6.PzGren391 schrieb:Könnte ich mit jemanden zusammenleben der jemanden (wenn auch auf Verlangen) getötet hat? Ziemlich sicher nicht.
Doch, das könnte ich, gerade wenn es um Tötung auf Verlangen gehen würde, da ich das Recht auf Selbstbestimmung akzeptiere und wenn es jemand nicht alleine kann, sondern Hilfe benötigt und diese auch bekommt, dann ziehe ich davor meinen Hut. Ob ich so einem Wunsch nachkommen könnte, das steht auf einem anderen Blatt. (Ausschlaggebend wäre aber auch hierbei, wie diese Tötung vollzogen wurde.)
6.PzGren391 schrieb:Könnte ich jemanden lieben der jemanden getötet hat? Ich weiß es nicht. Gegen Gefühle kann man ja nichts machen.
Richtig, gegen Gefühle kann man nichts machen, ich kann diese Frage deshalb auch nicht wirklich beantworten. Vielleicht würde auch wieder mit einfließen, wie die Tötung geschah, Hintergründe, Nachtatverhalten usw.
6.PzGren391 schrieb:Im Fall Meiwes ist es nunmal so dass er seine Gründe hatte. Er zog nicht los und hat einfach jemanden gekillt weil ihm danach war. Er hat jemanden gesucht und gefunden der das wollte. Für ihn, in seiner gefühlswelt hat sich das alles richtig angefühlt. War es das? Wohl nicht.
Auch da gehen wir konform, ich schrieb ja bereits, daß ich da wenig Gefahr sehe. Es wird, mMn, bei diesem Fall immer außen vor gelassen, daß diese Phantasien und Wünsche auf Gegenseitigkeit beruhten. Brandes war kein willkürliches Opfer, Meiwes zerrte nicht zB den Postboten in sein Haus (überspitzt gesprochen). Das Geschehen passierte in Absprache. Das macht es nicht weniger abnormal, aber es grenzt diesen Fall von anderen ab.
6.PzGren391 schrieb:Ich schätze ihn als sehr gebildeten Mann mit einer ziemlichen Störung ein. Aber für gefährlich halte ich ihn persönlich nicht mehr. Ich hätte auch keine Angst dass er mich fressen würde, würde er in meiner Nachbarschaft wohnen.
Ich bin der Überzeugung dass schon wesentlich gefährlichere Menschen wieder auf freiem Fuß sind.
Absolut, zumal Meiwes ja auch nie auffällig gegenüber Unbeteiligten wurde, im Gegenteil, er wurde immer als freundlich beschrieben. Ich war und bin bei ihm immer zwiegespalten. Einerseits sehe ich in ihm keine generelle Gefahr für die Allgemeinheit, auf Grund der Freiwilligkeit. Es suchte nicht willkürlich, sondern gezielt den Kontakt zu jemandem, der sich "schlachten" lassen wollte. Für mich hat das Ganze immer noch eine gewisse Tendenz zur Tötung auf Verlangen, auch wenn mir klar ist, daß es juristisch anders bewertet wurde.
Wenn man sich die Chatprotokolle von Meiwes und Brandes durchliest, dann sieht man eigentlich sehr genau, daß beide diesen Wunsch hatten und sich ergänzten. Normaler Weise stehe ich auf dem Standpunkt, daß erwachsene Menschen miteinander machen können, was sie wollen, solange die beidseitige Freiwilligkeit gegeben ist. Das Problem ist hier natürlich, daß innerhalb dieser Konstellation ein Mensch stirbt, auch wenn er es wollte. Deshalb stellt sich mir hier generell die Frage nach dem Geisteszustand von aktivem und passivem Part. Wie bewertet man jemanden, der sich als "Schlachtvieh" zur Verfügung stellt und das auch so äußert; der vollkommen ausgelöscht und gegessen werden will ? Und wie bewertet man jemanden, der das Ganze umsetzt und klasse findet ? Und damit schließt sich der Kreis zu meiner Frage - kann man das ausblenden, wenn man mit Meiwes Kontakt hat ? Ich glaube, ich pers. könnte das nicht, auch wenn ich keine Angst vor ihm hätte. Aber diese Bilder im Kopf, die Penis Amputation, das aufhängen und zerteilen, das wäre bei mir präsent, wenn ich Umgang mit ihm hätte. Daran wird er gemessen werden, für den Rest seines Lebens, mMn.
abberline schrieb:Erschreckend fand ich, dass es ein ganzes Forum gab. Und da werden wohl nicht nur drei Nasen geschrieben gaben. Hat man eigentlich mal was gehört, was aus den anderen Mitgliedern wurde und wie viele da noch so rumgeisterten?
Das Forum wurde aufgelöst, soviel ich weiß, aber diese Szene wird sicherlich weiterhin zu finden sein, Menschen mit solchen Vorlieben/Störungen hören ja nicht plötzlich auf zu existieren. Meiwes dürfte eine Ikone dieser Szene sein, einer der wenigen, der sich auslebte. Ich gehe davon aus, sollte er jemals wieder den Wunsch haben, einen Menschen zu verspeisen, könnte er sich vor Angeboten nicht retten. Die Szene soll nicht klein sein, wie ich mal las.