Dr.Edelfrosch schrieb:Was meint ihr, woran es liegt?
Dr.Edelfrosch schrieb:Das ist ja genau mein Problem. Warum heisst es bei anderen Süchten oft, daß derjenige krank sei?
Sucht bedeutet ja nicht automatisch = krank. Damit meine ich, dass eine Sucht sich oft erst über längere oder sogar lange Zeit so auswirkt, bis tatsächlich auch Schädigungen auftreten und Krankheit/en dadurch hervorgerufen wird/werden. D.h. der Körper kann eine ganze Weile noch kompensieren. Es ist ein Prozess.
Bei harten Drogen und Alkohol, vor allem bei hochprozentigen Getränken, sieht man den Verfall nach einiger Zeit, Monate/Jahre schon recht deutlich auch nach außen hin. Und man merkt es natürlich am Verhalten der Person (torkelt, lallt, Gedächtnisverlust, keine Kontrolle über Ausscheidungen usw.) und dass sie bestimmte Abläufe nicht mehr hinbekommt, nicht mehr am Straßenverkehr teilnehmen kann usw. Dass sie sich und ihre Wohnung nicht mehr pflegen und nicht mehr arbeiten kann (sofern das vorher noch der Fall war). Dass Beziehungen vernachlässigt werden -bis hin zum Ende- und nur noch das Nachgehen der Sucht einen Stellenwert hat.
Bei Zigaretten ist das lange nicht so deutlich und nicht so gravierend nach außen, für andere hin. Als RaucherIn kann man weitgehend arbeiten und auch im Grunde natürlich am Straßenverkehr teilnehmen, auch wenn das Rauchen beim Autofahren nicht optimal ist und auch das Rauswerfen der Kippe, wie man leider oft sieht, schlecht ist für Umwelt und nachfolgenden Verkehr 🤨.
Dass Zigaretten den Körper organisch sehr krank machen und jedes Jahr viele Todesopfer hervorrufen, steht außer Frage.
Gerade bei Nikotin sehe ich auch die psychische Abhängigkeit als besonders gravierend an. Denn wenn man einen Entzug macht ist die körperliche Entwöhnung nach wenigen Tagen durchgestanden. Die psychische Abhängigkeit bleibt lange. Sehr lange.
Das kann ich aus eigener Erfahrung so sagen.
Gerlind schrieb:Ich rauche vier Zigaretten am Tag und sehe das nicht als Sucht oder krank.
Rauchen ist für mich, so wie ich es tue, etwas Rituelles.
Wie man das "Kind" auch nennt - da gibt es ja recht kreative Ausdrücke. Man sollte sich immer mal überlegen, ob man noch "Herr seiner Gewohnheiten" ist oder schon Sklave.
Und da darf man auch ehrlich zu sich selbst sein.
Gerlind schrieb:rituellen Gründen
Was ist für ein Ritual ist es?
Milosz schrieb:Von Krankheit wird wohl eher gesprochen wenn derjenige dann nicht mehr in der Lage ist einen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Beitrag zu leisten.
So hätte ich das jetzt auch interpretiert. Denn dadurch manifestiert sich das Problem ja. Wenn die Familie auseinander bricht, wenn man die Arbeit verliert.
Das ist eine Abwärtsspirale.
JohnFrum schrieb:Sucht kommt von "Siechen". Das hat in einer respektvollen Diskussion eigentlich nichts zu suchen,
Das wusste ich noch gar nicht, viele andere vermutlich auch nicht. Ich hätte eher angenommen, dass Sucht mit "Suchen" zu tun hat.
Danke für die Erläuterung!
Dr.Edelfrosch schrieb:Beim Raucher ist es eher so, das der den halben Arbeitstag draußen vor der Tür steht, weil man ja kaum noch in geschlossenen Räumen rauchen darf. Kannst ja mal vorschlagen, das man Rauchern die Zeit, die sie nicht am Arbeitsplatz verbringen weil sie mal wieder ganz dringen eine Rauchen müssen nach Dienstschluss noch nachholen lässt. Oder die so angesammelten Stunden vom Lohn abzieht. Auf die Reaktion der Raucher wäre ich gespannt.
Bei sehr vielen Firmen ist es schon seit Jahren so geregelt, dass sie sich ausloggen müssen, wenn sie das Gebäude verlassen. Das muss ja auch so sein, seit durch Nichtraucherschutzgesetze festgelegt wurde, dass Rauchen in Gebäuden nicht mehr zulässig ist. Ich meine, dass das etwa seit 2007 der Fall ist.
Oder dass es festgelegte Zeiten gibt.
Manche haben ja auch Projekte, oder müssen bestimmte Listen abarbeiten. Sie haben dann natürlich gewisse Zeitvorgaben, sind aber in dieser Spanne auch flexibel.
Mrs.Rollins schrieb:. Die Kollegen, als ich noch rauchte mich eingeschlossen, Rauchen deutlich weniger.
Das kann ich mir vorstellen. Ich sehe es auch schon mal, dass jemand gleich zwei Zigaretten hintereinander "durchzieht".
Dr.Edelfrosch schrieb:Wenn ein Angehöriger von dir im hohen Alter 30 Minuten mit Schmerzen auf dem Boden liegt, weil er aus dem Rollstuhl gefallen ist und der Pfleger den Notruf nicht hört weil er „nur mal kurz“ zum Rauchen auf den Balkon musste würdest du das anders nennen.
Das ist eine furchtbare Begebenheit 😔. So etwas darf natürlich nicht passieren und hat vermutlich auch Konsequenzen gehabt?
Ist das der Grund Deines Threads?
Picassoratio schrieb:wie,bitte,möchtest "gedankliches Abdriften" definieren?
Das sieht man am "entrückten" Blick 😉.
Aber es könnte ja auch sein, dass der Arbeitnehmer stark am Überlegen ist, da er sich mit einem Problem auf der Arbeit auseinandersetzt. Also gerade konzentriert nachdenkt.
Wie schon angemerkt wurde, kann man keinem hinter die Stirn schauen.