@mysteriiouzz "Die Kinder vom Bahnhofsklo" war pure Bediene von Elends-Voyeurismus, lange bevor es Privat-TV gab, das das Hartz-IV-Theater erfand. Und es war ein Riesen-Geschäft für Gruner & Jahr.
Davon mal ganz abgesehen, hängen Entzugssymptome immer von der Art der psychoaktiven Substanz, vom Setting und von der Person ab.
Höre ich nach der ersten Zigarette auf zu Rauchen, fällt mir das im Regelfalle leichter als nach 40 Jahren Tabakkonsum.
Drei von vier Alkoholabhängigen hören von allein wieder auf, ohne Beratung, ohne Therapie, ohne Selbsthilfegruppe.
Auch bei Konsumenten illegalisierter Substanzen liegt die Selbstheilerqoute bzw. das "Herauswachsen" ähnlich hoch.
Generell gilt: Wer sich vor dem Entzug fürchtet, der fange gar nicht erst an.
Was "Die gefährlichste Droge ist", haben Studien bereits belegt. Die kann man in jeder Kneipe und an jeder Tanke kriegen. Sie gibt es unter vielen Handelsnamen und sie bringt in der BRD allein pro Jahr 75.000 Leute um.
Alkohol!
Lesenswert:
Alkohol ist die schädlichste Droge, noch vor Crack und Heroin
In einem aktuellen bereits vorab online veröffentlichten Artikel präsentieren Drogenexperten eine neue Einteilung der Drogen, die gleichermaßen die Gefährlichkeit gegenüber dem Individuum wie auch gegenüber dem Umfeld bewertet. Die Analyse zeigt, dass bei einer Kombination beider Faktoren Alkohol als schädlichste Droge angesehen werden muss, gefolgt von Crack und Heroin. Der Artikel stammt von Professor David Nutt (Imperial College London sowie Independent Scientific Committee on Drugs, ISCD), Dr. Leslie A. King (Fachberater der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, EMCDDA) und Dr. Lawrence Phillips von der London School of Economics and Political Science. Die Veröffentlichung des Artikels überschneidet sich mit einer wichtigen Tagung in London: Drug science and drug policy: Building a consensus.
Drogen, darunter Alkohol- und Tabakerzeugnisse, sind eine der wesentlichen Ursachen der Gefährdung von Einzelpersonen und der Gesellschaft. Diese Gefährdungen durch Drogen müssen gründlich bewertet werden, um politischen Entscheidungsträgern in öffentlicher Gesundheit, Überwachung und sozialer Fürsorge bessere Leitlinien zu bieten. Dies ist auf Grund der vielfältigen Wege, auf welchen Drogen gefährdend wirken können, keine leichte Aufgabe. In einem früheren Ansatz zu einer derartigen Einschätzung (Nutt und Kollegen, Lancet, 2007) sollten Experten das Gefährdungspotenzial jeder Droge anhand von 9 Kriterien bewerten. Diese Kriterien reichten von drogenspezifischen Gefährdungen bis hin zu sozialen Kosten und solchen der öffentlichen Gesundheit. Die damalige Analyse löste erhebliches Interesse und öffentliche Diskussionen aus, obwohl sie bezüglich der Auswahl der 9 Kriterien und dem Fehlen einer differenzierenden Gewichtung Bedenken hervorrief.
Um diesem Missstand zu begegnen, starteten die Autoren eine Nachprüfung der Drogengefährlichkeit mittels des Multi Criteria Decision Analysis-Modells (MCDA). Die MCDA-Technologie wurde bereits erfolgreich eingesetzt, um Entscheidungsträgern in Gegenwart komplexer Fragestellungen Unterstützung zu bieten. Solche durch viele konfliktreiche Zielvorgaben charakterisierten Aufgaben umfassten beispielsweise Strategien zur Deponierung von nuklearem Abfall.
9 Kriterien beziehen sich auf die Gefährdungen, welchen den Einzelpersonen durch den Drogenkonsum entstehen, 7 Kriterien stehen in Zusammenhang mit den Gefährdungen anderer in Großbritannien und im Ausland. Diese Schadenspotenziale werden in 5 Untergruppen geclustert, und repräsentieren körperliche, psychologische und soziale Gefährdungen. Die Drogen werden innerhalb eines Rahmens bis 100 mit Punkten bewertet, wobei der Wert 100 der gefährlichsten Droge hinsichtlich eines spezifischen Kriteriums zugeordnet ist. Null steht für gefährdungsfrei. Die nachfolgende Gewichtung vergleicht die über alle Kriterien hinweg mit 100 Punkten bewerteten Drogen, was die Einschätzung unterstreicht, dass einige Drogen mit 100 Punkten dennoch gefährlicher sind als andere. Die Autoren erklären ihr Modell: "Bei dieser Skalierung der Drogen ist Sorgfalt notwendig, um sicher zu stellen, dass jeder nachfolgende Punkte auf der Skala gleiche Abstufungen der Gefährdung darstellt. Daher sollte eine mit 50 Punkten bewertete Droge halb so gefährlich wirken wie eine mit 100 Punkten." Sie ergänzen, dass eine Null entsprechend für Nichtgefährdung steht.
Die 9 Kategorien der Eigengefährdung umfassen drogenspezifische Sterblichkeit, drogenbezogene Sterblichkeit, drogenspezifischer Schaden, drogenbezogener Schaden, Abhängigkeit, drogenspezifische Beeinträchtigung psychischer Funktionen, drogenbezogene Beeinträchtigung psychischer Funktionen, Verlust der materiellen Werte, Verlust der Beziehungen und Verletzungen. Die sieben Kategorien der Gefährdung des Umfelds umfassen Kriminalität, Schäden des Umfelds, Familienkonflikte, internationale Beeinträchtigungen, ökonomische Kosten und Rückgang des Zusammenhalts der Gemeinschaft.
Insgesamt zeigt das MCDA-Modell, dass Alkohol als gefährlichste Droge angesehen werden muss (Gesamtpunkte 72), Heroin (55) und Crack (54) folgen auf den Plätzen. Heroin, Crack und Methamphetamin hatten die gravierensten Auswirkungen auf die Einzelperson, wohingegen Alkohol, Heroin, und Crack die stärksten Folgen für das Umfeld hatten. Die anderen bewerteten Drogen in einer Reihenfolge nach Gesamtgefährdungspotenzial: Methamphetamin (33), Kokain (27), Tabak (26), Amphetamine/Speed (23), Cannabis (20), GHB (18), Benzodiazepine (beispielsweise Valium, 15), Ketamin (15), Methadon (14), Mephedron (13), Butan (10), Kath (9), Ecstasy (9), anabole Steroide (9), LSD (7), Buprenorphin (6), Pilze (5).
Das neue ISCD-MCDA-Modell zeigt somit, dass Alkohol die gefährlichste Droge insgesamt ist, und nahezu dreifach gefährdender als Kokain oder Tabak. Alkohol ist der Studie zufolge fünfmal gefährdender als Mephedron, das kürzlich noch als so genanntes Legal High in Großbritannien erhältlich war, bevor es im April 2010 zu den kontrollierten B-Klasse-Drogen eingestuft wurde. Laut dieser Studie ist Ecstasy, das während der vergangenen zwei Jahrzehnte erhebliche durch Schäden begründete Aufmerksamkeit in den Medien hervorrief, nur zu einem Achtel so gefährlich wie Alkohol.
Die Autoren stellen fest, dass ihre Forschungsarbeit gleichermaßen mit der früheren Analyse von Nutt und Kollegen übereinstimmt wie auch mit den Ergebnissen der niederländischen medizinischen Expertengruppe um Drogenabhängigkeit. Allerdings besteht nahezu kein Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und dem gegenwärtigen britischen dreistufigen Klassifikationssystem, das auf dem Drogenmissbrauchsgesetz von 1971 basiert.
Professor Nutt bemerkt: "Wie ein neues Klassifikationssystem aussehen könnte, würde davon abhängen, welche Gefährdungszusammenstellungen man versucht zu reduzieren: die gegen sich selbst oder die gegen andere. Zieht man jedoch das Gesamtgefährdungspotenzial heran, so sind Alkohol, Heroin und Crack deutlich gefährlicher als alle anderen. Möglicherweise könnten Drogen mit 40 oder mehr Punkten der Klasse A, mit 39 bis 20 der Klasse B, mit 19 bis 10 der Klasse C und mit 10 oder weniger Punkten der Klasse D angehören."
Die Autoren halten fest, dass der MCDA-Prozess ein starkes Verfahren bietet, um komplexe Sachverhalte wie sie der Drogenmissbrauch darstellt, zu behandeln. Sie bemerken: "Die Frage der Gewichtungen ist von wesentlicher Bedeutung, da sie die Gesamtpunktewerte beeinflussen. Der Gewichtungsprozess beruht zwangsläufig auf dem Urteilsvermögen, daher wird dies am besten von Experten durchgeführt, die einen Konsens suchen."
Die Folgerung der Autoren lautet: "Unsere Ergebnisse unterstützen frühere Studien in Großbritannien und den Niederlanden und bestätigen, dass gegenwärtige Drogen-Klassifikationssysteme nur geringen Bezug zu den Gefährdungshinweisen haben. Die Ergebnisse stimmen auch mit den Schlussfolgerungen früherer Expertenberichte überein, wonach ein hartnäckiges Anvisieren der Gefährdungen durch Alkohol eine berechtigte und notwendige Strategie der öffentlichen Gesundheit ist."
In einem verknüpften Kommentar stellen Dr. Jan van Amsterdam vom National Institute for Public Health and the Environment und Dr. Wim van den Brink vom Amsterdam Institute for Addiction Research am Academic Medical Center der Universität Amsterdam fest: "Ein wesentlicher, in der Studie nicht angesprochener, da außerhalb der Aufgabenstellung liegender Punkt ist der Polykonsum von Drogen, der unter gelegentlichen Drogenkonsumenten weit verbreitet ist. Insbesondere die Kombination von Alkohol und anderen Drogen führt häufig auf synergistischem Weg zu schweren unerwünschten Effekten."
Die Autoren des Kommentars führen mehrere Beispiele der Auswirkungen des Polykonsums an. Psychoaktive Pilze haben eine niedrige Inzidenz unerwünschter Effekte, wurden sie jedoch in Kombination mit Alkohol konsumiert, hat dies zu einigen tödlichen Unfällen geführt. Andere Beispiele sind der gleichzeitige Genuss von Alkohol und Kokain, der die hochtoxische Substanz Cocethylen hervorbringt, sowie die extreme Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit nach dem kombinierten Konsum von Cannabis und Alkohol.
Die Kommentatoren folgern: "Die Rangfolgeneinteilung von legalen und illegalen Drogen durch Nutt und Kollegen ist sicherlich nicht endgültig, da sich das Muster der gelegentlichen Drogenkonsumenten wandelt: Beliebtheit und Verfügbarkeit der Drogen wie auch das Muster des Polykonsums können sich innerhalb eines Jahrzehnts ändern. Die Rangfolgeneinteilung der Drogen sollte daher wiederholt werden, zumindest alle 5 bis 10 Jahre. In der Diskussion um die Drogenklassifikation ist es letztendlich verblüffend, festzustellen, dass zwei der bewerteten legalen Drogen, Alkohol und Tabak, im oberen Feld der Rangliste punkten, was andeutet, dass legale Drogen mindestens den gleichen Schaden verursachen wie illegale Substanzen."
Quelle: DJ Nutt and others. Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis. Lancet 2010; 376: 1558
http://www.thelancet.com 05.11.10