@Tannhauser Wenn ich zum Beispiel das Wetter beurteile selbstverständlich. Aber nicht, wenn ich meteorologische Angaben mache, wie sich eine Wolke bildet und dabei Mikroorganismen von A nach B transportiert.
Was ich meinte war, jeder Mensch hat ein Wertesystem, ohne gehts nicht, weshalb ich deinen Hinweis etwas seltsam fand.
Viren sind essentiell für das Leben. Womöglich sind beide nebeneinander der gleichen Urpfütze entsprungen. Der Urpredator, der Bestandteile egoistisch für sich assimilieren will und die Ureute, die sich kooperativ eine Membran zulegt, um sich zu schützen. Vielleicht haben Viren deshalb auch exklusive RNA, die sich nicht bei dem normalen Leben finden lässt. Ein chemischer Wettbewerb, der komplexes Leben hervorgebracht hat. Im Verlauf der Zeit hat sich die Beute durch lateralen Gentransfer abeschaut was der Predator so alles kann und hat das Nützliche daran für sich adaptiert und codiert das bis heute. Der überflüssige,
unnützliche Anteil wird in der Junk-DNA gekapselt aber nicht codiert.
Mag alles richtig sein, wie aber würdest du es finden, wenn ich dich hier und jetzt als z. B. eine Bazille bezeichnen würde (was ich natürlich niemals tun würde)? Und wenn dich das dann stören würde, würde ich einfach argumentieren: „Du legst dem ganzen Thema deine subjektive moralische Wertung von gut und schlecht bei.“
Ich hoffe, du verstehst, was mich an dieser Art von Argumentation stört, mal davon abgesehen, dass der Vergleich mit Viren völlig hinkt. Menschen sind komplexe, biologische und psychologische Wesen mit der Fähigkeit zu denken, zu fühlen und Entscheidungen zu treffen, Viren hingegen sind einfache Organismen ohne Bewusstsein oder Absichten. Solche Vergleiche implizieren auch, dass das menschliche Verhalten genauso unkontrollierbar sei wie die Ausbreitung eines Virus, was aber absolut nicht stimmt. Aber auch wissenschaftlich betrachtet hinken solche Vergleiche ganz gewaltig, denn Viren und Menschen sind völlig unterschiedliche Entitäten. Menschen sind Individuen mit eigenen Überzeugungen, Gedanken und Emotionen. Viren hingegen sind nur ein biologischer Faktor, der 0 individuelle Charakteristika hat.
Menschen haben zudem ethische und moralische Verpflichtungen, sind von einem Wertesystem geprägt, ein Virus nicht und solche Vergleiche führen auch oft zu einer Entmenschlichung und sind und waren auch oft die Grundlage für diskriminierendes und unethisches Verhalten in der Vergangenheit und Gegenwart, weshalb ich so einen Vergleich für absolut illegitim und falsch halte.
Aber wir können das Ganze, wenn du magst, auch etwas vertiefen, führen wir einfach mal die Logik deiner Argumentation weiter aus. Dieser Logik nach wäre auch ein Dieb objektiv betrachtet nicht gut oder schlecht, aber der Clou ist, das, was er tut, also die Konsequenz seines Handelns, hat für andere Menschen eine negative Folge, weshalb wir Diebe als schlecht definieren. Und so ist das nunmal auch mit den allermeisten Viren. Genauso könnte ich auch argumentieren, dass eine Schusswaffe oder gar eine Atombombe objektiv betrachtet weder gut oder schlecht ist. Ich könnte sogar so weit gehen und argumentieren, dass auch ein Schänder, Vergewaltiger und Mörder objektiv betrachtet als Mensch weder gut oder schlecht ist ... und behaupten, dass solche Menschen einfach nur ihrem natürlichen Instinkt gefolgt sind. Spätestens hier sollte aber einem die Absurdität hinter einer solchen Argumentationsweise bewusst werden.
Mich interessiert der normale Sprachgebrauch dazu aber nicht.
Der ist hier aber entscheidend, wir definieren im Deutschen Viren nun mal als kleine krankheitserregende Partikel, du wendest nun dieses Wort explizit auf Menschen an und wunderst dich dann, wenn andere Menschen darauf reagieren.
Fakt ist nunmal, dass viele Viren für Menschen und andere Lebewesen eine schädliche und krankmachende Wirkung haben und du weißt auch, dass die allermeisten Menschen das Wort „Virus“ mit etwas sehr Negativem in Verbindung bringen, bist dann aber sogleich darüber verwundert, wenn Menschen darauf reagieren … ich meine, das sollte dich wirklich nicht überraschen.