Warum spricht man bei Rauchern nicht von Sucht- bzw Zigarettenkranken?

EnyaVanBran schrieb:Meine Mutter erkrankte an Mundbodenkrebs und musste sofort mit dem Rauchen aufhören. Das einzige, womit ich ihr helfen konnte, war, dass auch zu tun. Mein Papa hat 2 Wochen später aufgehört. Dem ist es gar nicht abgegangen. Und der hat auch viel geraucht und das seit seiner Jugend.

Oh Gott ja, das ist ja dann ein Schock.

Und natürlich ist es leichter aufzuhören, wenn im engen Umfeld nicht geraucht wird. Das ist ja völlig klar. Denn Rauchen und auch Alkohol trinken ist nun mal oft so ein "Gemeinschaftsding".

gastric schrieb:Wahrscheinlich sieht die lunge altersgerecht aus.

Man sagt ja immer, die Lunge würde sich "erholen" oder regenerieren, wenn man aufhört. Ich glaube aber, dass die Schwärzungen tatsächlich im Gewebe bleiben. Wobei die Schwärzungen ja auch durch andere Umwelteinflüsse kommen.

nairobi schrieb:Und natürlich ist es leichter aufzuhören

Das mit Sicherheit. Meine Mutter hat die ersten Tage immer eine unangezündete Zigarette in den Händen gehabt, an der sie auch immer wieder mal gezogen hat. Das hat ihr auch geholfen, aufzuhören.

Peter0167 schrieb:Der erste und zugleich schwerste Schritt ist, sich die Sucht einzugestehen. :)

Ich schaue täglich mindestens 10x auf AllMy rein..... sogar, wenn ich auf Arbeit bin.... und manchmal auch nachts.... ich kann einfach nicht ohne....

HILFE!!! :D

Dr.Edelfrosch schrieb:Alkoholiker werden oft als Suchtkrank und im speziellen als Alkoholkrank bezeichnet. Abhängige von illegalen Drogen und Medikamenten gelten allgemein auch als Suchtkrank.
Warum werden die Raucher jedoch nicht als „Krank“ bezeichnet? Man spricht bei Rauchern dann eher vom „Kettenrauchen“, was dieses Verhalten meiner Meinung nach ein wenig verharmlost, wenn man sich die Folgen vom starken Rauchen mal anschaut. Zumindest hab ich persönlich noch nie gehört, das jemand sich oder einen anderen Raucher als Zigaretten- oder Nikotinkrank bezeichnet. Was meint ihr, woran es liegt?

Es gibt übrigens den ganz offiziellen Begriff der sog. Nikotinabhängigkeit, Nikotinsucht oder auch Tabakabhängigkeit... übrigens auch in der ICD-10... Codeschlüssel F17.-
https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2021/block-f10-f19.htm (Archiv-Version vom 27.10.2021)

Und damit ist Tabakabhängigkeit ganz klar und offiziell als 'Krankheit' klassifiziert.

Abahatschi schrieb:Sucht kommt von Regelmäßigkeit und wenn man es nicht abstellen kann.

Eine Sucht muss natürlich nicht regelmäßig stattfinden. Gerade der Epsilon-Trinker (umgansgssprachlich Quartalssäufer) spricht völlig dagegen. Das sich dieser Mythos mit der Regelmäßigkeit immer noch hält. :(

Noumenon schrieb:Und damit ist Tabakabhängigkeit ganz klar und offiziell als 'Krankheit' klassifiziert.

Das hiesse aber immer noch nicht, dass jeder der raucht, abhängig oder krank sei.

Das jemand der abhängig ist von etwas abhängig ist, dass sehe ich auch so.
Das hat das ICD sehr gut herausgearbeitet.

Ich denke, weil die schädliche Wirkung und die unmittelbaren Außwirkungen nicht so schlimm sind wie bei Alkohol und der Spielsucht. Im Vergleich zum Alkohol und anderen Drogen ist der Entzug wohl eher eine Lachnummer. Eine Sucht im "krankenkassensichtlichen" Sinne muss auch immer eine adequate Therapie haben, bei Rauchen gibts Nikotinpflaster und Wellbutrin, aber keine Entzugskliniken, so ich mich nicht täusche.

Teegarden schrieb:Gerade der Epsilon-Trinker (umgansgssprachlich Quartalssäufer) spricht völlig dagegen. Das sich dieser Mythos mit der Regelmäßigkeit immer noch hält. :(

Achso - und ein Quartal kommt nicht regelmäßig ;)

Gerlind schrieb:Das hiesse aber immer noch nicht, dass jeder der raucht, abhängig oder krank sei.

Natürlich nicht. Außerdem sind 'Abhängigkeit' und 'Krankheit' etwas vage und zum Teil auch ziemlich dehnbare Begriffe.

@nairobi
wie kann ich mir das vorstellen? 2 bis 3 Zigaretten zeitgleich an ?
an verschiedenen Orten?
oder wie ?
🤔

Abahatschi schrieb:Achso - und ein Quartal kommt nicht regelmäßig

Man nennt es umgangssprachlich Quartalstrinker, damit ist kein Quartal gemeint...

Raucher stinken - alles voll mit Rauch. Und selbst wenn sie mal nicht rauchen, stinken Raucher auch.

Die Kleider von Rauchern stinken, es stinkt wo ein Raucher stand, und wenn ein Raucher in einem Land wohnt, stinkt es in dem Land.

Raucher brauchen jährlich hunderte von Euro um sie zu verrauchen, und dann wundern sie sich, dass das Hartz-IV Geld nicht reicht, wenn ihre Kinder Klamotten brauchen.

Raucher sind willensschwach, und kommen aus der Nummer nie raus, aber körperlich sind sie ja auch nicht so leistungsfähig - da gleichts sich ja wieder aus.

Nicht immer wenn ein Raucher hustet, muss es ein Raucherhusten sein, und nicht immer wenn Raucher noch ein Bein besitzt, ist es zwangsläufig ein Raucherbein -
doch immer wenn einem ein Raucher einen Kuss gibt, ist es ein Raucherkuss. Es gibt darüber nur wenig Literatur, weil mans einfach erlebt haben muss.

Sucht ist doch ganzklar definiert.

Die Abhängigkeit wird gemäß ICD anhand von sechs Kriterien definiert, von denen mindestens drei innerhalb des zurückliegenden Jahres erfüllt gewesen sein müssen. Diese Kriterien sind:

starker Wunsch und/oder Zwang, das Medikament zu konsumieren;
verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Menge und/oder der Beendigung der Einnahme;
körperliche Entzugssymptome;
Toleranzentwicklung (Wirkverlust) bzw. Dosissteigerung;
erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen oder sich von den Folgen des Konsums zu erholen, verbunden mit der Vernachlässigung anderer Interessen;
fortgesetzter Konsum trotz Folgeschäden.

Quelle: https://www.medikamente-und-sucht.de/behandler-und-berater/medikamentensicherheit/missbrauch-und-abhaengigkeit/abhaengigkeit-diagnosekriterien.html (Archiv-Version vom 20.01.2022)

Ich denke jeder der täglich raucht ist entweder suechtig oder betreibt einen schadlichen Gebrauch. Nicht mehr und nicht weniger.

Auf Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und weiteren medizinischen Dokumenten geben Ärztinnen und Ärzte ICD-Codes an, um Diagnosen einheitlich zu benennen. Der offizielle ICD-Diagnoseschlüssel ist in einer Fachsprache verfasst, die für Nichtmediziner schwer zu verstehen ist.

Wie ich es verstehe:

Der ICD ist kein Instrument für Laien wild in der Gegend herumzudiagnostizieren.

Vor einer medizinischen Diagnose steht eine ärztliche Untersuchung.
Der ICD ist ein ärztliches Instrument zur Verschlüsselung und Vereinheitlichung vorangegangener ärztlicher Diagnose.

lilalumpi schrieb:wie kann ich mir das vorstellen? 2 bis 3 Zigaretten zeitgleich an ?
an verschiedenen Orten?
oder wie ?

Naja, er hat oft eine angesteckt und die Im Aschenbecher abgelegt, hat sie vergessen und sich etwas später eine zweite angesteckt.
Man muss bedenken, dass in den 1970/80/90er Jahren allgemein noch sehr viel geraucht wurde, in manchen Abteilungen wahrscheinlich auch besonders viel.

EinElch schrieb:und wenn ein Raucher in einem Land wohnt, stinkt es in dem Land.

Raucher leben glaub ich nicht im Meer... ^^

EinElch schrieb:Raucher sind willensschwach, und kommen aus der Nummer nie raus

Stimmt nicht, ich hab lange und viel geraucht und bin seit Jahren Nichtraucherin. So wie meine Familie (es war, Papa lebt leider nicht mehr).

EinElch schrieb:doch immer wenn einem ein Raucher einen Kuss gibt, ist es ein Raucherkuss

Es gibt Kaugummi und Mundwasser. Knoblauch, Zwiebel oder verfaulte Zähne sind auch nicht besser :|

EnyaVanBran schrieb:Es gibt Kaugummi und Mundwasser.

Als jüngerer Mensch hatte ich noch viel Erfahrung mit rauchenden Partnern gehabt, muss aber aus damaliger Erfahrung sagen: Kaugummi und Mundwasser haben nicht geholfen, den typischen Rauchgeschmack von Raucherküssen zu neutralisieren. Ich denke, dass dieser erst nach Tagen oder Wochen ohne Nikotin allmählich verfliegt.

Für mich waren es tatsächlich in erster Linie die Küsse, die mich nach und nach dazu gebracht haben, nur noch Nichtraucher als Intimpartner haben zu wollen, denn der Geschmack von Raucherküssen hat mich meistens an eine Mischung aus Schweiß und Maschinenöl erinnert. In den ersten Jahren hatte ich das noch tolerieren können, aber im Lauf der Zeit mochte ich es immer weniger.

Was das Thema "Alltagsbewältigung als Raucher" betrifft: wenn ich mir meine stark rauchenden Kollegen ansehe, würde ich sagen, dass deren Alltag durchaus stark vom Rauchen geprägt ist. Allein die Anzahl der Raucherpausen erscheint mir als außenstehender Beobachter hoch zu sein, und wenn die Zigarettenvorräte zur Neige gehen, steigt die Nervosität ziemlich rasch.

ohne rauchen kann ich nicht leben, ich weiß, dass es meiner Gesundheit schadet aber meiner Psyche tut es gut und ich freue mich auf jeden einzelne kommende Zigarette, die ich genießen kann.

Rainlove schrieb:ohne rauchen kann ich nicht leben, ich weiß, dass es meiner Gesundheit schadet aber meiner Psyche tut es gut und ich freue mich auf jeden einzelne kommende Zigarette, die ich genießen kann.

@Rainlove
Wie würdest du dich denn selber bezeichnen? Süchtig oder doch bewusster Genießer?

@Dr.Edelfrosch
Das eine schließt das andere nicht aus, ich weiß dass ich davon nicht loskomme, da es mir sonst psychisch noch schlechter geht aber ich genieße jede einzelne Zigarette tatsächlich, auch wenn man es schwer glauben kann, ich rauche auch nur Selbstgedrehte und das eine 10-15 minuten die Zeit nehme ich mir und das ist für mich auch eine Art Entspannung.

Rainlove schrieb:ber ich genieße jede einzelne Zigarette tatsächlich,

Darf ich fragen, wie viele Zigaretten du im Durchschnitt täglich rauchst?