PrivateEye schrieb:Interessiert es die Leute generell nicht oder nur die Politik nicht?
Wenn man nicht tagtäglich das Drama in und um diese ganzen 60er bis 80er -Jahre-Bauten, die in Masse billig hochgezogen wurden, gibt man sich mitunter Illusionen hin. Da unterscheidet sich der Politiker nicht zwangsläufig vom engagierten Bewohner aus der Nachbarschaft.
Zumal der riesige Energieverbrauch bei Weitem nicht das einzige Problem dieser Bauten ist. Ich rede in dem Zusammenhang z.B. gerne von Bröckelbeton und meine das wortwörtlich, weil es hier teilweise Betonbauten gibt, um die teilweise Netze gespannt werden, damit keine größeren Brocken auf nichtsahnende Passanten niederregnen. Von den ganzen Wasserrohrbrüchen ganz zu schweigen.
Die Politik scheut meiner Meinung nach vor allem die hohen Kosten. So ein Neubau einer einzigen (großen) Schule kostet schnell mal 50-80 Millionen Euro. Das bezahlt sich nicht einfach mal so aus der Portokasse. Mit dem Geld ließen sich theoretisch andere, potenziell prestigeträchtigere Projekte finanzieren, mit denen man während eines Wahlkampfs sicherlich auch besser werben könnte. Schulen zu bauen gilt gemeinhin leider nicht als besonders sexy.
In breiten Teilen der Bevölkerung wird hingegen der Ruf immer lauter, zu sanieren statt abzureißen. Sei es, weil man denkt, dass sich damit die Kosten senken lassen, weil die Leute das Geld lieber anderweitig eingesetzt sehen wollen oder auch wegen des Umweltschutzgedankens. Denn tatsächlich ist sanieren natürlich prinzipiell besser als abreißen und neu bauen.
Das Problem: Wenn man etwas vernünftig sanieren will, braucht man eine gesunde Basis. Die gibt es bei diesen Bröckelbeton-Bauten aber nicht. Diese Gebäude sind damals größtenteils möglichst billig hingepfuscht worden, weil der Bedarf da war. Da wurde nichts für die Ewigkeit gebaut, sondern für die nächsten 30 Jahre, weil der Abriss schon fest mit eingeplant wurde bzw. man das Problem sehenden Auges an zukünftige Generationen weiter gereicht hat. Hauptsache, man musste sich selbst nicht drum kümmern.
Was aber definitiv ein Problem der Politik ist: Die langen Wege, bis so ein (Schul-)Neubau tatsächlich mal in die Tat umgesetzt wird. Bis da mal was in die Gänge kommt, dauert es Jahre bis Jahrzehnte. Natürlich steigen die Baukosten in solchen Zeitspannen im Normalfall nicht unerheblich. Das ist der Grund, aus dem öffentliche Bauten im Regelfall wesentlich teurer ausfallen, als in der ursprünglichen Planung berechnet.
Meiner Meinung nach verlocken diese Kostenexplosionen mitunter dazu, dann wiederum die günstigste mögliche Variante umzusetzen, sodass man dann im Zweifelsfall ein neues, nicht besonders nachhaltiges Gebäude hat, das 30 Jahre später zum Problemfall wird. Aber darum kann sich dann die nächste Generation kümmern...