Bauernproteste - Pro und Kontra

Geisonik schrieb:Wenn gesichert ist das die Differenz des höheren Preises auch wo sinnvolles ankommt wäre es super. Ich denke dann würde der Markt das sogar von alleine mit der Zeit regeln.

Wenn man dem Finanzminister trauen könnte, wären Steuern tatsächlich eine Lösung aber ich fürchte dieses Geld käme auch nicht bei den Bauer an, sondern es würden wieder irgendwelche Löcher gestopft.

Der Verbraucher wird das in 100 Jahren noch nicht regeln. Wie lange gibt es schon Fleisch und Eier aus besserer Haltung? Aber da Geiz geil ist, wird Fleisch für 6 Euro p.kg und ein Ei für 20 Cent gekauft. Wie man sowas mit Genuss verzehren kann bleibt mir ein Rätsel.

Frau.N.Zimmer schrieb:Aber da Geiz geil ist

Und wenn man jeden Cent zweimal umdrehen muss? Wer hat diesen Spruch eigentlich in die Welt gesetzt?
Wenn vielleicht aus einem anderen Grund, ich glaube auch, dass es der Markt eben doch nicht regeln können wird.

Μan müsste Landwirtschaft neu denken. Vor allem weil Faktoren hier eine Rolle spielen, die uns wichtiger sein sollten, um sie alleine "dem Markt" zu überlassen.

vx110 schrieb:Das Ich absolut kein Bock habe, noch mehr Steuern zu bezahlen und da werde Ich wahrscheinlich nicht der einzigste sein. So langsam wäre es sinnvoller, tatsächlich jedem ein Grundeinkommen zu geben und fertig.

Geld wächst ja bekanntlich auf Bäumen. :D

Negev schrieb:Wer hat diesen Spruch eigentlich in die Welt gesetzt?

Das war Saturn-Mediamarkt um die Jahrtausendwende, die mMn einflußreichste und günstigste Werbekampagne der letzten Jahrzemhte. Keine hat das Sprachverständnis (Unterschied "Billig" und "Günstig") in den Köpfen der Menschen mehr verändert.

Aniara schrieb:Das Ich absolut kein Bock habe, noch mehr Steuern zu bezahlen und da werde Ich wahrscheinlich nicht der einzigste sein. So langsam wäre es sinnvoller, tatsächlich jedem ein Grundeinkommen zu geben und fertig.
Geld wächst ja bekanntlich auf Bäumen. :D

Sollen Arbeitgeber Löhne und Gehälter doch direkt an den Staat zahlen und dann zuteilen ;-)

Frau.N.Zimmer schrieb:Wie lange gibt es schon Fleisch und Eier aus besserer Haltung?

Darüber schrieb ich ja das man meistens nicht wirklich nachvollziehen kann obs eine Kundenverarsche ist oder tatsächlich bessere Haltung oder Nachhaltiger, Umweltschonend, was auch immer.
Beim Bauern um die Ecke kannst du dir sicher sein, sonst doch kaum noch wo.

Nur hat nicht jeder einen Bauern um die Ecke und der Bauer um die Ecke nicht genug Kunden um die Ecke.

Glaubhafte Labels wären ne tolle Sache :Y:

Aniara schrieb:Geld wächst ja bekanntlich auf Bäumen. :D

Ja dem Geisteszustand derer, die hier das sagen haben, den traue Ich das durchaus zu, dass die das glauben.

Desperadoo schrieb:Sollen Arbeitgeber Löhne und Gehälter doch direkt an den Staat zahlen und dann zuteilen ;-)

Das wäre wahrscheinlich die Traumlösung für die und würde mich wirklich nicht wundern, wenn das mal so vorgeschlagen wird.



https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/fdp-chef-attackiert-scholz-und-habeck-lindner-kehrtwende-bei-den-bauern-86755766.bild.html

Also Ich könnte wirklich im Strahl kotzen. Vor paar Tagen noch ein ganz anderer Ton und jetzt so.

https://www.merkur.de/wirtschaft/hau-ab-finanzminister-lindner-bei-bauerndemo-ausgebuht-zr-92776203.html

Ein Glück gibt es noch Leute, die Verstand haben und den zu Recht ausbuhen.

Wenn wir ehrlich sind, ist an dem Preis Dumping nicht nur der Import ausländischer Waren Schuld. In Deutschland gibt es doch mehr als genug Landwirte, die es sich erlauben können ihre Produkte so billig zu verkaufen. Das ist natürlich alles zum Leidwesen der kleinen Höfe, die ihre Waren zu einem gewissen Preis verkaufen müssen, um überleben zu können.

Weiß hier eigentlich jemand ob es noch aktuell ist, dass Landwirte Waren aussortieren, die nicht schön genug für den Handel sind?
Früher war das ganz extrem mit Gurken, die stark gebogen waren. Die sehe ich mittlerweile immer häufiger als günstige Alternative zu den "optisch schöneren" geraden Gurken.

Anfimia schrieb:Weiß hier eigentlich jemand ob es noch aktuell ist, dass Landwirte Waren aussortieren, die nicht schön genug für den Handel sind?
Früher war das ganz extrem mit Gurken, die stark gebogen waren.

Das hat (aus meiner Erinnerung heraus, ohne Gewähr) nichts mit den Bauern und "och nee, die sieht blöd aus" zutun. Ich meine es gibt da tatsächlich was von der EU.

Anfimia schrieb:Weiß hier eigentlich jemand ob es noch aktuell ist, dass Landwirte Waren aussortieren, die nicht schön genug für den Handel sind?
Früher war das ganz extrem mit Gurken, die stark gebogen waren. Die sehe ich mittlerweile immer häufiger als günstige Alternative zu den "optisch schöneren" geraden Gurken.

Das würde mich auch mal interessieren.

Frueher hatten meine Großeltern auch einen “Gemuesegarten” und wenn Ich daran zurueckdenke, dann sahen die Tomaten nicht so ganz aus, wie die aus dem Supermarkt.

Gab es dazu auch nicht mal eine Regelung der EU?

Anfimia schrieb:Weiß hier eigentlich jemand ob es noch aktuell ist, dass Landwirte Waren aussortieren, die nicht schön genug für den Handel sind?

Sowas landet generell dann in den verarbeiteten Produkten.
z.B. unschöne Tomaten werden halt zu Tomatenmark, Tomatensauce etc. verarbeitet.

Anfimia schrieb:In Deutschland gibt es doch mehr als genug Landwirte, die es sich erlauben können ihre Produkte so billig zu verkaufen.

Genau... weil die Bauern den Mühlen, Molkereien und sonstigen Abnehmern auch ihre Preise diktieren.

Hier mal ein (etwas älterer) Bericht zum Thema Aussehen und EU-Richtlinien

Wie krumm darf eine Gutke lt EU sein?

Aus dem Artikel:

Vor 25 Jahren sorgte die Gurkenverordnung für viel Gelächter und wurde zum Symbol für den Regelwahl der Europäischen Union. Zwar wurde sie 2009 abgeschafft, befolgt wird sie aber noch heute.

Quelle: ebenda


Der Artikel beschäftigt sich allgemein mit der Regulierungswut der EU, ist aber aus 2013

CharlyPewPew schrieb:Genau... weil die Bauern den Mühlen, Molkereien und sonstigen Abnehmern auch ihre Preise diktieren.

Richtig, umgekehrt wieder leider ein Schuh drauß und gerade die großen Produzenten diktieren die Abnahmepreise und nicht die Bauern

Statt die EU mal Böller aus PL oder CZ reguliert, die quasi Bomben sind, darf die Gurke nicht zu krumm sein. Bescheuert!

Hier mal ein sehr guter Artikel der zeigt, wer wirklich an der Misere der Bauern schuld ist.

Bauern und Fleischerzeuger in diesem Land haben sich viel vorgenommen. Produzieren für den Weltmarkt, so lautet die Devise, die der mächtige Deutsche Bauernverband ausgegeben hat. Ein Ziel, das mit aller Konsequenz verfolgt wird. Komme, was da wolle.

So gesehen hat sich das Jammern gelohnt. Gut 70 Millionen Euro schwer ist das Rettungspaket für die deutschen Milchbauern, die inzwischen fast die Hälfte exportieren. Viele haben sich dabei verspekuliert. Weil sie nach dem Ende der Milchquote auf noch mehr Absatz im Ausland hofften, haben sie viel investiert. Mit dem Ergebnis, dass in deutschen Ställen nun noch mehr Kühe stehen, um noch mehr Milch zu geben, die derzeit weder hierzulande noch anderswo genügend zahlungswillige Abnehmer findet.

Das Beispiel zeigt, wie riskant das Vorhaben ist, die ganz Welt ernähren zu wollen. Das bekommen auch andere zu spüren, etwa Schweine- und Geflügelzüchter, die ebenfalls unter Überproduktion und Dumpingpreisen leiden.

Fragt man Bauernfunktionäre, dann zeigen diese rasch auf den Handel und auf vermeintlich geizige Verbraucher. Von Selbstkritik keine Spur. Dabei wäre es an der Zeit, die eigene Strategie zu hinterfragen - so wie es auch ein Industriemanager tun muss, wenn die Kunden wegbleiben.

Schuld an der Misere ist vor allem der Bauernverband, der viele seine Mitglieder mit dieser Wachstumsstrategie geradewegs in die Krise manövriert. Das Schielen auf den Weltmarkt bedroht nicht nur die Existenz vieler kleiner und mittelgroßer Betriebe, es überlastet auch Ökosysteme und schürt Konflikte mit der Bevölkerung. Immer lauter werden die Proteste gegen Megaställe, in denen Hühner und Schweine durchrationalisiert dahinvegetieren, aufgepäppelt mit Hormonen und jeder Menge Antibiotika. All das, um sie dann, zerlegt und tiefgefroren, um die halbe Welt zu schippern? Nein, danke

Nicht der Verbraucher ist schuld an der Misere, sondern der Bauernverband

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/landwirtschaft-bauern-steuern-auf-selbstgemachte-krise-zu-1.2685098

SomertonMan schrieb:darf die Gurke nicht zu krumm sein

Darf sie ja. Verantwortlich dafür ist nicht die EU, sondern folgender Sachverhalt:

Eines jedoch ist merkwürdig: Die Gurkenverordnung, angeblich Machwerk irrer Eurokraten, wurde vor nun bald zehn Jahren wieder abgeschafft. Aber die in Europa verkauften Gurken sind trotzdem nicht krummer geworden.
„Das hat für uns eigentlich nichts geändert. Bei der Logistik und allem passt die krumme Gurke nicht und im Laden nicht. Deswegen müssen wir die noch immer aussortieren als Klasse II. Und die werden dann auch sofort als Klasse II verkauft.“

[...]

„Alles ist gerade und schön, so ist das eigentlich nicht. Wir bauen an und da kommt ein Teil, der richtig super Qualität ist und dann, wenn man bei der krummen Gurke von Qualität sprechen kann, weicht die ab. Und weil die meisten Leute nicht genau wissen, wie der Anbau funktioniert, haben die keine Ahnung, dass es auch krumme Gurken gibt.“

[...]

Am Ende ist es so, wie es immer ist: Gerade Gurken bringen mehr ein. Da kann natürliche Vielfalt nicht mithalten.

Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/mythen-der-eu-1-5-warum-europas-gurken-auch-ohne-verordnung-100.html

Hier mal wieder was Sachliches.

https://www.focus.de/finanzen/news/gastbeitrag-von-gabor-steingart-deutschlands-bauern-sind-nicht-links-oder-rechts-sondern-einfach-nur-sauer_id_259576302.html

hier der originale Artikel

https://www.thepioneer.de/originals/thepioneer-briefing-business-class-edition/briefings/widerstand-die-7-schmerzpunkte-der-bauern

vx110 schrieb:https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/fdp-chef-attackiert-scholz-und-habeck-lindner-kehrtwende-bei-den-bauern-86755766.bild.html

Also Ich könnte wirklich im Strahl kotzen. Vor paar Tagen noch ein ganz anderer Ton und jetzt so.

Tja, ich auch.....schon lange.

Aber wer hat die Ampel inklusive FDP gewählt? "Wir alle" , also das Volk, bzw die Wähler. So ist nunmal Demokratie.

Wenn die Mehrheit rot, grün, gelb wählt, dann gibt's eben auch das.

peekaboo schrieb:Schuld an der Misere ist vor allem der Bauernverband, der viele seine Mitglieder mit dieser Wachstumsstrategie geradewegs in die Krise manövriert. Das Schielen auf den Weltmarkt bedroht nicht nur die Existenz vieler kleiner und mittelgroßer Betriebe, es überlastet auch Ökosysteme und schürt Konflikte mit der Bevölkerung. Immer lauter werden die Proteste gegen Megaställe, in denen Hühner und Schweine durchrationalisiert dahinvegetieren, aufgepäppelt mit Hormonen und jeder Menge Antibiotika. All das, um sie dann, zerlegt und tiefgefroren, um die halbe Welt zu schippern? Nein, danke

Habe mich gestern mit drei Bauern getroffen. Eher kleine Betriebe und eher Bio bzw nachhaltig und mit Hofladen.

Die haben mir genau das so eins zu eins gesagt und plausibel erklärt.

Ganz nebenbei beteiligen die sich selbstverständlich NICHT an irgendwelchen Protesten und haben z.Zt. ihre Traktoren in der Garage versteckt.

Sie haben regelrecht Angst von anderen Bauern angemacht und angegriffen zu werden, weil sie nicht mitmachen bei den Protesten.

Viele kleine und eher arme Landwirte fühlen bzw sind vom Bauernverband garnicht vertreten.

Die ganz großen vielleicht.

Die Probleme sind viel komplexer und schwieriger. Agrardiesel ist nur ein drittrangiger Punkt.

Wer ist eigentlich "Bauer"? Der Besitzer eines Hofes oder auch seine Angestellten?

Hier im Osten ist es nämlich so, dass noch die LPG zu DDR-Zeiten nachwirken. Soll heißen, dass das große Betriebe mit etlichen Angestellten sind. Im Westen sind es ja eher Familienbetriebe, wo Opa, Vater, Mutter und Sohn den Hof betreiben.

Forester schrieb:Tja, ich auch.....schon lange.

Aber wer hat die Ampel inklusive FDP gewählt? "Wir alle" , also das Volk, bzw die Wähler. So ist nunmal Demokratie.

Wenn die Mehrheit rot, grün, gelb wählt, dann gibt's eben auch das.

Ja, irgendjemand hat die in dem Falle gewählt.

Man soll sich aber nicht wundern, dass irgendwann das Limit ausgereizt ist und dann mal eine kleine Gegenbrise weht.

Forester schrieb:Aber wer hat die Ampel inklusive FDP gewählt? "Wir alle"

Niemand hat die Ampel gewählt, weil die Ampel gar nicht zur Wahl stand. Zur Wahl stehen immer Parteien, welche Koalitionen später möglich sind, weiß zum Zeitpunkt der Stimmabgabe keine Sau.