Füchschen schrieb:Was macht man mit solchen Menschen?
Füchschen schrieb:Nur wie können wir uns am besten dagegen wehren?
Ich persönlich würde da eine ganz klare Grenze ziehen, nicht, was den Inhalt, sondern was den Kreis anbelangt, in dem eine Äußerung getätigt wird. Privat, und das heißt für mich, im persönlichen, nicht-öffentlichen Gespräch, sozusagen Auge in Auge, unter dem Schutz des vertraulich gesprochenen Wortes, kann mir jeder seine Meinung kundtun. Wie ich darauf reagiere, hängt dann von verschiedenen Faktoren ab, aber ich sehe es jetzt nicht als meine Aufgabe, andere erwachsene Menschen zu erziehen, sie auf ihre gedanklichen Fehler hinzuweisen oder gar, sie zu besseren Menschen zu machen. Ich muss zu Äußerungen, die mir nicht zusagen, überhaupt nichts sagen. Wenn die andere Seite ohnehin eine vorgefasste Meinung vertritt, kann derjenige mein Schweigen aber auch nicht als Zustimmung verbuchen. Man kann ja den anderen auch fragen, ob er einer Aussage zustimmt - das geschieht bezeichnenderweise nur selten.
Wenn eine Äußerung oder Parole der Preislage "Ausländer raus" oder "Deutschland den Deutschen" öffentlich getätigt wird, also an eine größere oder zahlenmäßig unbestimmte Zuhörerschaft, draußen auf der Straße oder an privaten, aber prinzipiell für viele zugänglichen Orten, dann sieht die Sache gleich anders aus.
Eine klare Abgrenzung zwischen privat und öffentlich ist heute für viele schwierig geworden, da heute jeder mit dem Smartphone in seiner Tasche alles mögliche in die Welt hinausposaunen kann - sei es als amerikanischer Präsident, oder sei es als Otto Normalverbraucher. Vielen scheint die Verantwortung nicht bewusst zu sein, die sie mit diesem mächtigen Werkzeug zugleich erhalten. Vielen ist nicht bewusst, dass der Post in sozialen Netzwerken schnell ein öffentlicher ist.
Mitsingen in der Disco oder auf dem Dorffest ist aber eindeutig öffentlich. Und im Falle der genannten Parolen halte ich das auch für strafbar.
Zivilcourage ist gut, aber im Falle einer Tanzveranstaltung führt eine Einmischung schnell zu einer tätlichen Auseinandersetzung - ich denke, dass man unmittelbar und direkt nichts tun kann oder sollte. Strafverfolgung ist Sache des Staates.
Meine Überlegung: Vielleicht hilft ein griffiger Slogan, den die Zivilgesellschaft verinnerlichen und bei entsprechender Gelegenheit rufen/skandieren kann. Von jungen Menschen hört man bei Streitigkeiten oft den Spruch "Gewalt ist keine Lösung"- das leuchtet jedem ein, und ist deshalb so reizvoll, weil er inhaltlich zum Problem keine Stellung bezieht, sondern vor einem falschen Umgang damit warnt.
Analog dazu, sollte man vielleicht gar nicht inhaltlich in die Debatte einsteigen. Selbst unter demokratischen Parteien herrscht ja nicht zu allen Fragen rund um Einwanderung und Migration eitle Einigkeit. Im Gegenteil, wird ja im politischen Diskurs darüber gestritten, wer ins Land kommen soll, unter welchen Voraussetzungen, wer die Staatsbürgerschaft erhalten soll, und so weiter. Es ist also kein Thema, zu dem jeder die gleiche Meinung vertreten muss, und es ist auch kein Tabu, über Migration zu sprechen.
"Ausländer raus" ist dagegen die Forderung nach einer radikalen Lösung mit der ethnischen bzw. nationalen Zugehörigkeit als Kriterium- wer so etwas ruft, dem geht es nicht um Regeln für Zuwanderung oder die Regeln eines friedlichen Zusammenlebens. Dem geht es um eine "ethnische Säuberung". Also um ein Verbrechen.
Mir schwebt eine Gegenparole vor, die von einer breiten zivilgesellschaftlichen Mehrheit getragen werden kann. Vielleicht:
"
Vertreiben ist Verbrechen."
Das ist schlagkräftig, klingt heute auch nicht mehr revanchistisch (weil seit der Vertreibung der Deutschen nach dem Weltkrieg auch schon 8 Jahrzehnte ins Land gegangen sind) und lenkt eben auch einen Blick darauf, dass nicht wenige Menschen, die nach Deutschland kommen, eben in ihrer Heimat Opfer von Krieg und Vertreibung wurden.
Und das, was heute euphemistisch von der politischen Rechten gefordert wird, nämlich "Remigration", läuft schlussendlich auch auf eine Vertreibung hinaus.
Also, mein Vorschlag: "Vertreiben ist Verbrechen" sagen. Oder "Vau-Ih-Vau" skandieren, wenn die Parole an Bekanntheit gewonnen hat.