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Kinderlosigkeit

660 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kinderlos, Lasten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kinderlosigkeit

08.04.2018 um 19:38
Zitat von SubwaySubway schrieb:Ja, schon. Aber man kann die finanzielle Situation jetzt auch nicht für alles verantwortlich machen, z.B. dafür, dass man keine Ausbildung macht. Schwer vorstellbar, dass man als ungelernte Fachkraft signifikant mehr verdient als in einer Ausbildung.
Das Problem ist, dass praktisch das ganze "Paket" die Denkweise enthält. Wir haben auch Harz 4 Familien, wo ein Elternteil schwer krank ist - diese Kinder durchlaufen die Schulzeit meist unproblematisch, weil das gesunde Elternteil und auch das kranke die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt und dennoch für ein geregeltes Familienleben sorgt.

Teile der "klassischen" Harz 4 Empfänger haben eine völlig andere Denkweise, z.B. könnte an vielen 300€ mehr Kinderzuschlag bezahlen - es würde nicht beim Kind ankommen, daher war der Ansatz von Frau von der Leyen damals mit den Sachleistungen (Verein, Schulessen) richtig gut. Es gibt schon Leute, die auf Harz 4 eingerichtet sind und man hat den Eindruck, sie haben mitunter Angst davor, dass es ihren Kindern gelingt, besser im Berufsleben Fuß zu fassen und ihnen praktisch zu zeigen, dass es auch für sie Wege gegeben hat. Wir haben immer wieder Schüler, die trotz grausamen Familienhintergrund schulisch sehr erfolgreich sind, Abitur machen - und wenn man sie später trifft berichten, dass der Kontakt zur Herkunftsfamilie komplett abgebrochen ist, auch, weil die Ansichten zu unterschiedlich waren.
Zitat von Dr.AllmyCoR3Dr.AllmyCoR3 schrieb:Klar weiß man nie was kommt, allerdings gibt es genug Leute die ohne Geld und Perspektive scharenweise Kinder in die Welt setzen, was ich recht Verantwortungslos finde.
Wir machen in der Schule auch die Erfahrung. Wir haben mitunter religiöse Familien, die acht - zehn Kinder haben und aufstocken - aber da sind geregelte Perspektiven und Strukturen da - obwohl in ähnlicher finanzieller Lage wie andere Harz 4 Empfänger, kann man das Leben der Kinder gar nicht vergleichen. Die religiöse Familie hat auch andere Strategien, z.B. einen großen Schrebergarten, um billig an gesundes Essen zu kommen oder sie dürfen bei Gemeindemitgliedern Obstbäume abernten.

Wir haben auch die vom Jugendamt betreuten Mütter "fünf Kinder, fünf Väter" -wo jedes Kind nur Mittel zum Zweck war. Das ist echt schwer,z.T. gibt es da mehrere parallel laufende Unterstützersysteme, um die Familie irgendwie am Laufen zu halten. Und das gelingt nur auf extrem niedrigen Niveau und immer wieder werden Entscheidungen getroffen (z.B. Kind 6 von Vater 6), wo man nur fassungslos den Kopf schüttelt.
Zitat von FerneZukunftFerneZukunft schrieb:Mir tun nur Menschen leid, die gerne Kinder hätten aber keine bekommen.
Wenn es aus medizinischen Gründen nicht möglich ist, muss man sich leider damit abfinden.
Wir haben ganz liebe Freunde, die mehrere Kinder aus einem total hoffnungslosen Drogenhaushalt adoptiert haben und eine echte Vorzeigefamilie sind. Für die Kinder war das der totale Glücksgriff.
Zitat von KältezeitKältezeit schrieb:Den finanziellen Aspekt finde ich jetzt auch nicht so wichtig. Ich bin auch nicht in Saus und Braus aufgewachsen, geschadet hat es mir dennoch nicht, auch, wenn vieles einfach schwieriger war.
Geld alleine ist gar nicht das Problem - es ist Geld + falsches Umfeld, wo die Probleme anfangen.


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08.04.2018 um 21:23
Wir haben dann jetzt überraschend die Zusage für eine Wohnung bekommen, der war ganz begeistert das wir keine Kinder haben, paradox.
Also scheint Wohnung tatsächlich einfacher als Haus.
Hach, freu ich mich auf unsere 155qm. :D
Die Wohnung wäre allerdings auch echt ungeeignet für Kinder, ist halt eher ein Loft direkt in der City.


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08.04.2018 um 22:00
Zitat von BeckyBecky schrieb:Wenn man danach geht, sollte am besten niemals jemand Kinder in die Welt setzen, oder?
Ja, das wäre das Beste. Zumindest, bis die Erdbevölkerung wieder auf ein gesundes Maß von ein paar Mio. Exemplaren gesunken ist;)


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08.04.2018 um 22:39
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:z.B. einen großen Schrebergarten, um billig an gesundes Essen zu kommen oder sie dürfen bei Gemeindemitgliedern Obstbäume abernten.
Ja ich sag ja nicht das es überhaupt nicht geht, aber wenn man zB an plattenbau in keine Ahnung, Berlin, Köln, Hamburg denkt, da sieht man denk ich ganz gut was ich meine, wobei ich denke das die meisten es hier verstanden haben :)


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09.04.2018 um 09:58
Zitat von MissMaryMissMary schrieb: Die religiöse Familie hat auch andere Strategien, z.B. einen großen Schrebergarten, um billig an gesundes Essen zu kommen oder sie dürfen bei Gemeindemitgliedern Obstbäume abernten.
Meine Eltern haben auch aus religiösen Gründen 11 Kinder bekommen. Zuerst wurde natürlich in der Verwandtschaft gelästert das sie es aus Geldgründen tun. Aber vom Kindergeld wird man nicht reich und wir waren alle entweder in einem Verein, haben mehrere Instrumente gelernt oder gingen in eine Kunstschule. Heute sind 5 Kinder voll berufstätig (Ausbildung erfolgreich abgeschlossen) und eine ist noch in der Ausbildung. Rest geht noch in der Schule.

Um so viele Kinder großzuziehen muss man echt kreativ sein, ich weiß bis heute nicht wie meine Eltern das geschafft haben.


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09.04.2018 um 10:53
Zitat von micinimamicinima schrieb:Die Wohnung wäre allerdings auch echt ungeeignet für Kinder, ist halt eher ein Loft direkt in der City.
:D das klingt ja jetzt schon fast nach New York City Wohnung im 45. Stock mit Blick über die Skyline :D.... ja von sowas hab ich auch immer geträumt.
Aber es sei dir gegönnt :)

sowas hier

Spoiler
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geil :D


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09.04.2018 um 11:44
@knopper
Nur das wir in einer Kleinstadt wohnen :D
Aber ja, die Wohnung ist echt klasse, du hast allerdings in wohn/essbereich ein Podest, das and ich absolut Mega finde. Der Wohnbereich hat allerdings auch 45qm :D


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09.04.2018 um 15:40
Zitat von EleonoreEleonore schrieb: MissMary schrieb:
Die religiöse Familie hat auch andere Strategien, z.B. einen großen Schrebergarten, um billig an gesundes Essen zu kommen oder sie dürfen bei Gemeindemitgliedern Obstbäume abernten.

Meine Eltern haben auch aus religiösen Gründen 11 Kinder bekommen. Zuerst wurde natürlich in der Verwandtschaft gelästert das sie es aus Geldgründen tun. Aber vom Kindergeld wird man nicht reich und wir waren alle entweder in einem Verein, haben mehrere Instrumente gelernt oder gingen in eine Kunstschule. Heute sind 5 Kinder voll berufstätig (Ausbildung erfolgreich abgeschlossen) und eine ist noch in der Ausbildung. Rest geht noch in der Schule.

Um so viele Kinder großzuziehen muss man echt kreativ sein, ich weiß bis heute nicht wie meine Eltern das geschafft haben.
Die Erfahrung machen wir in der Schule auch immer. Mir fällt immer auf, dass die Herangehensweise eine völlig andere ist. Zunächst (das klingt nun schrecklich pauschal), aber viele Hartz 4 Eltern rauchen einfach, gehen gerne weg, halten exotische Hausitere (Reptilien) nutzen den (schrecklich teueren) Schulbäcker zur Versorgung des Nachwuchses, teure Handys und Unterhaltungselektronik spielen eine Rolle und sie sind ständig pleite.

Bei "unseren" religiösen Großfamilien ist es schon so, dass sie oft aufstocken und z.B. Klassenfahrten über das Bildungspaket bezahlt bekommen, aber ich glaube, die Herangehensweise ist eine andere: Oft gibt es über die Gemeinde auch Kontakte, es werden viele Sachen bewusst gekauft (Flohmarkt) und Kleidung von mehreren Kindern aufgetragen, es werden vernünftige Pausenbrote geschmiert und überhaupt kein Geld für Unsinn ausgegeben. Zudem werden alle günstigen oder kostenfreie Bildungsangebote genutzt und die Eltern haben auch einen sehr guten Überblick, was es gibt und sind eben auch interessiert daran, dass die Kinder viele kulturelle Impulse bekommen.

Auch ein Beispiel: Kind bat den Musiklehrer höflich, ob es vielleicht über den Sommer die Schulgitarre ausleihen dürfte, er habe auf Youtube einen Kanal gefunden, sich das Gitarrespielen beizubringen. Musiklehrer durfte kein Schuleigentum verleihen aber gab ihm eine seiner Gitarren: nach den Sommerferien konnte nicht nur das Kind, sondern noch einige der Geschwister Lieder begleiteten. Da hat man immer das Gefühl, alles wird sinnvoll genutzt.

Das "vererbt" sich auch weiter An unserer Schule bleiben zum Schuljahresende unzählige Kleingegenstände liegen: Zeichenblöcke, Farbkästen, Buntstifte, Ordner, leere Hefte .... Einmal habe ich versucht, die zu sammeln und einer Schülerin aus dem "klassischen Hartz 4 Milieu" mitzugeben. Die blickte es erst gar nicht, ich habe versucht, zu erklären, dass das eine Grundausstattung für sie und ihre Geschwister ist fürs kommende Schuljahr - später habe ich beobachtet, wie die Tüte auf dem Schulhof im nächsten Abfalleimer entsorgt wurde. Da fiel mir die chrstiliche Großfamilie ein - also Tüte aus dem Abfall gefischt, umgefüllt, noch Kollegen getroffen, die auch nicht wussten, wohin mit dem Zeug und mal dort vorbeigefahren. Die Mutter war sowas von dankbar und nett ... war auch überhaupt keine peinliche Situation.


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09.04.2018 um 16:11
@MissMary
Bei einer Großfamilie die funktioniert, ist es wie in einem Unternehmen.
Es wird von klein auf gearbeitet und oft auch Respekt beigebracht, Dingen die anderen oft fehlen. Ich wusste, wenn ich Spielzeug kaputt gemacht habe, gab es kein neues. Dinge wurden behütet und geschätzt.
Wenn ich sehe wie Kinder mit Dingen im Bekanntenkreis umgehen, werde ich einfach nur wütend. Aber alles hat ja zwei Medaillenseiten....
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Auch ein Beispiel: Kind bat den Musiklehrer höflich, ob es vielleicht über den Sommer die Schulgitarre ausleihen dürfte, er habe auf Youtube einen Kanal gefunden, sich das Gitarrespielen beizubringen. Musiklehrer durfte kein Schuleigentum verleihen aber gab ihm eine seiner Gitarren: nach den Sommerferien konnte nicht nur das Kind, sondern noch einige der Geschwister Lieder begleiteten. Da hat man immer das Gefühl, alles wird sinnvoll genutzt.
Hier kenne ich auch ein Beispiel: Ich habe damals Klavierunterricht bekommen und habe meiner 9 Jahre jüngeren Schwester das Singen und das Spielen beigebracht. Sie konnte noch nicht mal lesen konnte aber sämtliche Texte auswendig. Das konnten wir stundenlang tun. Das selbe habe ich bei weiteren Kindern aus "normalen" Familien versucht. Fehlanzeige! Konzentration liegt da bei höchstens 15 Minuten und diese Kinder sind etwas älter als meine Schwester damals. Diese Kinder werden mit Spielzeugen vollgemüllt, das ist der Wahnsinn.


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09.04.2018 um 16:27
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Geld alleine ist gar nicht das Problem - es ist Geld + falsches Umfeld, wo die Probleme anfangen.
In Deutschland ist Geld ein eher untergeordneter Faktor. Der einzige echte Unterschied besteht darin, dass Kinder aus wohlhabenderem Elternhaus grundsätzlich eine bessere Möglichkeit haben, bezahlte Nachhilfe zu bekommen.

Der Rest ist eine Verkettung von Bildung und Wohlstand im Elternhaus, wobei der Wohlstand hier ebenfalls nur die Folge, nicht die Ursache ist.
Bildungsferne Familien sind mit größerer Wahrscheinlichkeit arm und die Kinder bildungsferner Eltern bekommen ihrerseits schlechter Zugang zu Bildung. Daher häufen sich die Fälle von Kindern aus armen Familien und Kinder mit schulischen Problemen. Aber es besteht keine Kausalität zwischen dem Einkommen und dem Zugang zu Bildung, sondern beides sind Folgen der selben Ursache.

Und natürlich reden wir hier nur von Wahrscheinlichkeiten. Kinder aus armen und bildungsfernen Familien können trotzdem schulisch sehr erfolgreich sein.
Zitat von EleonoreEleonore schrieb:Das selbe habe ich bei weiteren Kindern aus "normalen" Familien versucht. Fehlanzeige! Konzentration liegt da bei höchstens 15 Minuten und diese Kinder sind etwas älter als meine Schwester damals. Diese Kinder werden mit Spielzeugen vollgemüllt, das ist der Wahnsinn.
Auch hier ist es eher die Frage, welchen Stellenwert Bildung in der Familie hat, nicht unbedingt, wer wie viele Spielzeuge sein Eigen nennt und wie verschwenderisch er damit umgeht.


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09.04.2018 um 16:29
@kleinundgrün
Da spielen viele Faktoren eine Rolle, sicher gehört Bildung zu einem großen Zweig, aber eben nicht nur.


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09.04.2018 um 16:38
@kleinundgrün


ja ok....aber das Bildung nun DER Schlüssel ist, ist auch nicht immer gesagt...schönes Beispiel Geisteswissenschaften!

Viele die das studiert haben, haben schon echt was drauf bzw. ein sehr großes Wissen in Ihrem Bereich....nur was bringt es praktisch? z.b. Literaturwissenschaften?
Ich kann jetzt nicht sehen das sich große DAX-Unternehmen bzw. die Wirtschaft um Literaturwissenschaftler reißt und sie fürstlich entlohnt...nein meist sind diese Leute nach ihrem Master erstmal auf Hartz4 bzw. auf Nebentätigkeiten angewiesen.

Weiß das aus 1. Hand von meinem Bruder also was er so berichtet von seinen Kommilitonen die schon fertig sind.

Da bekommt jeder mit ner normalen IHK-Ausbildung mehr als ein Literaturwissenschaftler mit Master.

Also spielen viele Faktoren mit rein. Letztendlich ist am Ende doch der Arbeitgeber entscheidend wo man landet...denn der bezahlt einen ja....und Geld bedeutet nun mal meistens auch Wohlstand.


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09.04.2018 um 16:46
Zitat von EleonoreEleonore schrieb:Es wird von klein auf gearbeitet und oft auch Respekt beigebracht, Dingen die anderen oft fehlen. Ich wusste, wenn ich Spielzeug kaputt gemacht habe, gab es kein neues. Dinge wurden behütet und geschätzt.
Wenn ich sehe wie Kinder mit Dingen im Bekanntenkreis umgehen, werde ich einfach nur wütend. Aber alles hat ja zwei Medaillenseiten....
Ich hatte eine Mitschülerin, die eine handvoll Geschwister hatte (insgesamt sechs oder sieben Kinder). Sie selbst war super nett, aber sowohl ihre älteren Schwestern als auch ihre jüngeren Brüder waren... Tja, wie formulier ich das jetzt... Denk dir selbst ein Wort aus.
Damit will ich jetzt nicht alle Familien mit vielen Kindern über einen Kamm scheren - aber natürlich kann man auch nicht behaupten "die sind grundsätzlich super erzogen und haben Respekt vor alles und jeden." Das stimmt so genauso nicht.

Auch der Umgang mit Sachen ist eher eine Erziehungssache als abhängig von der Geschwisterzahl. Eine Freundin von mir war das Klischeeeinzelkind, das von der kompletten Verwandschaft hinten und vorne alles reingesteckt bekam. Und ist immer sehr pfleglich mit all ihren Sachen umgegangen, obwohl sie das sofort ersetzt bekommen hätte.
Dann habe ich schon Eltern beobachtet, denen es wurstegal war, dass ihre zwei Kinder drei Tage nach Weihnachten nicht mehr alle Chips von "4 gewinnt" zusammen hatten.
Zitat von EleonoreEleonore schrieb:und diese Kinder sind etwas älter als meine Schwester damals.
Die Konzentrationsspanne, behaupte ich (ohne jetzt eine Nebendiskussion anreißen zu wollen), hat bei Kindern allgemein nachgelassen. Wenn ich bedenke, was unsere Grundschullehrer damals (ich rede von den 80ern) mit uns gemacht haben - das würden heute mancher 5-Klässler im Gymnasium nicht hinkriegen.


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09.04.2018 um 16:56
@hallo-ho
Pauschalisieren kann man das auf keinen Fall, da gebe ich dir Recht. Ich rede von meinem Umfeld. Hier haben meist nur die religiösen Eltern viele Kinder und da läuft meistens halt alles strukturiert und sehr streng. Natürlich gibt es auch andere Großfamilien.
Ich schrieb daher von Großfamilien "die funktionieren".


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09.04.2018 um 17:02
Zitat von EleonoreEleonore schrieb:Natürlich gibt es auch andere Großfamilien.
Ich schrieb daher von Großfamilien "die funktionieren".
Bei meiner Beispielgroßfamilie hatte ich durchaus nicht den Eindruck, dass sie per se "nicht funktioniert" (wie auch immer man das definieren mag).
Und es gibt eben noch andere Faktoren, die Persönlichkeit und Verhalten beeinflussen. Und dann gibt es noch Sachen, bei denen ich einfach nicht weiß, woher sie rühren oder wie man sie beeinflussen könnte.



Aber vlt. sollten wir alle mal wieder die Kurve zum eigentlichen Thema kriegen :)


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09.04.2018 um 21:13
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Der Rest ist eine Verkettung von Bildung und Wohlstand im Elternhaus, wobei der Wohlstand hier ebenfalls nur die Folge, nicht die Ursache ist.
Ich glaube, es ist nicht mal so sehr wohlstandabhängig. Bei meinen drei Kindern fiel mir in der Grundschule folgendes auf (und ganz viele Freunde bestätigen diese Beobachtung). Die Grundschule, die meine Kinder besuchen, hat eindeutig den "Biss" verloren. Lange Übungsphasen sind verpönt. Im Lesesprachbuch steht nicht eine vernünftige Geschichte. Man macht viele "Präsentationen" - das Buch in Deutsch liest man daheim. Den Stoff für die Präsentation in Heimatkunde (mein Sohn präsentierte die Buche) musste im häuslichen Internet recherchiert werden. Mein 3. Kind tut sich mit Bildung und Konzentration sehr schwer - ich lüge wirklich nicht, wenn ich sage, dass ich täglich zwischen 1-3 Stunden damit verbringe, nur seinen Schulstoff aufzuarbeiten. Das hält ihn in Deutsch und Mathe zwischen 2 und 3. Mehrere Kinder in der Klasse stehen in beiden Fächern auf 4 oder schlechter - da wäre mein Kind ohne das ganze Input auch. Klassenarbeiten werden auf einem Niveau geschrieben, was nicht mehr unterrichtet wird.
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Bildungsferne Familien sind mit größerer Wahrscheinlichkeit arm und die Kinder bildungsferner Eltern bekommen ihrerseits schlechter Zugang zu Bildung. Daher häufen sich die Fälle von Kindern aus armen Familien und Kinder mit schulischen Problemen. Aber es besteht keine Kausalität zwischen dem Einkommen und dem Zugang zu Bildung, sondern beides sind Folgen der selben Ursache.
Das sehe ich bei "meinen" bildungsfernen Schülern und das stimmt. Da fehlen ganz viele grundlegende Dinge auch bei Benehmen, Konzentration, Arbeitseifer. Und es fehlen viele Anknüpfungspunkte. Beispiel: Du erwähnst im Geografieunterricht einige Berge in der Nähe. Das bildungsnahe Kind weiß, wovon du sprichst und war da schon. Das bildungsferne hat keinen Anknüpfungspunkt. Das gibt es da ganz oft - eine Schülerin hat in Englisch eine 4, erklärt aber stolz, dass sie die Sommerferien in London bei Verwandten verbringt. Ich freue mich wirklich für sie. Sie kommt zurück - ja, war den gesamten August in London. Ich frage, was sie denn alles gesehen hat ... das London Eye. Einmal vorbeigefahren. Dreimal im Shopping Center gewesen. Englisch immer noch 4. Hat den gesamten Sommer nämlich in der Muttersprache gequatscht.
Zitat von knopperknopper schrieb:Viele die das studiert haben, haben schon echt was drauf bzw. ein sehr großes Wissen in Ihrem Bereich....nur was bringt es praktisch? z.b. Literaturwissenschaften?
Es stimmt schon, dass es Berufsgruppen gibt, wo es schwer ist. Aber: Lesen gibt dir z.B. ein großes Vokabular und überhaupt die Fähigkeit, Informationen aus Texten zu entnehmen. Das klingt nun sehr profan. Aber wir haben noch 9. Klässler, die eine Kurzgeschichte lese, aber nicht verstehen. Oder eine zweite Bedeutungsebene nicht verstehen. Lesen ist durchaus auch eine sehr ernt zu nehmende Kulturtechnik.
Zitat von knopperknopper schrieb:Da bekommt jeder mit ner normalen IHK-Ausbildung mehr als ein Literaturwissenschaftler mit Master.
Auch das gibt es - ein Studium ist schon lange kein Garant mehr dafür, dass du gut verdienst.
Zitat von hallo-hohallo-ho schrieb:Damit will ich jetzt nicht alle Familien mit vielen Kindern über einen Kamm scheren - aber natürlich kann man auch nicht behaupten "die sind grundsätzlich super erzogen und haben Respekt vor alles und jeden." Das stimmt so genauso nicht.
Ich habe mich auch auf die kinderreichen Familien bezogen, die sehr religiös sind. Da ist es tatsächlich so, dass es bei allen gut funktioniert. Kann Zufall sein.
Zitat von hallo-hohallo-ho schrieb:Dann habe ich schon Eltern beobachtet, denen es wurstegal war, dass ihre zwei Kinder drei Tage nach Weihnachten nicht mehr alle Chips von "4 gewinnt" zusammen hatten.
Konsequente Erziehung ist eher negativ besetzt. Wir haben schon Spiele auf dem Flohmarkt gekauft, die waren noch eingeschweißt - von Oma zu Weihnachten bekommen, aber niemand hat sich je hingesetzt und es ausprobiert, es wird für 5€ versilbert, weil man es nicht mag. An unserer Schule bleiben jedes Jahr 3 Umzugskartons Sportkleidung liegen und Sportschuhe, z.T. richtig teuere Sachen. Die Sportlehrer gehen durch Elternabende bzw. legen sie aus - nichts. Die Dinge werden gar nicht vermisst.


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10.04.2018 um 12:51
Zitat von EleonoreEleonore schrieb:Da spielen viele Faktoren eine Rolle, sicher gehört Bildung zu einem großen Zweig, aber eben nicht nur.
Natürlich ist es eine Mischung verschiedenster Faktoren. Aber die Bereitstellung einer bildungsfreundlichen Umgebung ist sicher der primäre Faktor.
Zitat von knopperknopper schrieb:nur was bringt es praktisch
Was meinst Du mit "praktisch"? Klar können sie deswegen nicht besser ein Auto reparieren. Aber die menschliche Gesellschaft hat ja nicht nur einen Bedarf daran, gute Mechaniker zu haben.
Zitat von knopperknopper schrieb:.nein meist sind diese Leute nach ihrem Master erstmal auf Hartz4 bzw. auf Nebentätigkeiten angewiesen.
"Meist" ist da eher falsch. Die Quote mag höher sein, als im Durchschnitt, aber die meisten werden in Lohn und Brot stehen. Oder?
Zitat von knopperknopper schrieb:Da bekommt jeder mit ner normalen IHK-Ausbildung mehr als ein Literaturwissenschaftler mit Master.
Es geht doch nicht um das Einkommen, sondern darum, unter welchen Umständen ein Kind bessere Aussichten hat, gefördert zu werden. Und das passiert mit höherer Wahrscheinlichkeit in einem Haushalt, in dem grundsätzlich Bildung einen höheren Stellenwert genießt.
Das heißt aber nicht, dass das nur Akademiker sind. Sondern Menschen, für die Bildung einfach eine Rolle spielt.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Mehrere Kinder in der Klasse stehen in beiden Fächern auf 4 oder schlechter - da wäre mein Kind ohne das ganze Input auch. Klassenarbeiten werden auf einem Niveau geschrieben, was nicht mehr unterrichtet wird.
Genau. Du vermittelst aktiv Deinem Kind, dass Bildung eine Rolle spielt. Doch wer das nicht macht bewirkt eben, dass das Kind mit höherer Wahrscheinlichkeit hinten runter fällt.


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10.04.2018 um 14:08
@MissMary

Meine Kinder besuchen genau so eine Problemschule. Ich habe gute Erfahrungen damit. Es herrscht nicht dieses Streberniveau, es gibt keinen Modewahn und ich habe nicht den Eindruck, dass es gefährlicher ist.

Mein ältestes Kind hat diese Schule mit Auszeichnung abgeschlossen, sofort eine Lehrstelle bekommen und macht das Abendabitur neben dieser Lehre.

In einer Eliteschule hätte ich teure Nachhilfe bezahlen müssen und die Noten wären nicht so schön.

Das mittlere Kind besucht gerade die zweite Klasse Volksschule. Lesen hat es schneller gelernt, aber dafür muss ich jeden Tag rechnen üben (Textaufgaben kapiert es schwer) und beim Schreiben macht es Rechtschreibfehler – auch da bin ich dahinter.
Das Kind wäre in einer „guten" Schule arm – das muss nicht sein, geht so auch.

Das Jüngste geht noch Kindergarten, kommt aber im Herbst an die gleiche Schule.

Ich finde, ich gebe ihnen durch diese einfache Schulen etwas mehr an Lebensqualität.


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25.01.2022 um 11:23
Naja, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Für mich kommen Kinder auch nicht in Frage.


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25.01.2022 um 11:29
Oh, interessanter Thread. Nun, ich hätte gerne Kinder gehabt, aber mit Anfang 30 habe ich dann erfahren, dass mir nicht vergönnt sein wird, da mein Körper leider nicht perfekt ist und ich ein Kind wohl nie austragen könnte.
Natürlich hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, aber das war für meinen Mann und mich dann kein Thema mehr. Besonders bitter war es dann, zu sehen, dass alle meine Freundinnen schwanger wurden.
Aber mittlerweile habe ich damit abgeschlossen. Alles andere hat ja auch keinen Sinn, es ist, wie es ist und ich muss es akzeptieren.

Ich verstehe aber auch, wenn Menschen sagen, dass ein Kind nicht in ihr Leben passt. Besser so, als die Kinder dann ständig abschieben oder sich selbst überlassen.


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