Bauernproteste - Pro und Kontra

Moin moin Freunde, ich hoffe ihr seid im Gegensatz zu mir heute gut durchgekommen.

Am Wochenende hieß es ja noch, es beträfe nur Autobahnauffahrten und einige Bundesstraßen. Von daher hat es mich schon überrascht, dass ich am Arsch der Welt, mitten in einem kleinen Kuhdorf in Brandenburg plötzlich vor einer Straßenblockade stand.

Das Blöde war, es gab da nicht einmal eine Möglichkeit der Umfahrung. Ich musste also 15 km zurück, um das Ganze zu umfahren, und natürlich kam ich mit deutlicher Verspätung in der Firma an. Ich war und bin immer noch angepisst von so viel Dreistigkeit.

Ich bin durchaus geneigt, diese Bauern auf eine Stufe mit den Klimaklebern zu stellen, mal vollkommen unabhängig von der Frage ob ihre Ziele solche Aktionen rechtfertigen. Und es ist ja auch noch lange nicht vorbei, der Scheiß soll die ganze Woche so weiter gehen, und ab Mittwoch kommen auch noch die Streiks der Lokführer hinzu. Wo soll das mal enden?

Geht es demnächst nur noch, indem man das halbe Land lahmlegt? Ich stell mir schon die Schlagzeilen vor, Kita-Mitarbeiter blockieren mit Kinderwagen bundesweit Verkehrsknotenpunkte und Flughäfen ...

Ich muss zugeben, dass der unselige Vorfall an der Fähre mit Habeck dazu geführt hat, dass mir für die Bauernproteste derzeit mein Verständnis abhanden gekommen ist. Ich finde, es geht einfach zu weit, Menschen (auch wenn es sich um Politiker handelt) so stark zu bedrängen, dass es bedrohlich wirkt. Dazu kommt noch das unverständliche Verhalten, dass man das von Habeck kommende Gesprächsangebot mit "höhnischem Gelächter" ausgeschlagen hat. Da verstehe ich dann irgendwie nicht mehr so recht, worum es eigentlich gehen soll. Letztlich erscheint mir doch so ein Gesprächsangebot als Ziel, oder? Warum schlägt man es aus und lacht auch noch drüber?

Abgesehen davon finde ich den aktuellen Trend zur "Blockade" auch sehr anstrengend, und ich frage mich, ob er wirklich irgendwas besser machen wird? Oder verhärten sich dadurch die Fronten, weil keiner mehr wirklich reden und Meinungen austauschen will? Ich habe das Gefühl, alle sind voneinander genervt und wollen sich möglichst umfassend gegenseitig das Leben schwer machen, und denken, damit würde man irgendwas erreichen.

Kann Ich absolut nicht nachvollziehen. Getreu dem Motto, dass was mich vielleicht nicht direkt betrifft, ist mir egal und nervt nur noch.

Ich finde sogar, dass das ganze noch groesser und mit noch mehr Punkten belegt werden sollte, weil irgendwann ist auch mal gut.

Hier fing es heute Morgen um drei Uhr an und seitdem Dauer gehupe, blockierte Straßen usw.
Eine privilegierte Berufsgruppe, die seit Jahren trotz Krisen Rekordumsätze einfährt spielt Opfer.
(Für Kleinbauern halte ich die Subventionen jedoch für richtig und wichtig.)

Dann diese ganzen nervigen Leute, denen es nicht um die Landwirtschaft geht, sondern um die Absetzung der Ampel, obwohl die Agrarpolitik in den letzten 30 Jahren von anderen Köchen verkackt wurde.
Von der Unterwanderung von Rechts, Gewaltdrohungen und Umsturzfantasien fange ich jetzt nicht an, dafür ist der Tag noch zu lang.

Ich bin jedenfalls unfassbar genervt und froh, dass mein Betrieb heute Ruhetag hat.

Mein Beileid an alle, die Heute von diesen netten Menschen richtig gef***t werden und an alle Berufsgruppen, die mehr Gründe hätten zu streiken, es aber aus moralischen Gründen nicht machen können.

Und an alle Leute, die so lautstark unsere Bauern unterstützen:

Ab jetzt bitte nur noch im Biomarkt oder beim Erzeuger direkt kaufen, aber nicht weinen, wenn es um einiges mehr kostet, als die im Ausland angebauten Erzeugnisse aus dem Ausland.
Das ist nämlich auch ein Punkt, vielen Unterstützern sind die Bauern und Landwirte egal, denen geht es nur um den eigenen Frust/Hass, für den sie die Bauernproteste als Vorwand nehmen.

Genug Rage für den Vormittag, ich klatsche jetzt eine Runde Beifall vom Balkon aus.

Naja ich halte es für eine konsequente Entwicklung.
Angefangen hats mit den Klimaklebern und jetzt ziehen andere nach.
Bei der zerstrittenen Gesellschaft halte ich es eher für ein Wunder dass sich Ausschreitungen noch auf 'gruppendynamische Party und Eventsszenen' beschränken und nicht viel mehr demonstriert und demoliert wird.
Was noch dazu kommt ist halt auch dass die Kohle staatlicherseits zum 'ruhigkaufen' auch nicht mehr so flüssig da ist.
Das Streichen von Subventionen ist ja letztendlich der Grund für die Proteste.
Ansonsten bin ich davon aber nicht großartig betroffen und ich finds eher witzig wie sich manche drüber aufregen die gestern noch bspw. die Klimakleber toll fanden jetzt massiv abkotzen.
Auf der anderen Seite natürlich auch Menschen die Strassenblockaden jetzt doch ganz toll finden.
Klar sind die alle nicht für voll zu nehmen bei so einen persönlichen Hintergrund, aber witzig sind sie schon.

@Peter0167
vielleicht hättest Du Dich einfach informieren sollen. Im Internet, Radio, Zeitung etc wird doch die ganze Zeit berichtet, wo es zu Blockaden kommt. Einen Streik bzw. Proteste nur deshalb abzulehnen, weil man einen Umweg fahren muss ist für mich Kinderkacke. Es war angekündigt, man kann sich darauf einstellen.

Ich hatte gerade ein Gespräch mit einem Kunden, der viele dieser Bauern hier in der Umgebung kennt. Der erzählte mir, dass einer der Bauern, der beim protestieren immer ganz vorn dabei ist, zu den reichsten Menschen gehört, die er kennt. Der lebt gar nicht mehr von der Landwirtschaft, sondern nur noch von Subventionen.

Für ein ha Land erhält er vom Staat Zuschüsse von 400 Euro, muss aber nur 80 bis 90 Euro Pacht bezahlen. Dem gehören heute ganze Landstriche und unzählige Immobilien. Vielleicht würde da mal eine "Bedürftigkeitsprüfung" anstelle der Gießkanne helfen :D

Sicher gibt es auch verarmte Bauern, denen eine Kürzung durchaus weh tut, aber dann müssen die wie jeder andere auch lernen, damit umzugehen. Wenn mir die Kunden wegbleiben, bleibt mir auch nur der Gang in die Insolvenz. So ist nun mal das Leben, ich kann aber nicht auf dem Rücken von Unbeteiligten meine Vorstellungen mit Gewalt durchdrücken.

Nicht vergessen liebe Freunde, steuerbefreite grüne Fahrzeugkennzeichen dürfen nicht zweckentfremdet werden!

Diverse Behörden würden sich bestimmt über ein paar dokumentierte Hinweise heute freuen :D

Peter0167 schrieb:Sicher gibt es auch verarmte Bauern, denen eine Kürzung durchaus weh tut, aber dann müssen die wie jeder andere auch lernen, damit umzugehen. Wenn mir die Kunden wegbleiben, bleibt mir auch nur der Gang in die Insolvenz. So ist nun mal das Leben, ich kann aber nicht auf dem Rücken von Unbeteiligten meine Vorstellungen mit Gewalt durchdrücken.

Generell würde ich zustimmen aber hier geht es um die Nahrungsmittelversorgung und nicht um "Friseurbude 1245".

Peter0167 schrieb:Sicher gibt es auch verarmte Bauern, denen eine Kürzung durchaus weh tut, aber dann müssen die wie jeder andere auch lernen, damit umzugehen. Wenn mir die Kunden wegbleiben, bleibt mir auch nur der Gang in die Insolvenz. So ist nun mal das Leben, ich kann aber nicht auf dem Rücken von Unbeteiligten meine Vorstellungen mit Gewalt durchdrücken.

Das Problem sind halt gewachse Strukturen.

Manche Kleinbauern schieben Schulden im 7 stelligen Bereich vor sich her um am Ende des Jahres auf 40, 50 oder 60000 Eur Lohn zu kommen.

Bei den Zahlen würde jedes Unternehmen zumachen, aber wenn der Bauer zumacht haftet er mit seinem Privatvermögen.

Einen Stall kann man halt gut gebraucht nicht zurückgeben.

Und nun kommt die Politik und kürzt "aus heiterem Himmel", wobei der Bauer vorher Verträge und Kredite auf 20 Jahre gemacht hat

Daher kann ich den Frust schon verstehen, denn das ist eigentlich alles bekannt. Es wurde also in der Vergangenheit nichts gemacht und daher soll nun der Bauer halt schnell das Problem lösen auf Kosten seines Privatvermögens.

Das ist konträr zu anderen Positionen. Beim Heizungsgesetz gibt es für sozial Schwache extra Fördergeld.

Das kam erst nach deutlichen Protesten an Heizungsgesetz.

Wieso gibt es für Landwirte keine Förderung auslaufend nach Einkommen ?? Wieso die Holzhammermethode "in 4 Wochen ist Schluss"

Berryl schrieb:Bei der zerstrittenen Gesellschaft halte ich es eher für ein Wunder dass sich Ausschreitungen noch auf 'gruppendynamische Party und Eventsszenen' beschränken und nicht viel mehr demonstriert und demoliert wird.

Der aggressive Teil der "Jugend", die ja am ehesten dazu neigt, hat sich schon seine Randale-Sparten gesucht. Der andere Teil geht seiner achtsamen Work-Life-Balance im Café beim Veggie-Latte nach und füttert seine Social-Media-Kanäle. Jedenfalls in der Stadt ist das scheinbar die Hauptbeschäftigung der U30.

abbacbbc schrieb:Und nun kommt die Politik und kürzt "aus heiterem Himmel", wobei der Bauer vorher Verträge und Kredite auf 20 Jahre gemacht hat

Also die einzige Kürzung die wohl gerade noch im Raum steht ist das Auslaufen von Subventionen auf "Agrardiesel".
Bei anderen Sachen ist die Ampel doch schon wie ein kleines Bäumchen eingeknickt.

abbacbbc schrieb:Wieso gibt es für Landwirte keine Förderung auslaufend nach Einkommen ??

Das wäre tatsächlich ne gute Lösung. Würde den laufenden Protesten aber wohl kaum ein Ende bereiten, da dort ja vor allem Großbauern (also Industrielandwirte) an vorderster Front aktiv sind, für die das 1. überhaupt nicht existenzbedrohend ist und die 2. selbst Teil der Problems sind.

Peter0167 schrieb:Sicher gibt es auch verarmte Bauern, denen eine Kürzung durchaus weh tut, aber dann müssen die wie jeder andere auch lernen, damit umzugehen. Wenn mir die Kunden wegbleiben, bleibt mir auch nur der Gang in die Insolvenz. So ist nun mal das Leben, ich kann aber nicht auf dem Rücken von Unbeteiligten meine Vorstellungen mit Gewalt durchdrücken.

Bei dem Thema sehe ich es anders.
Solange die landwirtschaftliche Güter produzieren gehören sie massiv gefördert.
Mit Blick auf die Ernährungssicherheit würde ich dahingehend Reformen begrüßen.
Brachflächen die nicht mehr bewirtschaftet werden fallen da natürlich raus.
Genauso pro forma Landwirte.

Anfimia schrieb:Nicht vergessen liebe Freunde, steuerbefreite grüne Fahrzeugkennzeichen dürfen nicht zweckentfremdet werden!

Diverse Behörden würden sich bestimmt über ein paar dokumentierte Hinweise heute freuen

Zumindest in einem dörflichen Umfeld hoffe ich dass etwaige Denuzianten die andere gerne bei Behörden hinhängen die maximale soziale Ächtung erfahren sofern sie auffliegen.
Mit Blick auf die Coronazeit bin ich in meinem Bereich auch guter Dinge dass dies eintreten würde.
Niemand mag Petzen.
Ganz unabhängig von der Materie.

Nemon schrieb:Der aggressive Teil der "Jugend", die ja am ehesten dazu neigt, hat sich schon seine Randale-Sparten gesucht. Der andere Teil geht seiner achtsamen Work-Life-Balance im Café beim Veggie-Latte nach und füttert seine Social-Media-Kanäle. Jedenfalls in der Stadt ist das scheinbar die Hauptbeschäftigung der U30.

Wie gesagt.
Bei der gesellschaftlichen Ausgangslage bin eher über die relative Ruhe verwundert.
Zumindest da scheinen wir noch Glück zu haben.
Wenn ich auch nicht mehr davon ausgehe dass diese Ruhe sich langfristig hält.

Berryl schrieb:Zumindest in einem dörflichen Umfeld hoffe ich dass etwaige Denuzianten die andere gerne bei Behörden hinhängen die maximale soziale Ächtung erfahren sofern sie auffliegen.
Mit Blick auf die Coronazeit bin ich in meinem Bereich auch guter Dinge dass dies eintreten würde.
Niemand mag Petzen.
Ganz unabhängig von der Materie.

Wenn so ein Otto mit seinem Traktor eine Straßenseite blockiert und Polizei spielt, habe ich kein Problem damit zu hinterfragen, ob das der Sinn eines von Steuern befreiten Fahrzeugs ist.
Nur weil die heute meinen Clownparade spielen zu müssen, verlieren Gesetze nicht ihre Gültigkeit.

»Freie Bauern« vor dem Brandenburger Tor. Sie seien laut Webseite: »Eine Stimme gegen Wachstumswahn und Ökoterror. Eine Stimme für die ganz normalen Bauern, die alles richtig gemacht haben – und keine Lust haben, alles anders zu machen.«

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/bauern-proteste-live-aktionen-laufen-an-erste-autobahnauffahrten-blockiert-a-3e679c1f-026b-410c-b5c9-df2ddeb53794

Wenn ich schon lese das Bauern gegen "Ökoterror" sind... gerade die sollten hoffen das sie auch in 10 - 20 Jahren hier noch Ernten einfahren können.

Und am Brandenburger Tor wird die DDR Flagge geschwenkt.
Also doch wieder Planwirtschaft und Order von Oben für die Bauern? Entscheidet euch mal :D

Nerok schrieb:Wenn ich schon lese das Bauern gegen "Ökoterror" sind... gerade die sollten hoffen das sie auch in 10 - 20 Jahren hier noch Ernten einfahren können.

Obst und Gemüse aus Südeuropa soll auch ganz lecker sein und kostet beim Discounter meist auch weniger.

abbacbbc schrieb:Das kam erst nach deutlichen Protesten an Heizungsgesetz.

Proteste sind ja prinzipiell legitim, mir geht es in erster Linie um die Art und Weise der Proteste.

Ich kann mich nicht erinnern, dass es beim Protest gegen das Heizungsgesetz zu massiven Straßenblockaden kam. Man kann Gesetze auch verhindern, indem man keine Unbeteiligten instrumentalisiert und nötigt.

Anfimia schrieb:Wenn so ein Otto mit seinem Traktor eine Straßenseite blockiert und Polizei spielt, habe ich kein Problem damit zu hinterfragen, ob das der Sinn eines von Steuern befreiten Fahrzeugs ist.
Nur weil die heute meinen Clownparade spielen zu müssen, verlieren Gesetze nicht ihre Gültigkeit.

Wie gesagt.
Keiner mag Denuzianten.

Peter0167 schrieb:Ich kann mich nicht erinnern, dass es beim Protest gegen das Heizungsgesetz zu massiven Straßenblockaden kam. Man kann Gesetze auch verhindern, indem man keine Unbeteiligten instrumentalisiert und nötigt.

Nur sind das halt meistens die effektivsten.
Sind wir mal ehrlich.
Wem intressiert denn irgend eine Sonntagsmahnwache in einem Bereich von Stadtplätzen oder Fuzos.
Eben.
Intressant wirds immer dann wenn man den Ablauf beeinträchtigt.
Siehe Klimakleber, siehe Bahnstreiks, siehe Hambacher Forst usw.

Berryl schrieb:Wie gesagt.
Keiner mag Denuzianten

Na hoffentlich behältst du die Einstellung bei, wenn dir mal jemand kräftig einen vor den Latz ballert, du ausgeraubt wirst, dein Auto beschädigt wird usw.

Der Spruch war schon zu Corona Zeiten so unfassbar dumm.
Wir alle haben uns ans Regeln und Gesetze zu halten und eine unnötige Show, wie die Landwirte sie heute abziehen ändert daran nichts.