MissMary schrieb:Wir haben sehr viel Zeit mit ihnen verbracht - sie waren morgens im Kindergarten, Mr. Mary war mittags immer da und begann abends zu arbeiten und ich war ab und an mittags da - abends so oder so. Ich wusste eigentlich immer, was "los ist", d.h., wir waren ziemlich nah an den Kindern dran.
Das ist genau, was es manchmal brauchen kann. Die Erkenntnis, dass man seinen Eltern was bedeutet, Eltern, die Anreize setzen, schauen, was das Kind überhaupt
von sich aus erzählt, mag, ausprobiert etc. Kurz: Kind sein, nicht Objekt. Individuum. Oder, das ist für viele sehr schwer, ein Kind ernst zu nehmen. Neulich sind wir spazieren gegangen und ein Mädchen (zwischen 5 und 7) nannte ein Pferd in der Färbung „Tigerschecke" (Volltiger) ein ,,Dalmatinerpferd". Ich fand das total kreativ, darauf die Mutter: ,,Nein, da kann ich dir nicht recht geben, das ist ein geschecktes Pferd und das sind dann Quarter Horses". (der innere Asperger in mir kann solche Aussagen sowieso nicht gut ertragen).
MissMary schrieb:Nicht unbedingt - unser "Klientel" bekommt mitunter Kinder, damit sie nicht arbeiten müssen (leider kein Klischee), sie dem nächsten Typen zeigen wollen, dass es ihnen ernst war, aus Bindungsgründen, ...
Deshalb fände ich die Elternschulungen mit initialem Elternführerschein einfach so gut, wenn sie an den
vollen Bezug des Kindergeldes gekoppelt sind und hast du es nicht geschafft oder gar ganz ausfallen lassen, handelt man sich dadurch automatisch Kontrollbesuche vom Kinder- und Jugendamt ein. (Und bevor mir jetzt wieder jemand das Offensichtliche nachträgt: JA, diese Ämter müsste man dann aufstocken und entsprechend vorbereiten, selbstverständlich, zumal das Kinder- und Jugendamt eh Aufmerksamkeit nötig hat. Und JA, das hieße, dass manche ihre Kinder - wenigstens zeitweise - verlieren würden, aber seien wir ehrlich: das braucht es auch!)
Ich finde, Kinder sind kostbar und viele Eltern sorgen dafür, dass sie geistig oder menschlich verkommen und das wäre etwas, wo der Staat wirklich wirklich mal was drumherum konstruieren, verbesser und beobachten müsste. Aber für so was bekomt man halt keine ,,Zuwendungen" oder sonst was, es ist echte Arbeit, schwere noch dazu und man müsste sich durch diese Generation an sozialen ,,Versagern" wühlen, die du ja schon in vielen Fällen benannt hast. Es wäre ein
un.glaub.li.cher Aufwand und das Geschrei wäre auch groß, deshalb müsste man vorher Strategien haben, die mit Psychologen und Lehrern usw. absprechen etc. pp. So was braucht sehr klare und saubere Regeln, auf denen hart bestanden werden muss. Na ja, eben all das, was diese Leute scheinbar als Kinder irgendwie nicht so hatten. Elternersatz. Ich würde gern was aus Alice Millers erstem Buch zitieren, lass es aber mal, des Copyrights wegen. Und ich glaub, es würde vermutlich verpuffen.
Fakt ist, noch wälzen sie das unbedarft auf die Schulen ab und finden das total okay, ich nicht.
MissMary schrieb:die Leute weniger Kinder bekommen und die Leute gar keine Enkel mehr haben oder durch berufliche Mobilität weiß Gott wo Leben ...
Ja, die Probleme sind offensichtlich, aber was machen? Oooooch, das wäre sooo mühsam und keiner bezahlt einen noch unter der Hand dafür und die mündigen Leute sagen ja nichts, nur die ganzen shitstorms würden ankommen, weil sich mündige Leute angemessen und oft auch nur wenige Male äußern, wohingegen das andere ,,Klientel" von früüh bis späät jammert, krakeelt, mimimi macht und zu Gewalt neigt. Das ist ein echt starker Druck.
Außerdem: wer sagt denn, ab wann dann das Programm ,,gut" ist oder ,,den Ansprüchen genügt", man macht ein weiteres, sehr umkämpftes Fass auf, das viele Probleme nach sich ziehen wird. Aber dafür haben wir auch Größen und Bücher von schon toten Größen haben wir auch.
MissMary schrieb:und das begründen, dass sie "auch mal Zeit für sich bräuchten"
Ich glaube, dass sie das damals auch von ihren Eltern so mitgeteilt bekommen haben. Ich wollte warten, bis andere die Diskussion weiterführen, z. B. auf Johanna Haarer verweisen oder vererbte Traumata usw., aber da war ich zu romantisch eingestellt.
Nur, weil wir nicht benennen (können), wie uns unsere Eltern Unrecht getan haben, verschwindet es nicht.
Ein Trauma, das nicht verstanden wurde, wird wiederholt, der sicherste stumme Zeuge ist das eigene Kind. Auch lange nach dem Krieg oder dem initialen kollektiven Trauma erlebt man noch die Unfähigkeit der emotionalen Öffnung, weil es nie gelernt worden ist.
Wer ständig betonen muss, wie klug er ist, oder ein Macher oder so, der will sich oft nur inszenieren, weil er gar nicht weiß, was einen intelligenten oder aktiven Menschen eigentlich ausmacht. Aber es ist ein schönes Bild von sich, das ist toll, dann muss man sich nicht so sehen, wie man ist: alleingelassen, ungefördert, mit sterbendem unausgeschöpften Potential. Und es ist einfacher. Aber umso schwieriger wird es, das alles zu durchbrechen, weil man dann noch oben drauf seine Selbstlüge aufgeben müsste. Es ist einfach chancenlos bei der Mehrheit aller Betroffenen. Und das macht mich unglaublich traurig All das Potential, es wäre da, aber man hat sich aktiv dagegen entschieden, damit man bequem sein kann, ich kann das nicht verstehen. Und um diese Entscheidung dann zu rechtfertigen, verbreiten man sie und heißt es das neue Gut.
MissMary schrieb:Daher muss man tatsächlich die Schultüte und die Hefte vor der Einschulung abgeben. Kinder ohne Schultüte erhalten eine (was dann aber die Eltern ärgert, die sich die Schultüte zusammengespart haben) - dann gibt es Eltern, die sich über den Inhalt der geschenkten Schultüte aufregen ...
Ja, es ,,steht ihnen doch zu". Es ist ein ,,Service". Ich meine, was sagt ihr dann zu solchen Menschen?
MissMary schrieb:Anderes Beispiel: Aus Brandschutzgründen darf die Einschulung nur von vier Familienmitgliedern + allen Geschwistern begleitet werden - das ist nun aber eine "wichtige" Feier - bei uns sind letztes Jahr mehrere Familien dabei "erwischt" worden, dass sie die Eintrittskarten gescannt und gefälscht haben - der Tipp wurde sogar im Internet weitergeben "wir lassen uns da doch nicht beschränken". Die Frage ist ... wo endet das?
Es gibt eben keine wirklichen Konsequenzen und das meine ich mit fehlender Kritikfähigkeit. Die Leute wissen genau, dass sie einen Fehler machen, ganz ganz genau. Aber erwischt man sie und spricht es an, können die allermeisten nur mit Wut und Aggression reagieren, alles andere zöge Scham und Selbstverantwortung nach sich, das könnten sie nicht ertragen und einige können es einfach überhaupt nicht, sie sind de facto geistig behindert. In meinen Augen. Ich weiß, dass das hart klingt, aber ganz ehrlich: so ein Verhalten IST hart und es ZEIGT Behinderung.
MissMary schrieb:Was machst du da?
Ganz ehrlich, ich würde eher mit dem Kind reden. Aber das sag ich auch nur, weil ich eben nicht über deinen Erfahrungs-Hintergrund verfüge, ich hab großen Respekt vor deiner Kraft, die du offensichtlich haben musst, um das so zu bewältigen. Und dass du es anpackst, respektiere ich fast grenzenlos.
MissMary schrieb:Die Lücken werden nie aufgearbeitet, es gibt schlechte Noten, das Kind ist frustriert, du schreibst Förderpläne, die nie abgearbeitet werden ... und die Lücke wird immer größer.
Und das Kind dann an diesen Rentner zu verweisen, bringt auch nichts, weil es da auch nicht hingeht, oder? Darf es denn nicht hin oder will es nicht?
In unserer Klasse gab es mal einen Jungen, der wollte einfach nicht in bestimmten Bereichen (und seinen Eltern war's egal), er hat aber unglaublich gern Fußballbildchen und so gesammelt. Und als unsere Lehrerin welche hatte, die er wollte, hat sie ihm die immer unter der Prämisse gegeben, dass er sein Zeug macht. Und als sich seine Noten verbessert haben, hat sie ihn dafür immer mal mit einem Satz auch in der Klasse gelobt, also nicht so zelebriert oder so, aber man hat sehr gesehen, dass ihn das berührt hat, er aber auch nicht damit umgehen konnte, weil er es nicht gewohnt war. Deshalb war es gut, dass die Lehrerin das so dosiert gemacht hat, bei mehr wäre er bestimmt nicht stabil geblieben. Am Ende hat er mehr Spaß am Mitarbeiten gefunden, eine 180 ° Wende hat er definitiv nicht gemacht, aber es war besser, seine Noten auch. Ein wenig. Aber die Lehrerin war frisch fertig, ich glaube, da hat man noch die Kraft für so was.
MissMary schrieb:PVC-Frei schrieb:
Ich hab Asperger-Autismus und kann ganz klar sagen, dass das nicht stimmt.
Okay, das denke ich, dass da noch einiges an gesellschaftlicher Arbeit nötig ist - v.a. Aufklärung. Ich wünsche dir, dass sich die Gesellschaft in dem Punkt weiterverändert.
Danke, sehr lieb von dir =) Ich denke, selbst wenn eine Aufklärung stattfünde, werden es die meisten nicht begreifen können, weil sehr oft Spezialinteressen involviert sind, die dann eine hohe Expertise nach sich ziehen. Die allgemeine Reaktion auf Bildung ist Ablehnung, weil sich die meisten Menschen gern klüger fühlen, als andere. Sich auf einmal so einer hohen Expertise ausgesetzt zu sehen, lässt das Kartenhaus sehr schnell zusammenbrechen und das zieht meistens Frust, Ablehnung und Aggression statt Einsicht oder Umdenken nach sich, weil viele mit der Aufarbeitung von Frust gar nichts am Hut haben. Noch dazu kommt die Faktenliebe eines Aspergers und die Einstellung, dass die Wahrheit da ist, ob du sie ansprichst, oder nicht. Aber eigentlich sieht es so aus: Dir gnaden die GÖTTER, du sprichst es an! Es gibt keine Flucht, wenn man unter Menschen ist, sie hängen so sehr daran, dass sie selbst was Besseres sind, dass sie dich hart bestrafen, wenn du eins dieser Kriterien erfüllst, das sie für sich sehen. Und dann musst du gefälligst der schlauste Mensch der Welt sein und keine Fehler haben, weil sonst drauf rumgehackt wird. Die ganzen Grauabstufungen des Lebens ... nicht da. Ob die Leute nun was über Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) wissen oder nicht, wird die Menschen an sich nicht ändern.
Der Witz ist, dass Asperger-Autismus ja erst mal nicht automatisch mit einer hohen Intelligenz einhergeht, viele machen einfach nur was aus dem, was sie haben und viele ,,Neurotypische" eben nicht - und dafür sollst du dann büßen. Womit wir eigentlich auch z. T. wieder bei der verwirkten Kindheit wären.
Und das alles hat noch nicht mal die tatsächliche problematische Andersartigkeit berührt, die man eben haben kann, wenn man eine ASS hat.
@Kürbisgesicht Ich möchte sagen, dass ich nicht aggressiv oder genervt, sondern verwundert bin und deshalb wie folgt reagieren werde:
Kürbisgesicht schrieb:Obacht, Egozentriker sind nicht gleich Narzissten.
Das ist selbstverständlich
Kürbisgesicht schrieb:Hmm, evtl. kommt es aber auch darauf an wen man vor sich hat und auch wie man Dinge anspricht.
Das ist selbstverständlich
Kürbisgesicht schrieb:Es wird auch weniger die Unfähigkeit sein Kritik anzunehmen, sondern in seinen Ansichten extrem festzustecken oder auch weil man denkt, sich verletzlich zu machen.
Das bedingt einander.
Kürbisgesicht schrieb:Da muss man wohl unterscheiden, ob es mit Fakten untermauert werden kann oder nur hohles gebrabbel ist.
Das ist selbstverständlich.
Wer außerdem tatsächlich zu Fakten greift und es in kurzen Worten präzise zusammenfasst, legt offen, dass es dem Gegenüber dann trotzdem schwerfallen kann, nicht recht zu haben. Außerdem triggert man dann Aussagen wie ,,Klugscheißer", ,,Hältst dich wohl für was Besseres", ,,Du bist so eingebildet", ,,Mit dir kann man ja nicht reden" etc.
Außerdem wäre es mir nicht so wichtig, ob jemand über etwas alles weiß, heutzutage gibt es sooo viel zu wissen, es scheint mir nicht möglich, in mehreren Gebieten einen sehr guten fundierten Überblick zu haben. Oft redet man und tauscht sich aus, eben damit man seine Einblicke erweitert. Dieser Trend, ,,Beweise" zu verlangen, gleichzeitig aber nicht offen für eine Fülle von Wissen und (eigenständige) Recherche zu sein, befremdet mich.
Kürbisgesicht schrieb:Das habe ich auch beobachten können aber auch nur bei Menschen die eh schon eine negative Tendenz aufweisen.
Mir geht's hier ja um diese Zunahme dieser Tendenz. Außerdem sind Menschen ja sehr facettenreich, sie können eine große Reihe von Emotionen und Reaktionen bieten. Was mir sehr wichtig ist ist, dass es eben kein ,,gut" oder ,,böse" gibt, übertragen: es gibt nicht dieses ,,schwarz-weiß", an dem viele zu hängen scheinen, aber ab einem gewissen Grad verliert man sich auch in Grautönen, das kann ich verstehen.
Kürbisgesicht schrieb:Ja, Verwantwortung für sein eigenes Handeln zu übernehmen scheint aus der Mode gekommen zu sein.
Natürlich kann das auch mal wehtun sich diversen Situationen stellen zu müssen aber das gehört eben dazu, hat wohl mit Bequemlichkeit zu tun sich zu entziehen und bei manchen auch mit übersteigertem Selbstwert, wenn auch nur eingebildet.
Wie würdest du diese Selbstverantwortung definieren, was macht sie für dich aus? Welchen Situationen ,,stellt" man sich deiner Meinung nach und wie geht man dann damit um?
Kürbisgesicht schrieb:Da müsste man hinterfragen woher diese Haltung bei einigen Menschen kommt, hier geht es mit Sicherheit auch um Gruppenzugehörigkeit und bloß nicht anecken.
Was denkst du, woher sie kommt und was man dagegen tun könnte? Ich glaube, der Wunsch nach Zugehörigkeit zur Gruppe ist real und mächtig, aber das allein führt ja erst mal nicht zu Sittenverfall.
Kürbisgesicht schrieb:Luminita schrieb:
Social Media ist sicherlich eines der größten Probleme unserer Gesellschaft, das wird klarer, je mehr dort passiert.
Bingo, dem schließe ich mich an.
Versteht eigentlich jemand, warum diese social bots so viele Fehlinformationen über Impfen, MMS und gleichwertigen Mist erzählen? Was ist der Sinn/das zugrunde liegende Ziel?
Yooo schrieb:Beim "Job" von @MissMary, würde ich auf klardeutsch gesagt, die Krätze am Sack bekommen und wahrscheinlich der erste amoklaufende Lehrer werden. Weil das ist doch wie: "du bist der Arsch vom Dienst und hast außerdem noch keinerlei Macht"
Also entweder Amoklauf oder: Mit einer Hand einen formschönen Mittelfinger und die andere kommt an den Sack zwecks kraulen - und nix mehr machen. Ein T-Shirt "Fack ju Göthe" dazu und man hat Struktur.
Da werd ich schon beim lesen aggressiv 😋 - ungesund.
Puh, ich denke auch, dass da Stärke dazugehört und tiefes Durchatmen und der Glaube an echte Werte. Ich denke, ein Kind wird ja nicht von sich aus so scheiße und alle Eltern waren mal Kinder.
Na gut, sabotieren würde ich es nicht, aber den Job definitiv irgendwann abgeben und was weniger Nervenaufreibendes machen, Fluorchemie z. B.