weena
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Sozialphobie: Verzweifelt und demotiviert
12.08.2010 um 18:39Hallo Zusammen,
ich schildere mal kurz meine Probleme:
Es fing alles mit ca. 14 Jahren an, vorher lief alles normal, ich hatte eine gute Kindheit, tolle Eltern, kam schulisch bestens klar, hatte einige Freunde aber leider gehörte ich immer zu der schüchternen oder zurückhaltenden Sorte von Mensch, was mich bis zu dem oben genannten Alter auch nie wirklich beeinträchtigt oder sich negativ auf mein Leben ausgewirkt hat.
Ich ging in die 5. Klasse einer Realschule, dort lief bis zum 7. Schuljahr auch alles perfekt, aber genau in der Klasse fingen die Probleme schon in geringem Maße an. Ich wurde öfters dumm wegen meines Aussehens, an dem ich persönlich nichts auszusetzen habe angemacht, ich gehörte nie zu den beliebten Mädchen in der Klasse um die sich alle Jungs scherten, ich gehörte eher zu der "rauen" Sorte, also eine, die sich nichts aus Makeup oder Markenklamotten machte. Ich war einfach ganz normal, wie ich finde, nur ich war leider halt immer sehr schüchtern, ich denke, dass genau das mir zum Verhängnis wurde. Ich fand es nicht weiter schlimm, da ich mit 2-3 Mädchen aus meiner Klasse gut befreundet war und wir auch in der Freizeit viel unternahmen..ich hatte einen gewissen Rückhalt.
Naja, jedenfalls hatten wir einen Neuzugang in der Klasse, ein Mädchen namens Jasmin (sie war übrigens schon 16 und sie schien auch sehr locker erzogen worden zu sein), ich fand sie von anfang an recht sympathisch und irgendwie gerieten wir auch direkt in Kontakt und trafen uns regelmässig nach der Schule und unternahmen allerlei Dinge. Nach einer gewissen Zeit erfuhr ich von dem Patenkind meines Vaters, das diese Jasmin eine ziemlich unbeliebte Person sei und sehr viele aus unserer Stadt ihren Kontakt mieden. Sie schien recht zu haben, denn schon nach kurzer Zeit mieden meine anderen Freundinnen sogar den Kontakt mit mir..ich weiss nicht mehr genau ob sie mir ein Ultimatum stellten, ist halt schon ne Zeit her..jedenfalls ging es mir knapp am ar*** vorbei und ich hing weiter mit Jasmin ab. Wir gingen am Wochenende regelmässig auf Parties und tranken auch viel Alkohol, meine Eltern wussten von dem Alkohol nichts, ich fing auch an sie öfters anzulügen. Ich wollte genauso viele Freiheiten wie Jasmin und wurde immer rebellischer ihnen gegenüber und auch meine Schulnoten sanken in den Keller, was zur Folge hatte, dass ich die 7. Klasse wiederholen musste, Jasmin natürlich auch..scheinbar ist sie schon öfter sitzengelieben.
Okay ein kleiner Zeitschnitt:
Sommerferien waren zu Ende und ich kam mit Jasmin zusammen in die selbe Klasse. Anfangs lief alles gut, wir standen treu zueinander und waren die dicksten Freundinnen. Knapp einen Monat später wandte Jasmin sich immer mehr von mir ab, ich vermute, dass es daran lag, weil ich jünger als sie war und von daher auch weniger Freiheiten hatte als sie, das gefiel ihr wohl nicht und sie fing an sich die Leute der neuen Klasse rauszupicken, die von Zuhause aus auch viel mehr durften als ich, z.B rauchen und trinken in der Gegenwart der Eltern mit 14 Jahren z.B und bis spät in die Nacht feiern und ausgehen. Joa, also stand ich allein da, sie hatte keine Zeit mehr für mich..schön und gut, ich kam damit klar, bis Jasmin anfing, ihre "neuen" Freunde gegen mich aufzuhetzen..Am Ende das die ganze Klasse gegen mich, die meisten waren Mitläufer denen Prügel angedroht wurden, falls sie sich auf meine Seite stellen. Details möchte ich nicht so gerne nennen, aber es lief schon auf sehr üble Dinge hinaus.
Jedenfalls fing ich zu dem Zeitpunkt an immer an mir zu zweifeln, Fehler an mir zu suchen, perfekt sein zu wollen um keinen Stress zu haben usw. In der Zeit isolierte ich mich sehr von meiner Aussenwelt, und ich fing immer mehr an mich selbst zu hassen, für mein Aussehen, für meinen Charakter, weil das alles doch der Auslöser dafür war um mich zu hassen. Ich konnte nichtmal mehr mit meinem Bruder normal reden, jedesmal wenn er uns besuchte, blieb ich die ganze Zeit in meinem Zimmer und traute mich nicht raus. Ich vermied es sogar zu essen, weil ich Angst hatte in die Küche zu gehen. In die Stadt zu gehen war garnicht mehr möglich für mich, da ich Angst hatte an der Strasse entlang zu laufen.
Meine Eltern nahmen mich von der Schule. Das war für mich natürlich erstmal eine grosse Erleichterung. Es folgte zu dem Zeitpunkt eine grosse Familienfeier...ich muss dazu sagen, dass ich bei der Familie väterlicherseits nie wirklich der Liebling war, meine fast gleichaltrige Cousine war immer der "Sonnenschein" und die "tollere" von uns..Das tut aber nicht wirklich was zur Sache..ich hatte an dem Abend zum ersten Mal auf einer Familienfeier eine Panikattacke, ich weiss nurnoch, dass mir schwindelig wurde und ich einen Heulkrampf bekam...meine Eltern reagierten auch sofort und gingen mit mir nach draussen...an dem Abend brach der Zeitpunkt an an dem meine Eltern und Ich uns sagten, dass wir schleunigst was gegen die Ängste unternehmen sollten, was wir die darauffolgende Woche auch taten. Meine Mutter telefonierte rum und informierte sich über Beratungsstellen, Kliniken und anderen Einrichtungen für Personen mit Phobien, leider nichts was sich besonders auf Sozialphobie spezialisierte. Ich landete bei einer Beratungsstelle der Caritas, die haben mich zu einer Tagesklinik für Kinder und Jugendliche weitergeleitet und meine Eltern versuchten dort einen Platz für mich zu bekommen. Zu dem Zeitpunkt war ich soweit ich mich erinnere 15 1/2 - 16 Jahre alt, also gehörte ich schon zu den älteren Patienten, ich glaube 17 war das Höchstalter für die Behandlung dort..
Bevor ich meinen Text noch unnötig in die Länge ziehe sag ich direkt, dass mir der Aufenthalt dort nichts gebracht hat, wie gesagt, die Ärzte und Therapeuten waren wohl mehr auf Problemkinder und sozial mindere Patienten spezialisiert, halt eher auf familiäre Probleme.
Ich konnte glücklicherweise meinen Abschluss auf der Krankenhausschule machen, mit einem sehr guten Notendurchschnitt. Eine normale Schule wäre für mich nicht möglich gewesen, da sich mein Hirn scheinbar komplett ausschaltet, sobald ich in eine Situation gerate, in der meine sozialen Ängste wieder ausbrechen. Sei es wegen zu vielen Gedanken, oder der Angst in diese Situation zu geraten oder wegen den Leuten, weil sie mich wieder aufm Kieker haben.
Das einzigst positive auf der Schule war, dass ich zu einem Jungen in meinem Alter kontakt knüpfen konnte, er schien mich sehr zu mögen. Es lief auf eine Beziehung hinaus. Das gute war, dass er mich wirklich überall hingeschleppt hat, ich hatte sehr viele Kontakte zu Leuten in meinem Alter, ich blühte sozusagen auf und hatte mal wieder Spass im Leben. Die Beziehung hielt leider nicht lang, wir trennten uns, aber unternahmen noch viele Dinge miteinander. Im August 2006 gingen wir zusammen auf ein Konzert, bei dem ich direkt jemand neues kennenlernte, was darauf meine neue Beziehung wurde. Sie hielt leider auch nicht wirklich lang, aber ich wohne heute mit der Person zusammen, er wohnt noch bei seinen Eltern.
______
Ich von 2006 bis heute:
Meine sozialen Ängste scheinen sich irgendwie nicht zu bessern. Ich bin wie der Name des Threads schon sagt, total verzweifelt..ich habe so oft versucht gegen meine Ängste anzukämpfen auch mit eigenem Antrieb, aber irgendwie scheinen sie immer wiederzukommen, ich habe 0 Erfolgserlebnisse. Ich habe ne Zeit lang Antidepressiva genommen, sie aber von alleine wieder abgesetzt, weil ich meine Ängste nicht durch Tabletten sondern durch mich selber besiegen wollte. Mein bester und einzigster Freund Tobias versucht mich zu unterstützen, so gut es geht un er hat auch schon versucht mit mir Strategien zu entwickeln in gewissen Situationen.
Ich kann bis heute nicht normal an einer viel befahrenen Strasse entlang laufen, da ich dann total verkrampft bin und nicht weiss wie ich mich bewegen soll. Ich komme mir blöd dabei vor dort herumzulaufen. Meine Arme stellen für mich das grösste Hindernis dar, ich weiss nicht wo ich sie lassen soll. Wenn ich versuche locker und entspannt zu laufen und die Arme ganz locker schwingen lasse komme ich mir noch blöder dabei vor. Irgendwie scheinen die Autofahrer auch sehr oft in die Rückspiegel zu schauen, dabei hab ich direkt auch wieder Minderwertigkeitskomplexe und mache mir Gedanken darüber, wie sie grad im Auto sitzen und sich über mich tot lachen. Das schlimmste ist, das sich solche Situationen in meinem Kopf ablösen, das heisst, dass ich sehe/höre das jemand in näherer Umgebung lacht und ich es direkt auf mich beziehe, egal ob es auf mich gerichtet war oder nicht..danach mache ich mir solange Gedanken darüber, bis das nächste negative Ereignis passiert und darüber denke ich halt wieder solange nach, bis das nächste passiert. Ich kriege meinen Kopf einfach nicht frei. In den Supermarkt gehen und bezahlen oder beim Bäcker z.B Sachen bestellen ist garnicht denkbar, da ich meine Stimme total komisch finde, habe irgendwie auch sehr oft Halsschmerzen wenn ich in Angstsituationen bin, mein Hals ist verkrampft und ich habe eine belegte Stimme, es hört sich also sicherlich sehr komisch an, dazu habe ich dann auch 0 Betonung in der Stimme, also haben die Leute einen Grund zum lachen, und da ich nicht ins offene Messer laufen will, vermeide ich solche Situationen meist und schicke z.B Tobias vor. Das komische ist, dass es Tage gibt an denen ich Bäume ausreissen kann, dort interessiert es mich auch nicht was andere Leute über mich denken oder denken könnten. Ich frage mich wieso es nicht immer so sein kann?
Eine weitere Sache:
Ich habe über die vielen Jahre meiner Angst den komischen Tick entwickelt meinen Kleidungsstil von den anderen Menschen abhängig zu machen, das heisst, ich ziehe sehr gerne weite Sachen an, damit meine Bewegungen kaum wahrgenommen werden können und sie z.B nicht sehen, dass ich verkrampft bin, ich ziehe auch sehr gerne Kapuzen-Sweatshirts an um die Kapuze aufzusetzen, damit man mein Gesicht nicht sieht. Ich will halt einfach nicht auffallen, und mein ganzes Leben im Haus verbringen will ich nicht, deshalb muss ich mir Dinge suchen um trotzdem rausgehen zu können aber die Leute meine verkrampftheit nicht sehen, denn dadurch sehe ich erstmal lächerlich aus denke ich, aber ich werde sie einfach nicht los. *heul*
Meine Eltern, Tobias und auch andere Leute können das nicht nachvollziehen wieso die Leute über mich lachen sollten..aber wieso auch? Komischerweise kann ich bei vertrauten Personen und Leuten, die ich lange kenne und weiss wie ich bei denen dran bin so sein wie ich will und sie akzeptieren es auch so, wieso kann ich es nicht bei fremden Leuten? Ich kann bei fremden Leuten z.B auch nicht meine Meinung vertreten und schweige deshalb lieber, auch wenn ich ihre Meinung überhaupt nicht akzeptieren kann. Dazu kann ich mich nicht mit fremden Leuten unterhalten, da ich direkt Blackouts habe, sobald sie mich etwas fragen oder mich um meine Meinung bitten, irgendwie scheine ich meine Ansicht der Dinge dann nicht mehr zu kennen oder nie gekannt zu haben. Ich habe das Gefühl, dass ich das Leben komplett neu erlernen muss, ich weiss nicht wie ich mich in gewissen Situationen verhalten soll. Das schlimmste ist, wenn ich ganz normale Dinge in Gesellschaft machen muss, wie z.B essen, trinken, sogar wenn ich niesen oder husten muss unterdrücke ich es..ich fühle mich in dem Moment, als ob mir jemand die Kraft aussaugt und ich erstarre, und kann nur noch ganz steif und verkrampft irgendwelche Dinge verrichten.
Am Ende nochmal eine kleine Zusammenfassung meiner Probleme:
- belegte Stimme, Halsschmerzen durch Verkrampfung beim Reden mit anderen Leuten
- Blackouts sobald mich jemand über eine tiefgründige und einer längeren Erklärung bedürftige Themen ausfragt
- ich kann meine Meinung nicht vertreten
- Minderwertigkeitskomplexe
- Probleme mich dem Wetter entsprechend zu kleiden (keine Pullover im Sommer)
- ich finde mich langweilig
- Angst vor Telefonaten
- ich weiss nicht wie ich mich bewegen soll, damit es normal aussieht
- alltägliche Dinge unter Aufsicht von anderen erledigen
- ich bin kein bisschen Schlagfertig
- ich wurde schon öfter als dumm bezeichnet obwohl ich die Dinge wusste und nur nicht getraut habe mich dazu zu äussern
- ich komme damit nicht klar, dass ich Probleme auf der Schule hatte und warum es gerade mich erwischt hat
- neidisch auf andere, da sie normal leben können
Ich hab mir jetzt einfach mal alles aus der Seele geschrieben und hoffe mein Text ist auch nur annähernd verständlich, über nette Ratschläge sowie ähnliche Erlebnisse würde ich mich freuen.
liebe Grüße
ich schildere mal kurz meine Probleme:
Es fing alles mit ca. 14 Jahren an, vorher lief alles normal, ich hatte eine gute Kindheit, tolle Eltern, kam schulisch bestens klar, hatte einige Freunde aber leider gehörte ich immer zu der schüchternen oder zurückhaltenden Sorte von Mensch, was mich bis zu dem oben genannten Alter auch nie wirklich beeinträchtigt oder sich negativ auf mein Leben ausgewirkt hat.
Ich ging in die 5. Klasse einer Realschule, dort lief bis zum 7. Schuljahr auch alles perfekt, aber genau in der Klasse fingen die Probleme schon in geringem Maße an. Ich wurde öfters dumm wegen meines Aussehens, an dem ich persönlich nichts auszusetzen habe angemacht, ich gehörte nie zu den beliebten Mädchen in der Klasse um die sich alle Jungs scherten, ich gehörte eher zu der "rauen" Sorte, also eine, die sich nichts aus Makeup oder Markenklamotten machte. Ich war einfach ganz normal, wie ich finde, nur ich war leider halt immer sehr schüchtern, ich denke, dass genau das mir zum Verhängnis wurde. Ich fand es nicht weiter schlimm, da ich mit 2-3 Mädchen aus meiner Klasse gut befreundet war und wir auch in der Freizeit viel unternahmen..ich hatte einen gewissen Rückhalt.
Naja, jedenfalls hatten wir einen Neuzugang in der Klasse, ein Mädchen namens Jasmin (sie war übrigens schon 16 und sie schien auch sehr locker erzogen worden zu sein), ich fand sie von anfang an recht sympathisch und irgendwie gerieten wir auch direkt in Kontakt und trafen uns regelmässig nach der Schule und unternahmen allerlei Dinge. Nach einer gewissen Zeit erfuhr ich von dem Patenkind meines Vaters, das diese Jasmin eine ziemlich unbeliebte Person sei und sehr viele aus unserer Stadt ihren Kontakt mieden. Sie schien recht zu haben, denn schon nach kurzer Zeit mieden meine anderen Freundinnen sogar den Kontakt mit mir..ich weiss nicht mehr genau ob sie mir ein Ultimatum stellten, ist halt schon ne Zeit her..jedenfalls ging es mir knapp am ar*** vorbei und ich hing weiter mit Jasmin ab. Wir gingen am Wochenende regelmässig auf Parties und tranken auch viel Alkohol, meine Eltern wussten von dem Alkohol nichts, ich fing auch an sie öfters anzulügen. Ich wollte genauso viele Freiheiten wie Jasmin und wurde immer rebellischer ihnen gegenüber und auch meine Schulnoten sanken in den Keller, was zur Folge hatte, dass ich die 7. Klasse wiederholen musste, Jasmin natürlich auch..scheinbar ist sie schon öfter sitzengelieben.
Okay ein kleiner Zeitschnitt:
Sommerferien waren zu Ende und ich kam mit Jasmin zusammen in die selbe Klasse. Anfangs lief alles gut, wir standen treu zueinander und waren die dicksten Freundinnen. Knapp einen Monat später wandte Jasmin sich immer mehr von mir ab, ich vermute, dass es daran lag, weil ich jünger als sie war und von daher auch weniger Freiheiten hatte als sie, das gefiel ihr wohl nicht und sie fing an sich die Leute der neuen Klasse rauszupicken, die von Zuhause aus auch viel mehr durften als ich, z.B rauchen und trinken in der Gegenwart der Eltern mit 14 Jahren z.B und bis spät in die Nacht feiern und ausgehen. Joa, also stand ich allein da, sie hatte keine Zeit mehr für mich..schön und gut, ich kam damit klar, bis Jasmin anfing, ihre "neuen" Freunde gegen mich aufzuhetzen..Am Ende das die ganze Klasse gegen mich, die meisten waren Mitläufer denen Prügel angedroht wurden, falls sie sich auf meine Seite stellen. Details möchte ich nicht so gerne nennen, aber es lief schon auf sehr üble Dinge hinaus.
Jedenfalls fing ich zu dem Zeitpunkt an immer an mir zu zweifeln, Fehler an mir zu suchen, perfekt sein zu wollen um keinen Stress zu haben usw. In der Zeit isolierte ich mich sehr von meiner Aussenwelt, und ich fing immer mehr an mich selbst zu hassen, für mein Aussehen, für meinen Charakter, weil das alles doch der Auslöser dafür war um mich zu hassen. Ich konnte nichtmal mehr mit meinem Bruder normal reden, jedesmal wenn er uns besuchte, blieb ich die ganze Zeit in meinem Zimmer und traute mich nicht raus. Ich vermied es sogar zu essen, weil ich Angst hatte in die Küche zu gehen. In die Stadt zu gehen war garnicht mehr möglich für mich, da ich Angst hatte an der Strasse entlang zu laufen.
Meine Eltern nahmen mich von der Schule. Das war für mich natürlich erstmal eine grosse Erleichterung. Es folgte zu dem Zeitpunkt eine grosse Familienfeier...ich muss dazu sagen, dass ich bei der Familie väterlicherseits nie wirklich der Liebling war, meine fast gleichaltrige Cousine war immer der "Sonnenschein" und die "tollere" von uns..Das tut aber nicht wirklich was zur Sache..ich hatte an dem Abend zum ersten Mal auf einer Familienfeier eine Panikattacke, ich weiss nurnoch, dass mir schwindelig wurde und ich einen Heulkrampf bekam...meine Eltern reagierten auch sofort und gingen mit mir nach draussen...an dem Abend brach der Zeitpunkt an an dem meine Eltern und Ich uns sagten, dass wir schleunigst was gegen die Ängste unternehmen sollten, was wir die darauffolgende Woche auch taten. Meine Mutter telefonierte rum und informierte sich über Beratungsstellen, Kliniken und anderen Einrichtungen für Personen mit Phobien, leider nichts was sich besonders auf Sozialphobie spezialisierte. Ich landete bei einer Beratungsstelle der Caritas, die haben mich zu einer Tagesklinik für Kinder und Jugendliche weitergeleitet und meine Eltern versuchten dort einen Platz für mich zu bekommen. Zu dem Zeitpunkt war ich soweit ich mich erinnere 15 1/2 - 16 Jahre alt, also gehörte ich schon zu den älteren Patienten, ich glaube 17 war das Höchstalter für die Behandlung dort..
Bevor ich meinen Text noch unnötig in die Länge ziehe sag ich direkt, dass mir der Aufenthalt dort nichts gebracht hat, wie gesagt, die Ärzte und Therapeuten waren wohl mehr auf Problemkinder und sozial mindere Patienten spezialisiert, halt eher auf familiäre Probleme.
Ich konnte glücklicherweise meinen Abschluss auf der Krankenhausschule machen, mit einem sehr guten Notendurchschnitt. Eine normale Schule wäre für mich nicht möglich gewesen, da sich mein Hirn scheinbar komplett ausschaltet, sobald ich in eine Situation gerate, in der meine sozialen Ängste wieder ausbrechen. Sei es wegen zu vielen Gedanken, oder der Angst in diese Situation zu geraten oder wegen den Leuten, weil sie mich wieder aufm Kieker haben.
Das einzigst positive auf der Schule war, dass ich zu einem Jungen in meinem Alter kontakt knüpfen konnte, er schien mich sehr zu mögen. Es lief auf eine Beziehung hinaus. Das gute war, dass er mich wirklich überall hingeschleppt hat, ich hatte sehr viele Kontakte zu Leuten in meinem Alter, ich blühte sozusagen auf und hatte mal wieder Spass im Leben. Die Beziehung hielt leider nicht lang, wir trennten uns, aber unternahmen noch viele Dinge miteinander. Im August 2006 gingen wir zusammen auf ein Konzert, bei dem ich direkt jemand neues kennenlernte, was darauf meine neue Beziehung wurde. Sie hielt leider auch nicht wirklich lang, aber ich wohne heute mit der Person zusammen, er wohnt noch bei seinen Eltern.
______
Ich von 2006 bis heute:
Meine sozialen Ängste scheinen sich irgendwie nicht zu bessern. Ich bin wie der Name des Threads schon sagt, total verzweifelt..ich habe so oft versucht gegen meine Ängste anzukämpfen auch mit eigenem Antrieb, aber irgendwie scheinen sie immer wiederzukommen, ich habe 0 Erfolgserlebnisse. Ich habe ne Zeit lang Antidepressiva genommen, sie aber von alleine wieder abgesetzt, weil ich meine Ängste nicht durch Tabletten sondern durch mich selber besiegen wollte. Mein bester und einzigster Freund Tobias versucht mich zu unterstützen, so gut es geht un er hat auch schon versucht mit mir Strategien zu entwickeln in gewissen Situationen.
Ich kann bis heute nicht normal an einer viel befahrenen Strasse entlang laufen, da ich dann total verkrampft bin und nicht weiss wie ich mich bewegen soll. Ich komme mir blöd dabei vor dort herumzulaufen. Meine Arme stellen für mich das grösste Hindernis dar, ich weiss nicht wo ich sie lassen soll. Wenn ich versuche locker und entspannt zu laufen und die Arme ganz locker schwingen lasse komme ich mir noch blöder dabei vor. Irgendwie scheinen die Autofahrer auch sehr oft in die Rückspiegel zu schauen, dabei hab ich direkt auch wieder Minderwertigkeitskomplexe und mache mir Gedanken darüber, wie sie grad im Auto sitzen und sich über mich tot lachen. Das schlimmste ist, das sich solche Situationen in meinem Kopf ablösen, das heisst, dass ich sehe/höre das jemand in näherer Umgebung lacht und ich es direkt auf mich beziehe, egal ob es auf mich gerichtet war oder nicht..danach mache ich mir solange Gedanken darüber, bis das nächste negative Ereignis passiert und darüber denke ich halt wieder solange nach, bis das nächste passiert. Ich kriege meinen Kopf einfach nicht frei. In den Supermarkt gehen und bezahlen oder beim Bäcker z.B Sachen bestellen ist garnicht denkbar, da ich meine Stimme total komisch finde, habe irgendwie auch sehr oft Halsschmerzen wenn ich in Angstsituationen bin, mein Hals ist verkrampft und ich habe eine belegte Stimme, es hört sich also sicherlich sehr komisch an, dazu habe ich dann auch 0 Betonung in der Stimme, also haben die Leute einen Grund zum lachen, und da ich nicht ins offene Messer laufen will, vermeide ich solche Situationen meist und schicke z.B Tobias vor. Das komische ist, dass es Tage gibt an denen ich Bäume ausreissen kann, dort interessiert es mich auch nicht was andere Leute über mich denken oder denken könnten. Ich frage mich wieso es nicht immer so sein kann?
Eine weitere Sache:
Ich habe über die vielen Jahre meiner Angst den komischen Tick entwickelt meinen Kleidungsstil von den anderen Menschen abhängig zu machen, das heisst, ich ziehe sehr gerne weite Sachen an, damit meine Bewegungen kaum wahrgenommen werden können und sie z.B nicht sehen, dass ich verkrampft bin, ich ziehe auch sehr gerne Kapuzen-Sweatshirts an um die Kapuze aufzusetzen, damit man mein Gesicht nicht sieht. Ich will halt einfach nicht auffallen, und mein ganzes Leben im Haus verbringen will ich nicht, deshalb muss ich mir Dinge suchen um trotzdem rausgehen zu können aber die Leute meine verkrampftheit nicht sehen, denn dadurch sehe ich erstmal lächerlich aus denke ich, aber ich werde sie einfach nicht los. *heul*
Meine Eltern, Tobias und auch andere Leute können das nicht nachvollziehen wieso die Leute über mich lachen sollten..aber wieso auch? Komischerweise kann ich bei vertrauten Personen und Leuten, die ich lange kenne und weiss wie ich bei denen dran bin so sein wie ich will und sie akzeptieren es auch so, wieso kann ich es nicht bei fremden Leuten? Ich kann bei fremden Leuten z.B auch nicht meine Meinung vertreten und schweige deshalb lieber, auch wenn ich ihre Meinung überhaupt nicht akzeptieren kann. Dazu kann ich mich nicht mit fremden Leuten unterhalten, da ich direkt Blackouts habe, sobald sie mich etwas fragen oder mich um meine Meinung bitten, irgendwie scheine ich meine Ansicht der Dinge dann nicht mehr zu kennen oder nie gekannt zu haben. Ich habe das Gefühl, dass ich das Leben komplett neu erlernen muss, ich weiss nicht wie ich mich in gewissen Situationen verhalten soll. Das schlimmste ist, wenn ich ganz normale Dinge in Gesellschaft machen muss, wie z.B essen, trinken, sogar wenn ich niesen oder husten muss unterdrücke ich es..ich fühle mich in dem Moment, als ob mir jemand die Kraft aussaugt und ich erstarre, und kann nur noch ganz steif und verkrampft irgendwelche Dinge verrichten.
Am Ende nochmal eine kleine Zusammenfassung meiner Probleme:
- belegte Stimme, Halsschmerzen durch Verkrampfung beim Reden mit anderen Leuten
- Blackouts sobald mich jemand über eine tiefgründige und einer längeren Erklärung bedürftige Themen ausfragt
- ich kann meine Meinung nicht vertreten
- Minderwertigkeitskomplexe
- Probleme mich dem Wetter entsprechend zu kleiden (keine Pullover im Sommer)
- ich finde mich langweilig
- Angst vor Telefonaten
- ich weiss nicht wie ich mich bewegen soll, damit es normal aussieht
- alltägliche Dinge unter Aufsicht von anderen erledigen
- ich bin kein bisschen Schlagfertig
- ich wurde schon öfter als dumm bezeichnet obwohl ich die Dinge wusste und nur nicht getraut habe mich dazu zu äussern
- ich komme damit nicht klar, dass ich Probleme auf der Schule hatte und warum es gerade mich erwischt hat
- neidisch auf andere, da sie normal leben können
Ich hab mir jetzt einfach mal alles aus der Seele geschrieben und hoffe mein Text ist auch nur annähernd verständlich, über nette Ratschläge sowie ähnliche Erlebnisse würde ich mich freuen.
liebe Grüße