Berlin bekommt LGBTQ-Kita - Seid ihr dafür oder dagegen?

Abahatschi schrieb:Tja, sie werden doch überall konfrontiert, die Pride Flagge hängt mittlerweile überall und bei der CSD laufen Männer komplett nackt rum...in Disney Filme gibt es mittlerweile homosexuelle Helden und Heldinnen.

genau und die Eltern, die das nicht möchten, erklären ihren Kindern dann die Prideflagge und nehmen sie mit auf den CSD und die lassen sie auch die Disneyfilme gucken.
Wie wir alle wissen, gibt es immer noch zu viel Hass und Gewalt und Unverständnis. Da gezielt gegen anzugehen, indem man von klein auf einfach Toleranz und Akzeptanz lebt, im Alltag, ist da sicher kein schlechter Weg.

martenot schrieb:Meiner Vermutung nach werden solche Ideen eher von denjenigen gepflegt, die dagegen sind.

sehe ich genau so. Da wird sich gleich wieder empört, obwohl es doch egal sein könnte, man würde ja das eigene Kind dann eh nicht dahin schicken.

Tussinelda schrieb:Da wird sich gleich wieder empört, obwohl es doch egal sein könnte, man würde ja das eigene Kind dann eh nicht dahin schicken.

Ich denke, solange die Eltern bzw. beteiligten Personen selbst entscheiden können, halte ich die Aufregung für übertrieben. Zumal es ja eben mit ziemlicher Sicherheit nicht um eine Sexualisierung geht (ich wüsste sowieso nicht, was man sich da im Zusammenhang mit einem Kindergarten drunter vorstellen sollte), sondern einfach nur um Toleranz und Akzeptanz und der Möglichkeit für die Kinder, sich selbst für eine "Rolle" zu entscheiden, die sie gern ausfüllen würden. Da darf vielleicht auch einfach ein Junge häkeln und ein Mädchen sich für technische Spielsachen begeistern.

martenot schrieb:Meiner Ansicht nach reicht es schon aus, wenn man sie als Mitarbeiter einfach nicht verheimlichen muss. Kann man sich wahrscheinlich als Hetero kaum vorstellen, was das oft für ein Eiertanz ist, wenn das "keiner mitbekommen soll", mit wem man sein Leben teilt.

Bei welchem Arbeitgeber wirst Du nach Deiner Sexualität gefragt?
Und wenn ich nicht will, dass meine Arbeitskollegen nicht wissen sollen, mit wem ich mein Leben teile, dann kann man immer noch schweigen.
Ist das jetzt wieder so ein exklusives Ding, was man sich als homosexueller Mensch zurecht legt?
Ich frage das ganz bewusst sehr provokativ!

martenot schrieb:Wahrscheinlich besteht nach wie vor das Missverständnis, dass das bedeuten würde, seine Sexualität offensiv am Arbeitsplatz ausleben zu wollen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das jemand von den Verantwortlichen auf dem Schirm hat. Meiner Vermutung nach werden solche Ideen eher von denjenigen gepflegt, die dagegen sind.

Sexualität hat nichts am Arbeitsplatz zu tun, egal welcher Richtung. Ob hetero, homo etc. pp.
Ausgeschlossen davon ist wohl definitiv das Sexgewerbe.

Und besonders fragwürdig wäre das Thema Sexualität im Bezug auf Kindergärten.

Kokolores82 schrieb:Sexualität hat nichts am Arbeitsplatz zu tun, egal welcher Richtung. Ob hetero, homo etc. pp.
Ausgeschlossen davon ist wohl definitiv das Sexgewerbe.

Ich habe ehrlich gesagt ohnehin nicht damit gerechnet, den Sachverhalt so erklären zu können, dass er so verstanden wird, wie ihn jemand wahrnimmt, den es betrifft. Habe schon zu oft vergeblich versucht, es erklären zu wollen, da fehlt mir jetzt ein wenig die Kraft und Energie dazu, mich des Themas wieder annehmen zu wollen.

Wer es auf seine Weise verstehen will, soll das tun. Ich ziehe mich aus dem Thread zurück, weil er mich doch belasten würde. Ich muss mich derzeit um meine eigene psychische Stabilität bemühen.

martenot schrieb:Ich habe ehrlich gesagt ohnehin nicht damit gerechnet, den Sachverhalt so erklären zu können, dass er so verstanden wird, wie ihn jemand wahrnimmt, den es betrifft. Habe schon zu oft vergeblich versucht, es erklären zu wollen, da fehlt mir jetzt ein wenig die Kraft und Energie dazu, mich des Themas wieder annehmen zu wollen.

Weil man das Thema schnell regeln kann, Sexualität hat am Arbeitsplatz nix zu suchen.
Mir ist durchaus bewusst, ich bin in der Industrie tätig, dass da gerne mal Witze unter der Gürtellinie stattfinden.

Es geht bei dem Thema auch darum, dass wir hier von Kleinstkindern reden.
Diese sollten behütet aufwachsen, und doch bitte nicht im Alter von 2 Jahren mit Sexualität aller Art konfrontiert werden.
Das ist meines Erachtens nach nicht die Aufgabe eines Kindergartens.

Kokolores82 schrieb:Weil man das Thema schnell regeln kann, Sexualität hat am Arbeitsplatz nix zu suchen.
Mir ist durchaus bewusst, ich bin in der Industrie tätig, dass da gerne mal Witze unter der Gürtellinie stattfinden.

Es geht bei dem Thema auch darum, dass wir hier von Kleinstkindern reden.
Diese sollten behütet aufwachsen, und doch bitte nicht im Alter von 2 Jahren mit Sexualität aller Art konfrontiert werden.
Das ist meines Erachtens nach nicht die Aufgabe eines Kindergartens.

was stellst Du Dir denn bitte da vor? Wenn Erzieherin a erzählt, dass sie mit ihrem Mann auch schon mal gezeltet hat, dann bezieht sich dies auf ihre Partnerschaft mit einem Mann. Wenn Erzieherin b das Gleiche erzählt, sie hat aber mit ihrer Frau gezeltet, dann bezieht sich das eben auf ihre Partnerschaft mit einer Frau. Dürfte vollkommen komplikationslos für die Kleinen sein und hat nichts damit zu tun, über
Sexualität zu reden. Genau so, wie Kinder darüber reden, ob sie Mama und Papa, Papa und Papa, keine Mama, keinen Papa haben usw.
Wie gesagt, man ist als Erzieher auch Mensch/Person und selbstverständlich fliesst das auch in den Kitaalltag ein.

martenot schrieb:Meiner Vermutung nach werden solche Ideen eher von denjenigen gepflegt, die dagegen sind.

Wogegen denn?

Wenn es doch nur darum geht, dass die Betreuung ihre Sexualität auf Wunsch der Kinder? ...kundtun kann, dann Frage ich mich warum das ganze so an die große Glocke gehängt wird.
Aber mal Butter bei die Fische. Welches Kita Kind, also Kinder bis zu 6 Jahren, stellt solche Fragen bzw. hat überhaupt Interesse daran?
Kann das Kind überhaupt unterscheiden?

martenot schrieb:Und so würde ich auch die Arbeit in einem LGBT-Kindergarten verstehen: das Personal ist LGBT, aber die Arbeit im Kindergarten ist so wie überall.

martenot schrieb:Ich selbst wäre wohl als Kind froh gewesen, wenn man nicht dauernd versucht hätte, mich in das Rollenbild des Jungen zu drängen, im Sinne von "Der soll gefälligst mit Spielzeugautos spielen, er ist doch ein Junge".

Ich stell mir das auch wie normale Arbeit in einem Kindergarten vor nur ohne klassische Mädchen und Jungen-Rollen, ohne stereotypische Spielzeuge. Jeder darf mit dem spielen was er will, egal ob Puppen oder Spielzeugautos.
Außerdem kann ich mir auch vorstellen, dass LGBTQ kinderfreundliche Bücher gelesen werden (zB.: Raffi und sein pinkes Tütü). Vielleicht werden auch nicht klassische "Muttertags" "Vatertags"-Geschenke gebastelt sondern sonstige Mitbringsel für die Eltern.
Ich denke nicht, dass in dem Kindergarten alles über sexualisiert wird und die Kinder damit bedrängt werden, es wird ein offener Bereich für alle geschaffen. Warum auch nicht?

In Zeiten des Mangels und der großen Nachfrage nach Kita-Plätzen, tritt die Frage nach der "Schubladisierung" einer Einrichtung in den Hintergrund.
Jeder geschaffene Kitaplatz wird dringend gebraucht. 😎

janedoe95 schrieb:Warum auch nicht?

Ich habe vorhin mal einen alten Artikel über diesen Kindergarten herausgesucht (die Einrichtung scheint schon im vergangenen Jahr gegründet worden zu sein), und auf den ersten Blick finde ich das Konzept und die Betreiber eigentlich recht sympathisch und angenehm. Von einer "Sexualisierung" spüre ich ehrlich gesagt nchts.

Ja. Schön. Und wo ist das Problem? Es gibt ja schliesslich auch katholische, evangelische, jüdische Kitas. Ebenso Waldkitas, spielzeugfreie Kitas, Waldorf-Kitas, Montessori-Kitas, mehrsprachige Kitas...
Es steht, zumindest in einer Grossstadt, Eltern frei, ihre Kinder in der Kita anzumelden, deren pädagogisches Konzept ihnen geignet erscheit. Auf dem Lande oder in der Kleinstadt besteht dieses Wahlmöglichkeit leider oft nicht.

Also wozu die Aufregung?

Grundsätzlich dafür!
Wer sollte grundsätzlich auch was dagegen haben, wenn es vor allem Dingen Vorurteile abbaut und den sozialen Charakter stärkt, um bereits im Kindesalter aber auch später im Jugend- und Erwachsenenalter allen alternativen Lebensführungen und sexuellen Identitäten offen und tolerant und mit Respekt zu begegnen.

So wie es bspw. ein Orban aus Ungarn machen will, ist verkehrt - da es Vorurteile und Intoleranz fördert und Kinder negativ prägt.

Kinder sollten aber positiv geprägt werden.


Nur beim konkreten Fördern und Bestärken sollte man aufpassen, da Kinder möglichst ohne viel Fremdeinfluss sich frei entwickeln sollten - ganz gleich in welche sexuelle Richtung auch gehend.

Aber allgemeine Stärkung und das Bewusstsein zu schaffen, dass es auch alternative Lebensführungen, Liebesbeziehungen und sexuelle Identitäten auf der Welt gibt - ist grundsätzlich zu befürworten. Besser als die Kinder vor sowas fernzuhalten oder ihnen nur Normalität nach erzkonservativer Vorstellung vorzuleben.

Kinder müssen lernen, dass auch andere Lebensweisen normal sind und respektiert gehören.

@Doors
Vor allem sind in dem Kindergarten auch alle Willkommen!

Bücherwurm schrieb:Willkommen seien alle Kinder – ob sie sich später "outen" oder nicht.

Ps.
Sowas müsste auch in allen Kitas eingeführt werden. Den Kindern kindgerecht zeigen/nahe bringen, dass vieles, viele Menschen normal sind und auch respektiert gehören und nicht nur die Menschen nach erzkonservativer Vorstellung.

Ich hab auch nichts dagegen, wenn das Konzept passt. :Y: mir persönlich ist es relativ egal und ich würde da jetzt keinen Wert drauf legen aber schön, wenn andere Menschen davon profitieren.

Obwohl die Leute, die ihr Kind bewusst dort anmelden, wohl auch im privaten ihre Kinder in dieser Hinsicht offen erziehen und Toleranz vermitteln werden.

Leute, die LGBTQ usw nicht cool finden, werden auch ihr Kind nicht in so eine Einrichtung geben.

Mein Sohn kennt auch ganz verschiedene Lebensmodelle, so hat er schwule und lesbische Pärchen in der Familie, weiß dass meine eine Freundin zwei Partner hat usw. Ich finde es total schön, dass das für ihn einfach Normalität ist. Er weiß, dass er später lieben kann, wen er möchte. :lv:

martenot schrieb:Von einer "Sexualisierung" spüre ich ehrlich gesagt nchts.

Ich auch nicht. Im Gegenteil, ich finde das Konzept schön. Jeder soll so sein dürfen wie er gerne will.

Pony2.4 schrieb:Mein Sohn kennt auch ganz verschiedene Lebensmodelle, so hat er schwule und lesbische Pärchen in der Familie, weiß dass meine eine Freundin zwei Partner hat usw. Ich finde es total schön, dass das für ihn einfach Normalität ist. Er weiß, dass er später lieben kann, wen er möchte. :lv:

Das ist so schön zu lesen! Da merkt man auch wieder was am wichtigsten ist: Akzeptanz und Liebe füreinander :)

Pony2.4 schrieb:Leute, die LGBTQ usw nicht cool finden, werden auch ihr Kind nicht in so eine Einrichtung geben.

Umso wichtiger halte ich das hier:

rhapsody3004 schrieb:Sowas müsste auch in allen Kitas eingeführt werden. Den Kindern kindgerecht zeigen/nahe bringen, dass vieles, viele Menschen normal sind und auch respektiert gehören und nicht nur die Menschen nach erzkonservativer Vorstellung.

Umso geringer die Wahrscheinlich dann nämlich, dass Kinder wie ihre erzkonservativen Eltern werden.

Man kann mit Respekt und Toleranz anderen gegenüber zu zeigen gar nicht früh genug anfangen. Und wenns die Elternhäuser nicht hinkriegen, müssen Kitas und Schulen umso mehr dafür sorgen.

janedoe95 schrieb:Das ist so schön zu lesen! Da merkt man auch wieder was am wichtigsten ist: Akzeptanz und Liebe füreinander

Ich hab letztens mit ihm darüber gesprochen, dass es Länder gibt, in denen Homosexualität verboten ist und bestraft wird und dass es auch in Deutschland Menschen gibt, die was dagegen haben. Für ihn war das völlig unverständlich und unlogisch. :)

Dass es immer wieder Kinder gibt, die Vorurteile ihrer Eltern weitergeben, kenne ich als zeitweilig alleinerziehender Vater nur zu gut. Dass es bedauerlicherweise so ist, heisst aber für mich noch lange nicht, dass ich das widerstandlos hinzunehmen gedenke.

Ein Kind hat ein Recht auf liebevolle Erwachsene, die es so erziehen, dass es später im Leben auf eigenen Füssen stehen kann und mit sich und der Welt zurecht kommt.

Dabei ist es nun völlig wurstegal, ob es eine Mutter, ein Vater, zwei Mütter, zwei Väter oder eine Mutter und ein Vater sind, die diese Erziehungsarbeit leisten, so lange sie sie nur gut leisten.

Das Projekt in Berlin gibt es seit Oktober vergangenen Jahres. Offenbar brauchten die GegnerInnen fast ein Jahr, um damit jetzt das Sommerloch zu stopfen?

Doors schrieb:Dabei ist es nun völlig wurstegal, ob es eine Mutter, ein Vater, zwei Mütter, zwei Väter oder eine Mutter und ein Vater sind, die diese Erziehungsarbeit leisten, so lange sie sie nur gut leisten.

Mich stört an der Diskussion z.B., dass ständig das Schlagwort "Sexualisierung" ins Spiel gebracht wird, sobald LGBT-Personen beteiligt sind. Das klingt fast so, als ob von diesen Leuten eine Art immerwährende sexuelle Komponente ausgehen würde (im Gegensatz zu heterosexuellen Personen).

@martenot

Dabei wird dann ganz gerne unter den Tisch fallen gelassen, dass die Gefahr der sexualisierten Gewalt zuhause grösser ist als in einer Kita.

Es darf noch mal darauf hingewiesen werden, dass die meisten Kinder sexualisierter Gewalt durch Mama und Papa ausgesetzt sind. Nicht der irgendwelcher Dunkelmänner hinterm Busch oder im Internet.

Angeblich wird, je nach Schätzung und politisch/ökonomischem Interesse, fast jedes 2. Kind im Laufe seiner Kindheit Opfer sexueller Übergriffe, die in gut 95% von nahen Verwandten begangen werden.