Also für den großen Teil der Gesellschaft ist der BMI weiterhin ein gutes Maß.

Ich glaube kaum das ein Arzt bei einem Bodybuilder, der Mr. Universum Ausmaße hat, den BMI als Parameter heranziehen wird und vermutlich auch kaum bei einem Bodybuilder anderer Klassen.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 11:30
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Schwarzenegger hatte immer einen katastrophalen BMI,
Zur wahrheit gehört aber auch, das 2/3 der deutschen mit Übergewicht zu tun haben.

Ja, dein Argument ist berechtigt. Aber angesichts der realität eher ein Luxusproblem.


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10.07.2021 um 11:30
Zitat von pattimaypattimay schrieb:Also für den großen Teil der Gesellschaft ist der BMI weiterhin ein gutes Maß.
Der BMI ist veraltet, so dass Krankenkassen diesbezüglich auch Abstand nehmen und eine Vizeralfettmessung etc ergänzend dazu nehmen, denn die Messung ist viel relevanter.
Vizeralfett trifft aber auch Menschen deren BMI im Normbereich ist.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 11:32
Zitat von capspauldincapspauldin schrieb:Vizeralfett trifft aber auch Menschen deren BMI im Normbereich ist.
Das ist richtig. Häufig Männer.


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Lügen dicke Menschen sich einen in die Tasche?

10.07.2021 um 11:32
@capspauldin
@Negev


Ah okay, danke euch.


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