KZ- Arzt Josef Mengele
02.07.2010 um 16:35
Damit wir auch mal ein Beispiel dafür haben, worüber wir hier eigentlich reden:
Josef Mengele, berüchtigter Lagerarzt im KZ Auschwitz, hatte aus Berlin die Weisung erhalten, zwanzig jüdische Kinder für pseudomedizinische Experimente ins KZ Neuengamme zu schicken. Dort sollten sie dem SS-Arzt Kurt Heißmeyer für Menschenversuche zur Entwicklung von Impfstoffen gegen Tuberkulose zur Verfügung gestellt werden.
Am 27. November 1944 wurden die Kinder aus dem Konzentrationslager Auschwitz zum Bahnhof gebracht, begleitet von drei polnischen Krankenschwestern und einer Ärztin. Nach der zwei Tage später erfolgten Ankunft im KZ Neuengamme kümmerten sich zwei holländische Häftlingspfleger, Dirk Deutekom und Anton Hölzel, und die französischen Professoren Ren Quenouille und Gabriel Florence um die Kinder. Die drei polnischen Krankenschwestern, die die Kinder begleiteten, wurden fünf Tage nach ihrer Ankunft von dem Rapportführer Wilhelm Dreimann im Bunker des KZ Neuengamme erhängt. Die belgische Ärztin Paulina Trocki wurde ins Neuengammer Außenlager Beendorf überstellt.
Heißmeyer, der im Sanatorium Hohenlychen tätig war, hatte bereits seit Juni 1944 zusammen mit dem Pathologen Hans Klein im KZ Neuengamme Menschenversuche an sowjetischen Kriegsgefangenen vorgenommen. Es kam zu keiner Bildung von Antikörpern. Dies war bereits bekannt, da über erfolglose Versuche bereits Veröffentlichungen existierten, die Heißmeyer entweder nicht gelesen oder ignoriert hatte. Schon im Oktober 1944 musste er das Scheitern seiner Experimente an den sowjetischen Kriegsgefangenen erkennen; trotzdem forderte er die zwanzig Kinder für seine Versuche an, die Mitte Januar 1945 begannen. Der Gefangene Herbert Kirst musste den zehn Jungen und zehn Mädchen – neben vierzehn Polinnen und Polen ein niederländisches Brüderpaar, zwei Franzosen, ein Jugoslawe und ein Italiener – in die Brust schneiden und die Bakterienlösung in die Wunde einreiben. Nach zwei Tagen brach bei den Kindern hohes Fieber aus. Die durch die Verletzungen und den Einfluss der Bakterien körperlich stark geschwächten Kinder wurden einer zweiten sehr schmerzhaften Versuchsreihe unterzogen, dabei schob Heißmeyer einen Gummischlauch durch die Luftröhre in die Lungenflügel, um eine Lösung mit Tuberkulosebakterien direkt in die Lungen mit einem Becher einzugießen. Dabei kam es häufig zu Verletzungen und Blutungen der Lungen der Kinder. Zur Vervollständigung seiner Versuche musste der tschechische Häftlingsarzt Bogumil Doclik den Kindern die Lymphdrüsen herausoperieren. Die Kinder bekamen lediglich eine örtliche Betäubung mit Novocain und nach zwei Wochen wurden ihnen die Lymphdrüsen auf der anderen Körperseite herausoperiert. Hans Klein stellte erneut fest, dass sich auch bei diesen Versuchen keine Antikörper gebildet hatten.
Als britische Truppen bereits das Hamburger Stadtgebiet erreicht hatten, kam der Befehl aus Berlin, die Kinder zu beseitigen, um die Spuren dieser Untat zu verwischen. Dazu wurden die Kinder mitsamt ihren Pflegern am späten Abend des 20. April 1945 in die Keller der leerstehenden Schule Bullenhuser Damm verbracht. Der SS-Arzt Alfred Trzebinski gab den Kindern eine Morphinspritze, woraufhin der SS-Unterscharführer Johann Frahm ihnen Stricke um den Hals legte und sie an zwei Haken im Heizungskeller der Schule erhängte. In derselben Nacht wurden dort noch 28 Erwachsene, die Pfleger und sowjetische Kriegsgefangene ermordet.
„Frahm nahm den 12-jährigen Jungen auf den Arm und sagte zu den anderen: Er wird jetzt ins Bett gebracht. Er ging mit ihm in einen Raum, der vielleicht sechs bis acht Meter von dem Aufenthaltsraum entfernt war, und dort sah ich schon eine Schlinge an einem Haken. In diese Schlinge hängte Frahm den schlafenden Jungen ein und hängte sich mit seinem ganzen Körpergewicht an den Körper des Jungen, damit die Schlinge sich zuzog. Ich habe in meiner KZ-Zeit schon viel menschliches Leid gesehen und war auch gewissermaßen abgestumpft, aber Kinder erhängt habe ich noch nie gesehen.“
Was mit den Leichnamen der Mordopfer geschah, konnte nicht abschließend aufgeklärt werden: Wahrscheinlich wurden die Leichen durch Arnold Strippel, der die Mordaktion leitete, am 21. April 1945 nach Neuengamme zurückgebracht und dort verbrannt.
Die Namen der ermordeten 20 jüdischen Kinder
Mahnmal in Hamburg-SchnelsenAltmann, Mania, 5 Jahre alt, Polin
Birnbaum, Lelka, 12 Jahre alt, Polin
De Simone, Sergio, 7 Jahre alt, Italiener
Goldinger, Surcis, 11 Jahre alt, Polin
Herszberg, Riwka, 7 Jahre alt, Polin
Hornemann, Alexander, 8 Jahre alt, Niederländer
Hornemann, Eduard, 12 Jahre alt, Niederländer
James, Marek, 6 Jahre alt, Pole
Junglieb, W., 12 Jahre alt, Jugoslawe
Klygermann, Lea, 8 Jahre alt, Polin
Kohn, Georges-André, 12 Jahre alt, Franzose
Mekler, Bluma, 11 Jahre alt, Polin
Morgenstern, Jacqueline, 12 Jahre alt, Französin
Reichenbaum, Eduard, 10 Jahre alt, Pole
Steinbaum, Marek, 10 Jahre alt, Pole
Wassermann, H., 8 Jahre alt, Polin
Witónska, Eleonora, 5 Jahre alt, Polin
Witónski, Roman, 7 Jahre alt, Pole
Zeller, Roman, 12 Jahre alt, Pole
Zylberberg, Ruchla, 9 Jahre alt, Polin