Wo beginnt die Perversion?

Hallo Allmys (:

Ich will mich hier mal über das Ausmaß der Perversion unterhalten. Damit beschränke ich mich nicht nur auf Arten der Paraphilie, sondern auch auf Perversionen im Alltag.
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Vor nicht einmal 100 Jahren, war es nicht denkbar eine Frau in kurzem Kittel öffentlich zu zeigen. Mittlerweile gibt es kaum mehr einen Film, der nicht von Nacktszenen geprägt ist. Die Hemmschwellen - welche auch immer - haben sich mit der Zeit teilweise bis zur Nichtigkeit gesenkt.

Öffentlich zugängliche Hardcoreporno-Seiten, Homepages über tödlich verunglückte Menschen mit Fotos, in Museen ausgestellte Todgeburten, Fehlgeburten und Missgeburten. Dokumentationen übers Kamasutra laufen zur selben Zeit, wie Disney-Klassiker. Schock-Serien ala Scarred werden als Wiederholung am Nachmittag zwischen Musikspots ala Britney Spears und Bruce Springsteen gezeigt. Neulich fand ich eine Kinderspiel-Seite auf der Werbebanner für Softpornostreifen verlinkt waren.
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Tagein Tagaus wird man mit Tod, Sex und Verbrechen konfrontiert und keinen scheint es zu stören. Spricht man aber über eins der Themen, leuchtet sofort ein "TABU"-Werbebanner über den Köpfen vieler Menschen.

Man schlägt eine Zeitung auf und liest auf 3 Seiten detailliert von Inzestdramen, Schlachtopfer, amerikanische Foltermethoden, Amokläufe und Vergewaltigungen.
Eine Seite weiter gibts Infos zu Viagra, ner neuen Antibabypille, ner besseren Kondommarke und Gleitgel. Jeder Mensch blättert drüber ohne eine Miene zu ziehn.

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Warum ist es dann so pervers, wenn man öffentlich eines der Themen anspricht?
Ich verstehe die Logik dahinter nicht. Wo fängt dieses "TABU" eigentlich an? Worüber darf ein gesellschaftlich anerkannter Mensch reden und worüber nicht? Und in welchem Ausmaß?

Remember the year 1968, it was the beginning of the end :)

@martialis

;} Aber die Frage ist nicht wann das angefangen hat, sondern wo die Perversion in unserer Zeit anfängt. Hehe

Was ist Perversion.

Perversionen sind immer individuell....

Selbstverständlich gibt es auch Perversionen, die durch die Gesellschaft geprägt werden, aber dennoch ist es dann jedermanns eigene Sache ob man es nun pervers findet, oder nicht.

*blubb*

@datrueffel


den thread hab ich nicht beachtet weil der TE als schlüsselwort lediglich sex angegeben hat. damit denke ich er bezieht das wort perversion auf die paraphilie

Aber die Frage ist nicht wann das angefangen hat, sondern wo die Perversion in unserer Zeit anfängt. Hehe

Ja, das war ja auch erst Teil 1. Teil 2 der Antwort lautet meiner Meinung nach, dass es keine "Gesetzmässigkeit" gibt.
Was für den einen (z.B. eine bayerische 75 jährige Katholiken) pervers erscheint, ist für einen 25jährigen Hamburger Atheisten vielleicht was völlig normales in dieser Zeit

Das mag wahr sein.
Trotz allem frage ich mich wo der kritische Anfang ist (:
Bei welchen Themen kann man auf Abweisung stoßen?

Ich hab Freundinnen mit denen red ich über Körperteile wie mit anderen über Filme.
Und wiederum kenn ich Menschen die rot werden wenn das Wort "Sex" fällt.

Gibts da keine Mittelmaßregel oder sowas? (:
Lässt sich da überhaupt ein Mittelmaß finden?

Gibts da keine Mittelmaßregel oder sowas? (:
Lässt sich da überhaupt ein Mittelmaß finden?


Neee, jeder Mensch ist anders. Da spielen mehrere Faktoren ne Rolle, z.B. die eigene Lebenseinstellung, die Erziehung oder auch der Unterschied zwischen Intro- und Extrovertiertheit

Das Mittelmaß wirst du erst dann finden, wenn du alle Kulturkreise der Welt miteinander verglichen hast und ausreichend Menschen dazu befragt hast.

Ansonsten kannst du für dich als Mittelmaß ja den gesellschaftlichen Usus nehmen. Wo du den persönlich ansetzt, das hängt damit zusammen wie und wo du aufgewachsen bist und was man dir anerzogen hat.

Eine pauschale Antwort kannst und wirst du wohl nicht bekommen, da es diese einfach nicht gibt. Dafür ist das Spektrum an Perversionen und Aversionen einfach zu groß.

*blubb*

@belphega


Es gibt keine verbindliche Definition von "Pervers" - ebenso wenig wie von "normal" (oder unpervers).

Definitionen sind immer abhängig von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, von Politik, Ökonomie, Kultur, Religion - und damit wandelbar.

Weil es keine verbindlichen Standards dafür gibt, muss man sich leider die Mühe machen, das bei jedem Gesprächspartner individuell auszuloten.

Ich persönlich würde eine sexuelle Perversion dort wittern, wo Praktiken zwischen den Ausführenden nicht abgesprochen sind, wo absolute Freiwilligkeit, klares Bewusstsein oder ökonomische Unabhängigkeit nicht gegeben sind. Kurz und gut: Da, wo ein Machtgefälle besteht, das der Mächtige ausnutzt. Da beginnt für mich Perversion. Nicht nur im Sexuellen.

Ich stimme Doors vollkommen zu.
Jeder Mensch ist verschieden, und hat andere Tabu's, da gibts keine Menschheitsübergreifende "Tabu-Grenzlinie".

Den einen stört es nicht über Sex, Mord o.Ä. zu reden, den anderen sehr wohl.

Man schlägt eine Zeitung auf und liest auf 3 Seiten detailliert von Inzestdramen, Schlachtopfer, amerikanische Foltermethoden, Amokläufe und Vergewaltigungen.
Eine Seite weiter gibts Infos zu Viagra, ner neuen Antibabypille, ner besseren Kondommarke und Gleitgel. Jeder Mensch blättert drüber ohne eine Miene zu ziehn.

Mir ist es lieber die Zeitung berichtet ausführlich darüber, als dass sie uns alles verheimlicht, jeder kann selbst entscheiden ob er es liest.

@Nichtmensch
Du verstehst nicht wie ich es meine.
Jeder Mensch, egal wie verklemmt seine Persönlichkeit sein mag, wird den ganzen Tag mit solchen Themen durch die Medien konfrontiert. Warum ist es also immer noch so schwer darüber zu reden? (:

Du verstehst nicht wie ich es meine.
Jeder Mensch, egal wie verklemmt seine Persönlichkeit sein mag, wird den ganzen Tag mit solchen Themen durch die Medien konfrontiert. Warum ist es also immer noch so schwer darüber zu reden?

Oha, die Frage hab ich tatsächlich nicht rausgelesen ;)

Ich glaube, es ist eben immer etwas anderes selbst darüber zu reden, als es durch die Medien erzählt zu bekommen.

belphega schrieb:Warum ist es also immer noch so schwer darüber zu reden?

Weil es auch nicht jeden gleich stark interessiert.

Ja, man wird tagtäglich mit solchen Sachen konfrontiert, aber das dient doch eigentlich mehr der Abschreckung, oder? Wenn man keine Informationen über solche Themen hat, dann kann man ja nicht für sich entscheiden, ob man es "pervers" oder nicht findet.

Wenn mir jemand etwas erzählt, was er für pervers hält und ich kenn mich mit der Thematik nicht aus, dann kann es durchaus sein, dass ich aufgrund des fehlenden Wissens das Ganze nicht als pervers ansehe (oder auch als pervers - je nach Thema).

Die Medien haben da schon die Pflicht zu informieren...ob Sie es geschmackvoll und investigativ machen sei dahin gestellt und steht ja jetzt auch nicht zur Debatte.

*blubb*

Nichtmensch schrieb:Mir ist es lieber die Zeitung berichtet ausführlich darüber, als dass sie uns alles verheimlicht, jeder kann selbst entscheiden ob er es liest.

Das kann man aber so oder so tun. Eine Zeitung kann ganz neutral von einem schweren Verkehrsunfall berichten oder sie kann dazu auch noch Bilder mit möglichst viel Blut drauf servieren...

Ich bevorzuge es eigentlich, morgens keine Angst haben zu brauchen, daß mir mein Frühstücksbrötchen bei der Zeitungslektüre wieder aus dem Gesicht fällt.

@Doors

Doors schrieb:Es gibt keine verbindliche Definition von "Pervers" - ebenso wenig wie von "normal" (oder unpervers).

Ich denke schon. Pervers ist einfach das, was in der aktuellen Gesellschaft als unmoral und/oder unethisch gilt.

Die Gesellschaft verändert sich und daher werde ständig neue Maßstäbe gesetzt.

Aber was ich allgemein sagen wollte. Es werden Inzestdramen, Nacktbilder, skurile Sexpraktiken, Mißgeburten /Fehlgeburten etc. öffentlich zugänglich gemacht. Aber nur wegen der Veröffentlichung heisst es nicht, dass sie nicht mehr pervers sind.
Lediglich die Hemmschwelle nimmt ab, und das Perverse wird alltäglich, was es aber nicht minder pervers macht.

In der Vergangenheit waren gewisse Dinge normal, die heute als pervers gelten, hingegen sind heute Dinge normal die damals als pervers galten.

Das kann man aber so oder so tun. Eine Zeitung kann ganz neutral von einem schweren Verkehrsunfall berichten oder sie kann dazu auch noch Bilder mit möglichst viel Blut drauf servieren...

Da stimme ich dir zu.

Aber viele Menschen sind eben so "Sensationsgeil" und warten nur auf solche Bilder, und die Zeitungen müssen Geld verdienen.

Saturius schrieb:Ich denke schon. Pervers ist einfach das, was in der aktuellen Gesellschaft als unmoral und/oder unethisch gilt.

Perversion hat mit Moral zu tun, beziehungsweise mit moralischen Vorstellungen. Da diese aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich sind, kann es hier einfach keine verallgemeinernde Definition geben, die auf alles und jeden passt.

Wenn ich sehe, was in manchen Ländern gegessen wird, dann entspricht das nicht meinen persönlichen (Moral-)Vorstellungen und ich sehe es dann als pervers an. Derjenige oder diejenige, die dann vielleicht schon mal in dem Land war und es eventuell auch probiert hat, findet es dann höchstwahrscheinlich nicht pervers. Die Unterschiede hast du also auch innerhalb von Kulturkreisen....jeder kann sich seine eigene Definition erschaffen.

*blubb*

@datrueffel
Ja, das stimmt, daher schrieb ich auch "aktuellen Gesellschaft", womit ich einmal die epochale Gesellschaft, als auch die lokale Gesellschaft meine. In Amerika ist die Todesstrafe weitestgehend moralisch vertreten, hier ist sie weitestgehend als pervers angesiedelt. Die Essensgewohnheiten z.b. in Asien sind dort normal, hier als pervers anzusehen. In einigen afrikanischen Stämmen die weibliche Beschneidung ist normal, hier aber pervers.

Es gibt aber Dinge, die weltweit als pervers angesehen werden können (mit ein paar kleinen ausnahmen). So wäre z.b. das töten und verspeisen eines Säuglings weltweit verwerflich, oder das verstümmeln von Menschen aus Freude (bitte nicht mit religiösem oder kriegerisch-politischem Hintergrund verwechseln) ebenso. Und ich denke, das wird auch noch lange so bleiben. Denn soetwas war schon immer "pervers".

@belphega

Wieso sollte es schwer sein, über eigene "Perversionen" zu reden. ich hätte damit kein Problem. Eher meine Gesprächspartner, die vielleicht entsetzt gucken.


Es sind übrigens nicht alle Medien, die lang und breit über "3 Seiten detailliert von Inzestdramen, Schlachtopfer, amerikanische Foltermethoden, Amokläufe und Vergewaltigungen.
Eine Seite weiter gibts Infos zu Viagra, ner neuen Antibabypille, ner besseren Kondommarke und Gleitgel." berichten.
In der Financial Times Deutschland finde ich so wenig darüber wie auf Phoenix oder Deutschlandradio. Kommt wohl immer darauf an, was man konsumiert - und warum.
Wer auf der Suche nach Blut, Schweiss, Tränen und Sperma ist, wird schon in den entsprechenden Medien fündig.

@Doors

Wobei Phönix jedoch auch ganz gerne mal solche Thematiken aufgreift. Zumindest in Form von Dokumentationen, die dann zu Schulungszwecken genutzt werden sollen. Jedoch wirkt es bei den Phönix-Sendungen nie "ekelhaft" oder "brechreizerregend" sondern ist immer in "anschaulicher" Manier.

Doors schrieb:Wieso sollte es schwer sein, über eigene "Perversionen" zu reden. ich hätte damit kein Problem. Eher meine Gesprächspartner, die vielleicht entsetzt gucken.

Wo wir dann wieder an dem Punkt wären, dass das jeder für sich selbst definieren muss.

*blubb*