@Mara86Ich fange mal mit Bauer Jupp an.
Vielleicht hat Bauer Jupp keine Depressionen bekommen, weil Bauer früher ein angesehner Beruf war. Es gab früher ja auch nicht so eine große Berufswahl. Sehr große Teile der Bevölkerung waren Fabrikarbeiter oder Bauern. Die Arbeit war natürlich hart, aber das waren sie gewohnt. Auch hat sich ihr Job nicht so dramatisch verändert, wie es bei den Jobs heute der Fall ist.
Ich selber habe während meiner Ausbildung ( Abendgymnasium ) 8 Stunden körperlich sehr hart gearbeitet ( z.B. tonnenweise 50 KG schwere Säcke gewuchtet ( heute ist diese Gewichtszahl glaube ich nicht mehr erlaubt ). Ich hatte zwar jedes Mal einen Muskelkater, aber der wirkliche Stress begann an der Abendschule. Ich glaube das man ein zufriedenes Leben mit körperlicher Arbeit finden kann. Ich hatte da auch ganz gut verdient. Soviel verdient man heute nicht mehr mit einem stressigen Bürojob.
Aber ich konnte mehr und ich wollte mehr. Das ist ja auch gut, und Ehrgeiz ist nicht schlecht. Jedoch hat das heute solche Ausmaße erlangt, dass man krank werden muss. Man muss ständig erreichbar sein ( mit Handy oder Pieper ) , man muss im Auto telefonieren ( zwar mit Freisprecheinrichtung, ist aber trotzdem noch lebensgefährlich ). Dann verändern sich ständig die Arbeitsbedingungen. Ich habe sehr intensiv mit Microsoft Office gearbeitet. Ich habe meterweise Bücher studiert, und dieses Programm voll ausgeschöpft. Der Laden lief wunderbar. Ich habe nächtelang programmiert bis der Laden lief. Da gingen Monate drauf bis ich es geschafft habe. Dann kommt so ein Oberboss, der den Politikern in den Hintern kriecht, studierter Sozialarbeiter, und der nicht einmal eine Kopie alleine machen kann, und beschließt eine neue Software ( Open Office ) einzuführen. Er hat gelesen, dass sie mit Microsoft Software kompatibel ist. Erstens ist sie es nicht hundertprozentig, so wie es nötig wäre um einen einwandfreien Ablauf zu gewährleisten, zweitens ist die verwendete Programmiersprache nicht kompatibel, und darauf beruhte die ganze Organisation. Mit anderen Worten, nicht nur meine Arbeit wurde zerstört, sondern wir konnten einfach unsere Arbeit nicht mehr durchführen. Das sind die Änderungen die ich meine. Es ist nichts mehr sicher, alles verändert sich in Sekunden drastisch. Mein Bruder musste auch schonöfters einen gebuchten Urlaub absagen, und er wird oft auch zu Hause angerufen.
Steuerberater, Personalfachleute und viele andere kriegen wöchentlich haufenweise Gesetzesänderungstexte die sie lernen müssen. Auch für Apotheker, Ärzte und Arzthelferinnen, ändern sich die Bedingungen ständig. Es wird auch schnell einmal verlangt, dass man in eine andere Stadt zieht, oder einen ganz anderen Beruf ergreift, oder schnell einmal noch eine zweite Fremdsprache erlernt. Privatleben zählt da gar nicht. Auch der Bauer Jupp, muss sich heute immer mehr mit bürokratischem Unsinn befassen.
Über Mobbing im Beruf brauchen wir gar nicht erst zu reden. Die Angst, den Job zu verlieren sorgt für ein extrem explosives Arbeitsklima. Ich könnte über die beruflichen Veränderungen noch ein ganzes Buch schreiben, aber ich denke das reicht schon, um Dir zu zeigen wie sehr sich alles verändert hat.
Andere Einflüsse sind Medien oder Gruppenzwang. Gruppenzwang gab es schon immer, aber ich denke er hat sich noch verschärft, weil sich die Medien verändert haben, und stärkeren Druck ausüben. Ein Selbstbewusster aufgeklärter Mensch kann sich diesem Druck natürlich entziehen, aber viele Menschen sind nun einmal nicht so. Ich habe mit Jugendlichen aus einfachen Verhältnissen gearbeitet, die haben sich gegenseitig auf brutalste weise gemoppt, weil einige von ihnen nicht so waren, wie Menschen nach ihrer Meinung ( die sie sich nur durch Werbung gebildet hatten ) sein sollten. Auch hatten die Jugendlichen keine eigenen Gedanken und Ziele, sondern nur das im Kopf, was Ihnen eingetrichtert wurde.
Wenn ich die körperliche und geistige Gesundheit dieser Gruppen ( ich meine jetzt diese spezielle Schicht ) beurteilen würde, dann denke ich dass die Krankheitsrate bei 90 % Prozent liegt. Die psychische Belastungsgrenze erreichen die alle 10 Minuten.
Wer hier sagt, es hat sich nichts verändert, kennt die Situation einfach nicht, was nicht schlimm ist, weil nicht jeder solche Erfahrungen gemacht hat. Aber Pädagogen, Psychologen oder Sozialarbeiter, können das bestätigen.