Kindererziehung: Ohrfeige noch gerechtfertigt?

@carlos_br
Wie ist das mit dem Schelm? Ich glaube: So wie der Schelm denkt so handelt er auch.

@carlos_br

Es geht ja eigentlich gar nicht mehr um einen Klaps, sondern um Ohrfeigen.
Das wurde umgeändert in der Überschrift :)

Aber wie ich auch schon schrieb dazu: Auch bei einem Klaps kommt es auf die Intensität und Häufigkeit an.
Sollte schon nicht zur Gewohnheit werden, schon allein deshalb, weil Kinder mit der Zeit nicht mehr gross darauf reagieren :)

Aus eigener Kindheitserfahrung kann ich nur sagen: Irgendwann ist Dir Art und Menge körperlicher Strafen egal. Sie haben keine abschreckende Wirkung. Man darf sich halt nicht erwischen lassen. Und wenn doch, erträgt man es "wie ein Mann". Da war ich als Kind nicht anders, als ein gewöhnlicher Krimineller.

Ich fand psychische Mißhandlungen viel schlimmer, wie zB bei einer schlechten Note: "Du Versager, was habe ich für blöde Kinder..." etc.

@Doors
Ja da hast du recht irgendwann Resigniert man und stellt sich einfach seinem Problem.

Es geht auch ohne. Man muss Kindern früh Grenzen setzen und Kinder müssen lernen, dass das Überschreiten der Grenzen Konsequenzen nach sich zieht, die für sie unangenehm sind. Wenn man sein Kind gut erzieht ist es besser gegen schlechten Einfluss von außen gewappnet.

@nihal

"Wenn man sein Kind gut erzieht ist es besser gegen schlechten Einfluss von außen gewappnet."

Der beliebte Aberglaube:
Wenn ich es nur richtig mache, wird alles gut.
Wird alles schlecht, habe ich versagt.

Kennen wir aus US-amerikanischen Lebenshilfe-Ratgebern zur Genüge.

Naja aber ist doch auch so, wenn ich mein Kind zu einem selbstbewussten Menschen erziehe, ist es besser gegen schlechte Einflüsse gewappnet als wenn ich es sich selbst überlasse. Was soll man denn deiner Meinung nach tun?
Eine gute Erziehung ist kein Garant für einen Menschen der nicht auf die schiefe Bahn gerät, aber immerhin förderlich.

Heute hat meine Arbeitskollegin von einem Erlebnis mit ihrem 3-jährigen Soh erzählt.
Er darf im Kindergarten an irgendeinem Fußballturnier nicht teilnehmen, da dieses nur für größere Kinder ist.
Als ihm die Kindergärtnerin dies heute morgen sagte, brüllte und tobte er wie irr.
Als ihn seine Mutter dann beruhigen wollte, zog er sie an ihren längeren Haaren so lange, dass sie angeblich kaum noch Luft bekam, ihr schlecht wurde und vor Schmerzen die Tränen in die AUgen traten.

Sind das heutzutage normale Situationen? Habe selbst keine Kinder.

@schatten:
Da ich nicht weiss, welcher Umgangsstil in der Herkunftsfamilie und in der Kita üblich ist, kann ich das nicht beurteilen. Ebensowenig kann ich über die psychischen Zustände des Kindes aussagen. Aus meiner Tätigkeit als Elternvertreter in Kitas weiss ich jedoch, dass solche Fälle "ausrastender Kinder" (übrigens auch in Schulen) schon immer vorkamen und -kommen. Eine Zunahme der Häufigkeit kann ich nicht bestätigen.

Naja in der Herkunftsfamilie, ein ganz normaler Beamten-Mittelstands-Umgangston nehme ich mal an. In der Kita im eher provinziellen Raum auch, denke ich.

Vielleicht ist daheim Prügel, auch zwischen den Eltern, gebräuchlich? Kommt in den besten Familien vor.
Vielleicht ist das Kind aber auch nur ganz normal verhaltensgestört und gehört sofort in die Kinderpsychiatrie.

bin neu in dem Thread und muss betonen, dass ich in meinem Leben nur eine Ohrfeige erhalten habe und meine Eltern Pazifisten sind. (Zur Vorwarnung).
Ich habe allerdings nicht den ganzen Thread gelesen.

@ schatten69,
klingt nach starker Hilflosigkeitsreaktion des Jungen, die er an den Haaren der mutter ausgelassen hat. Aber: Warum macht der das, wenn die Mutter doch gar nicht die Ursache ist ? Das ist ntatsächlich nicht normal/üblich.
Da muss die Mutter in Worten und Gesten klare Grenzen ziehen und Aufzeigen
Andererseits solte sie klar und deutlich "Schwäche" zeigen, das heißt ihm klar machen, dass ihr das wehgetan hat. Sie ist eine liebenswerte Respektsperson und als solche muss sie versuchen zu gelten.
Eine Ohrfeige hätte hier auch nichts gebracht.
Das verhindert nicht, dass er wieder so reagiert. Da muss ein klares Votum gegen Gewalt an das Kind herangetragen werden. Wenn er sich wieder beruhigt hat muss man mit ihm darüber sprechen. Auch mit 3 Jahren, dass das keine Lösung ist, was er da macht.

HIer meine Argumente gegen Ohrfeigen:

Es ist ein Eingeständnis der Unfähigkeit, auf angemessene Art und Weise Konflikte lösen zu können.
Die Eltern sind ein negatives Vorbild:Sollen die Kinder später auch so ein Verhalten an den Tag legen? Kann man nur mit körperlicher Gewalt auf Überforderung reagieren? Wie will man den Kindern erklären, dass Vater das Kind zwar schlagen darf, es selbst sich aber gegenüber Nachbarskindern, Schulkameraden, den Geschwistern nicht körperlich wehren soll?
Es handelt sich um eine Verletzung der Würde des Kindes: Jeder kennt die erniedrigende Wirkung einer Ohrfeige.
Der Wille des Kindes wird gebrochen.
Unkontrollierbarkeit der Gewalt: Gewalt zieht Gewalt nach sich! Trotz und Gegengewalt werden folgen.
Jedem kann mal die Wut durchgehen aber dann sollte es bei einem Mal bleiben und ein Gespräch folgen.

Alternativen:

Verstärkung positiven Verhaltens, d.h. loben, belohnen.
Positive Vorbildwirkung der Eltern.
Erklärungen mit Geduld.
Bei Babys und Kleinkindern, wo der Verstand noch nicht die Neugierde beherrschen kann, hilft nur ablenken, wegtragen, vor Gefahren schützen.
Wenn die Eltern schon sehr missmutig sind und viel Ärger den ganzen Tag über erlebt haben, sollten sie trotzdem sich vor Augen führen, dass die Kinder für die schlechte Stimmung meistens nicht verantwortlich sind (Was kann ein Kind dafür, dass man Ärger mit dem Chef hatte, das vorgenommene Arbeitspensum nicht geschafft hat, man einen bestimmten Sachverhalt nicht so schnell kapiert wie der Arbeitskollege oder/ und das Einkaufen so lange gedauert hat, man Schmerzen hat, man den Ehepartner nicht mehr liebt etc.). Meistens sind die Schwierigkeiten mit den Kindern nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Außerdem trauen Eltern sich hier, sich gehen zu lassen (Beim Chef kann man nicht ausrasten... Im Supermarkt lohnt sich auch kein Ausrasten...).

Trotzdem:

Regeln und Konsequenzen sind wichtig für Kinder und in der Erziehung.
Aber die kann man doch auch ohne Ohrfeigen setzen.

Vielleicht hat das arme Kind auch eine sehr geringe Frustrationsgrenze!

Es versteht in diesem Moment einfach nicht, dass es noch zu jung ist, sieht es nicht ein.

Wir wissen ja nicht, wie es diese Tatsache vermittelt bekam, dass es noch zu jung ist für das Fussballturnier, durch die Kindergärtnerin.

Oft liegt es da auch an einer zu wenig einfühlsamen Mitteilung, und am nicht Ernstnehmen des Kindes, wie ich schon oft angesprochen habe :)

ja die Kindergärtnerin hat wahrscheinlich das Einfühlungsvermögen eines Dampfhammers und die arme Mutter musste es ausbaden.
Das kostet Nerven;-)

@starmouse

Das kann ich mir tatsächlich vorstellen, dass es so abgelaufen ist ! ;)

Die haben ja auch oft so eine grosse Gruppe zu betreuen, und gar nicht die Zeit, sich auf jedes Kind so intensiv einzulassen. Auch, wenn sie es gern täten.

Manchmal kommte es auch auf das Kind an, wie reagiert wird.
Auch eine Kindergärtnerin ist nicht vor Antipathie gegen einige Kids gewappnet, da kann ich ein Lied von singen !

Ja das wäre auch kein Job für mich. Zumal die meisten Eltern irgendwie denken, die Kinder werden vom Kindergarten erzogen und nicht von ihnen selbst. Das ist stark bewundernstwert heutzutage diesen Job zu ergreifen.

Im Regelfalle sollte es einem reichen, sich mit den eigenen Gören rumzuärgern. Und die Hungergehälter von Erziehern und Erzieherinnen sind ohnehin nur eine Kombination aus Schmutz- und Gefahrenzulage.

In meiner Zeit als Elternvertreter in diversen Kitas in verschiedenen Städten Deutschlands habe ich die Erfahrung gemacht, dass für viele Eltern mit der morgendlichen (oder mittäglichen) Abgabe des Kindes in der Gruppe die Verantwortung endet: Hier ham se das Kind, nun machense mal, schliesslich bezahle ich dafür. Fatal, wenn man den Eindruck gewinnt, dass die Erziehung in der Kita die einzige ist, die diese Kinder (ab 3) bekommen, weil die Eltern zu faul, zu doof oder zu besoffen sind, dies selbst zu übernehmen. Aber hinterher rummeckern - und in der Elternvertretung oder bei gemeinsamen Aktivitäten ja keinen Handschlag machen. Könnte ja Arbeit sein. Igitt. Da wundert es einen dann nicht, wenn so viele Kleine schon hoffnungslos "verzogen" daher kommen.
Übrigens ist dies durchaus kein Phänomen marginalisierter Randgruppen, des "abgehängten Prekariats" oder eines Migrationshintergrundes. Diese Kinder und Eltern findet man in allen Bildungs- und Einkommensschichten.

Jep, vollkommen richtig @doors. Während meiner Zeit in der Jugendarbeit, kamen auch Eltern zu uns, packten uns die Bälger dahin und meinten, dann erziehen se mir das Kind mal und wenns frech wird, einen auf die Nuss geben. Und das bei 90 min in der Woche!!