Menschen "warten" mit dem sterben bis man sich verabschiedet hat?!

@SaiMen

Das Beruhigende - wenn es dabei soetwas überhaupt gibt - war für mich zumindest, daß alle beide friedlich hinüber geschlummert sind. Bei meinem Vater habe ich in dieser Beziehung den Ärzten glauben wollen, da er vorher schon etliche male Herzstillstand hatte und zurück geholt wurde ... ich glaub das jetzt einfach mal ;) .
Bei meiner Mutti bin ich mir dessen sicher, da sie auch nicht mehr so richtig bei Bewußtsein war und unter starken Schmerzmitteln stand - sie war eine einzige, große Metastase .

Ja, dem stimme ich zu, es gibt Fälle, da scheint der /die "Sterbende" wirklich auf eine Verabschiedung von bestimmten Personen oder auf ganz besondere Geschehnisse zu warten, um dann ganz friedlich von dieser Welt zu gehen ...

Als meine Mutter (im KH) im Sterben lag, (leider war sie da nicht mehr richtig ansprechbar -- ich sagte etwas zu ihr und ihr Blick ging in meine Richtung, aber trotzdem irgendwie ins Leere)
hatte ich auch das Gefühl, dass sie mich da nochmals wahrgenommen hatte, um sich von mir zu
verabschieden ...
ein wenig später, ist sie ganz ruhig eingeschlafen ... :(

@SaiMen
In erster Linie, kann ich nachvollziehen, wie du dich fühlst. Als ich 16 war und mein Großvater damals im Sterben lag, weil er Krebs hatte und die Ärzte ihm nurnoch wenige Tage bis zum Tod versichert haben, war das alles ziemlich unreal für mich.
Seltsamerweise habe ich ihn bis zu seinem Tod nicht mehr besucht, weil ich es einfach nicht verkraftet habe...oder vielleicht weil ich zu feige war, ihn so zu sehen, weil es mir das Herz gebrochen hätte, zumal ich ihn als lebhaften, energiegeladenen, alten Herren kannte und nicht so schwach und zerbrechlich.
Die Zeit heilt alle Wunden, das klingt grausam, aber so ist es nunmal. Eines Tages müßen wir alle sterben. Verabschiede dich von deiner Oma, denk an die Schöne Zeit, die ihr hattet und lass sie in deinem Herzen weiterleben.

@VHO-HUnt3r

Für mich ist das insofern erledigt, da ich weiss das sie ihren wichtigsten Menschen vor ihrem Tod nochmal gesehen hat und ich weiss das sie zufrieden mit ihrem Leben war.

Insoweit erinnere ich mich immernoch gerne an sie in gewissen Situationen in meinem Leben aber immer mit einem Lächeln im Gesicht weil ich weiss das sie das so wollen würde und "zufrieden" gestorben ist.

Was für mich unvorstellbar schlimm wäre ist, dass man streit mit einem geliebten Mensch hat und im Streit auseinander geht und dann etwas passiert.
Deswegen wird bei uns immer erst der Streit geschlichtet und dann auseinander gegangen.

Aber zurück zum Thema:

Ich glaube zu diesem Thema passt der Spruch: Wille versetzt Berge.

Aber ist das wirklich alles ist es nur der Wille oder doch die Seele oder etwas ganz anderes?
Das ist die Frage die sich mir stellt.

Und zu Zeit heilt alle Wunden will ich mich nicht äußern weil ich da eine andere Ansicht habe

@SaiMen

SaiMen schrieb:Und zu Zeit heilt alle Wunden will ich mich nicht äußern

Stimmt aber ... das bedeutet ja nicht vergessen , sondern sich damit abzufinden und loszulassen! Man lernt damit zu leben - mein Vater ist 1986 gestorben und meine Mutti hatte Weihnachten ihren 16. Todestag - es gibt kaum einen Tag, an dem wir hier zuhause nicht über sie sprechen. Leider hat mein Lebendgefährte die beiden nicht mehr kennen gelernt - außer in meinen Erzählungen - aber irgendwie sind die beiden doch anwesend.

@Thalassa

So wie du es darstellst sehe ich das auch. In dem oberen Beitrag kam es nur so rüber als würde @VHO-HUnt3r meinen das man sofort damit klar kommen sollte und da habe ich eine andere ansicht. Entschuldigung wenn ich das Falsch verstanden habe.

Habe zu diesem Spruch ein nachdenklich stimmendes Gedicht gefunden:

Die Zeit fliegt dahin.
Die Zeit wartet auf niemanden.
Die Zeit heilt alle Wunden.
Wir alle wollen nur das eine, und das ist mehr Zeit.
Zeit zum Aufstehen,
Zeit erwachsen zu werden,
Zeit um loszulassen.
Zeit.

Es braucht schon Zeit(bei meiner kleinen Schwester hat es 3 Jahre gedauert) bis man normal über einen geliebten Verstorbenen sprechen kann.

SaiMen schrieb:Ich glaube zu diesem Thema passt der Spruch: Wille versetzt Berge

Ich würde eher Sagen, der Spruch für diesen Thread sollte lauten: Ruhe in Frieden...

@VHO-HUnt3r

In welchem zusammenhang?
Meinst du in dem Sinne von: Durchhalten um sich von einem geliebten Menschen verabschieden zu können um dann in Frieden ruhen zu können?

@SaiMen

Auf jeden Fall habe ich nicht das Gefühl, daß sie mir übel genommen haben, daß ich nicht bei ihnen war in ihrem letzten Moment, vielleicht wollten sie es ja wirklich so - alle beide. Sonst hätten sie sicher gewartet .

@SaiMen
Ich meinte jetzt den Zusammenhang damit, dass man sich nicht mit jemandem Verkrachen sollte, der im Sterben liegt. Kommt leider (im Bezug aufs Erbe) sehr oft vor!

Ein lieber Freund von mir .. Er ist Busfahrer im Linienverkehr hat mir vor ein paar Tagen eine kleine Episode aus seinem Leben erzählt.

Wie geschrieben ist er Busfahrer und als solches war er vor einiger Zeit unterwegs.
An einer Haltestelle ist eine sehr alte Frau in seinen Bus gestiegen. Als der Bus über ländliches Gebiet gefahren ist, hat mein Bekannter die Dame die ganze Zeit reden gehört. "Ach wie Fein"" Ach wie schön ist dass doch“"Wie früher daheim" und derartige Sachen.
Die Felder rechts und links der Strasse waren von dem Gelb der Rübenpflanzen bedeckt. Also ein recht malerisches Bild.

Mein Bekannter ist natürlich auf diese Schwärmereien eingegangen. Was zum Schluss dazu führte, dass er ihre „kleine“ Lebensgeschichte erfahren hat.
Sie hat keine Angehörigen mehr, Ihre Familie liegt in einer anderen Stadt auf dem Friedhof, und ihr sehnlichster Wunsch wäre es noch vor ihrem Tod diese Gräber der Angehörigen zu besuchen und zurecht zu machen. Nun hatte mein Bekannter durch das Gespräch auch erfahren in welchem Altersheim sie leben würde.
Das ganze ist im Wuppertaler Raum vorgefallen. Dies nur zur Ortsbestimmung.
Als mein Bekannter abends Zuhause war, lies ihn diese Geschichte nicht in ruhe.
Am anderen Tag hatte er Frei. Da er am Morgen immer noch über diese Dame nachdenken musste entschloss er sich zu ihrem Altersheim in dem sie lebt, zu fahren und sie zu besuchen. Er hatte sich entschlossen diese Frau in sein Auto zu packen und mit ihr zu diesem besagten Friedhof zu fahren.
Die Dame war nach anfänglicher Skepsis sehr angetan von der Idee und so saßen sie kurze Zeit später im Auto und es ging Richtung Soest, genauer Geseke.
Dort angekommen Lotste sie ihn Richtung Friedhof.
Im ganzen hatte diese Dame Gute 5 Stunden auf diesen Friedhof verbracht. Mein Bekannter saß in der Zeit in seinem Auto und wartete auf die Frau. Als sie zurück zum Auto kam gingen sie noch etwas in einem Restaurant Essen was mein Bekannter auch bezahlte.
Danach ging es Heim. Auf der ganzen fahrt hatte sie kein Wort gesprochen, nur ein zufriedenen Gesichtsausdruck konnte er sehen.

Eine Woche später fuhr er die Frau besuchen.
Als er an der Info angab wo er hinwollte erfuhr er das diese Frau einen Tag nach ihrem Ausflug verstorben sei und Anonym beerdigt wäre.

gruß

@Outsider

Ja daran sieht man das daran etwas wahres sein muss das sich Menschen wegen einem für sie wichtigen Grund dem Tod für eine gewisse Zeit trotzen können.

Eine schöne, traurige Geschichte aus dem Leben...
Dein Freund kann stolz sein. Finde seinen Einsatz für die alte Frau bemerkenswert!
Menschen mit so einer Einstellung und hilfsbereitschaft gibt es viel zu selten!

Gruß

@Thalassa

Stimmt aber ... das bedeutet ja nicht vergessen , sondern sich damit abzufinden und loszulassen! Man lernt damit zu leben

ja, gefühlsmäßig geht es mir oft so, als ob der Todestag noch nicht allzu lange zurück liegt, aber in Wahrheit sind es schon fast 30 Jahre ... man lernt wirklich damit zu leben ... aber man weiß ja auch, die geliebten Menschen sind nur schon vorausgegangen, auch man selbst wird ihnen
eines Tages folgen ... :(

@SaiMen
ist der eingangspost eines threads den ich mal unter anderen nick erstellt hatte.

@Outsider

Ich wußte doch, daß ich die schöne Geschichte schonmal irgendwo gelesen habe ;) - aber dennoch eine wirklich nette kleine Story und die auch zeigt, daß man ohne großen Einsatz etwas Gutes bewirken kann.

@Thalassa
ja, es hängt aber immernoch nach. der ursprüngliche sinn des threads von damals.
dachte mir nur, das objektive der geschichte passt auch hier rein