Eingeständnisse eurer selbst
03.12.2005 um 17:11
Hallo Amila, ein schönes Thema :)
Seid ihr Menschen dir eher andern Fehlern ansehen, aber blind sind wenn es um euch selbst geht?
Heutzutage gebe ich mir sehr grosse Mühe, solch ein Verhalten zu vermeiden, doch musste ich mir dieses erst einmal erarbeiten. Früher neigte ich oft dazu, mehr auf die Fehler der anderen zu sehen, diese fleissig zu kritisieren, ohne mich dabei zu fragen, was ICH denn selber ändern könnte. Ich denke aber auch, dass Einsichten dieser Art immer eines längeren Reifungsprozesses bedürfen, gehört es doch nicht unbedingt zu den Stärken der Menschen, sich selber genauer und kritisch unter die Lupe zu nehmen, da wir uns nur zu gerne als gut und richtig ansehen würden. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die von anderen öfters mal als "Besserwisser" betitelt und belächelt werden (auch wenn ich tatsächlich oft im Recht bin, aber das ist ein anderes Thema *g*) und neige dazu, meine Meinung gerne offen kundzutun und anderen ihre Fehler unter die Nase zu reiben... Doch kann ich schon sagen, dass ich gut an meinem Verhalten gearbeitet habe und mich mittlerweile immerhin schon fast jedes Mal, wenn ich jemand anderen bemängele, selber kritisch beäuge. Ich halte ein solches Verhalten gegenüber sich selbst für den inneren Reifeprozess eines jeden Menschen für sehr wichtig, denn nur wer auch gegenüber sich selbst offen und ehrlich ist, sich eingestehen kann, dass die Fehler auch bei einem selber zu suchen sind, der wird auf Dauer ein zufriedenes Leben führen können, sich selber gut einschätzen und seine Stärken und Schwächen gut beurteilen können.
Erkennt ihr eure Fehler? Wie geht ihr mit ihnen um?
Wie aus dem obigen Text hervorgeht, erkenne ich meine eigenen Fehler mittlerweile. Bemerke ich ein Fehlverhalten an mir, so versuche ich durch Eigenanalyse herauszubekommen, warum ich mich eben so verhalte, so denke, wo die Wurzeln liegen könnten; habe ich diese gefunden, beschäftige ich mich solange mit ihnen bis ich mir sicher sein kann, ihr Muster das auf mich wirkt, verstanden zu haben, so dass ich von nun an besser und richtiger damit umgehen kann. Denn seine Fehler sind nicht dazu da, um vor der Welt und sich selber versteckt zu werden, sondern um aus ihnen zu lernen, sie durch das Begreifen zu überwinden und letzten Endes daran zu wachsen.
Wenn euch jemand etwas vorwirft denkt ihr auch darüber nach oder streitet ihr es sofort ab?
Früher habe ich das meiste, was mir bisweilen vorgeworfen wurde, mehr oder weniger beleidigt abgetan, was aber auch daran liegt, dass ich ein sehr empfindlicher Mensch bin und Kritik immer als groben Angriff auf mich gewertet habe. Heute ist es so, dass ich mich zumindest immer bemühe, über Kritik an meiner Person unvoreingenommen nachzudenken und es fällt mir nicht mehr sehr schwer, diese auch anzunehmen, so sie denn berechtigt ist. Ich sehe die Kritik anderer Menschen nun vielmehr als eine Chance zur persönlichen Weiterentwicklung heraus aus der subjektiven Wahrnehmung der eigenen Person. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen mir etwas vorgeworfen wird, das jeglicher Tatsachen entbehrt; in beiden Fällen suche ich aber immer das Gespräch mit den Kritikern um Missverständnisse auszuräumen, ihre Sichtweisen zu erkennen und besser verstehen zu können. Ein klärendes Gespräch, in dem beide Parteien ihre Sichtweise offen und ehrlich darlegen, halte ich für die beste Möglichkeit eine Kritik anzunehmen und zu verarbeiten, ganz falsch wäre in meinen Augen ein beleidigtes sich-zurückziehen.
Sind Menschen die nur sich selbst als fehrlerlos sehen nicht einfach nur naiv und weltfern?
Naivität ist hier seltener am Platz als viel eher ein völlig übersteigertes Eigenbild oder aber auch Angst, selber Fehler haben zu können.
Wer sich für tatsächlich fehlerlos hält, übersieht zuerst einfach schon mal einen riesengrossen Fehler, nämlich die Selbstüberschätzung. Solche Menschen müssen wieder oder zum ersten Mal lernen, sich ein realistisches Bild ihrer Selbst zu machen, was sich aber recht schwer gestalten kann...
Gruss
Wer nur Stroh im Kopf hat, sollte sich vor dem Funken der Wahrheit in acht nehmen.