MissMary
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Ist Anstand noch erlaubt?
03.12.2023 um 14:36Ich bin nun 50+ Jahre alt. In meiner Jugend waren "formale Höflichkeiten" völlig normal. Also: Im Bus für ältere Mitbürger aufstehen, Menschen auf der Straße grüßen, Bitte und Danke sagen, in der Bibliothek zu flüstern. Auf wäre man in Jogginghose nicht auf die Straße gegangen, das Erscheinungsbild war wesentlich gepflegter.Dr.Edelfrosch schrieb: Was ist mit „Früher“ gemeint? Vor 100 Jahren? Vor 1.000 Jahren? Oder noch früher?
Das zieht sich durch alle Generationen. Ich lebe im Schwarzwald, bei uns ist morgens in den Pendlerzügen oft das Problem, dass Rentnerfahrradgruppen den gesamten Zug blockieren "müssen früh los" - kürzlich kam es zu einer echten Auseinandersetzung, als eine junge Frau mit Rollstuhl aufgefordert wurde "den nächsten Zug zu nehmen", weil man nicht Platz machen wollte "wir waren zuerst da".Miles1701 schrieb:Die Senioren-Walking-Truppe die zu 4 mit Stecken nebeneinander stehen und den Zugang zu Bus und Bahnsteigen blockieren.
Das sehe ich nicht so. Die Frage war, ob es früher eine echte innere Einstellung war oder einfach anerzogen, sich mehr anzupassen. Aber es war früher rücksichtsvoller. Definitiv. Klar gibt es das Sokrateszitat über die Jugend ... aber frag z.B. mal die Polizei oder die Rettungsdienste, zu welchen Respektlosigkeiten es ihnen gegenüber kommt - und nicht nur von Jugendlichen. Klar gab es auch in den 80ern und 90ern Jugendliche, die über die Grenzen gingen - aber es gab klare gesellschaftliche Grenzen. Die sind heute immer weiter aufgeweicht worden und werden als verhandelbar angesehen bzw. einfach selbstverständlich überschritten. Heute fährt jeder die Ellbogen aus und versucht, das Maximale für sich rauszuholen, ohne groß Rücksicht zu nehmen.Doors schrieb:Ich bin alt genug, um mich noch ziemlich bewusst an die letzten 60 Jahre des Lebens in (West)Deutschland zu erinnern. Waren die Menschen früher höflicher? Rücksichtsvoller? Freundlicher? Nein, das waren sie nicht. Absolut nicht. Egal, ob "Wirtschaftswunderjahre" oder Krisenzeiten. Egal, ob in der Schule, im Berufsleben, in der Familie, im Alltagsleben. Ellenbogen ausgefahren, mit Rasierklingen dran und durch. Jede/r für sich und Gott gegen alle.