Ohne Arbeit glücklich, ist das möglich?

Ups, ich dachte, wir wären im Hexenthread :D


Das mit den Kompromissen ist einfach immer so.

Keiner ist den ganzen Tag und das ganze Leben glücklich. Gäbe es das "Unglück" nicht, gäbe es eben auch kein Gefühl mehr für das Glück.

Wenn die Arbeit an sich Spaß macht, gibt es noch zig andere Faktoren, die einem da reinpfuschen können. Die Sicherheit, die Finanzen, die Rente, der Fahrtweg, und die Angst, ob alles so rosig bleibt und und und.

Wenn es dann annähernd perfekt ist, findet man wieder andere Faktoren, die dann eben doch nicht so ganz toll sind, ist eben alles relativ.

Mein Vater hat immer gesagt, es ist fast egal was man macht, man könnte sich mit allem arrangieren und was Schönes draus machen.
Das hat er auch zu Partnerschaften gesagt.

Er war allerdings ein Leben lang unglücklich im Job und auch mit seinen Partnerschaften. :D

Aber ja, wenn man es als gegeben hinnimmt, kann man wirklich aus allem etwas machen.

Bundeskanzleri schrieb:Aber ja, wenn man es als gegeben hinnimmt, kann man wirklich aus allem etwas machen.

Graduell gesehen vielleicht, aber ich denke schon, dass es Arbeitssituationen und Arbeitsbedingungen gibt, wo es wohl recht schwierig wird, sich damit glücklich und wohl zu fühlen. Ich denke beispielsweise an ausbeuterische Jobs mit geringer Bezahlung, wie es ja doch nach wie vor allzu oft vorkommt.

@martenot

Ja, das stimmt. Ein paar Grundbedingungen sollten schon gegeben sein :D

Ich persönlich denke, dass was Wahres dran ist, aber für mich wäre das nicht in Frage gekommen, "irgendwas" zu machen.
Dafür bin ich zu stur.

Und wir haben nunmal viele Möglichkeiten hierzulande. Manchmal denke ich eben, vielleicht ist die Auswahl auch zu groß.
Ich kenne einige junge Leute, die damit komplett überfordert sind.

Vermutlich funktioniert dieser Gedanke eher, wenn die Wahl schon an sich eingeschränkt ist.

Bundeskanzleri schrieb:Ich kenne einige junge Leute, die damit komplett überfordert sind.

Dazu kommt, dass man viele unterschiedliche Meinungen zu hören bekommt, worauf es denn bei der Berufswahl ankommen würde. Ich finde es schon recht schwierig, hier die für einen selbst richtige Entscheidung zu treffen, da die Kriterien der anderen nicht unbedingt auch für einen selbst die wichtigsten sind.

martenot schrieb:Dazu kommt, dass man viele unterschiedliche Meinungen zu hören bekommt, worauf es denn bei der Berufswahl ankommen würde. Ich finde es schon recht schwierig, hier die für einen selbst richtige Entscheidung zu treffen, da die Kriterien der anderen nicht unbedingt auch für einen selbst die wichtigsten sind.

Leben ist (oder sollte) auch Entwicklung, das geht durch die Jahrzehnte. Selbst wenn man als Twen einen Traumjob hat, muss das nicht bedeuten, dass man ihn bis zur Rente ausübt. Diese Zeiten sind auch lange vorbei. Was auch nicht grundlegend verkehrt ist.

PrivateEye schrieb:Was auch nicht grundlegend verkehrt ist.

Inzwischen ist es meines Erachtens auch einfacher und gesellschaftlich akzeptierter geworden, seinen Beruf mitten im Leben zu wechseln. Das war zu meinen früheren Jahren noch nicht so gewesen. Ein Berufswechsel war schwierig, weil man oft die erforderlichen Voraussetzungen nicht erfüllen konnte und Quereinsteiger nicht willkommen waren. Mir scheint, das hat sich inzwischen deutlich verändert.

martenot schrieb:Inzwischen ist es meines Erachtens auch einfacher und gesellschaftlich akzeptierter geworden, seinen Beruf mitten im Leben zu wechseln. Das war zu meinen früheren Jahren noch nicht so gewesen.

Da hast du Recht. Als Aussteiger oder jemand der komplett wechselt, war man außerhalb der "Norm". Von Einstufungen wie faul oder sogar "arbeitsscheu" ganz zu schweigen...

martenot schrieb:Mir scheint, das hat sich inzwischen deutlich verändert.

In der Tat, aber eher nur weil der entsprechende Bedarf vorhanden ist. Ansonsten siehe oben. Man wird ja schon schief angesehen, wenn man mit 30 noch/wieder eine Ausbildung/Umschulung o.ä. macht...

Der Markt reagiert da, wie immer, sehr träge und nur nach dem was benötigt wird.

PrivateEye schrieb:Man wird ja schon schief angesehen, wenn man mit 30 noch/wieder eine Ausbildung/Umschulung o.ä. macht...

In der Tat. Ich habe (eher interessehalber) mit Mitte 40 ein berufsbegleitendes Studium in einem fachfremden Bereich gemacht, was mich thematisch wirklich sehr interessiert hat und für mich wirklich bereichernd war. Aber ich bin oft angeschaut worden wie ein merkwürdiger Exot, nach dem Motto "Was will denn der Alte da?".

@martenot
Ging mir so ähnlich. Da alleinerziehend/alleinverdienend musste auch eine Änderung her. Hatte soweit auch geklappt, mit viel Eigenbemühungen etc. Aber es war durchaus ein langer, steiniger Weg bis dahin. Wie auch immer, es hat sich gelohnt. Was nun nach den Kids wird, ich lass mich überraschen. :D Der Große beginnt dieses Jahr seine Ausbildung, der Kleine wäre dann nächstes Jahr dran.

pprubens schrieb am 12.02.2010:Ihr kennt das ja alle, ohne Arbeit glücklich, ist das möglich?

Klar ist das möglich. Der Mensch braucht einen Sinn im Leben. Das muss aber nicht zwangsläufig die Arbeit sein.

Ich liebe meinen Job und ich gehe super gerne arbeiten. Natürlich nervts auch mal, aber im Grunde kann ich mir ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen.
Deswegen kam für mich auch bei beiden Kindern nicht in Frage, länger als 1 Jahr zuhause zu bleiben.

Ich würde mir vermutlich unglaublich nutzlos vorkommen und das, obwohl ich wirklich im privaten Umfeld keine Langeweile hab :D

Mal abgesehen von dem Spaß an der Arbeit, ist es natürlich auch ein finanzieller Aspekt.
Ich möchte auf das Geld, was wir durch die Arbeit haben, nicht verzichten wollen.

Lothric schrieb:Der Mensch braucht einen Sinn im Leben. Das muss aber nicht zwangsläufig die Arbeit sein.

Ganz genau. Und nicht jede Art von Job ist wirklich dafür geeignet, einem Menschen einen Lebenssinn zu verleihen. Da dürfte so manches außerberufliche Interesse besser geeignet sein.

martenot schrieb:Ganz genau. Und nicht jede Art von Job ist wirklich dafür geeignet, einem Menschen einen Lebenssinn zu verleihen. Da dürfte so manches außerberufliche Interesse besser geeignet sein.

Ja, richtig.

Außerdem könnte das ganze noch sehr interessant werden. Falls und wenn durch die Digitalisierung sehr viele Arbeitsplätze wegfallen müssen sich viele Menschen ohnehin einen neuen Sinn suchen.

Lothric schrieb:Falls und wenn durch die Digitalisierung sehr viele Arbeitsplätze wegfallen müssen sich viele Menschen ohnehin einen neuen Sinn suchen.

Das ist auch in der Vergangenheit so gewesen, dass Berufe bzw. Berufszweige wegen technischer oder gesellschaftlicher Veränderungen weggefallen sind. Letztlich kann sich niemand wirklich sicher sein, dass der gewählte Beruf wirklich zeitlebens sinnvoll und nachgefragt bleiben wird. Schon allein deswegen denke ich, dass es nicht schadet, wenn man auch außerhalb des Berufs einen Sinn im Leben findet.

martenot schrieb:Das ist auch in der Vergangenheit so gewesen, dass Berufe bzw. Berufszweige wegen technischer oder gesellschaftlicher Veränderungen weggefallen sind.

Und genau so sind aber auch neue entstanden. Alles ist ein steter Wandel. Dem man sich anpassen sollte. ;)

PrivateEye schrieb:Dem man sich anpassen sollte.

Wenn man sich anpassen kann, bzw. wenn einem die Anpassung auch ermöglicht wird Nicht immer lassen es die Strukturen auch zu, in einen neuen Beruf zu wechslen, insbesondere, wenn man schon älter ist.

martenot schrieb:Wenn man sich anpassen kann, bzw. wenn einem die Anpassung auch ermöglicht wird Nicht immer lassen es die Strukturen auch zu, in einen neuen Beruf zu wechslen, insbesondere, wenn man schon älter ist.

Das ist schon klar. Aber der einzige, der etwas ändern kann, wenn es denn möglich ist, ist man selber. :)

martenot schrieb:In der Tat. Ich habe (eher interessehalber) mit Mitte 40 ein berufsbegleitendes Studium in einem fachfremden Bereich gemacht, was mich thematisch wirklich sehr interessiert hat und für mich wirklich bereichernd war. Aber ich bin oft angeschaut worden wie ein merkwürdiger Exot, nach dem Motto "Was will denn der Alte da?".

Ich muss zugeben, dass ich da insbesondere bei meinem aktuellen Arbeitgeber andere Erfahrungen mache. Denn aktuell haben wir vier Auszubildende. Davon sind zwei der klassische Fall "Ausbildung direkt nach der Schule". Die anderen beiden sind jedoch 30 bzw. Mitte 30 und haben sich jetzt einfach noch mal völlig beruflich umorientiert.

Einer der beiden hat vorher sogar studiert und das Studium erfolgreich mit einem Bachelor abgeschlossen. Und das auch nicht in einem Bereich, in dem der Taxischein inklusive ist, wenn man keine Topnoten hat - er ist Informatiker. Trotzdem hat er sich dazu entschieden, ins Bibliothekswesen zu wechseln.

Dass die beiden keine Einzelfälle sind, sieht man auch daran, dass unser neuer Auszubildender ab Herbst sogar schon Ü40 ist.

Ich arbeite auch tatsächlich ganz gerne mit Auszubildenden, die schon volljährig sind, zusammen und mir käme auch nicht in den Sinn, deren persönliche Lebensplanung zu hinterfragen, wenn sie nicht völlig beliebig wirkt.

Denn natürlich gibt es auch das. Das wiederum habe ich an meinem alten Arbeitsplatz erlebt. Da hat man sich tatsächlich gegen einen Ü40-Azubi entschieden, weil sich bei diesem Menschen eine Ausbildung an die nächste gereiht hat. Länger als einige wenige Jahre hat es ihn in keinem Berufsfeld gehalten, dann ist er immer wieder zur nächsten Ausbildung weiter gewandert und das so 3-4 Mal. Da eer diesen Werdegang auch im Vorstellungsgespräch nicht schlüssig begründen konnte, hatte meine Chefin sich letztendlich gegen ihn entschieden, auch wenn das damals bedeutete, dass in dem Jahr überhaupt niemand ausgebildet wurde (die wenigen anderen Bewerber waren aus anderen Gründen nicht geeignet).


Wenn ich es aus irgendwelchen Gründen finanziell nicht mehr nötig hätte, zu arbeiten, würde ich es wohl trotzdem tun. Aber definitiv nicht mehr in Vollzeit, sondern maximal 20 Stunden die Woche. Das ist genug für eine feste Wochenstruktur und man kommt auch unter Leute, hat aber noch genug Zeit für Hobbys.

Außerdem würde der Druck wegfallen, gewisse Aufgaben übernehmen zu müssen. Es lässt sich einfach auch mal leichter "Nein" zu irgendwas zu sagen, wenn man sich keine Gedanken um eine etwaige Karriere und die eigene finanzielle Situation machen muss, finde ich. Wobei ich definitiv nicht von Aufgaben rede, die eigentlich unzumutbar sind. Aber wenn ich dran denke, dass ich z.B. im Juli an drei von vier Samstagen arbeiten muss, teilweise ganztägig und obwohl ich eigentlich eine 5-Tage-Woche habe, weil die jeweiligen Veranstaltungen nicht unter der Woche durchführbar sind, verfall ich halt auch nicht gerade in Jubelschreie.

Seit ich nicht mehr als Lohnabhängiger arbeiten muss, sondern als Rentner nur noch das machen muss, was ich will, habe ich deutlich mehr Arbeit als zu manchen Zeiten während der Berufstätigkeit. Damit bewahrheitet sich wieder einmal, dass "Arbeit" nicht gleich "Arbeit" sein muss.

Doors schrieb:sondern als Rentner nur noch das machen muss, was ich will, habe ich deutlich mehr Arbeit als zu manchen Zeiten während der Berufstätigkeit.

Das wird wohl bei mir auch so sein, sofern ich dann noch gesundheitlich fit bin. Ein Rentnerdasein mit hochgelegten Beinen im Fernsehsessel ist nichts für mich, dazu bin ich viel zu umtriebig und zu neugierig.