coronerswife schrieb:Wie geht ihr mit Menschen um, die eure begründeten Zweifel für etwas in den Wind schlagen und nur blinden Optimismus bieten? Die zwar nach eurer Meinung fragen, sie aber eigentlich gar nicht hören möchten, weil sie sich mit nichts Negativem auseinandersetzen wollen?
Es kommt immer ein bisschen auf die Beziehung zu solchen Menschen an, finde ich.
Steht mir jemand sehr nahe (Partner, Familie, ganz enge Freunde) würde ich eigentlich erwarten, auf Verständnis zu stoßen, wenn ich ernsthafte Zweifel oder Ängste äußere.
Ich war vor vielen Jahren mal in einer vergleichbaren Situation (hier ging es allerdings nicht ums Abi, sondern um eine Ausbildung).
Hier hat sich tatsächlich leider der schlimmste denkbare Ausgang abgezeichnet, nämlich, dass ich es definitiv nicht schaffen würde (Berufsfeld lag mir überhaupt nicht, ich wurde depressiv, Vorgesetzter zitierte mich viele Wochen lang täglich ins Büro und versuchte mich zu überreden, zu kündigen).
Auf alle Zweifel meinerseits, die logischerweise folgten, hörte ich von meinem Umfeld genau das, was du
@coronerswife beschreibst.
"Das schaffst du schon", "wird schon" etc.
Konnte ich nichts mit anfangen, hat nur dazu geführt, dass ich mich alleingelassen fühlte.
Mir hat dieses Verhalten gefühlsmäßig so eine Art "Versagen steht nicht zur Debatte" vermittelt, was mich natürlich noch viel mehr unter Druck setzte.
Aus heutiger Sicht denke ich, ich hätte ein "Du schaffst das schon, aber selbst wenn nicht, ändert das nix daran, dass wir dich liebhaben und hinter dir stehen" gebraucht.
Dass ich das in dieser für mich unglaublich schweren Zeit nicht von meinem Umfeld bekommen habe, hat leider einen dauerhaften Knacks in der Beziehung zu den Leuten hinterlassen. Zumindest gibt es gewisse, eigentlich mir nahestehende Personen in meiner Familie, an die ich mich seitdem definitiv nicht mehr mit Problemen wende. Die wollen ausschließlich heile Welt? Können sie haben, der Preis dafür ist dann eben, dass sie mich seit zwanzig Jahren eben nicht mehr richtig kennen.
Das haben
sie sich aber so ausgesucht, nicht ich.
Keine Ahnung, liebe
@coronerswife, wieviel von meiner Situation auf dich und deine Situation passt, das waren einfach nur meine 2 Cents dazu.
Zieh dir einfach raus, was dir vielleicht nützt.
Ich glaube aber, dass das Letzte, was du zur Zeit brauchst, noch mehr Druck ist.
Deshalb: vergiss vor lauter Lernen nicht, zwischendurch auch mal den Kopf abzuschalten, dir etwas Gutes zu tun.
Du gibst ja schon dein Bestes, indem du viel lernst. Mehr kann man nicht tun.
Wenn alle Stricke reißen und du es trotzdem nicht schaffst, gibt es keinen Grund, dir Vorwürfe zu machen.