Mehrwertsteuerveränderung z. B. in der Gastronomie

Hallo Leute,

während der Coronapandemie wurde in Deutschland die Mehrwertsteuer (MWST) gesenkt.(19% auf 16% und in der Gastronomie 19% auf 7 %). In der Gastronomie liegt die MWST immer noch bei 7%.

a) Habt Ihr die MWST-Senkung im Preis bemerkt?

b) Was meint Ihr: steigen die Preise bei einer Erhöhung der MWST auf 19%

sommer2222 schrieb:Habt Ihr die MWST-Senkung im Preis bemerkt?

Nein.

@sommer2222
Die Mehrwertsteuer bringt dem Staat pro Jahr ca. 200 Mrd. Euro, sie wird für jede Handelsware oder Dienstleistung erhoben. Der Staat sollte ein Interesse daran haben die Wirtschaft am laufen zu halten, denn nur so wird Mehrwertsteuer generiert.

Den Gastwirten geht es schlecht und ich kenne einige Betriebe die wegen der Last an Kosten aufgegeben haben. Das kostet Arbeitsplätze und somit Steuereinnahmen.
Sollte die Steuer wieder auf 19% angehoben werden, werden natürlich auch die Preise um den Faktor steigen.
Andere Möglichkeiten sehe ich da nicht .

Man könnte natürlich die Sache verlängern, aber dann ist die Frage wie lange das gehen soll und wer dann noch alles Vergünstigungen möchte.

Viele Gastronomiebetriebe mussten trotzdem zu machen aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise, Miete bzw Pacht, Personalkosten und andere Kosten.

Gerade hier im ländlichen Gebiet wo ich wohne macht jeder dritte zu ... Ich hab ein Stammrestaurant wo ich immer das gleiche esse .... Zwiebelschnitzel mit Pommes.

Vor Corona 11,50€ heute (Stand letzten Sonntag) 16,50 € das ist schon ne Menge und da hab ich noch nichts getrunken.

Als vierköpfige Familie kann man sich sowas nicht mehr leisten, obwohl ich es aus meiner Kindheit genügend kenne.

Dini1909 schrieb:Vor Corona 11,50€ heute (Stand letzten Sonntag) 16,50 € das ist schon ne Menge und da hab ich noch nichts getrunken.

Inflation. Die kommenden Lohnrunden werden es wieder ausgleichen. Ich weiß nicht wann ich das letzte mal ein Schnitzel für 11,50 bekommen habe, ist aber schon einige Jahre länger her als 2020

Bin schon jahrelang kein Gastronomie Kunde mehr, weil ich das Preis/Leistungs Verhältnis nicht mehr gegeben sehe! Sicher kenn ich als Selbstständiger die Kosten dahinter und warum die Preise so sein müssen. Aber als Solitär hab ich keinen Äußeren Druck "Mal wieder essen gehen zu müssen". Daher bereite ich mein Jägerschnitzel/Pommes/Gemüse lieber für unter 5€uronen Zuhause selbst zu! Und das noch ohne Tütensoßen oder Formfleischfladen.

P.s. der Rechtschreibpfuhler in der Überschrift nervt! ;)

:mlp:

sommer2222 schrieb:Habt Ihr die MWST-Senkung im Preis bemerkt?

Nein.

sommer2222 schrieb:Was meint Ihr: steigen die Preise bei einer Erhöhung der MWST auf 19%

Ja.

Aber hier kommt dann das Konkurrenzgehabe wieder zum Einsatz. Insofern sehe ich dem gelassen entgegen. Ich denke, es wird erstmal ordentlich gemeckert, aber im Endeffekt sind die Gaststätten nachwievor ein Magnet. Der Deutsche lebt halt Kultur und zeigt das gerne in der Öffentlichkeit.

sommer2222 schrieb:a) Habt Ihr die MWST-Senkung im Preis bemerkt?

Nein, sie war nicht für die Verbraucher sondern für die Gastwirte...man hat es unterlassen 12% zu kassieren.

sommer2222 schrieb:b) Was meint Ihr: steigen die Preise bei einer Erhöhung der MWST auf 19%

Ja, klar, ich gehe von 10% aus.
In meinem Restaurant war Essen ein plus/minus Null Geschäft, der Verdienst kam über die Getränke, deswegen hatte ich zum Bistro umgebaut, als es geboomt hat, habe ich es verkauft....jetzt ist alles geschlossen und nicht mal die Immo vermietet.
Die Politik unterschätzt den Einfluss auf den Preis all ihrer gute Taten wie hohe Mehrwertsteuer, Steuern auf Stromsteuern, CO2 Abgaben, Steuern auf CO2 Abgaben, Mindestlohn, Steuer und Abgaben auf den Mindestlohn, Gewerbesteuern, Zwangsmitgliedschaften.

Abahatschi schrieb:Die Politik unterschätzt den Einfluss auf den Preis all ihrer gute Taten wie hohe Mehrwertsteuer, Steuern auf Stromsteuern, CO2 Abgaben, Steuern auf CO2 Abgaben, Mindestlohn, Steuer und Abgaben auf den Mindestlohn, Gewerbesteuern, Zwangsmitgliedschaften.

Man wird geschröpft bis zum Anschlag. Nennen wir das Kind doch so wie es heißt.
Gewerbesteuer
Grundsteuer
Mehrwertsteuer
Einkommenssteuer oder Körperschaftsteuer
Innungsbeiträge
Rundfunkbeitrag
Verpackungsverordnungs Abgabe
Geldwerter Vorteil
Sozialabgaben
Kraftfahrzeugsteuer
Spritsteuer
Alkoholsteuer
C02 Abgabe
Hundesteuer
Vergnügungssteuer
Spielgerätesteuer
Usw.

Der Staat kassiert mehr als die Hälfte dessen was man an Einnahmen generiert. Dazu kommen dann noch die Zwangsbeiträge von Innung und Rundfunk.
Es werden sich immer neue Wege ausgedacht um die arbeitende Klasse zur Kasse zu bitten.

Ich bin ja dafür alles, was der Ernährung dient, also was durch den Mund in den Körper gelangt und unten wieder heraus kommt und dabei einen kalorischen Input bringt (sonst kommt hier gleich wieder einer mit Blattgold...), gar nicht besteuert gehört. Sofern es keinen "anderen" Zweck hat, Berauschung zum Beispiel.
Das würde die ärmsten Menschen im Land ordentlich entlasten.
Will man dann noch unerwünschtes Verhalten etwas abmildern müsste man über z.B. Zuckersteuern oder ähnliches nachdenken.

Die Entlastung setzt natürlich voraus, dass die Unternehmen "Mitnahmeeffekte" einer Steuersenkung unterlassen. Bei der passageren Mehrwertsteuersenkung in den Supermärkten hatte das, wahrscheinlich wegen der Konkurrenz des Marktes, ganz gut funktioniert. Beim Tankrabatt initial mehr so mittelmäßig. Und von der Mehrwertsteuersenkung im Gastgewerbe habe ich persönlich sehr wenig mitbekommen, da besteht schon der Verdacht dass die Wirte wahrscheinlich alles selbst einbehalten haben. Oder der Steuerrabatt ging einfach in der Inflation unter. Ich gehe jetzt aber auch nicht täglich auswärts essen.

ayashi schrieb:Es werden sich immer neue Wege ausgedacht um die arbeitende Klasse zur Kasse zu bitten.

Will man aber stattdessen die zur Kasse bitten, die für ihre Einnahmen nicht arbeiten müssen, dann ist der Aufschrei auch riesengroß. Ironischerweise auch von denen, die das gar nicht beträfe. Einerseits dank Lobbyarbeit diverser Verbände, der INSM zum Beispiel. Andererseits auch durch verschobene Selbstwahrnehmung.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/reichtum-einkommen-vermoegen-elterngeld-unterschaetzen-folgen-1.6028679
Sehr lesenswerter Essay zum Thema.

Ilian schrieb:Will man aber stattdessen die zur Kasse bitten, die für ihre Einnahmen nicht arbeiten müssen, dann ist der Aufschrei auch riesengroß

Wer sprach denn davon?
Wie wäre es denn die Ausgaben zu senken, anstatt sich immer mehr Kosten aufzuhalsen?
Gibt ja genug Baustellen an denen sich was einsparen lässt.
Vor allem.ist das Ende der Fahnenstange längst erreicht, oder glaubst du da ist noch Spielraum nach oben was Steuern und Abgaben angeht

Ilian schrieb:Ironischerweise auch von denen, die das gar nicht beträfe

Na ja, es fordern auch viele Leute mehr Steuern die sie gar nicht beträfen. Die beanspruchen für sich sogar gerecht und sozial zu sein :D

ayashi schrieb:Wer sprach denn davon?

Du sprichst davon, dass immer nur die arbeitende Klasse zur Kasse gebeten wird. Das sehe ich auch so: Abgaben auf Arbeit sind in Deutschland zu hoch. Ich würde die auch gerne senken. Das muss man aber irgendwie gegenfinanzieren, denn auf Pump wäre nicht nachhaltig.

ayashi schrieb:Wie wäre es denn die Ausgaben zu senken, anstatt sich immer mehr Kosten aufzuhalsen?
Gibt ja genug Baustellen an denen sich was einsparen lässt.

Wo denn? Das sagt man immer, hat in den 20 Jahren in denen ich die Politik jetzt beobachte aber noch nicht ein Mal funktioniert. Trotz 2x FDP-Regierungsbeteiligung. Jetzt hat man den Bundestag wenigstens verkleinert (zu wenig umfangreich mMn) -> es kommt wieder ein Aufschrei von CDU/CSU, gut möglich also, dass das auch wieder kassiert werden wird.

ayashi schrieb:Vor allem.ist das Ende der Fahnenstange längst erreicht, oder glaubst du da ist noch Spielraum nach oben was Steuern und Abgaben angeht

Ich wünsche mir ja mal einen radikalen Schnitt, nicht ständige kleine Reformen, wenige Prozente hier, wenige da. Bekommst du gegen gefühlt tausende Lobby- und Partikularinteressen in dieser Bürokratiehölle aber leider nicht durchgesetzt.

Abahatschi schrieb:Na ja, es fordern auch viele Leute mehr Steuern die sie gar nicht beträfen. Die beanspruchen für sich sogar gerecht und sozial zu sein :D

Stell dir vor: es gibt sogar Menschen die Steuern fordern, die sie selbst beträfen.
Es ist nicht immer alles schwarz oder weiß.

Ilian schrieb:Wo denn?

Verwaltung komplett digitalisieren und somit Personal sparen.
Brauchen wir noch 16 Bundesländer mit 16 Regierungen?
Krankenkassen abschaffen. Nur noch eine einzige für alle
Evtl. PKV abschaffen
Prachtbauten überdenken, z.B. Kanzleramt
Rundfunk einstampfen. Ein Sender, ein oder zwei Radio und Internet Auftritte
Subventionen kürzen.
Weiß nicht was dabei unterm Strich heraus kommt, aber Peanuts sind es nicht.
Ja, ich weiß, alles unrealistisch, aber vom Bürger werden auch Opfer gefordert.

Und vor allem den ganzen Lobbyisten endlich die Tür zeigen

@ayashi

Alles klar, Deutschland als Gesamtpaket mit gleichen Rechten und Pflichten, schließt (zumindest für mich) die Besteuerung auf allen Sektoren gleich hoch (oder niedrig) ein. Heißt dann aber auch, dass ein und dieselbe Ausbildung/Qualifikation überall gleich hoch bezahlt wird.

@Do-X
Allemal alles besser als diese Pseudo Reförmchen der letzten 30 Jahre, die außer höheren Kosten nur geringere Leistungen gebracht haben. Und natürlich muss es dann einheitliche Abgaben geben. Die Frage der Bezahlung ist aber immer individuell zu regeln

ayashi schrieb:Verwaltung komplett digitalisieren und somit Personal sparen.

Darauf wird es ja zwangsläufig hinauslaufen. Die Finanzämter haben ja jetzt schon Nachwuchsprobleme. Hier bin mal noch ich vorsichtig optimistisch, auch wenn ich gerade erleben "darf" was Digitalisierung bei einem öffentlichen Arbeitgeber so anrichten kann. Die Mühlen mahlen leider viel zu langsam. Ein Großteil der Belegschaft ist selbst zu träge.. Glücklicherweise kommen digital natives nach.

ayashi schrieb:Brauchen wir noch 16 Bundesländer mit 16 Regierungen?

Eine derartig tiefgreifende Reform wird man leider niemals durchgesetzt bekommen.

ayashi schrieb:Krankenkassen abschaffen. Nur noch eine einzige für alle
Evtl. PKV abschaffen

Hierzu finden sich politisch keine Mehrheiten. Dazu steckt da auch viel Lobby dahinter.

ayashi schrieb:Prachtbauten überdenken, z.B. Kanzleramt

d'accor

ayashi schrieb:Rundfunk einstampfen. Ein Sender, ein oder zwei Radio und Internet Auftritte

Naja der ÖR wird ja gerade nicht aus Steuern finanziert. Hier stehe ich aber zwischen den Stühlen. Für meine Sportabos zahle ich gerne, die sind dem ÖR meilenweit überlegen. Aber wenn man dann den Vergleich mit den sonstigen Privaten zieht? Puh, also da bin ich dann froh um ARD und ZDF. :D

ayashi schrieb:Subventionen kürzen.

d'accor. Gerne erst mal alle weg. Und neue Subventionen dann nur unter striktesten Auflagen, beispielsweise zeitlich befristet und wirtschaftswissenschaftlich nachgewiesenerweise sinnvoll. Leider auch illusorisch.

ayashi schrieb:Weiß nicht was dabei unterm Strich heraus kommt, aber Peanuts sind es nicht.
Ja, ich weiß, alles unrealistisch, aber vom Bürger werden auch Opfer gefordert.

Zum Großteil leider halt wirklich vieles ein alter Hut. Ich schrieb ja schon: in den letzten 20 Jahren ist auch nichts passiert...
Vielleicht bräuchte es mal eine Art "Technokratenregierung", wie zuletzt Monti in Italien. Die peitscht die Reformen durch ohne Verluste.

@Ilian
Das Problem ist der Lobbyismus. Politische Mehrheiten für Reformen finden sich erst dann, wenn das Stimmvieh auf die Barrikaden geht und z. B. die AFD Mehrheiten gewinnt. Aber dazu muss in Deutschland erst der Mittelstand ausgeblutet werden.
Womit wir wieder beim jammern auf hohem Niveau wären.

@ayashi
Wobei die AfD weder für Kürzung von Subventionen noch für Abschaffung der PKV eintritt. Einzig den ÖR will sie eindampfen, meine ich. ^^
Wenn's wegen 40% AfD keine regierungsfähige Koalition gäbe könnte wirklich was passieren, ja. Aber deshalb AfD wählen, nein, das bekomm ich mit meiner Grundüberzeugung nicht vereinbart. :D

Aber nun zurück zum Thema.
Götz Werner (sicher kein klassischer Sozialist) war ja für höhere Verbrauchsteuern, sprich Mehrwertsteuererhöhung. Dafür wollte er die Einkommensteuer abschaffen.

Die Finanzierung des Grundeinkommens beruht demnach auf der allmählichen Abschaffung der Einkommensteuer und der gleichzeitigen Erhöhung der Mehrwertsteuer als „Konsumsteuer“ auf 100 Prozent.

Quelle: Wikipedia: Götz Werner#Politisches und soziales Engagement

Ein radikal anderer Weg. Verteuert natürlich das Leben, gerade für die, die einen Großteil ihres Geldes für Konsum aufwenden müssen. Dem wollte Werner wohl mit einer grundlegenden Reform der Sozialleistungen entgegentreten, im Sinne eines Grundeinkommens. Wie er das konkret finanzieren wollte bleibt mir bisher unklar.

Ilian schrieb:Das muss man aber irgendwie gegenfinanzieren, denn auf Pump wäre nicht nachhaltig.

Nein, die Verschwendung, einmal durch falsch machen und einmal durch unnötig ist so hoch dass man es nur unterlassen muss, schon ist gegenfinanziert.

Ilian schrieb:Götz Werner

Ach, der BGE Typ.

Ilian schrieb:Wie er das konkret finanzieren wollte bleibt mir bisher unklar.

Wusste er auch nicht. Ich habe es mal ausgerechnet, geht nicht (nix neues).