Kältezeit schrieb:Nennt sich halt nunmal Homophobie. Wie gesagt, gesund ist das sicherlich nicht, wenn man etwas Natürliches abartig findet.
Homophobie heisst, dass man Homosexualität abwertet und sogar wahlweise als Krankheit und widernatürlich begreift - in jedem Fall aber als defizitär und nicht gewollt.
Ich hab durch unterschiedliche Erfahrungen meines Lebens damit begonnen, zwischen unterschiedlichen Arten von sogenannter Homophobie zu unterscheiden.
Ganz entscheidend finde ich z.B. die "Homophobie" meiner Großmutter. Die hatte als sehr religiöse Person die Vorstellung dass ihr imaginärer Freund bzw. die unsichtbare Vaterfigur, der uns alle gemacht hat denkt, dass ich nicht homosexuell leben dürfte. -
dass ich trotz der in mir angelegten Natur enthaltsam oder im Zölibat leben müsste.
Sie hat das nicht all zu oft thematisiert und war auch sonst recht anständig mit mir, hat aber dieses Thema, also diesen Teil meiner Identität immer ausgespart und nur manchmal entsprechende Appelle in Richtung meiner Eltern gesendet, dass eine Zuwiderhandlung gegen den Willen ihres imaginären Freundes "Sünde" wäre.
Also dem lag gar keine ihr innewohnende Abscheu zugrunde, sondern aufgrund dieser alten Legende dachte sie irgendwie, dass ich ein moralisches Ärgernis sei. Weil ihr das als Kind so eingeflüstert worden war. Ich bin mir nicht sicher, ob diese Annahme komplett verschwunden wäre, hätte sie den Glauben an diese Legende abgelegt, oder ob sie dann ein anderes homophones Konstrukt erbaut hätte. Ich glaube ehrlich gesagt eher ersteres.
Ich finde es außerdem wichtig, zwischen Schwulenhass und anderen Formen der Homophobie zu unterscheiden. Wobei ich da nicht gewichten will, was schlimmer ist, bitte nicht falsch verstehen!
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass toxische Männlichkeiten schwulen Männern mit Abwertung oder gar Aggression begegnen, während sie Lesben gegenüber zudringlich sind und sich quasi in deren Sexualität sogar einschalten, weil sie glauben sie hätten das Recht dazu Anteil zu nehmen an weiblicher Homosexualität.
Ich finde das sind zwei unterschiedliche Dinge. Das eine hat was von einer Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, während das andere eher Sexismus ist; also dass weibliche Sexualität nicht ohne Männer vorhanden ist und weibliche Homosexualität eine Spielart der männlichen Heterosexualität wäre.