Kinderlosigkeit
08.04.2018 um 19:38Subway schrieb:Ja, schon. Aber man kann die finanzielle Situation jetzt auch nicht für alles verantwortlich machen, z.B. dafür, dass man keine Ausbildung macht. Schwer vorstellbar, dass man als ungelernte Fachkraft signifikant mehr verdient als in einer Ausbildung.Das Problem ist, dass praktisch das ganze "Paket" die Denkweise enthält. Wir haben auch Harz 4 Familien, wo ein Elternteil schwer krank ist - diese Kinder durchlaufen die Schulzeit meist unproblematisch, weil das gesunde Elternteil und auch das kranke die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt und dennoch für ein geregeltes Familienleben sorgt.
Teile der "klassischen" Harz 4 Empfänger haben eine völlig andere Denkweise, z.B. könnte an vielen 300€ mehr Kinderzuschlag bezahlen - es würde nicht beim Kind ankommen, daher war der Ansatz von Frau von der Leyen damals mit den Sachleistungen (Verein, Schulessen) richtig gut. Es gibt schon Leute, die auf Harz 4 eingerichtet sind und man hat den Eindruck, sie haben mitunter Angst davor, dass es ihren Kindern gelingt, besser im Berufsleben Fuß zu fassen und ihnen praktisch zu zeigen, dass es auch für sie Wege gegeben hat. Wir haben immer wieder Schüler, die trotz grausamen Familienhintergrund schulisch sehr erfolgreich sind, Abitur machen - und wenn man sie später trifft berichten, dass der Kontakt zur Herkunftsfamilie komplett abgebrochen ist, auch, weil die Ansichten zu unterschiedlich waren.
Dr.AllmyCoR3 schrieb:Klar weiß man nie was kommt, allerdings gibt es genug Leute die ohne Geld und Perspektive scharenweise Kinder in die Welt setzen, was ich recht Verantwortungslos finde.Wir machen in der Schule auch die Erfahrung. Wir haben mitunter religiöse Familien, die acht - zehn Kinder haben und aufstocken - aber da sind geregelte Perspektiven und Strukturen da - obwohl in ähnlicher finanzieller Lage wie andere Harz 4 Empfänger, kann man das Leben der Kinder gar nicht vergleichen. Die religiöse Familie hat auch andere Strategien, z.B. einen großen Schrebergarten, um billig an gesundes Essen zu kommen oder sie dürfen bei Gemeindemitgliedern Obstbäume abernten.
Wir haben auch die vom Jugendamt betreuten Mütter "fünf Kinder, fünf Väter" -wo jedes Kind nur Mittel zum Zweck war. Das ist echt schwer,z.T. gibt es da mehrere parallel laufende Unterstützersysteme, um die Familie irgendwie am Laufen zu halten. Und das gelingt nur auf extrem niedrigen Niveau und immer wieder werden Entscheidungen getroffen (z.B. Kind 6 von Vater 6), wo man nur fassungslos den Kopf schüttelt.
FerneZukunft schrieb:Mir tun nur Menschen leid, die gerne Kinder hätten aber keine bekommen.Wir haben ganz liebe Freunde, die mehrere Kinder aus einem total hoffnungslosen Drogenhaushalt adoptiert haben und eine echte Vorzeigefamilie sind. Für die Kinder war das der totale Glücksgriff.
Wenn es aus medizinischen Gründen nicht möglich ist, muss man sich leider damit abfinden.
Kältezeit schrieb:Den finanziellen Aspekt finde ich jetzt auch nicht so wichtig. Ich bin auch nicht in Saus und Braus aufgewachsen, geschadet hat es mir dennoch nicht, auch, wenn vieles einfach schwieriger war.Geld alleine ist gar nicht das Problem - es ist Geld + falsches Umfeld, wo die Probleme anfangen.