@Commonsense Ich habe den Thread hier die letzten Tage verfolgt, teilweise nickend, teilweise bestürzt.
Und ich kann beide Seiten verstehen.
@WangZeDongs Argumentation fußt darauf, daß ein Wort alleine nicht zwingend wertend sein muß. Was ich unterschreibe, den Nebenschauplatz von Rassismus-Vorwürfen beider Seiten mal bewußt ausklammernd.
Ich kann verstehen, daß ein Schwarzer nicht darüber erfreut ist, wenn er Neger genannt wird, eine Bezeichnung, die in jedem Fal negativ konnotiert ist.
Ist sie das aber?
Was ich hier gelesen habe, ist die Meinung, daß die Oberhoheit über Bezeichnungen Schwarze betreffend, eben bei ihnen liegt, exklusiv, und nach Gutdünken.
Das sehe ich nicht so.
Wie immer bei sowas, sucht man verzweifelt nach einem Beispiel, und fndet kein adäquates.
Laß es mich mal mit "Made in Germany" versuchen.
Eingeführt von Großbritanien, um die eigene Wirtschaft zu schützen und deutsche Waren als minderwertig zu kennzeichnen, war der Terminus sicherlich negativ; als solcher war er auch beabsichtigt.
Man hätte diese Bezeichnung jetzt gewaltsam ausrotten könne, aber was hätte das verändert?
Es wäre schlicht ein anderer eingeführt worden.
Passiert ist aber, das sich die Qualität deutscher Waren derart verbessert und durchgesetzt hat, daß aus dieser Herabsetzung, ein Qualitätssiegel geworden ist.
Diese Bezeichnung hat ihre Bedeutung nicht nur verändert gesehen, sondern die Konnotation wurde umgedreht.
Man kann diese Bezeichnung also nur noch im
Kontext betrachten, dem von 1890, oder 1990.
Übertragen auf Schwarze könnte das bedeuten, daß das Schimpfwort "Neger", verwandt und umgangsprachlich, über kurz oder lang seine negative Konnotation verlieren würde.
Ein Kind, das mit schwarzen Nachbarn aufwächst, in einem Milieu das keinem Rassismus Boden gewährt, wird Neger nicht mit etwas negativem in Verbindung bringen.
Aber das ist nur eine, vielleicht naive, ad hoc-Überlegung, und nur nebenbei geäußert.
Wenn ich mir die Bezeichnungen für Schwarze anschaue, gibt es jetzt schon (oder noch) verschiedene Abstufungen: Von "Maximal Pigmentierter" über "Schwarzer" oder "Neger" bis "Kaffer" oder "Nigger" gibt es da einiges, woraus man wählen könnte.
Keiner wird widersprechen das "Maximal Pigmentierter" eine PC-Obszönitzät ist, oder das "Nigger" eine Beleidigung ist.
Die Diskussion auch hierauf ausdehnen, hieße, Worte als Bestandteile der Sprache als solche zu analysieren und diskutieren.
Das machte das alles abstrakt, und die Diskussion hier, die ja irgendwo zwischen sprachlicher Freiheit und Rassismus laviert, unscharf.
Den Ansatz von
@WangZeDong hakte ich für zu weit-, den seiner Gegnerschaft für zu enggefasst.
Verbieten, einen Schwarzen "Neger" zu nennen, in meinem Denken, in kleinem Kreis, kann mir niemand, und es ist gut, daß das nicht möglich ist.
Eine Diskrepanz zwischen Neger daheim und Schwarzem in der Öffentlichkeit, wird jeder für sich feststellen können.
Eine Diskrepanz aber, die ich nicht unweigerlich in den Dunstkreis von Rassismus schieben wollte!
Jeder Schwarze hat das absolute Recht, darauf zu bestehen, nicht beleidigt zu werden!
Daraus leite ich aber nicht das Recht ab, jedwede Bezeichnung ihnen gegenüber alle betreffend zu reglementieren.
Es muß hier also ein Konsens gefunden werden.
Was sich auch in der bisherigen Diskussion widerspiegelt.
Die Verfechter des Wortes, jenseits einer nur angenommenen, bestenfalls schwammig übereingekommenen Bedeutung.
Und die Verfechter einer notwendigen und selbstverständlichen wertefreien Bezeichnung.
Beides hat seinen Stand.
Ich persönlich sehe als kleinsten gemeinsamen einzig, den Kontext heranzuziehen.
Solange Rassisten den Terminus "Schwarze" verwenden, um populistisch Rassismus den Mund zu reden, solange jemand im stillen Kämmerlein "Neger" sagt, ohne das Wort für sich selber negativ zu konnotieren, solange schlägt das Pendel für mich weder in die Richtung der Bezeichnung als bloße Benennung, noch in Richtung der Reglementierung aller gerade mal ungenehmen Worte, eine Liste, die sich ja auch im Laufe der Zeit ändert.
Im Kontext, wird die Intention dahinter erkannt, immer.
Das mag nicht die Universallösung sein, die beide Betrachtungen miteinander vereint, aber zumindest ist es imHo der kleinste gemeinsame Nenner.