Suppenhahn schrieb:Ähnliche Verhaltensweisen vermute ich halt auch in der DDR.
Als "Ossi" habe ich von der 68er Bewegung im Grunde nicht viel mitbekommen (kein Wunder, ich konnte ja gerademal aufrecht stehen
:)), wenn ich heute darüber etwas lese, komme ich eher zu dem Schluss, dass sie total überbewertet wird. Es fing alles mit dem Protest einiger (ein paar tausend) Studenten an, der sich gegen den Vietnamkrieg, Bildungsnotstand, Nazi-Aufarbeitung ... oder kurz gesagt gegen das Establishment richtete, also im Grunde ein ganz normaler Vorgang.
Darüber hinaus war die 68er-Bewegung ein Teil jener Generation, die nach den Kriegen in den Genuss nie dagewesener Freiheiten kam, und vermutlich fiel dieses jugendliche Aufbegehren deshalb auch etwas intensiver aus, aber wie gesagt, es war nur ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung, die "große Masse" dachte da sicher viel konservativer. Wieso sollte also diese Bewegung nach über 50 Jahren immer noch als eine Ursache dafür herhalten, dass primitive Dumpfbacken sich nicht an einfachste soziale Normen halten können?
In der DDR wurde natürlich alles sehr genau wahrgenommen, was im anderen Deutschland so ablief, insbesonder wenn es um Dinge ging, die es hierzulande nicht gab, also auch Freiheiten wie das Recht, für seine Vorstellungen offen einzustehen. Der Protest gegen den Vietnamkrieg war hier aber schon staatlich organisiert, damit konnte man keinen Jugendlichen hinterm Ofen vorlocken
:DAn den Bildungsmöglichkeiten gab es auch nicht viel zu bemängeln, hier spielte weniger das Geld der Eltern eine Rolle, vielmehr die Parteizugehörigkeit. Nazis waren auch nicht wirklich ein Thema, bleibt also noch die sexuelle Freizügigkeit, die sicher nicht zu unterschätzen ist, aber nicht Grund genug war, sich mit der Staatsmacht anzulegen.
Nein, ich denke die Situation in der DDR war eine andere. Organisierter Protest war nicht so einfach auf die Beine zu stellen, es mangelte einfach an den entscheidenden Möglichkeiten. Im Umfeld der Kirchen boten sich zwar Gelegenheiten, aber auch die hatte man bis kurz vor Schluss unter Kontrolle.
Meine Sozialisierung verlief jedenfalls sehr konservativ, mir stand nie der Sinn nach Rebellion, und schon gar nicht auf Kosten von anderen. Dinge wie Anstand und Respekt werden zudem nicht von staatlicher Seite vermittelt, sondern von den Eltern, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diesbezüglich viel Glück hatte.
Wenn ich heute so ein randalierendes Stück Scheiße sehe, das mit Bierflaschen auf Polizeibeamte wirft, dann habe ich auch schon eine ganz konkrete Vorstellung von seinen Eltern. Da brauche ich nicht erst fadenscheinige Gründe an den Haaren herbeizuziehen, ... da gewinnt die vielzitierte "Schwere Kindheit" gleich unheimlich an Bedeutung
:)Was ich in unserem Land vermisse, sind Einrichtungen wie "Bautzen II", wo einem schon bei der bloßen Erwähnung des Namens die Knie schlottern. Ich denke, 3 Tage Aufenthalt sollten reichen, um aus jedem Wohlstands-Assi einen Vorzeigebürger zu machen, anders bekommt man das wohl nicht mehr in den Griff.