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Pädagogische Kindererziehung

101 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Kinder, Eltern, Erziehung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Pädagogische Kindererziehung

06.02.2023 um 14:46
Ein wichtiger Aspekt ist, der durch eine immer komplizierter werdende Welt in Vergessenheit geraten ist, ist ganz einfach, das Eltern Gefühle in ihre Kinder säen. Diese Gefühle muss man sich vorstellen wie einen "Samen" und diese "Samen" säen sich nur "im Vertrauen" und das blöde ist, Vertrauen kann man nicht konzeptionieren, muss man auch gar nicht, Kinder Vertrauen ihren Eltern, das macht es einfach mit dem "Gefühle säen". Nur leider ist bei manchen die Liebe verloren gegangen und nur wer Lieben kann bringt "Samen" (Gefühle) hervor und wer nicht lieben kann... kann blöderweise auch nichts in seine Kinder säen. Da muss man dann im Erwachsenenalter das "geliebt werden" nachholen, sofern man dann überhaupt in der Lage ist zu Vertrauen... denn Vertrauen ist immer die Voraussetzung, um zu säen bzw. zu empfangen...

das ist eine Wissenschaft für sich, in meinem Blog "Gier" hab ich sie versucht aufzudröseln :)


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06.02.2023 um 14:56
Zitat von Sun_ySun_y schrieb:Auch ein autoritärer Erziehungsstil kann ja ein pädagogischer Maßstab sein. Wer bestimmt, welcher pädagogische Weg der richtige ist
Heutige Werte - spätestens aber Normen oder anders Recht und Gesetz.

Autoritäre Erziehungsmethoden sind natürlich nicht alle verboten und gehören bis zu einem bestimmten Grat auch zur freien Erziehungsausübung von Eltern - aber spätestens wenn sie freiheitsentziehende Maßnahmen wie bspw. bei Gehorsamsverweigerung Kinder zur Strafe in einen Keller oder in eine Gartenhütte zu sperren oder körperliche Gewalt oder psychische Gewalt mit Androhung auf körperliche Gewalt oder Androhung eines anderen empfindlichen Übels (bspw. Nahrungsentzug oder so), was das Kindeswohl gefährden könnte, beinhalten, dürften die Grenzen freiheitlicher Erziehungsmethoden erreicht sein.


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06.02.2023 um 15:23
Aufgewachsen bin ich im Grunde schon sehr behütet. Den ersten Teil meiner Kindheit auf einem Dorf, den zweiten in einer kleineren Stadt.
Auf dem Dorf hat meine Erziehung hauptsächlich mein Vater übernommen. Denn mein jüngerer Bruder war viel krank und häufig im Krankenhaus, wo dann auch meine Mutter die meiste Zeit verbrachte.
Der Nachteil daran war, dass ich meine Mutter sehr selten sah und somit die Bindung zu ihr nicht die stärkste war bzw konnten wir so keine starke Bindung zum damaligem Zeitpunkt aufbauen.
Der Vorteil für mich war dann aber, dass ich einen Vater hatte, der seine gesamte Freizeit somit für mich aufopferte und mir jede Freiheit ließ, die ich mir wünschte. Im Grunde ganz einfach gesagt, ich hatte väterlicherseits so gut wie keine Grenzen. Er brachte mir bei, nicht auf andere Menschen herabzusehen, sondern den Wert eines jeden zu schätzen und niemanden vorschnell zu verurteilen. Es war ihm immer wichtig respektvoll im Umgang anderer Menschen zu sein. Höflich, freundlich, zuvorkommend, er mochte es nicht, wenn sogenannte Minderheiten durch den Dreck gezogen wurden. Wenn jemand Hilfe brauchte, war er da und so ist es auch bei mir.
Genauso durfte ich einfach Kind sein. Es war egal, wenn ich kohlrabenschwarz nach Hause kam, wenn die Hose aufgerissen war, die Schuhe vom spielen ein Loch usw. Da gab es nie mahnende Worte.
Wenn meine Mutter zu Hause war, sah das alles ganz anders aus, da gab es strikte Regeln. Da durfte sich erst vom Tisch entfernt werden, wenn alle fertig waren. Zeiten waren penibel genau einzuhalten, sie hatte viele kleine Regeln. Es waren nicht alle doof, aber durch die Freiheiten meines Vater, eckte ich da häufig mit ihr an.
Als mein Bruder seine Gunst erkannte, nutzte er das damals auch mal ganz gerne aus und handelte mir so manchen Ärger ein. :palm:
Zitat von CherymoyaCherymoya schrieb:Was macht ihr anders oder was genau so, wie ihr es selbst erlebt hat.
Genauso:
Ich lasse meine Tochter so viel wie möglich ihr Leben selbst erkunden. Sie soll machen, was ihr Spaß macht und nicht was mir gefällt. Sie soll später ihren eigenen Weg gehen können und nicht einen, den ich mir für sie wünsche.
Auch die Werte meines Vaters gebe ich an sie weiter. Sie kann natürlich auch frech sein, aber da sie nicht mehr so klein ist, kann sie schon ganz gut einschätzen, wie weit sie gehen kann. Und vor allem auch bei wem. Innerhalb der Familie oder auch bei meinen Freunden wird sie für ihre ehrliche, unverblümte Art immer gelobt. Da ist sie sehr direkt, aber in entsprechenden Momenten kann sie ihre Worte auch höflich verpacken. Bei Fremden ist sie höflich und weiß sich zu benehmen, was mir sehr wichtig ist.

Anders:
Ich nehme mir mehr Zeit für mein Kind, als meine Mutter für mich. Das Verhältnis war lange eher kühl und abweisend. Ich habe als Kind, meiner Mutter auch Vorwürfe gemacht, dass sie so selten für mich da war und nur für meinen Bruder ihre Zeit investiert hat. Ich habe da nie den Aspekt seiner Krankheiten gesehen, sondern nur die fehlende Mutter. Besser wurde es erst, als ich in Ausbildung ging, vorher standen wir nahezu täglich auf Kriegsfuß.
Zitat von JuleJule schrieb:Mein oberstes Ziel war, eine bessere Mutter als meine zu werden.
So bei mir auch. Wobei sie im Grunde schon eine gute Mutter war, aber nur für meinen Bruder.
Für mich wurde sie erst später zur Mutter.


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07.02.2023 um 18:20
Viel wichtiger als irgendwelche Erziehungskonzepte, ist m.E. das man seine eigenen Vorstellungen klar vor Augen hat. Die eigenen Überzeugungen, Werte usw. kann man weitergeben, das was möglicherweise gut wäre aber aus einem Buch stammt nicht.
Authentizität. Man selbst bleiben - auch und gerade in der Rolle als Vater. Die Kinder merken das und vieles wird leichter. Dem folgend entwickelt sich auch ein Erziehungsstil der zu einem passt.
Und solange am Ende vernünftige Menschen rauskommen, ist es auch ziemlich egal, was andere davon halten. Für meine Methoden musste ich mir schon diverse merkwürdige Kommentare anhören, das Resultat spricht aber für sich.


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Doors ehemaliges Mitglied

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07.02.2023 um 20:58
Zitat von paxitopaxito schrieb:Für meine Methoden musste ich mir schon diverse merkwürdige Kommentare anhören, das Resultat spricht aber für sich.
So geht es mir bzw. uns auch. Trotz aller Kritik von Aussenstehenden ist aus meinen/unseren Kindern etwas geworden. Daher sind mir die Meinungen anderer, nicht nur in diesem speziellen Fall, auch ziemlich egal.


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07.02.2023 um 21:42
Zitat von CherymoyaCherymoya schrieb:Es gibt natürlich Faktoren, die eine Kindheit und damit eine gute Prägung eines Menschen begünstigen und gibt Faktoren, die ein Menschenleben in der Kindheit negativ prägen.
Doch welche Rolle spielen dabei die Eltern und wie kann es Menschen näher gebracht werden aufzuhören, ihre Kinder schlecht zu behandeln und dadurch einen Menschen nachhaltig negativ für den Rest seines Lebens zu prägen.
Wenn du dir die Welt einmal so ansiehst:

In extrem vielen Ländern ist das Schlagen von Kindern noch an der Tagesordnung, wie es hier
in den 50ern der Fall war. Auch innerhalb der Schulen von Lehrern.

Damit meine ich nicht nur Asien, Afrika oder Osteuropa. Auch die USA oder UK.

Ja, es gibt genug wissenschaftliche und psychologische Studien dazu, dass es kontraproduktiv ist.
Trotzdem wird es immer wieder verteidigt und notfalls wird eben die Religion als Rechtfertigung
genommen.

Daran allein siehst du ja schon, dass Fakten nicht immer etwas bringen.
Allein Aussagen, dass man Kinder nicht schlagen sollte, werden in vielen
Ländern als ein "Einmischen" angesehen.

Dann kommen noch politische Systeme dazu.

Natürlich ist in autoritären Staaten die Erziehung auch autoritärer.
In undemokratischen Staaten werden Kinder, auch in den Schulen,
entsprechend erzogen.

Da kann man nicht mit pädagogischen Erkenntnissen ankommen.
Das ist dann irrelevant.

Man will Soldaten, Wähler, Arbeiter, Ressourcen.

Der Punkt ist, dass dann an der "Erziehung" ja nicht nur die Eltern und die Familie
beteiligt sind, sondern alles, was ein Kind im jeweiligen Land und in der
jeweiligen Gesellschaft beeinflusst.

Also auch Schulen, Religion und religiöse Institutionen, Politik und Regierungsformen, Medien.

Dafür muss man ja noch nicht einmal ein Kind sein. Das wirkt auf alle ein.

Und nicht immer ist das "gut" oder "gesund" für den Menschen.

Natürlich wäre es super, wenn wir alle mündige, selbstbewusste, starke und gebildete
Menschen wären, die vor allem sich selbst lieben und Liebe weitergeben und anderen
helfen können und es durchschauen und dagegen kämpfen, wenn es Ungerechtigkeiten
auf der Welt gibt.

Aber das ist nicht immer überall in der Welt und auch nicht in allen Gesellschaftsschichten oder
allen Familienkonstellationen so einfach möglich...


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08.02.2023 um 19:01
Zitat von CherymoyaCherymoya schrieb: Ist es zu übermäßig bewertet seine Kinder nach pädagogischen Maßstäben aufwachsen zu lassen oder bringt es auch der "gute alte Weg"?
Jedes Kind hat auch seine eigenen Bedürfnisse - meine Tochter z.B. war völlig problemlos, ehrgeizig, nie die Partygängerin - da gab es wenig Reibungsfläche - mit den Jungen gibt es viel mehr Diskussionen.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Ich bin nicht schlecht erzogen worden, hab auch eine liebevolle Kindheit gehabt. Dennoch wird mir immer bewusster, und den gleichaltrigen Eltern in meinem Umfeld interessanterweise ebenfalls ... dass wir von unseren Eltern unbewusst zu ihren Kopien erzogen wurden und somit Einschränkungen auf unserem Weg zu unserem "Ich" hatten.
Na ja, dir sind eben Dinge wichtig, mache Dinge ergeben sich. Ich würde da nicht von "Kopien" sprechen. Ich selbst finde Sport z.B. doof, habe aber trotzdem geschaut, dass die Jungs in unserem Dorf in den Sportverein gehen. Beide haben mal Fußball gespielt, allerdings sind sie nun weder sportbegeistert, noch hatte das Training jemals einen hohen Stellenwert. Ergo: Sie haben irgendwann aufgehört. Wären wir nun Fußballtrainer gewesen, hätte Fußball vielleicht einen anderen Stellenwert in unserem Leben gehabt und die Kinder hätten uns kopiert.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Vera Birkenbihl meinte mal sinngemäß: "Wir werden völlig einzigartig geboren, voller toller Fähigkeiten und Talente ... nur eine Sache kommt dann leider dazwischen: die Erziehung".
Das ist so eine Rechtfertigung, dass das Kind sehr viel frei entscheiden kann. Mitunter brauchen Kinder einfach Führung - wir kennen einen Jungen, der mal mit meinem Sohn befreundet war: Er hatte alles (inklusive Loft mit 12), durfte alles, alles wurde entschuldigt. Die Schule war eine Katastrophe, er hat inzwischen die dritte Lehre abgebrochen. Er hat nie gelernt, irgendwas durchzuziehen.

Ich arbeite an einer Brennpunktschule, wo sehr viele Kinder sehr früh sich selbst überlassen sind - da werden ganz viele Spuren nicht gelegt: Die Kinder können oft nicht Fahrrad fahren, nicht schwimmen, keine Schuhe binden, nicht mit Messer und Gabel essen ... Die Fixierung ist klar auf Videospielen, mit denen sich die Jungs mittags einfach in eine Parallelwelt beamen.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb: Da steckt viel Wahrheit drin. Wir versuchen unser Kind zu "erkennen" ... wo ist sie uns ähnlich ... wo unterscheidet sie sich. Wir akzeptieren auch mit 2 Jahren schon, wenn sie "Nein" sagt, dass das ihre Meinung ist.
Akzeptieren wir das wirklich? Lassen wir das Kind mit 2 ohne Schneeanzug in den Schnee, weil es das Anziehen nicht mag? Tolerieren wir es, wenn das 2 Jährige kein Obst- und Gemüse isst? Lassen wir das Kind zu Hause, wenn es nicht in den Kindergarten möchte? Darf es über eine stark befahrene Straße rennen?
Zitat von ockhamockham schrieb:Ein wichtiger Aspekt ist, der durch eine immer komplizierter werdende Welt in Vergessenheit geraten ist, ist ganz einfach, das Eltern Gefühle in ihre Kinder säen.
Wir beobachten an unserer Schule eher, dass Eltern mit der komplexeren Welt selbst überfordert sind, z.B. häufig den Partner wechseln, weil jeder Partner die (kurzfristige) Rettung aus prekären Lebenssituationen bedeutet und die Kindern aus vorherigen Beziehungen eher im Weg sind. Die Förderung des Kindes steht da eher hinten an.

Anders: Das benachbarte Gymnasium stöhnt über "Projektkinder".


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08.02.2023 um 19:26
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Die Kinder können oft nicht Fahrrad fahren, nicht schwimmen, keine Schuhe binden, nicht mit Messer und Gabel essen
Ich finde es auch ganz wichtig, dass man seinen Kindern, natürlich je zum Alter passend, gewisse Fähigkeiten beibringt. Oder beibringen lässt. Wenn ich selber nicht schwimmen kann, kann ich es z.B. in einen Schwimmkurs schicken.
Wenn man das versäumt, steht das Kind plötzlich blöd vor den anderen da, wenn in der vierten Klasse die Fahrradprüfung ist, das Kind aber gar nicht radfahren kann. Oder wenn es auf Klassenfahrt geht, das Kind aber nicht weiß, wie man sein Bett bezieht. Das muss alles nicht sein.


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08.02.2023 um 23:58
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Akzeptieren wir das wirklich? Lassen wir das Kind mit 2 ohne Schneeanzug in den Schnee, weil es das Anziehen nicht mag? Tolerieren wir es, wenn das 2 Jährige kein Obst- und Gemüse isst? Lassen wir das Kind zu Hause, wenn es nicht in den Kindergarten möchte? Darf es über eine stark befahrene Straße rennen?
Eine Meinung zu akzeptieren heißt nicht zwingend sich nach ihr zu richten.

Man kann auch eine Meinung akzeptieren und daraus folgen entsprechende Konsequenzen - z.B.: Ich akzeptiere dass du keinen Schneeanzug anziehen magst, dann können wir aber auch nicht Schlitten fahren weil man dazu einen Schneeanzug braucht. (Oder: Den Schnee mal kurz (!) ohne Handschuhe anfassen lassen - der ist kalt, dann wird evl. von selbst verstanden warum die Handschuhe sinnvoll sind.)

Dass wirklich keinerlei (!) Obst und Gemüse in jeglicher Form gegessen werden, dürfte ferner selten vorkommen. Meist werden doch eher bestimmte Sorten nicht gemocht (und die Eltern bieten auch nicht viel anderes an), oder Eltern sagen zwar nach Bauchgefühl "mein Kind isst kein Obst und Gemüse", aber die Lasagne, die Pfannkuchen mit Apfelmus... sind gedanklich schon wieder vergessen.
Wenn wirklich keinerlei Obst und Gemüse in jeglicher Form gegessen wird würde ich, ernsthaft, nach medizinischen Gründen schauen.


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09.02.2023 um 05:57
Zitat von WissbegierWissbegier schrieb:Ich bin juristischer Laie, kenne aber so keinen exakten GEsetzestext, der definiert, dass jede Person das RECHT auf ein Kind hat
Mal abgesehen davon, dass ein nicht unwesentlicher Teil der zeugungsfähigen Bevölkerung in seiner Lebensplanung gar kein Kind inbegriffen hat, es auch sicher einen nicht unbeträchtlichen Teil zeugungsunfähiger Menschen gibt, glaube ich, würde sich der Staat mit einem Gesetz - wer ein Kind haben darf und wer nicht - ja selber einen drehen. Dann ist irgendwann Sense mit Staats- und Sozialsystemfinanzierung.

Im Prinzip ist eine Erziehung mEn so ein Zwischending aus Zwang und Überzeugung, wobei Zwang hier nicht negativ betrachtet werden darf. Das wäre irreführend in Hinsicht auf "Schulpflicht". Hier werden die Kinderchen ja auch erzogen und nicht "jedes" Kind geht nun mal ausgesprochen gerne zur Schule. Wenn das Abschlusszeugnis aber gute Zensuren aufweist, dann ist der Sprung vom Zwang zur Überzeugung bestens gelungen. Und genau so kann das in einer Familie mit Kindern funktionieren.


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09.02.2023 um 13:54
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das ist so eine Rechtfertigung, dass das Kind sehr viel frei entscheiden kann. Mitunter brauchen Kinder einfach Führung - wir kennen einen Jungen, der mal mit meinem Sohn befreundet war: Er hatte alles (inklusive Loft mit 12), durfte alles, alles wurde entschuldigt. Die Schule war eine Katastrophe, er hat inzwischen die dritte Lehre abgebrochen. Er hat nie gelernt, irgendwas durchzuziehen.
Ich arbeite an einer Brennpunktschule, wo sehr viele Kinder sehr früh sich selbst überlassen sind - da werden ganz viele Spuren nicht gelegt: Die Kinder können oft nicht Fahrrad fahren, nicht schwimmen, keine Schuhe binden, nicht mit Messer und Gabel essen ... Die Fixierung ist klar auf Videospielen, mit denen sich die Jungs mittags einfach in eine Parallelwelt beamen.
Was du da schilderst ist keine Freiheit der Entscheidung, die man den Kindern gibt, sondern stumpfe Vernachlässigung. Darin liegt keine Freiheit im Gegenteil, schilderst du auch selbst.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Akzeptieren wir das wirklich? Lassen wir das Kind mit 2 ohne Schneeanzug in den Schnee, weil es das Anziehen nicht mag?
Ha, das machst du einmal und das Kind wird sich fortan immer gerne anziehen wenn es in den Schnee will.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Tolerieren wir es, wenn das 2 Jährige kein Obst- und Gemüse isst?
Sicher, warum sollte man einem zweijährigen Kind irgendwelche Nahrungsmittel aufzwingen?
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Lassen wir das Kind zu Hause, wenn es nicht in den Kindergarten möchte?
Warum sollte es das wollen? Wenn das Kind partout nicht in den Kindergarten will, würde ich sehr, sehr stutzig werden.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Darf es über eine stark befahrene Straße rennen?
Warum sollte das Kind lebensmüde sein?
Irgendwie verstehe ich deinen Punkt nicht. Man sollte Kinder nicht vernachlässigen und schlicht sich selbst überlassen. Aber man muss Kinder auch nicht konstant unter Zwang stellen, das sie tun was man als Elter von ihnen erwartet. Der wirklich einfachste Weg ist doch, das man dem Kind eine eigene Motivation gibt, zu tun was richtig ist.


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09.02.2023 um 14:11
Zitat von paxitopaxito schrieb:Der wirklich einfachste Weg ist doch, das man dem Kind eine eigene Motivation gibt, zu tun was richtig ist.
Das ist aber reine Theorie und ein langer Prozess.
Das klappt mal und an anderen Stellen gar nicht.

Ein Zweijähriges ist nicht lebensmüde, wenn es auf die Straße läuft, es hat einfach impulsive Interessen.
Ein Blatt, der Bewegungsdrang etc.


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09.02.2023 um 14:15
@paxito

Zum Schneeanzug ja oder nein: Das Kind muss erst mal in der Lage sein, den Zusammenhang zwischen warmer Kleidung und Frieren bzw. Nicht-Frieren zu begreifen. Das muss in dem Alter noch nicht unbedingt der Fall sein. Könnte man es aber vielleicht ausprobieren lassen, indem man es mal mit und mal ohne Jacke rausgehen lässt (das aber direkt nacheinander), damit es den Unterschied selbst kennenlernt. Darauf sollte man es dann aber auch aufmerksam machen.

Ähnlich ist es mit der Straße. Erstens brauchen Kinder lange Zeit, bis sie die Geschwindigkeit von sich nähernden Autos einschätzen können. Das soll erst im Schulalter richtig funktionieren. Und zweitens ist einem kleinen Kind nicht unbedingt richtig klar, was ein Zusammenstoß bedeuten könnte. Für die sind Autos oft nur nette Dinge, wo ein Zusammenprall nicht schlimmer wäre, als wenn man im Vorbeigehen gegen ein stehendes Auto stößt.
Die Gefahren im Straßenverkehr kann ein kleines Kind einfach noch nicht abschätzen, und man kann auch nicht riskieren, dass es seine eigenen Erfahrungen macht.

Nicht in den Kindergarten wollen: Nicht immer muss etwas Ernstes dahinterstecken. Vielleicht ist das Kind nur im Trotzalter und würde ein paar Minuten später, wenn der Trotzanfall vorbei ist, problemlos hingehen. Außerdem kann es ja sein, dass es für einen selber wichtig ist, dass es hingeht, weil man z.B. zur Arbeit muss. Da kann man dann ja auch nicht anrufen und sagen: "Ich kann nicht, denn mein Kind hat keine Lust, in den Kindergarten zu gehen."
Wenn es öfters nicht will, kann man natürlich nachhaken, ob es irgendeinen echten Grund gibt.


Wenn du nur auf die Motivation des Kindes schaust, was tust du dann, wenn das Kind die Motivation bekommt, etwas Falsches zu tun, z.B. etwas, was anderen schadet? Wenn es dann kein negatives Erlebnis hat, z.B., weil die Katze, die es am Schwanz gezogen hat, kratzt, dann denkt es, dass es das tun kann, wenn es dazu Lust hat. Weil es zum Beispiel Spaß macht, und weil Mama/Papa ja anscheinend nichts dagegen hat.


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09.02.2023 um 16:33
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Zum Schneeanzug ja oder nein: Das Kind muss erst mal in der Lage sein, den Zusammenhang zwischen warmer Kleidung und Frieren bzw. Nicht-Frieren zu begreifen. Das muss in dem Alter noch nicht unbedingt der Fall sein. Könnte man es aber vielleicht ausprobieren lassen, indem man es mal mit und mal ohne Jacke rausgehen lässt (das aber direkt nacheinander), damit es den Unterschied selbst kennenlernt. Darauf sollte man es dann aber auch aufmerksam machen.
Den Unterschied dürfte man (= Kind) durch Ausprobieren aber schneller verstehen als durch abstrakte Aussagen "du musst dich warm anziehen, es ist kalt".
(Ich habe als Kind keinen Schneeanzug etc. verweigert. Es war aber (?) auch normal, vorm Rausgehen mal die Temperatur am Fenster oder auf dem Balkon zu fühlen.)
Als Empfehlung hatte ich schon gelesen: Ohne Jacke rausgehen lassen, aber die Jacke mitnehmen.


Sinnvoll finde ich auch: Je nach Alter/ Entwicklungsstand fragen was denn stört. Vielleicht ist es etwas, das man einfach ändern kann (z.B.: der Jackenreißverschluss drückt so am Kinn, der Gummi der die Schneeanzughose unterm Fuß hält drückt, der Reißverschlusszipper klappert). Kann das Kind evl., je nach Alter/ Entwicklungsstand, nicht genau sagen, aber "juckt so" und hindeuten etc. könnte schon ein Hinweis sein. Löst das Problem ggf. schneller und zur Zufriedenheit aller, anstatt pauschal von einem "bockigen" Kind auszugehen.
Manch anderes kann man zwar nicht ändern (z.B.: das Medikament das zwingend genommen werden muss und nicht in Tropfenform oder als kleinere Tabletten sondern nur als große Tabletten verfügbar ist). Ja, ich akzeptiere dass das Kind die großen Tabletten kaum runterbekommt (mir geht's ja sogar genauso) - Kind kommt es weniger so vor dass es an den Eltern die etwas aufzwingen liegt dass die Tabletten runtermüssen.

Und die Sache mit "kein Obst und Gemüse": Ein Kind das ernsthaft keinerlei Obst und Gemüse isst ist mir noch nicht untergekommen. Klar, manche Kinder sind mäkelig. Aber alles von Orange über Apfelmus bis Paprika, Gurke, Kürbissuppe, Gemüsemaultaschen... und Nudeln mit Tomatensauce.... und vieles mehr... nicht mögen: Wäre schon sehr sehr unwahrscheinlich.

Mein Fazit: Man kann sich natürlich nicht bei allem nach dem Kind richten, man kann aber eine Meinung erstmal als solche akzeptieren und man kann, je nach Entwicklungsstand, durchaus versuchen herauszubekommen warum etwas nicht gemocht wird und ob es evl. (sogar leicht) änderbar sein kann.


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09.02.2023 um 17:02
Beispiel zur Kleidung:

Ich habe als Kind Unterhemden gehasst. Sie hatten vorne eine kratzige Spitze oder Schleife (Mädchenunterhemden) und hinten ein kratziges Etikett.
Dass an den Unterhemden irgendwas für mich wirklich fies sein muss ist meiner Mutter klargeworden als sie merkte dass ich es lieber in Kauf genommen habe etwas zu frieren als diese "Dinger" anzuziehen, und hat mich stattdessen T-Shirts (die vom letzten Sommer, die wahrscheinlich im nächsten nicht mehr passen) drunter anziehen lassen.

Ich musste als Kind Orthesen tragen. Die Orthesen waren unbequem, es war zunächst einmal keine offensichtliche Wirksamkeit erkennbar (also nicht z.B.: ohne Orthesen schlecht, mit Orthesen gut laufen können sodass einem der Zweck sofort einleuchtet). Auf die Orthesen zu verzichten ging nicht. Es war aber durchaus möglich a) zu akzeptieren dass ich die Orthesen nicht mag (meine Mutter hätte sie ziemlich sicher auch nicht gerne getragen), b) ausgehend vom Akzeptieren das Orthesentragen etwas angenehmer zu gestalten (z.B. Beschwerden wie damit schlecht schlafen können durch ein Kissen das besser polstert lindern, informieren welche Hautpflege hilft), und c) daraus zu lernen dass manchmal unangenehme Dinge einfach sein müssen und sie nicht dadurch zustandekämen dass jemand "böse" ist (das ist kein "böser Arzt", "doofe Eltern" etc.).
Mein Eindruck dadurch: Orthesen müssen manchmal sein, meine Mutter hat Verständnis und hilft (also beiße ich auch für sie die Zähne zusammen und trage die Orthesen).
Die andere "Alternative" (die schlechtere) wäre gewesen, nicht zu akzeptieren dass Orthesen stören und bei Nichttragenwollen pauschal schimpfen, durch "Konsequenzen" die nichts sachlich damit zu tun haben (Taschengeldentzug etc.) bestrafen. Womit wären die Orthesen wohl mehr am Körper gebieben?


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09.02.2023 um 17:40
Kinder sind Meister im Beobachten ihres Umfelds und lernen anhand dessen, was sie in ihrem sozialen und kulturellen Umfeld vorfinden und durch Beobachtung und Nachahmung tief in ihrer zum Teil noch unbewussten Wahrnehmung abspeichern. Sprache, Mobilität (krabbeln, sitzen, stehen,laufen, rennen und beide Hände frei zum arbeiten zu haben) und soziales Verhalten wird in frühester Kindheit ausgebildet, von 0-3 Jahren. In dieser Zeit sind Kinder nicht sehr beeinflussbar und folgen einem recht universellen Muster, nachdem sich Kinder um den ganzen Erdball und über alle Kulturen hinweg entwickeln. Ab 2,5 Jahren, bzw. 3 Jahren sind Kinder zunehmend beeinflussbar und entwickeln auch ihren eigenen Willen. Erziehung sollte wenn möglich die eigenen Anstrengungen und die Entwicklung der Willenskraft des Kindes wert schätzen und fördern. Dies beginnt mit der Anerkennung des Kindes und dem Zugeständnis, dass das Kind aus eigenen Erfahrungen lernt, anstatt über behütet oder bevormundet zu werden. Dies geschieht auch über die Reichhaltigkeit und dem Angebot des Erwachsenen, dem Kind Zeit zu schenken und ihm Dinge bei zu bringen, durch Zuwendung und Kommunikation, durch das Anbieten abwechslungsreicher Erfahrungen (was ist was, alle Sinne fördern, Erlebnisse teilen, Dinge erschaffen, gemeinsam arbeiten) und durch ein stabiles, positives Umfeld.


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09.02.2023 um 18:31
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb:Das ist aber reine Theorie und ein langer Prozess.
Das klappt mal und an anderen Stellen gar nicht.
Reine Theorie ist es nicht. Ein Kind muss am Ende schon selbst wollen, sonst funktioniert nix wirklich. Die Frage ist nur warum es will. Aus Angst vor Repression ist da eine wirklich schlechte Motivation, die fällt aus sobald die Repression nicht mehr greift. Aber ein langer Prozess - ja sicher.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Das Kind muss erst mal in der Lage sein, den Zusammenhang zwischen warmer Kleidung und Frieren bzw. Nicht-Frieren zu begreifen
Wenn ein Kind sinnvoll artikulieren kann, dass es in den Schnee will und keine entsprechende Kleidung tragen will, dann bekommen die meiner Erfahrung nach auch den Zusammenhang auf die Kette. Und sicher gibt es irgendwelche Spezialfälle, Krankheiten etwa beim Temperaturempfinden o.ä. - aber hier ging es doch um den Normalfall.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Ähnlich ist es mit der Straße. Erstens brauchen Kinder lange Zeit, bis sie die Geschwindigkeit von sich nähernden Autos einschätzen können. Das soll erst im Schulalter richtig funktionieren. Und zweitens ist einem kleinen Kind nicht unbedingt richtig klar, was ein Zusammenstoß bedeuten könnte. Für die sind Autos oft nur nette Dinge, wo ein Zusammenprall nicht schlimmer wäre, als wenn man im Vorbeigehen gegen ein stehendes Auto stößt.
Sie müssen die Gefahr nicht korrekt einschätzen können. Nur verstehen Straßen = Gefährlich, hab ich nix drauf zu suchen. Das ist alles.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Nicht in den Kindergarten wollen: Nicht immer muss etwas Ernstes dahinterstecken. Vielleicht ist das Kind nur im Trotzalter und würde ein paar Minuten später, wenn der Trotzanfall vorbei ist, problemlos hingehen.
Dann geht man halt ein paar Minuten später hin. Wenn ich das Kind gegen seinen Willen hintrage wird es vermutlich auch nicht wesentlich schneller gehen. Das jemand (egal ob nu Kind) morgens keinen Bock hat - ja, menschlich, geht mir oft so. Was hilft? Motivation. Wenn die Kinder etwas haben worauf sie sich im Kindergarten freuen, dann wird es einfach. Haben sie das nicht, dann ist das schon mal „Ernst“ (ohne gleich dramatisch zu sein).
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Außerdem kann es ja sein, dass es für einen selber wichtig ist, dass es hingeht, weil man z.B. zur Arbeit muss. Da kann man dann ja auch nicht anrufen und sagen: "Ich kann nicht, denn mein Kind hat keine Lust, in den Kindergarten zu gehen."
Was ist denn deine Alternative? Das Kind schreiend in die KiTa tragen, die Erzieher damit beglücken und ab zur Arbeit? Wenn das Kind nicht will, will es nicht. Ignorierst du das, brichst du das Vertrauen das es in dich setzt und raubst ihm die Möglichkeit zur Selbstwirksamkeit.
Die Wahrscheinlichkeit das du am nächsten Tag das gleiche erlebst steigt dann und sinkt nicht.
Es bleibt nur den „Willen“ zu ändern. Ob durch Repression (du musst aber, sonst…), Bestechung (du bekommst XYZ wenn du jetzt…) oder eben durch den nachhaltigen Aufbau eigener Motivation. Das dauert länger, ist aber die beste Lösung (in meinen Augen). Nicht das ich das immer und zu 100% durchhalten kann.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Wenn du nur auf die Motivation des Kindes schaust, was tust du dann, wenn das Kind die Motivation bekommt, etwas Falsches zu tun, z.B. etwas, was anderen schadet?
Empathie fördern. Das „sich in andere hineinversetzen“.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Wenn es dann kein negatives Erlebnis hat, z.B., weil die Katze, die es am Schwanz gezogen hat, kratzt, dann denkt es, dass es das tun kann, wenn es dazu Lust hat.
Wenn das Kind unfähig ist, das Leid der Katze in diesem Handeln zu erkennen, würde ich das pathologisch finden. Derartiges ist mir (selbst in der Arbeit mit psychisch gestörten und geistig behinderten Kindern) echt nie untergekommen.


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09.02.2023 um 18:32
@gruselich

Grundsätzlich stimme ich dir zu: Kinder lernen viel im Alltag, ein reichhaltiges (nicht überforderndes) Angebot ist wichig - stabil, positiv, anerkennend, eigene Erfahrungen.

Nur bei einem Detail stimme ich dir nicht zu: Unter 2,5 Jahren nicht beeinflussbar und wenig/keinen eigenen Willen - definitiv nicht. Schon sehr kleine Kinder reagieren auf (= sind beeinflussbar durch) Mimik, Stimmungen. Schon sehr kleine Kinder können Abneigungen gegen Nahrung und ihrer Darreichungsform (z.B.: Sauger der Nuckelflasche muss eine bestimmte Form haben, oder die Brust nicht mehr akzeptieren wenn das Stillen unterbrochen werden musste), Kleidung (weinen, versuchen sie loszuwerden), Geräusche etc. zeigen. Schon bei sehr kleinen Kindern funktioniert der eine "Trick" beim einen Kind, beim anderen nicht - z.B. Schaukeln zum Einschlafen, beim einen muss es auf dem Arm sein, beim anderen reicht eine Kinderwiege. Das ist eine eigene Vorliebe, ein eigener Wille.
Dass es mit zwei, drei Jahren komplexer wird: Klar. Nur die Grundlage - etwas nicht mögen, Reaktionen anderer bemerken - ist schon viel früher da.


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09.02.2023 um 18:36
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Und die Sache mit "kein Obst und Gemüse": Ein Kind das ernsthaft keinerlei Obst und Gemüse isst ist mir noch nicht untergekommen. Klar, manche Kinder sind mäkelig. Aber alles von Orange über Apfelmus bis Paprika, Gurke, Kürbissuppe, Gemüsemaultaschen... und Nudeln mit Tomatensauce.... und vieles mehr... nicht mögen: Wäre schon sehr sehr unwahrscheinlich.
Ich bestätige dir, das es das gibt. Auch wenn es tatsächlich ein Einzelfall war, der betreffende erbrach sich bei allen Gemüse und Obstsorten, aus Ekel (nicht Unverträglichkeiten oder Allergien). Das ist bis heute so.
Ausnahmen: Kartoffeln, Brot. Wurde auch groß mit Butter und Kartoffeln, tierischen Produkten, Brot. Keine Langzeitfolgen.


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09.02.2023 um 19:12
@paxito

Ernst gemeinte Nachfrage:
* Gab es doch medizinische Gründe, z.B. dass auf Obst- und Gemüseessen Beschwerden (Bauchweh) folgten die diesen Ekel auslösten, ohne dass man eine konkrete Allergie oder Unverträglichkeit ausmachen kann/konnte? Ggf. nur zweitweise, und der Körper hat daraus gelernt?
* Wurde diesem Kind gegenüber Obst und Gemüse (ggf. auch unbewusst) als etwas das man essen _muss_ herangetragen? Stereotyp "iss dein Gemüse, dann gibt es eine Nachspeise". Das könnte sich evl. nach einer anfänglichen Abneigung verstärkt haben.

Ekel kenne ich durchaus. In mich kriegt man z.B. keine Milch rein, insbesondere die (von vielen Menschen als gemütlich empfundene) Kombination warm, süß und milchig die man gerade Kindern gerne anbietet und die viele im Erwachsenenalter immer noch mögen. Das ging auch schon im Kleinkindalter nicht.
Aber ein Stück Käse, gar Blauschimmelkäse? Gerne, auch (so Foto) mit ca. 2 Jahren. Ist zwar auch aus Milch, schmeckt aber anders und hat eine andere Konsistenz.

Ich frage mich, ganz ernst gemeint und ohne Vorwürfe: Was ist die Gemeinsamkeit zwischen z.B. einem Radieschen (knackig, scharf), einer Olive (weichlich, etwas bitter, etwas salzig), Tomatensauce mit ggf. Hackfleisch (warm, süß-würzig), und einem Glas frisch gepresstem Orangensaft (flüssig, süß-säuerlich), dass sich dieses Kind vor all dem ekelt?
Wird dann auch alles mit einem ähnlichen Geschmack nicht gemocht, z.B. keine Chips (weil knackig und scharf wie Radieschen), keine Süßigkeiten (schmecken oft obstartig), wird bei Süßigkeiten unterschieden ob "künstlich" (und dann gemocht) oder "aus Obst" (wie Trockenobst) und dann icht gemocht? Ist z.B. Saft eklig, aber Limonade okay? Warum kann (so Annahme) evl. eine Streichwurst aufs Brot, aber Ajvar (ist ja Gemüse) oder ein anderer pürierter Gemüseaufstrich nicht?
Es wäre schon erstaunlich (aber ich glaube es!), wenn die Trennlinie genau an "Pflanze oder nicht Pflanze" festgemacht wird, egal wie sie konkret schmeckt, riecht oder sich anfühlt.
Wenn das Kind mittlerweile groß ist müsste es das ja erklären können. Ich kann z.B. problemlos erklären warum ich einen Milkshake, eine Vanillesauce oder einen Cappucchino eklig aber ein Stück Blauschimmelkäse lecker finde: Milkshake, Vanillesauce und Cappucchino haben die Kombination warm-süß-milchig und erinnern mich teils an Schleim, während der Blauschimmelkäse fest bis leicht cremig ist, salzig-würzig und meist bei Zimmertemperatur serviert wird sowie mich der Schimmelpilz geschmacklich an Pilze erinnert die ich auch mag.
Oder auch warum ich als Kind bestimmte Fleischspeisen nicht mochte (wenn das Fleisch dazu tendierte zäh zu sein oder ein Knorpel auffindbar war - bei jedem Schnitzel war das beste die Gemüsebeilage...), andere aber okay waren (ich habe z.B. Hühnerleber geliebt, die Teewurst gerne doppelt aufs Brot gestrichen, hatte auch nichts gegen eine Fleischbrühe: nicht knorpelig, nicht zäh).
(Dass ich das heutzutage aus ethischen Gründen anders sehe und daher weder das ganz weiche Fleisch noch den Käse möchte ist eine andere Sache. Hier geht's nur um: Warum esse ich das (oder eben nicht) aufgrunddessen wie es sich anfüht, es schmeckt, es riecht, was typischerweise die Kriterien im jungen Kindesalter sind.)

Wie du sehe ich es aber auch so: Keinen Zwang ausüben. Der Körper eines gesunden Kindes sucht sich normalerweise die Nahrung die er braucht, wenn sie nur angeboten wird. Auch das von dir genannte Kind ist schließlich gesund groß geworden und irgendwo muss z.B. das Vitamin C drin gewesen sein, das in Fleisch nicht und in Brot kaum vorhanden ist.


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