Die Leiter des Leides und warum es Leid geben muss
24.01.2008 um 13:01
@ athene
Leitlosigkeit ist nicht dasselbe wie Glückseligkeit. Wieso? Nun weil man das Leid minimieren, Teils sogar komplett auflösen kann (hier ist nur das eigene persönliche Leid empfinden gemeint), aber dann ist man noch nicht glücklich, wie soll ich sagen, es ist so ein Zwischenzustand der, wenn man das Leid komplett aufgelöst hat, schon an die Glückseligkeit stößt.
Man ist dann allerdings nicht glücklich wegen materieller Dinge! (Wichtiger Unterschied), oder um es anders zu sagen: Glück kann man immer kurzzeitig finden, egal auf welcher Stufe, aber bevor man Glückseligkeit erreichen kann, muss man erstmal leidlos werden und erst dann kann man auf die Glückseligkeit hinaus, der leidlose Zustand ist quasi der Nullpunkt auf der Leiter.
Sehr schön, jemand der zumindest einen Philosophen mit Namen kennt, so mag ich das. :)
Die Frage ist schon berechtigt gestellt zu werden. Ist Leitlosigkeit das selbe wie Glückseligkeit?
Um das wirklich beleuchten zu können und eine wie auch immer geartete Antwort zu finden, müssen wir beide Begriffe genauer hinterfragen. Was ist denn genau Glück, was Leid, wo unterscheiden diese sich, wo haben sie Gemeinsamkeiten.
Beides sind auf jeden Fall Gefühle, welche wir empfinden können, sie sind wohl dem Leben gegeben, Aussagen wie der Stein ist aber glücklich oder voller Leid geben nicht wirklich einen Sinn. Die Katze ist glücklich und das Pferd leidet ist aber etwas womit wir schon etwas anfangen können.
Wie weit können wir das nun nach unten brechen, gibt es glückliche Regenwürmer, Leiden Bakterien wenn sie abgetötet werden, können Zellen leiden oder glücklich sein?
Hier wird es nun schwierig, denn im Grunde projizieren wir ja nur unsere Gefühle in die Welt, das was wir als Leid und Glück kennen unterstellen wir auch als mögliche Empfindungen denn Dingen die wir dann betrachten.
Was nicht fühlt kann wohl aber nicht Leiden und ebenso wenig glücklich sein, aber was ist Fühlen und wo beginnt es? Kann eine Bakterie etwas fühlen und reicht das um Leid oder Glück zu empfinden?
Ich beginne mal nun damit beide Begriffe näher zu definieren. Fangen wir mit dem Leid an. Kann man leiden, wenn man keinen anderen Zustand kennt, als den welchen man gerade erfährt? Leidet ein Blinder der nie Gesehen hat, der zeitlebens blind ist und so geboren wurde? Ein Mensch der im Verlauf seines Lebens auf einmal blind wird, leidet bestimmt mehr. Kann es Leid geben ohne das man einen Zustand kennt der davon frei wäre?
Ist Leid nicht etwas, das uns „unglücklich“ mit dem macht, was wir gerade erfahren oder besitzen, mit dem wo wir gerade stehen?
Was ist mit Gott, oder dem „Allesumschließenden“ kann er Leiden, kann er zu mehr streben als alles zu sein?
Wenn Leid nur empfunden werden kann, dann ist Leid etwas rein subjektives, es gibt also kein Leid objektiv in der Welt, es muss erfahren werden, und dazu muss es wenn geben der es erfährt, und dieser muss eben etwas missen, das Bedürfnis haben seinen Zustand zu ändern. Leid bedeutet immer also das Wissen um etwas „Bessern“ das Bedürfnis nach Veränderung, ein streben zu etwas hin. Es ist das getrennt sein, von etwas, man ist entfernt, von etwas, man möchte es wieder haben oder haben, es erreichen damit verbunden sein.
Was ist wenn man nun mit allem verbunden ist, wenn es nicht gibt wohin man streben könnte, nicht das von einem entfernt wäre, könnte man dennoch leiden? Kann Gott leiden?
Ich lass das erstmal nun nur so stehen und gebe die Möglichkeit an alle sich darüber eigene Gedanken zu machen und komme nun zum Glück.
Glück ist, wenn man da ist, man möchte nicht wohin, man ist da und fühlt es, man ist verbunden mit dem was ist, nicht davon getrennt. Wie aber auch schon gesagt kann Glück auch sein, empfundenes Leid zu mindern, aber auch hier ist es dann das Ankommen, das Erreichen das Glück bringt. Kann Glück auch nur in Relation erkannt und empfunden werden?
Muss man also nach unten sehen können, muss man wissen das es einen Zustand des nicht glücklich sein gibt, bin ich glücklich Sehen zu können, wenn ich nicht weiß wie es ist blind zu sein? Kann ich wissen wie schön es ist satt zu sein, keinen Hunger zu fühlen oder Durst, wenn ich nie durstig oder hungrig war?
Muss ich also auch über Wissen verfügen, das Wissen, das ich auch von dem wo ich bin getrennt sein könnte?
Ist Glück und Leid also nur etwas relatives, kann es nur empfunden werden, in dem man in eine bestimmte Richtung schaut? Können wir Glück von Leid trennen, kann es das eine wirklich ohne die Vorstellung des anderen geben?
Soviel erstmal dazu.