Wie könnte das Fehlverhalten im Straßenverkehr vermieden werden?

Also das mit dem Vertrauensgrundsatz ist so eine Sache.

Als Motorradfahrerin wurde ich aufgrund schmalerer Silhouette fast regelmäßig übersehen, trotz Licht.
Selbst der empfohlene Augenkontakt zu Auto- oder LKW fahrenden Verkehrsteilnehmern an kritischen Kreuzungen, Ein- und Ausfahrten in Vorfahrtsstraßen, sowie Überholvorgängen gewährleistet keine Sicherheit.

Mich hat das Motorradfahren insofern geprägt, dass ich grundsätzlich mit den Fahrfehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechne, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können.
Der Blick ändert sich auch nicht, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin.
Als Zweiradfahrer guckt man meiner Meinung nach aufmerksamer aufs Verkehrsgeschehen, weil natürlich unmittelbar das eigene Leben davon abhängt.

Mein Vorschlag wäre es, Führerscheine nur in der Kombination Auto und Motorrad erwerben zu können, damit sich der Blick schärft.

Bundesferkel schrieb:Als Motorradfahrerin wurde ich aufgrund schmalerer Silhouette fast regelmäßig übersehen, trotz Licht.

Da ist was dran. Als ich noch gefahren bin, habe ich IMMER für alle mitgeguckt, weil ich davon ausgegangen bin, dass man mich übersieht. Das hat man mir aber schon in der Fahrschule eingetrichtert. Ich wurde sogar bei meiner Prüfung voll geschnitten... von meinem eigenen Schwager :palm: Ist zwar nix passiert, aber es kam ihm am Wochenende drauf recht teuer ^^

EnyaVanBran schrieb:Ich wiederhole mich hier, aber es geht mir hier nicht um einmalige Fehler, sondern um permanentes Fehlverhalten. Bestes Beispiel, die Tochter eines Nachbarn ein paar Häuser weiter. Die hat permanent das Handy in der Hand, wenn sie die Straße langfährt.

Ja und? Irgendwann wird sie von der Polizei erwischt, wenn sie es wirklich ständig macht. Das kann man nur durch Kontrollen in Griff kriegen oder Du gibst der Polizei einen Tip.

Bundesferkel schrieb:dass ich grundsätzlich mit den Fahrfehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechne, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können.

Das mache ich grundsätzlich genauso auch als Autofahrerin. Mein Ziel ist es nicht anzukommen, sonder unfallfrei zu fahren.
OK, ankommen möchte ich dann auch.

Am sinnvollsten finde ich, wenn man bei allen Verkehrsteilnehmern um einen herum mitdenkt, was könnte der machen etc.

Trotzdem passieren auch mir Fehler (natürlich), die andere dann zum Glück auch ausgebügelt haben :|

Lento schrieb:Das kann man nur durch Kontrollen in Griff kriegen oder Du gibst der Polizei einen Tip.

Naja, das ist natürlich ein frommer Wunsch. Bei dem einen Typen, der seit nunmehr zwei Jahren ohne Führerschein und zum Teil mit Alkohol unterwegs ist, habe ich schon zweimal der Polizei Hinweise gegeben, aber das ist schwer, den dann wirklich zu erwischen.

Leider. Dieses "für mich gelten die Regeln nicht" finde ich zum Erbrechen.

Lento schrieb:Das kann man nur durch Kontrollen in Griff kriegen oder Du gibst der Polizei einen Tip.

Ich denke nicht, dass die diesem Tipp nachgehen würden. Und wer verpetzt schon gerne seine Nachbarn.... Außerdem sind diese 50 Euro eine recht geringe Strafe. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das abhalten würde, es künftig zu lassen.

Bundeskanzleri schrieb:. Dieses "für mich gelten die Regeln nicht" finde ich zum Erbrechen.

Ich glaube, dass viele gar nicht mal so weit denken. Sie handeln einfach, ohne sich bewusst zu sein, WAS sie da eigentlich machen. Oder sie haben vielleicht ein schlechtes Gewissen, tun es aber trotzdem.

EnyaVanBran schrieb:Ich glaube, dass viele gar nicht mal so weit denken. Sie handeln einfach, ohne sich bewusst zu sein, WAS sie da eigentlich machen. Oder sie haben vielleicht ein schlechtes Gewissen, tun es aber trotzdem.

Nsja, ohne Führerschein zu starten halte ich für eine bewusste Entscheidung.
Bei vielen anderen Dingen gebe ich dir recht.

Bundeskanzleri schrieb:Nsja, ohne Führerschein zu starten halte ich für eine bewusste Entscheidung.

Ja, das schon :D Wäre dem nicht so, hat dieser Mensch wohl noch viele andere Probleme und sollte generell nicht frei rumlaufen. Ist in so einem Fall halt schwer, wenn eh schon kein Führerschein vorhanden ist. Es hagelt halt Geldstrafen und irgendwann vielleicht Gefängnis. Wird halt blöd, wenn er einen Unfall baut und dann die Versicherung auch noch aussteigt. Dann bleibt der Geschädigte auf seinem Schaden sitzen und kann gucken, wo er bleibt.

Bundeskanzleri schrieb:Naja, das ist natürlich ein frommer Wunsch. Bei dem einen Typen, der seit nunmehr zwei Jahren ohne Führerschein und zum Teil mit Alkohol unterwegs ist, habe ich schon zweimal der Polizei Hinweise gegeben, aber das ist schwer, den dann wirklich zu erwischen.

Kenne ich nicht und ist heute auch nicht wirklich ein Probblem mehr, so gut wie jeder hat eine Kamera dabei. Und solange sie nicht ständig läuft sondern gezielt ein Verkehrsverstoß festhält, ist es als Beweismittel verwertbar. Wenn das wirklich ständig passiert: Einfach mit der Kamera drauf halten, aber so, dass man die Person auch identifizieren kann.

@Lento Allerdings muss man dann auch viel Zeit investieren, der wohnt leider 40 km weit weg.

Aber es ist trotzdem gut zu wissen, wie es noch gehen kann, danke!

Luminita schrieb:Rücksichtnahme auf Fahrschüler sollte insbesonders erfolgen, da man ja weiß, dass diese noch nicht so sicher sind. Die Alternative ist Lebensgefahr.

Als Fahrschüler ist man doch in Begleitung eines Fahrlehrers, der aktiv ins Geschehen eingreifen kann. Grade beim Gaspedal musste mein Fahrlehrer am Anfang oft eingreifen...

Ja, die Lebensgefahr ist ein ständiger Beifahrer im Straßenverkehr, dessen sollte man sich bewusst sein. Dazu muss ich mich nicht einmal selbst falsch verhalten, die Gefahr kann auch von außen kommen.

Bundesferkel schrieb:Mein Vorschlag wäre es, Führerscheine nur in der Kombination Auto und Motorrad erwerben zu können, damit sich der Blick schärft.

Ich würde noch weiter gehen und auch Pflichtstunden auf dem LKW mit aufnehmen, eventuell kann man dadurch das gegenseitige Verständnis verbessern.

Bundeskanzleri schrieb:Leider. Dieses "für mich gelten die Regeln nicht" finde ich zum Erbrechen.

Ich bin mir inzwischen nicht mehr sicher ob es nicht einfach nur Unwissenheit ist. Die wenigsten werden sich abseits der Fahrschulen noch großartig mit der StVO auseinandersetzen, es sei denn es gab eine Strafe, die man als ungerechtfertigt sieht.

Ahasver schrieb:Ich würde noch weiter gehen und auch Pflichtstunden auf dem LKW mit aufnehmen, eventuell kann man dadurch das gegenseitige Verständnis verbessern.

Generell eine gute Idee, aber ich fürchte, das würde sehr viele Fahrschüler völlig überfordern. Manche kommen mit dem PKW kaum klar, wie sollen die dann einen LKW fahren? Das selbe gilt fürs Motorrad. Auch hier eine echt gute Idee um das Verständnis zu schärfen, aber man kann das leider nicht allen Menschen zumuten/zutrauen.

EnyaVanBran schrieb:aber ich fürchte, das würde sehr viele Fahrschüler völlig überfordern

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, das wird es...
In meiner ersten Fahrstunde auf dem LKW war ich der Meinung, dass die Welt hinter mir zerstört ist und ich habe gelernt das Brücken aus dem Nichts auftauchen können...

Ahasver schrieb:In meiner ersten Fahrstunde auf dem LKW war ich der Meinung, dass die Welt hinter mir zerstört ist und ich habe gelernt das Brücken aus dem Nichts auftauchen können...

Stimmt, solche Dinge bedenkt man ja sonst nie. Was schert mich im PKW eine Brücke?
Ich muss sagen, ich bin auch durch unsere Gespräche in der Vergangenheit gegenüber LKW-Fahrern viel nachsichtiger geworden, eben weil man viele Dinge auch mal von deren Warte betrachten muss.
Und ja, ich wäre wohl auch erst mal EXRTREM überfordert, müsste ich einen LKW fahren... mit Anhänger vielleicht auch noch.

Wenn ich was ändern würde, wäre es auf jeden Fall die Ausbildung, also die Führerscheinstunden.

Ich würde da viele Stunden anbieten, wo es darum geht, sich selbst kennenzulernen und zu lernen, was für Emotionen das Fahren in einem (besonders großen, schnellen z.B. ) auslöst.

Diese Schwanzvergleiche bei illegalen Autorennen werden inzwischen schon härter ins Visier genommen, da geht es bei toten Opfern inzwischen um Mord.

Aber auch sonst spielt das für mich eine wesentliche Rolle, ob sich jemand persönlich gekränkt fühlt, weil ein anderer ihm die Vorfahrt nimmt, oder ihn überholt oder was auch immer.
Das Auto als großer Schutzraum, in dem man verschiedene Bedürfnisse ausleben kann, ohne dass man persönlich in Kontakt treten muss.

Dass der Straßenverkehr hochemotional abläuft kann man ja deutlich beobachten. Radfahrer und Autofahrer, die sich kloppen, weil jeder den Eindruck hat, der andere hat ihm was weggenommen. Usw.


Das wäre meiner Meinung nach wichtig, damit jeder zumindest die Idee bekommt, was da abläuft.

Bundeskanzleri schrieb:Ich würde da viele Stunden anbieten, wo es darum geht, sich selbst kennenzulernen und zu lernen, was für Emotionen das Fahren in einem (besonders großen, schnellen z.B. ) auslöst.

Aber wie willst so etwas umsetzen? Und das noch halbwegs leistbar?

@EnyaVanBran
Ich weiß es nicht, hätte aber Spaß daran, mir da was auszudenken :D

@Bundeskanzleri
Das Problem ist wohl, dass jeder Mensch in seinem Wesen völlig anders ist. Von daher denke ich, wird es schwer, ein Programm zu finden, welches für alle Schüler passend ist.

@EnyaVanBran
Die Menschen mögen ja unterschiedlich sein, aber das Autofahren als Konkurrenzsituation, schneller, höher, weiter, ist schon ziemlich allgemein gültig.

Man kämpft um Parkplätze, gefühlt um den Platz auf der Autobahn, wer das schnellere Auto hat und und und.
Man fährt näher auf als nötig, weil man damit die Kraft zeigen kann und das signalisiert "hau ab, ich bin schneller". Der Vordermann fühlt sich bedroht, obwohl es rein sachlich vermutlich nicht zu eine Kollision kommt. Aber der Stress ist bei beiden trotzdem vorhanden.

https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article134493767/Die-Liebe-zum-Auto-wirkt-wie-Sex-und-Kokain.html

Überraschender war da schon, dass sich bei den Probanden – die Aktivitäten ihres Gehirns wurden per Magnetresonanz dargestellt – eine sehr starke Aktivität im Nucleus accumbens zeigte. Es handelt sich dabei um eine Struktur im Vorderhirn, die gerne als „Belohnungszentrum“ bezeichnet wird. Normalerweise zeigt sie ihre stärksten Aktivitäten beim Sex. Oder aber beim Konsum von Kokain.

https://www.sueddeutsche.de/wissen/psychologie-statussymbol-auto-1.4712813

Wenn wieder so ein Autobahndrängler hinten an der Stoßstange hängt, bricht Stress aus. "Ja, ich habe es verstanden", denkt man sich, "du willst überholen. Aber sieh, elender Aggressor, vor mir fährt eine lange Kolonne, und rechts neben mir kriechen Lastwagen. Also, was soll das?" Es entspinnen sich Hassfantasien, und dass es wieder ein Mercedes-BMW-Audi-Porsche-Status-Geschoss ist, das einen bedrängt, bestätigt natürlich alle Vorurteile. In solchen übermotorisierten Autos sind ganz gewiss überproportional häufig Drecksäcke unterwegs, grummelt man dann vor sich hin. Aber ist das wirklich so oder nur ein Ressentiment? Psychologen aus Finnland haben das untersucht. Und wie sie im International Journal of Psychology schreiben, korrelieren negative Persönlichkeitsmerkmale offenbar mit dem Erwerb teurer Autos.

Das sind ein paar Beispiele, wie Autofahren und Psyche zusammenhängen können.
Und daher bleibe ich bei meiner Idee, diese inneren Abläufe mit in die Ausbildung mit aufzunehmen.

Bundeskanzleri schrieb:Man kämpft um Parkplätze, gefühlt um den Platz auf der Autobahn, wer das schnellere Auto hat und und und.
Man fährt näher auf als nötig, weil man damit die Kraft zeigen kann und das signalisiert "hau ab, ich bin schneller

Also ich muss gestehen, ich empfinde nichts von dem. Ich weiß, dass mein Auto nicht zu den schnellsten gehört und Parkplätze gibt es eigentlich immer genug. Mich treibt lediglich der Zeitdruck an, aber das ist arbeitsbedingt, Ich für meinen Teil stehe da also mit niemandem in Konkurrenz.