Penelope05 schrieb:Bei uns in der Marsch durchziehen unzählige „Wettern“ das Land, das sind Vorfluter oder auch Entwässerungskanäle.
Den meisten MarschlandbewohnerInnen (ich lebe in Nordfriesland) sind diese Risiken durchaus bekannt. Vor allem nach Genuss von Alkohol sind die Strassen noch schmaler, obendrein weiss man nicht, welche von beiden, die man da verschwommen durch die Windschutzscheibe sieht, man nehmen muss. Dann liegt man plötzlich im Wasser. Die hiesige Polizei kennt das Phänomen und fährt im Umfeld von dörflichen Besäufnissen schon mal "Grabenstreife" und achtet auf Reifenspuren, die ins Wasser führen.
Ich selbst habe mal vor Jahren einen Radfahrer aus einem Sielzug gefischt (so heissen die Wettern bei uns). Es war Nacht, und ich sah sein Rücklicht schwankend den Kurs halten wie ein Segelschiff im Sturm. Ich bin in gebührendem Abstand sehr langsam hinterher gefahren. Plötzlich verschwand es aus meiner Sicht. Ich hielt an und hörte es planschen. Es war gar nicht so leicht, den Knaben zu bergen. Die Böschung war steil und rutschig. Ich warf ihm mein Abschleppseil hin und hievte ihn an Land. Ausser, dass er von Kopf bis Fuss durchnässt und verschlammt war, war nach seiner Meinung alles in Ordnung. Ich wollte einen Krankenwagen rufen, um sicher zu gehen. Da fing er an zu toben und wollte mir das Telefon abnehmen. Ich stellte ihn vor die Alternative: Entweder Du nimmst das Taxi Rot-Weiss mit Blaulicht - oder ich lass' Dich hier sitzen, so wie Du bist. Er war dann doch einsichtig. Damit er nicht auskühlte, setzte ich ihn mit einer ollen Hundedecke ins Heck meines Wagens und wir warteten ziemlich lange, weil uns der Krankenwagen in der Mitte von Garnichts nicht so schnell fand. Den folgenden Tag verbrachte ich mit Entschlammungsarbeiten in meinem Auto.